Cover-Bild Die Aosawa-Morde
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Atrium Verlag AG
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 16.03.2022
  • ISBN: 9783855351275
Riku Onda

Die Aosawa-Morde

Nora Bartels (Übersetzer)

Deutscher Krimipreis 2022

An einem stürmischen Sommertag veranstaltet die Familie Aosawa ein rauschendes Fest. Doch die Feier verwandelt sich in eine Tragödie, als siebzehn Menschen durch Zyanid in ihren Getränken sterben. Die einzige Unversehrte ist Hisako, die blinde Tochter des Hauses. Kurz darauf begeht der Mann, der die Getränke lieferte, Selbstmord und besiegelt damit scheinbar seine Schuld, während seine Motive im Dunkeln bleiben. Jahre später versuchen die Autorin eines Buches über das Verbrechen und ein Ermittler, der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Doch die Wahrheit ist immer nur das, was wir aus unserer Perspektive sehen …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2023

Außergewöhnlicher Rätsel-Krimi

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In den siebziger Jahren ereignet sich in einer japanischen Kleinstadt ein rätselhafter Massenmord. Bei einer Geburtstagsfeier im Haus einer angesehenen Ärztefamilie sterben 17 Menschen durch vergiftete ...

In den siebziger Jahren ereignet sich in einer japanischen Kleinstadt ein rätselhafter Massenmord. Bei einer Geburtstagsfeier im Haus einer angesehenen Ärztefamilie sterben 17 Menschen durch vergiftete Sake. Einzige Überlebende ist die 12-jährige, blinde Tochter Hisako. Das Verbrechen wird nie ganz aufgeklärt, auch wenn der Getränkelieferant kurz darauf seine Beteiligung gesteht, Selbstmord begeht und postum verurteilt wird. Was bleibt, ist ein vages Gefühl, dass Hisako etwas mit den grausamen Morden zu tun hat, doch Beweise gibt es keine.
Viele Jahre später schreibt Makiko Saiga, die damals als Kind Zeugin dieser Tragödie war, einen Tatsachenroman darüber, in dem sie Zeugen zu Wort kommen lässt.
Jetzt, wiederum viele Jahre später, scheint sich erneut jemand für die Personen zu interessieren, die damals eine Verbindung zu dem Verbrechen hatten.

»Ich hoffe, Sie verstehen, dass Wahrheit nichts anderes ist als die Sichtweise auf einen Gegenstand aus einer bestimmten Perspektive.« S.64

Genau das erwartet uns in Ondas Kriminalroman, der nur entfernt an einen Whodunit-Krimi erinnert, auch wenn die einzig verbleibende Person im Geschehen die perfekte Verdächtige ist. Doch welches Motiv sollte das blinde Mädchen haben? Formal ist der Krimi aus verschiedenen Blickwinkeln aufgebaut – transkribierten Interviews, in denen die Gesprächspartner lange rätselhaft bleiben und sich erst mit der Zeit erschließen. Was wir lesen, sind aber nur die Antworten und nicht die Fragen, hier mischt sich auch kein außenstehender Erzähler ein.
Das, was wir über die Figuren erfahren, beschränkt sich auf das, was sie uns selbst mitteilen. Auch das ist Onda hervorragend gelungen, ihnen eine eindeutige Stimme zu geben. Wenn sie aber jemand über die Familie Aosawa äußert, so mit viel Diskretion, die ich als typisch japanisch bezeichnen würde.

