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Veröffentlicht am 31.12.2022

Vertrauen

Die dunklen Fälle des Harry Dresden - Wolfsjagd
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Wieder wird der Magier Harry Dresden von Detective Murphy zu einem Mordfall gerufen. Knapp außerhalb Chicagos. Murphy erklärt, das mit der Zuständigkeit sei geregelt. Wirklich? Sie haben gerade genug Zeit, ...

Wieder wird der Magier Harry Dresden von Detective Murphy zu einem Mordfall gerufen. Knapp außerhalb Chicagos. Murphy erklärt, das mit der Zuständigkeit sei geregelt. Wirklich? Sie haben gerade genug Zeit, den Fundort zu begehen, da erscheint eine Delegation des FBI und vorbei ist es mit der Zuständigkeit und dem Auftrag. Eigentlich. Denn die Zeichen stehen auf noch mehr Morde und Harry Dresden will unbedingt verhindern, was er verhindern kann. In welche Gefahr er sich begibt, kann er nicht ahnen. Er kann nur hoffen, dass das mühsam wieder hergestellte Vertrauen zwischen ihm und Karrin Murphy erhalten bleibt.

In seinem zweiten Auftritt muss sich Harry Dresden mit einer Gefahr auseinandersetzen, mit der er nie gerechnet hätte. Magische Wesen, ja. er ist einiges gewöhnt. Doch mit Werwölfen hat er nicht gerechnet. Die grausame Art wie sie ihre Opfer töten zerrt auch an Dresdens Nerven. Müssen jetzt alle vier Wochen Menschen den Aufgang des Vollmonds mit ihrem Leben bezahlen? Oder steckt hinter dem Ganzen ein Plan? Eine vage Spur tut sich auf, die Dresden in die Welt der unterschiedlichen Legenden von Werwölfen führt. Und so ganz nebenbei taucht auch der zwielichtige Geschäftsmann John Marcone mit seinen zwielichtigen Angeboten wieder auf.

Wenn man die ursprünglichen Ausgaben der Harry Dresden Reihe verpasst hat, kann man sich nun auf die schön gestalteten Neuausgaben freuen. In diesem zweiten Band geht es manchmal etwas brutal zu. Es muss einem eben klar sein, dass Werwölfe mit ihren opfern nicht zimperlich umgehen. Spannend geht es trotzdem zu, denn ganz schön verwickelt sind die Handlungsstränge und man muss aufmerksam sein, um Gut und Böse auseinanderzuhalten. Geprägt wird die Story auch weiterhin durch die Frage, inwieweit Dresden und Murphy einander trauen können. Kann sie als Polizistin sich darauf verlassen, dass er ihr zur Seite steht? Und kann er als Magier jede Information preisgeben, auch wenn es gefährlich werden könnte? Daraus ergibt sich etwas Magnetisches, dass die Reihe trägt.

Veröffentlicht am 29.12.2022

Hurricane

Todesspiel. Die Nordseite des Herzens
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Der Hurricane Katrina rast auf die Küste Louisianas zu. Amaia Salazar nimmt gerade an einem Kurs des FBI teil. An echten Fällen soll sie ihre Fähigkeiten schärfen. Eine Unstimmigkeit bringt sie auf eine ...

Der Hurricane Katrina rast auf die Küste Louisianas zu. Amaia Salazar nimmt gerade an einem Kurs des FBI teil. An echten Fällen soll sie ihre Fähigkeiten schärfen. Eine Unstimmigkeit bringt sie auf eine Idee, welche sie gemeinsam mit einem Ermittlerteam nach New Orleans führt. Ein Serienmörder muss unbedingt gefunden werden bevor er noch weitere Taten begehen kann. Nicht alle im Team sind von Salazars ungewöhnlichen Gedankengängen einverstanden, doch Agent Dupree erkennt ihre Fähigkeiten. Allerdings verfolgt Dupree auch eigene Ziele. Und Salazars Vergangenheit bleibt ihr immer gegenwärtig.

Salazar und Dupree sind ein ungewöhnliches Team, zwei unterschiedliche Charaktere, die sich gut ergänzen. Ihre Ermittlungen führen sie nach New Orleans zur Zeit der herannahenden Katastrophe. Bisher hat der gesuchte Serientäter immer zugeschlagen, wenn es kurz vorher zu einer Naturkatastrophe gekommen war. Das legt die Vermutung nahe, dass er in New Orleans auftauchen könnte, um weitere Opfer zu suchen. Die Gelegenheit, ihn zu fassen. Doch Salazar und Dupree haben ihre eigenen Dämonen.

