Cover-Bild Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte
14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 23.10.2014
  • ISBN: 9783596195374
Rachel Joyce

Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte

Roman
Maria Andreas (Übersetzer)

Rachel Joyce zieht uns ins Herz der Zeit.

Die Freunde Byron und James sind elf Jahre alt, als sich alles für immer verändert. Niemand sieht das Mädchen mit dem roten Fahrrad. Nur Byron, der mit seiner schönen Mutter im Wagen sitzt, als der Unfall im dichten Nebel geschieht. Byron weiß sofort: Er darf keinem etwas davon erzählen. Doch in nur zwei Sekunden ist die ganze Welt aus den Fugen geraten, und er braucht James an seiner Seite. Können zwei Sekunden existieren, die es vorher nicht gab? Und wird ihre perfekte Welt jemals wieder in den Takt kommen?

Eine tief berührende Geschichte über Zerbrechlichkeit und Wahrheit, Freundschaft und Liebe und zwei lebenslange Sekunden. Von der Autorin des Weltbestsellers ›Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry‹.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.06.2019

Ein Leben gerät aus den Fugen

0

Die Geschichte spielt in England abwechselnd auf zwei Zeitebenen – 1972 und in der Gegenwart.
Die elfjährigen Jungen Byron und James aus der upper class sind Schulfreunde. James ist etwas exzentrisch. ...

Die Geschichte spielt in England abwechselnd auf zwei Zeitebenen – 1972 und in der Gegenwart.
Die elfjährigen Jungen Byron und James aus der upper class sind Schulfreunde. James ist etwas exzentrisch. Doch Byron schaut zu ihm auf und hält ihn für den klügsten Jungen. Als James Byron erzählt, in der Zeitung gelesen zu haben, dass der Zeit zwei Sekunden hinzugefügt werden sollen, beunruhigt das Byron zutiefst. Ein Ereignis, für das nach Byrons Ansicht gerade diese beiden Sekunden verantwortlich sind, lässt sein bis dahin so perfektes Leben völlig aus den Fugen geraten. Dabei ist das Ereignis selbst gar nicht so katastrophal, sondern nur Byrons Wahrnehmung von ihm sowie wie er und James mit einem akribisch ausgearbeiteten Plan und seine Mutter damit umgehen. Das ist die eigentliche Crux dieser tragischen und ergreifenden Geschichte.
Der Mittfünfziger Jim ist ein früherer langjähriger Patient einer psychiatrischen Anstalt. Er ist besessen von täglichen Ritualen, ohne deren Einhaltung er sich nicht sicher fühlt. Trotz seiner Unbeholfenheit schließt er allmählich Freundschaft mit seinen Kollegen in dem Café, in dem er arbeitet.
Beide Geschichten verbinden sich gekonnt am Ende zu einer Einheit. Die Romanfiguren werden so dargestellt, dass man einfach nur Sympathie mit ihnen und Verständnis für sie haben muss: die sich so unzulänglich fühlende Mutter; Byrons Bedürfnis, seine geliebte Mutter zu schützen; Jims Versuche, normal zu sein. Psychische Erkrankungen wie Depressionen und Zwangsneurosen werden mit Humor dargestellt. Auch atmosphärisch gibt es Besonderheiten, die auf die beinahe schon prosaisch wirkende Erzählweise zurückgehen – der vergangene Sommer und der gegenwärtige Winter sind fast spürbar.
Ein Buch, das zu lesen ich nur empfehlen kann.

Veröffentlicht am 07.01.2017

Unglaublich berührend!

0

“Rachel Joyce zieht uns ins Herz der Zeit: eine tief berührende Geschichte über Zerbrechlichkeit und Wahrheit, Freundschaft und Liebe und zwei lebenslange Sekunden.” Diese Buchbeschreibung trifft den Kern.
Ein ...

“Rachel Joyce zieht uns ins Herz der Zeit: eine tief berührende Geschichte über Zerbrechlichkeit und Wahrheit, Freundschaft und Liebe und zwei lebenslange Sekunden.” Diese Buchbeschreibung trifft den Kern.
Ein tragischer Unfall verändert das Leben der Familie Hemmings für immer. Wir begleiten Mutter und Sohn durch Jahre von Ungewissheit und dem stetigen Gefühl das etwas ganz und gar nicht stimmt.
Bis zum Schluss…

Das Buch hat mich sehr berührt. Es ist sehr gefühlvoll geschrieben und man taucht in eine ganz andere Welt beim Lesen. Unbedingt lesenswert!!