Ich hatte schnell den Verdacht, dass sich Hinweise im Text verstecken, auch war klar, dass die Perspektiven auf den Fall verschiedene Wahrheiten zeigten. Onda spielt also gekonnt mit der Wahrheit und scheint sich wie ein Puzzle mit der Zeit zusammenzufügen. Aber liefert sie wirklich für jedes Rätsel eine Lösung?
Neben den Perspektiven auf verschiedenen Zeitebenen arbeitet Onda auch mit verschiedenen Textstilen, indem sie Zeitungsmeldungen und Polizeiprotokolle einfügt, manche Kapitel bestehen nur aus Dialogen. Das alles fühlt sich experimentell aber auch sehr gelungen an.
Was mir als Nichtkenner der japanischen Literatur zum Teil verborgen blieb, ich aber trotzdem wahrgenommen habe, sind die bildlichen Metaphern. Ob es nur das eigenwillige, schiffsähnliche Haus mit den Bullaugen war, das Wetter, die Angewohnheit des Kommissars, Kraniche zu falten oder die weiße Kräuselmyrte, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Aber ich denke nicht, dass es Einfluss auf die Auflösung hatte.

Ich fand Ondas Krimi äußerst innovativ und überzeugend. Auch wenn er eher zurückhaltend und ruhig ist, entsteht eine subtile Spannung, die mich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchlesen ließ. Ich kenne nichts Vergleichbares und bin fasziniert, dass man Krimis auch völlig anders erzählen kann.
Ich empfehle es denen, die offen sind für Außergewöhnliches und keinen herkömmlichen Krimi lesen möchten, Wert auf sprachlich hervorragende Texte, Tiefe und Symbolik legen und sich ein wenig für japanische Gesellschaft und Kultur interessieren.

Anfang des Jahres hat sie mich bereits mit »Fische, die in Sonnensprenkeln schwimmen« begeistert und ich hoffe, noch viel von ihr lesen zu dürfen.

Das Glossar am Ende des Buches gibt Hilfestellung beim Verständnis einzelner Begriffe. Ich habe es aber nicht gebraucht, da die Übersetzerin Nora Bartels hier perfekte Arbeit geleistet hat.

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Veröffentlicht am 27.04.2022

Wahrheit ist subjektiv

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Für Lesende, die gerne außerhalb von Schubladen unterwegs sind und sich gerne mal auf „anders“ einlassen. Hier steht zwar Kriminalroman auf dem Cover, aber für mich war es nicht nur das sondern bei weitem ...

Für Lesende, die gerne außerhalb von Schubladen unterwegs sind und sich gerne mal auf „anders“ einlassen. Hier steht zwar Kriminalroman auf dem Cover, aber für mich war es nicht nur das sondern bei weitem viel mehr von anderem. ‚Die Aosawa Morde‘ ist eines der Bücher, die uns lehren was ein Perspektivwechsel mit uns und unserer Wahrheit anstellen kann.
Es ist Sommer, Familie Aosawa feiert ein Fest und es sterben 17 Familienmitglieder, weil Zyanid in den Getränken war. Nur die blinde Tochter überlebt, hat sie doch nichts getrunken. Es gibt eine scheinbar offensichtliche Lösung, denn der Getränkelieferant bringt sich um, aber war es seiner Ehre geschuldet oder ein Schuldeingeständnis? Dieser ganze Fall wird ex post noch mal betrachtet. Gibt es doch eine Untersuchung einer Studentin, die es zu Papier brachte. Diese wird zur Grundlage es erneut aufzurollen.
Riku Onda erzählt uns die Geschichte fragmentarisch und nicht chronologisch. Viele verschiedenen Stimmen kommen zu Wort, es wird in Erinnerungen gewühlt. Für mich ist dieses Buch sehr japanisch, denn leise und ruhig und doch mit brodelnder Tiefe erzählt. Auch die kulturelle Seite Japans kommt klar zum Ausdruck. Wir erfahren wie sich die Umgebung, das Wetter und die sozialen Gegebenheiten auswirken auf die Handlung. Es ist aus meiner Sicht auch extrem gut übersetzt aus dem Japanischen von Nora Bartels. Solch eine doch sehr andere Sprache macht es nicht einfach hier die richtigen Worte im Deutschen zu finden.
Fazit: „Die Wahrheit ist nichts anderes als ein Gegenstand, der aus einer bestimmten Perspektive betrachtet wird“.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Ein außergewöhnlicher Roman mit Sogwirkung

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Inhalt: Die einflussreiche Familie Aosawa feiert ein großes Fest. Es wird gelacht, getrunken und auch die Nachbarskinder dürfen mitfeiern. Doch das Fest endet tragisch. Bei Sonnenuntergang sind fast alle ...

