Cover-Bild Königsmörder
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Heyne
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 544
  • Ersterscheinung: 02.11.2022
  • ISBN: 9783453273719
Robert Harris

Königsmörder

Roman
Wolfgang Müller (Übersetzer)

England, 1660. König Karl II. erlässt mit einer Akte der Verzeihung ein Generalpardon. Ausgenommen sind die Königsmörder, jene Hochverräter, die das Urteil zur Enthauptung seines Vaters Karl I. unterzeichnet haben. Dazu gehören auch die Oberste Whalley und Goffe, die im Bürgerkrieg auf der Seite Oliver Cromwells kämpften. Sie können rechtzeitig in die neuen Kolonien in Amerika fliehen. Die Flüchtlinge treffen dort auf eine Gesellschaft, die durch einen puritanischen Fanatismus geprägt ist und sich gerade vom Mutterland jenseits des Atlantiks abspaltet. Hier könnten sich die beiden unter Gleichgesinnten in Sicherheit wiegen, wären ihnen nicht ebenso fanatische Häscher auf den Fersen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2023

Großartig

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Man darf vom Buch nicht erwarten, dass die Jagd nach Whalley und Goffe durchgängig präsent ist. Es gibt Abschnitte, da sind ihnen die Verfolger unmittelbar auf den Fersen, doch die meiste Zeit über geht ...

Man darf vom Buch nicht erwarten, dass die Jagd nach Whalley und Goffe durchgängig präsent ist. Es gibt Abschnitte, da sind ihnen die Verfolger unmittelbar auf den Fersen, doch die meiste Zeit über geht es für die beiden darum das nächste Versteck zu finden, nicht aufzufallen oder in der Wildnis zu überleben. Da abwechselnd aus der Sicht von Whalley und Goffe, ihren in England zurückgebliebenen Familien und dem Jäger Richard Nayler berichtet wird fand ich das Buch dennoch durchgängig spannend.

Harris schafft es auch, enorm viele geschichtliche Ereignisse in sein Buch zu packen, ohne dass man davon erschlagen wird. Während sich die beiden Oberste in Amerika verstecken, wird in Europa Jagd auf weitere Königsmörder gemacht, Cromwells Leiche hingerichtet und London erlebt zwei schlimme Katastrophen. In kurzen Rückblicken erfährt man vom Bürgerkrieg, Cromwells Machtergreifung und der Hinrichtung von Charles I. Diese Rückblenden fand ich enorm interessant und mit ihrer Kürze genau richtig getroffen. Auch die damaligen Religionsstreitigkeiten spielen eine Rolle, beide Seiten waren der Meinung den einzig wahren Glauben zu haben und verfolgten und bekämpften sich gegenseitig.

Die Charaktere fand ich sehr gut gezeichnet, allen voran den fiktive „Bösewicht“ Richard Nayler. Sie alle haben ihre guten und schlechten Seiten, Beweggründe die man verstehen kann und welche über die man sich wundert.

Fazit
Königsmörder ist ein Buch, mit denen man in eine vergangene Zeit eintauchen und zugleich die damaligen politischen und religiösen Entwicklungen nachverfolgen und verstehen kann. Für mich ein großartiges Werk, das mehr Aufmerksamkeit verdient hat und absolut lesenswert ist!

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Veröffentlicht am 01.12.2022

Gesucht: Lebendig oder Tot

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Die Geschichte Englands in der Zeit Cromwells. Die Monarchie bekam damals einen ziemlich Dämpfer und rappelte sich doch wieder hoch.

Zwei Vogelfreie hetzen durch England, auf sie ist ein Kopfgeld gesetzt ...

Die Geschichte Englands in der Zeit Cromwells. Die Monarchie bekam damals einen ziemlich Dämpfer und rappelte sich doch wieder hoch.