Veröffentlicht am 26.03.2023

Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt mit melancholischer und angstbehafteter Atmosphäre

0

1972 ist Byron elf Jahre alt, als sein bester Freund James, zu dem er aufblickt, ihm von den Schaltsekunden erzählt, die von der Regierung eingeführt wurden. In dem Moment, als die Uhren dann tatsächlich ...

1972 ist Byron elf Jahre alt, als sein bester Freund James, zu dem er aufblickt, ihm von den Schaltsekunden erzählt, die von der Regierung eingeführt wurden. In dem Moment, als die Uhren dann tatsächlich rückwärts zu gehen scheinen, fährt Byrons Mutter auf dem Schulweg ein Mädchen auf einem Fahrrad an und merkt es offenbar nicht, denn sie fährt einfach weiter. Byron jedoch kann mit den Schuldgefühlen nicht leben und weiß nicht, was er tun kann. Er sorgt sich um seine Mutter, die so ganz anders ist, als die anderen Mütter in der Kleinstadt. Er hat Angst vor einer Bestrafung und möchte seine Mutter beschützen. Ein Gespräch mit seinem strengen Vater ist keine Option.Jim ist in den 50ern und arbeitet als Aushilfe in einem Café. Er stottert und wirkt auf andere zurückgeblieben, leidet jedoch an einer Zwangsstörung und Depressionen. Er war mehrfach in einer psychiatrischen Einrichtung, die ihm Halt gab, bevor diese geschlossen wurde. Als er bei einem Unfall angefahren wird, die Fahrerin jedoch nicht anzeigen möchte, kümmert sich eine Kollegin um ihn und Jim ist nicht mehr allein.

Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, im Sommer 1972 und im Winter in der Gegenwart. In beiden Erzählungen haben Verkehrsunfälle eine Schlüsselrolle. Lange ist jedoch nicht klar, in welchem Zusammenhang beide Abschnitte stehen.
Die Atmosphäre ist melancholisch und angstbehaftet. Byron fühlt sich für seine Mutter verantwortlich, die sich nicht gegen den herrischen Vater zur Wehr setzen kann und in der Gemeinde nicht integriert ist. Das Wissen über den Unfall wirft ihn aus der Bahn. Es ist nachvollziehbar und eindrücklich geschildert, wie dieses Geheimnis auf ihm lastet. Halt gibt ihm sein Freund James, der immer eine Idee hat. Dennoch schwingt stets ein ungutes Gefühl mit, dass die Situation trotz aller kindlicher Ideen eskalieren wird. Auch Jims Erkrankung ist authentisch dargestellt und erklärt sein zurückhaltendes Verhalten und den schwierigen Umgang mit anderen Menschen.
Neben der Frage, wie die Schicksale von Byron und Jim verknüpft werden, ist reizvoll zu lesen, was die Unfälle bewirken und welche Folgen sie für die Protagonisten haben. So stellen sie eine Wende dar, die nicht zu erwarten war und erzählen abseits von Zwangsstörungen und Ängsten eine Geschichte über Freundschaft und Zusammenhalt, die der Geschichte ein wenig ihre Melancholie nimmt und Hoffnung schenkt.
Es ist eine Geschichte der leisen Töne, bei der die Empathie für die verletzlichen Figuren im Vordergrund steht. Dennoch erzeugen beide Erzählebenen ihre ganz eigene Spannung, um zu erfahren, wer sich hinter Jim verbirgt und mit was der junge Byron, auf dem so eine große Verantwortung lastet, noch konfrontiert werden wird. Die Auflösung kommt dann jedoch etwas kurz und letztlich doch wenig überraschend und enttäuschend simpel.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Sehr gemischt

0

Anfang der 70er Jahre: Byron und James sind 11 Jahre alt und richtig gute Freunde, auch wenn James Eltern das aufgrund eines unglücklichen Vorkommnisses nicht gerne sehen. Byrons Mutter ist etwas "anders" ...