Inhalt: Die einflussreiche Familie Aosawa feiert ein großes Fest. Es wird gelacht, getrunken und auch die Nachbarskinder dürfen mitfeiern. Doch das Fest endet tragisch. Bei Sonnenuntergang sind fast alle Familienmitglieder tot. Schnell stellt sich heraus, dass sie vergiftet worden sind: Ihr letztes Getränk war mit Zyanid versetzt. Nur Hisako, die blinde Tochter der Aosawas, überlebt das Unglück. Die Ermittlungen nach dem Ursprung des Giftes laufen auf Hochtouren, doch als der Mann, der die Getränke geliefert hat, Suizid begeht, scheint seine Schuld festzustehen. Unstimmigkeiten bleiben allerdings. Daher begibt sich Jahrzehnte später eine Frau auf Spurensuche und versucht, ein Netz aus „Wahrheiten“ zu entwirren.

Persönliche Meinung: „Die Aosawa-Morde“ ist ein Spannungs-/Kriminalroman der japanischen Autorin Riku Onda. Erzählt wird er aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei in jedem Kapitel eine andere Perspektive eingenommen wird. Häufig wird dabei in Dialog-/Interviewform erzählt, allerdings ohne, dass ein Interviewer eingeführt wird: Man liest nur die Gesprächsanteile der Person, die interviewt wird. So ist jedes Kapitel ein kleines Rätsel in sich: Wer redet da überhaupt? Wie ist sein/ihr Bezug zu der im vorherigen Kapitel befragten Figur? Und: Wer ist die interviewende Figur? Genutzt wird im Roman außerdem die Technik der literarischen Montage, was für zusätzliche Spannung sorgt: Die auf den ersten Blick voneinander losgelösten „Dialoge“ werden um Dokumente und einen Auszug aus einem Roman ergänzt, wobei man auch hier zunächst nicht sicher weiß, wie der genaue Zusammenhang ist. Dabei wird nicht immer chronologisch erzählt. Je weiter man allerdings liest, desto deutlicher wird, dass jedes Kapitel ein Puzzlestück ist, sodass sich schrittweise eine Handlung bildet: Nach und nach erhält man Informationen, mit denen man vorherige Kapitel besser (zeitlich und inhaltlich) einordnen kann. Sukzessiv kommt man dem Rätsel um die Aosawa-Morde näher – so scheint es. Doch: Gleichzeitig widersprechen sich die Figuren immer wieder, sodass man nie wirklich sicher sein kann, welche Figur jetzt die „Wahrheit“ erzählt. Insgesamt bricht „Die Aosawa-Morde“ auf diese Weise mit Lesegewohnheiten. Es existiert keine durch die Handlung führende Erzählinstanz; die Lesenden sind auf sich allein gestellt und müssen selbst einen Weg durch den Irrgarten der Perspektiven finden, selbst Sinn erzeugen, wodurch die Lektüre ungemein spannend und reizvoll ist. Nichts wird hier auf dem Silbertablett serviert und man muss während des Leseprozesses mitdenken. Ob man am Ende tatsächlich den „richtigen“ Weg gefunden hat, gibt der Roman nicht vor: Die Handlung ist stellenweise fluid und lässt sich nicht wirklich greifen. Einige Dinge bleiben bewusst vage bis ambig. Auch das Ende ist eher offen, lässt einen Interpretationsspielraum und hallt deshalb nach: Nach der Lektüre habe ich mich immer wieder dabei ertappt, die Handlung nochmal im Kopf zu durchzuspielen, um zu überprüfen, ob meine Theorie nicht doch Schwachstellen hat. Insgesamt ist „Die Aosawa-Morde“ ein literarisch anspruchsvoller Spannungsroman, auf den man sich einlassen muss. Springt man aber ins kalte Wasser, erwartet einen eine fesselnde, außergewöhnliche, ja einzigartige Lektüre mit einer ausgesprochenen Sogwirkung.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Rätselhaftes Puzzle