Es gibt eine Reihe um die Polizistin Amaia Salazar, zu der dieser Band nicht direkt zu gehören scheint. Allerdings beschreibt die Autorin den Roman als Teil eines Zyklus´. Die Lektüre dieses über 600 Seiten langen Kriminalromans macht durchaus neugierig auf mehr von der Autorin. Die Art wie Salazar und Dupree ihre Nachforschungen anstellen ist ausgesprochen fesselnd, auch wenn man sich manchmal fragt, wozu gewisse Umwege notwendig sind. Nichtsdestotrotz bleibt man immer gespannt auf die Enttarnung des Serientäters. Sehr geschickt werden kleine Hinweise zusammengefügt, die schließlich ein überraschendes Bild ergeben. Kommen noch die Intrigen und die Revierkämpfe unter den amerikanischen Polizisten, die vielleicht befremdlich wirken, aber doch noch zur Würze des Romans beitragen. Mit diesem Kriminalroman kann man eine außergewöhnliche Polizistin entdecken, die entweder wegen oder trotz ihres Hintergrundes ihre herausragenden Fähigkeiten entwickelt hat. Amaia Salazar ist sicher ein Name, den man sich merken wird.

Veröffentlicht am 28.12.2022

Frauenpower

Die Unternehmerin von Amsterdam
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Mit dem Tod ihrer Eltern kurz nacheinander hat sich Lydia noch nicht abfinden können. Im Jahr 1892 pendelt sie zwischen Familienwohnsitz und Amsterdam hin und her und versucht wenigstens das Zusammensein ...

Mit dem Tod ihrer Eltern kurz nacheinander hat sich Lydia noch nicht abfinden können. Im Jahr 1892 pendelt sie zwischen Familienwohnsitz und Amsterdam hin und her und versucht wenigstens das Zusammensein mit ihren besten Freundinnen genießen. Als die dann die Papiere ihres Vaters durchsieht, entdeckt sie, dass er plante im einem Bauern vor Ort eine Käsefabrik zu eröffnen. Endlich sieht Lydia eine Aufgabe, sie will in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Zu dieser Zeit ist das für eine Frau alles andere als einfach. Gewisse Verträge darf nur ein Mann abschließen. Zum Glück ist Huib, der Inhaber des Bauernhofs, auf ihrer Seite.

Das Leben von Lydia entwickelt sich anders als das ihrer Mutter, die die gegen die ihr zugedachte Rolle aufbegehrt hat. Durch den frühen Tod ihrer Eltern nimmt Lydia schon wegen der Umstände einen anderen Weg. Doch auch die Zeiten ändern sich und Frauen denken so langsam daran, dass sie auch eine Ausbildung oder einen Beruf gebrauchen könnten. Für die wohlhabenden jungen Frauen gilt das allerdings weniger als für die Arbeiterinnen. Lydia weiß, wenn sie heiratet, hat letztlich ihr Mann den Zugriff auf ihr Vermögen. Und das möchte sie nicht. Ihr gemeinsames Unternehmen mit dem Landwirt Huib wird vom Landvolk kritisch beäugt.

Beim Lesen des Titels und auch des Klappentextes bilden sich Vorstellungen über den Schwerpunkt dieses Romans. Der tatsächliche Inhalt entwickelt sich dann etwas anders. Zwar steht Lydia im Mittelpunkt, doch ihre Rolle als Unternehmerin und Frau in einer Zeit des Umbruchs gerät ein wenig in den Hintergrund. Mehr geht es um ihre Liebe, ihre Entscheidungen und die Liebe zu ihrer Tochter, welche als junge Erwachsne mehr Raum beansprucht. Da die Handlung sich über etliche Jahre erstreckt, muss man mit Zeitsprüngen klarkommen und auch einer gewissen Episodenhaftigkeit. Lange Zeiträume liegen einem mehr oder weniger. Ein Vorteil davon ist gewiss, die Darstellung der Veränderung. So war es den Frauen zunächst nicht erlaubt, viele eigene Entscheidungen zu treffen und kaum zwanzig Jahre später, machen sie Ausbildungen und stehen ihre Frau. Sehr interessant sind auch die Anmerkungen der Autorin im Nachwort, die einige Passagen in einem neuen Licht erscheinen lassen.

Ein sehr schöner historischer Roman, der besonders mit seiner historischen Akkuratesse beeindruckt.

Veröffentlicht am 27.12.2022

Die Schuld

Das College
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Der wegen Mord verurteilte John Neville ist im Gefängnis verstorben. Damit sollte endlich alles vorbei sein, denkt Hannah, die vor zehn Jahren gegen ihn ausgesagt hat. Damals hat Hannah ihre Freundin April ...

Der wegen Mord verurteilte John Neville ist im Gefängnis verstorben. Damit sollte endlich alles vorbei sein, denkt Hannah, die vor zehn Jahren gegen ihn ausgesagt hat. Damals hat Hannah ihre Freundin April tot aufgefunden und Neville war der Einzige, der in der Nähe war. Als sich ein Journalist bei ihr meldet, werden in Hannah Zweifel geweckt. Könnte doch jemand anders für Aprils Tod verantwortlich sein. Um mit dem Geschehen wirklich abzuschließen, muss sich Hannah allem nochmal stellen. Sie beginnt, ihre alten Studienkollegen aufzusuchen und bittet sie, von April zu erzählen.