Anfang der 70er Jahre: Byron und James sind 11 Jahre alt und richtig gute Freunde, auch wenn James Eltern das aufgrund eines unglücklichen Vorkommnisses nicht gerne sehen. Byrons Mutter ist etwas "anders" als die übrigen Mütter ihrer Schule, auch wenn sie sich große Mühe gibt, in deren Fahrwasser mitzuschwimmen. Aus Gründen der Kalendergenauigkeit werden der Weltzeit 2 Sekunden zugefügt. Beide Jungen grübeln darüber, wo diese Sekunden herkommen, wann sie eingefügt werden und was sie wohl bewirken werden. Da geschieht ein Unfall: Byrons Mutter fährt im Nebel ein kleines Mädchen auf einem Fahrrad leicht an, ohne es mitzubekommen. Nur Byron sieht das Mädchen am Boden liegen, verschweigt dies jedoch, um seine Mutter nicht in Schwierigkeiten zu bringen. Er ist sicher, dass just in dem Moment des Unfalls seine Uhr für 2 Sekunden angehalten hat und er steigert sich in diese fixe Idee immer mehr hinein. Er gibt diesem Zeit-Phänomen die Schuld und schweigt dementsprechend anhaltend über das Geschehen. Gemeinsam mit James startet er Überlegungen und Forschungen darüber, wer das Kind war und warum nirgends etwas darüber berichtet wurde.



Das Buch spielt in 2 Zeitebenen: zum einen in der Zeit der damaligen Geschehnisse, zum anderen in der jetzigen Zeit mit dem Protagonisten Jim, der seit seiner Kindheit immer wieder in einer psychiatrischen Klinik untergebracht war und dort tlw. mit Elektroschocks behandelt wurde. Diese Ebenen wechseln sich ständig ab mit jedem Kapitel.

Der Schreibstil war hervorragend! Hätte mir der Stil nicht so gelegen, hätte ich es sicher nach der Hälfte weggelegt, denn mit der Story an sich hatte ich ernsthafte Probleme. Das liegt nicht etwa an Byrons Vater, der ein unmöglicher Typ und in meinen Augen auch ein echter Familien-Tyrann war. Zum Glück jedoch war er während der Arbeitswoche nicht zu Hause, sondern arbeitete in einer anderen Stadt und kam immer erst am Wochenende zu seiner Familie. Dann war aber auch alles vorgeschrieben:

Seine Frau hatte pünktlichst am Bahnhof zu stehen um ihn abzuholen, mit 2 adretten, braven Kindern, versteht sich.
Seine Frau hatte die Kleidung zu tragen, die er ihr geschenkt hatte und die ihm gefiel.
Das Haus hatte gepflegt und ordentlich zu sein, genau wie der Garten.
Seine Frau hatte Bericht zu erstatten, was wer unternommen hatte die Woche über und wie die übrigen Frauen doch neidisch sind auf ihren Jaguar, den er ihr kurz zuvor gekauft hat (um die Nachbarn und anderen Eltern neidisch zu machen - aus keinem anderen Grund!).
War irgendetwas nicht nach seinen Vorstellungen, dann fuhr er entrüstet vorzeitig zurück - nachdem er sie noch im Schlafzimmer richtig hergenommen hatte.
Aber damit kann ich umgehen. So sind eben manche Untypen in Büchern gestrickt und das macht ja auch irgendwie die Würze aus. Aber mit der Frau kam ich überhaupt nicht klar, die ja eigentlich den positiven Part stellen sollte in dieser Verbindung. Leider fällt es etwas schwer, darüber zu schreiben, ohne zu viel vom Inhalt zu verraten. Daher werde ich diese Rezi als erste mit einem Spoiler kennzeichnen.