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Dieser Krimi ist wie ein Puzzle, das von Kapitel zu Kapitel mehr Teile bereithält. Absolut ungewöhnlich und fesselnd geschrieben. Der Leser findet sich in den meisten Kapiteln im Dialog mit dem Erzähler ...

Dieser Krimi ist wie ein Puzzle, das von Kapitel zu Kapitel mehr Teile bereithält. Absolut ungewöhnlich und fesselnd geschrieben. Der Leser findet sich in den meisten Kapiteln im Dialog mit dem Erzähler bzw. der Erzählerin wieder, bei dem allerdings die Fragen fehlen. Dennoch fühlte ich mich beim Lesen mittendrin. Die verschiedenen Kapitel sind aus wechselnden Perspektiven geschrieben, dabei bekommen einige Figuren mehr und andere weniger Raum, doch jeder einzelne ist für die Gesamtkomposition entscheidend. Die Freundin und Schriftstellerin, deren Bruder, die Haushaltshilfe, der Kommissar und weitere Beobachter. Das Gesamtbild offenbart sich erst zum Schluss. Doch von Seite zu Seite wird das Grauen greifbarer, setzt sich fest. Einige Kapitel überraschen und passen nichts ganz in den Fluss, doch auch das tut der Lesefreude keinen Abbruch. Überraschend anders geschrieben und wirklich innovativ. Sicher kein Buch, das man in einem Rutsch liest. Ich bräuchte schon eine gewisse Konzentration, um in der Geschichte zu bleiben und das Bild nicht aus den Augen zu verlieren. Ein faszinierender, rätselhafter Krimi mit Sogwirkung.

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Veröffentlicht am 24.02.2022

Ungewöhnliche Schreibstil

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Ein großes Feier in Haus Aosawa endet sehr tragisch, siebzehn Menschen sterben an Vergiftung, ein einziger Person überlebt - die blinde Tochter des Hauses. Der Fall lässt die Polizei auf die Hochtouren ...

Ein großes Feier in Haus Aosawa endet sehr tragisch, siebzehn Menschen sterben an Vergiftung, ein einziger Person überlebt - die blinde Tochter des Hauses. Der Fall lässt die Polizei auf die Hochtouren arbeiten und nach kurzen Zeit ist der Täter gefunden - ein junger Mann mit psychischen Problemen. Fall gelöscht - scheint so - aber die Wahrheit wartet noch.....

Ein sehr ungewöhnliches Buch, besonders der Schreibstil- der Leser bekommt mehrere Interviews zum lesen , die befragte Personen antworten auf die Fragen welche eine unsichtbare Person stellt, am Anfang bisschen verwirrend aber danach sehr authentisch und den Fakten nah. Jeder Person erzählt über diesen Vorfall und von jede Person kommen neue Fakten ans Licht und nein das ist nicht langweilig , im Gegenteil das Buch ist hoch spannend und fesselnd. Hier ist kein Tempo und keine Aktion und trotzdem beim lesen entwickelt sich ein Sog - ich will schnell und mehr wissen.

Die Geschichte ist sehr dunkel und mysteriös, hier ist nichts klar und deutlich gesagt , alles basiert nur auf die Erlebnissen von die erzählenden Personen und ja der Leser muss sich mehrere Antworten selber geben wenn jemand nicht offene Ende mag wird mit diese Geschichte nicht zufrieden aber für alle welche beim lesen die psychologische Spiel und suchen nach Antworten mögen ist das Buch sehr empfehlenswert !