Es kommen Erinnerungen in Hannah hoch an ihr erstes Studienjahr, die Wochen, in denen alles neu war, als sie und April sich kennenlernten, als sie mit einigen anderen eine Clique bildeten. April konnte so nett sein, aber nicht immer. Das hat auch Hannah schnell gemerkt. Aber das ist doch kein Grund jemanden umzubringen. Inzwischen ist Hannah mit Will verheiratet. Ein wenig unwohl fühlt sie sich deshalb manchmal immer noch, denn Will war vorher mit April zusammen. Dennoch war das erste Trimester einfach toll. Und nun arbeitet Hannah als Buchhändlerin mit ihren geliebten Büchern. Nur einen Abschluss hat sie nie gemacht.

Dieser Thriller beginnt etwas unscheinbar. Wenn man nicht den Klappentext gelesen hätte, würde man denken, am College, was soll da schon passieren. Man erinnert sich an die eigene Ausbildung, die eher unspektakulär verlief, es muss eigentlich alles easy sein. Doch nach und nach geht einem auf, dass für Hannah nicht alles easy ist. Weder damals noch heute. Ihre Überlegungen nehmen sie ein und als Leser ist man überzeugt, dass an Hannahs Gedanken etwas dran ist. Die Autorin erweist sich aber als Meisterin der Täuschung. Dadurch wird der Thriller je tiefer in ihn man eintaucht, desto packender. Es ist nicht nur Hannahs Puls, der steigt, man fühlt selbst die Anspannung.

Auch wenn nach der Todesnachricht, durch die alles ausgelöst wird, zunächst Zeit darauf verwendet wird, einen in Sicherheit zu wiegen, so gewinnt dieser Roman im weiteren Verlauf echten Thrill und man kann ihn nicht mehr beiseitelegen.

Veröffentlicht am 27.12.2022

Ich warte

Der große Sommer
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Wenn Friedrich sitzen bleibt, muss er die Schule ohne Abschluss verlassen. Diesmal ist seine Mutter wirklich sauer und sie beschließt, dass Friedrich anstatt mit in den Sommerurlaub zu fahren die Ferien ...

Wenn Friedrich sitzen bleibt, muss er die Schule ohne Abschluss verlassen. Diesmal ist seine Mutter wirklich sauer und sie beschließt, dass Friedrich anstatt mit in den Sommerurlaub zu fahren die Ferien bei den Großeltern verbringen soll. Friedrich mag seine Großeltern im Prinzip, jedenfalls seine Nana. Sein Großvater ist sehr kühl und eher streng. So heißt es, von acht bis zwölf lernen, dann Mittag essen und dann frei. Doch sein Großvater hat etwas an sich und Friedrich beginnt zu lernen. Auch seine Schwester Alma ist daheim geblieben. Und kurz vor Ferienbeginn lernt Friedrich Beate mit den wunderschönen Augen kennen.

An der Grenze zum Erwachsenenleben empfindet man die Veränderungen manchmal tiefer und direkter. So sieht es Friedrich, der diesen Sommer sehr intensiv erlebt. Zur Rettung seiner Schullaufbahn muss er sich wirklich anstrengen. Zum Glück ist sein bester Freund Johann da und Alma. Und auch Beate stößt zu der kleinen Clique. Freunde sind doch das Beste, was einem passieren kann. Doch auch seinen Großeltern kommt Friedrich näher. Mit dem Erstaunen der Jugend stellt er fest, sogar sie hatten ein Leben. Durch die Treffen mit den Freunden werden aus den Arbeitsferien doch noch richtige Ferien, in denen sich auch Unerwartetes ereignet.

Eine Geschichte von Freundschaft, Familie und erster Liebe, die zu Herzen geht. Vielleicht fällt es einem zu Beginn nicht ganz so leicht, sich in Friedrichs Welt hineinzudenken. Doch bald schon wird man hineingesogen in Friedrichs Leben. Die Hochs und Tiefs seiner Gefühle, sein Erleben, seine Begegnung mit den Großeltern, die er so noch nicht kannte. Die Schilderungen sind direkt und ehrlich und mitunter zu Herzen gehend. Vielleicht hätte man von einigem lieber etwas weniger gewußt und von anderem etwas mehr. Dennoch berührt diese Erzählung vom Erwachsenwerden, welches eigentlich nie ohne Blessuren abgeht. In der Erinnerung wird so ein großer Sommer häufig von den warmgoldenen Sonnenstrahlen erhellt, die die Jugend als schönste Zeit des Lebens weichzeichnen. Und doch wird man beim Lesen dieses Romans an seine eigenen großen Sommer denken, die vielleicht nicht ganz so dramatisch waren, aber deren Bilder doch in der Erinnerung geblieben sind.