Irgendwann gesteht Byron seiner Mutter den Unfall und diese forscht nun ihrerseits nach, wer wohl das Kind gewesen sein könnte und was sie ihm wohl Schlimmes angetan hat bei dem Unfall. Gemeinsam fährt sie mit Byron zu der betreffenden Familie, die in einer Art Armenviertel wohnt. Es stellt sich heraus, dass das Mädchen lediglich eine Schramme hatte und sie selbst gar nichts von einem Autounfall gewusst hatten. Da Byrons Mutter ein sehr schlechtes Gewissen plagt - der Unfall ist immerhin schon einige Wochen her - geht sie ins nächste Kaufhaus und kauft einige Sachen für die arme Familie. Mit der Zeit sieht deren Mutter hingegen ihre große Chance kommen. Sie nutzt das schlechte Gewissen schamlos aus, lässt sich beschenken und plötzlich hat das Mädel so sehr unter der Verletzung zu leiden, dass sie kaum noch das Knie bewegen kann. Es wird ein großes Pflaster auf das Knie geklebt, das angeblich dann doch genäht wurde, da es so schlecht verheilte. Je schlimmer sich die Verletzung entwickelt (irgendwann kann sie angeblich das Knie gar nicht mehr anwinkeln und wird es vermutlich auch nie mehr können), desto mehr lässt sich Byrons Mutter ausnehmen. Fast täglich kommt nun Mutter - oft nebst Tochter - in Byrons Haus zu Besuch, lässt sich dort beköstigen und verwöhnen und lässt auch noch einiges verschwinden.

Diese für mich total unrealistische Trotteligkeit der Mutter ist für mich absolut unglaubwürdig. Sogar die beiden Kinder Byron und James ahnen, was da vor sich geht. Mir ging das dermaßen auf die Nerven, dass ich wirklich nur dankbar war für jedes folgende Kapitel mit dem abgedrehten Jim, der unter argen Zwangshandlungen leidet und noch ärgere Probleme im Umgang mit Menschen hat. Dieser Handlungsstrang hielt mich am Buch - sonst hätte ich vermutlich aufgegeben, da es für mich tatsächlich schwer erträglich war, von dieser Mutter weiter zu lesen. Byron hingegen wirkte auf mich regelrecht zu erwachsen. Er musste teilweise irgendwann für die Mutter mitdenken, was mir auch etwas zu weit ging bei einem 11jährigen.

Nichts desto trotz hat es mir nicht leid getan, das Buch gelesen zu haben, denn wie gesagt: der Schreibstil ist spitze!
....und das Ende doch recht überraschend.

In jedem Fall ist es ein besonderes Buch und ich kann es auch wärmstens empfehlen, wenn der Leser nicht so empfindlich auf unlogische Protagonisten reagiert.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Schade...

0

Schade...konnte Rachel Joyce meiner Meinung nach mit ihrem Nachfolger nicht an den Erfolg von Die Pilgerreise des Harold Fry anknüpfen.
Das Jahr, das 2 Sekunden brauchte ist 410 Seiten (von total 430 ...

Schade...konnte Rachel Joyce meiner Meinung nach mit ihrem Nachfolger nicht an den Erfolg von Die Pilgerreise des Harold Fry anknüpfen.
Das Jahr, das 2 Sekunden brauchte ist 410 Seiten (von total 430 Seiten) lang eine Geschichte in zwei Erzählsträngen. Da ist die Geschichte vom 11 jährigen Byron, seiner nervösen und wohl ein wenig depressiven Mutter, der kleinen Schwester Lucy und dem cholerischen,aufbrausenden und kontrollsüchtigen Vater. Zudem hat Byron einen besten Freund James,der in der Geschichte eine wichtige Rolle spielt. Diese Geschichte spielt 1972 und wird bestimmt von einem altertümlichen Frauen und Gesellschaftsbild.
Parallel dazu wird die Lebensgeschichte von Jim, der in einer Anstalt seine Jugendjahre verbringt,erzählt. Jim geht mit zahlreichen Ticks und Neurosen durchs Leben. Haarklein wird ein Unfall, der ihm passiert ,erzählt. Diese Geschichte spielt rund 30 Jahre später.
Während des ganzen Buches fragt man sich als Leser, wie die zwei Geschichten wohl zusammenhängen. Für mich war das der einzige Grund, das Buch überhaupt fertig zu lesen. Die Figur Jim hat mich überhaupt nicht berührt. Ich fand den Unfall und seine Folgen künstlich aufgebauscht und langweilig. Die Geschichte von Byron fand ich interessanter...vor allem die Figuren von Mutter Diana und Vater Seymour sind gut gelungen und beschrieben. Es hätte aber auch dieser Geschichte gut getan, in kürzerer Form daher zu kommen. Die Verknüpfung der zwei Geschichten, 20 Seiten vor Schluss, ist dann leider keine so grosse Ueberraschung mehr.
Für mich ist "Das Jahr, das zwei Sekunden brauchte" ein Buch, wo mit wenig Inhalt versucht wurde, Seite um Seite zu füllen.