Zwei Vogelfreie hetzen durch England, auf sie ist ein Kopfgeld gesetzt von damals unerhörten hundert Pfund. Viel Geld. Die Zeit rund um den Tod von Charles I aus dem Haus Stuart, König von England, Schottland und Wales, und seinen Henker Cromwell zeigt nicht nur die sehr kurze republikanische Zeit der Insel auf. Sie ist auch eine Zeit der Gewalt, des Aufruhrs und bietet durchaus Parallelen zur Gegenwart. Harris erzählt in seiner typischen Manier sehr sachlich und sehr spannend, nie langweilig von Cromwells Sieg und Niedergang. Hauptfigur ist dabei der fiktive Kopfjäger Richard Nayler, der ziemlich fanatisch seiner Aufgabe nachgeht und die beiden Flüchtigen quer durch das Land verfolgt. Es ist keine rein sachliche Darstellung, wie meistens bei Harris. Manchmal ist seine Erzählung ziemlich weitschweifig, dabei allerdings immer sehr anregend zum Dranbleiben motivierend.
England war im 17. Jahrhundert noch eine Weltmacht, das Empire, nach dem sich viele heutige Brexiteers zu sehnen scheinen, war damals normal. Dazu kommen spezielle Rituale der Kirche, der Monarchie und des bürgerlichen Standes sowie die puritanische Anbetung Gottes. Das alles zeigt Harris reflektiert auf. Einerseits ein wahrhaftiger Schmöker, aber alles in allem auch sehr unbarmherzige Verhältnisse beschreibend.

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Veröffentlicht am 30.01.2023

Spannend erzählt, historisch interessant

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REZENSION – Wie in seinen früheren historischen Romanen, darunter „München“ (2017) oder zuletzt „Vergeltung“ (2020), besticht der britische Schriftsteller Robert Harris (65) auch in seinem im November ...

REZENSION – Wie in seinen früheren historischen Romanen, darunter „München“ (2017) oder zuletzt „Vergeltung“ (2020), besticht der britische Schriftsteller Robert Harris (65) auch in seinem im November 2022 beim Heyne-Verlag veröffentlichten Roman „Königsmörder“ wieder durch intensive Fakten-Recherche in Archiven und historischen wie neuzeitlichen Publikationen. „Die Ereignisse, die Zeitangaben und die Orte sind historisch zutreffend, und fast jede handelnde Figur hat tatsächlich gelebt“, versichert der Bestseller-Autor in seinem Vorwort. Dennoch bleibt sein Roman die „fantasievolle Neuschöpfung einer wahren Geschichte, der Suche nach den 'Königsmördern' von König Karl I., der größten Menschenjagd des 17. Jahrhunderts“.
Harris schildert das, von notwendigen Ortswechseln abgesehen, lähmende Leben der beiden als „Königsmörder“ verfolgten und in den erst kürzlich an der amerikanischen Ostküste gegründeten Kolonien versteckten Offiziere Edward „Ned“ Whalley (1598 – 1674) und William Goffe (1618 – ca. 1679). Beide waren nachweislich mit dem Schiff aus England am 27. Juli 1660 im Hafen von Boston (Massachusetts) eingetroffen, womit auch die Romanhandlung beginnt. Beide hatten nach dem Bürgerkrieg auf Seiten der Republikaner unter Oliver Cromwell (1599-1658) das Todesurteil zur Enthauptung des 1649 abgesetzten Königs Karl I. (1600-1649) aus dem Haus Stuart an vorderster Stelle mitunterzeichnet. Sowohl Whalley als auch sein Schwiegersohn Goffe mussten trotz des erlassenen Amnestie-Gesetzes („Act of Oblivion“, so auch der Originaltitel des Romans) seit Wiederherstellung der Monarchie am 29. Mai 1660 und der Thronbesteigung Karls II. (1630-1685) mit der Todesstrafe rechnen. Seitdem werden sie in Harris' Roman bis zu ihrem Tod von Richard Nayler – eine vom Autor als Chef des königlichen Geheimdienstes erfundene Figur – nicht nur in dienstlichem Auftrag, sondern auch aus persönlicher Rache gejagt.
In atmosphärischer Dichte und immenser Faktenfülle sowie durch erstaunliche Realitätsnähe überzeugend erzählt Harris in seinem spannenden Geschichtsroman drei ineinander verwobene Handlungsstränge: Im Vordergrund steht das Leben der beiden Offiziere über einen Zeitraum von fast 20 Jahren in den teils von liberalen, teils von fanatischen Puritanern bevölkerten Kolonien Massachusetts und Connecticut. Wir erfahren viel über Leben und Denken dieser Pietisten in Neu-England, die sich nur in der Ablehnung englischer Herrschaft weitestgehend einig sind. Wir erleben 1664 die Eroberung der holländischen Siedlung Neu-Amsterdam im Auftrag des Herzogs von York, die fortan New York genannt wird, sowie 1675 die ersten kriegerischen Zusammenstöße der Siedler mit Indianern, wobei sich William Goffe als „Engel von Hadley“ besondere Verdienste erwirbt. Die zwangsläufig ereignislose Zeit in den Verstecken nutzt Autor Harris geschickt, in dem er Whalley seine – tatsächlich nie verfassten – Memoiren schreiben lässt. Darin berichtet uns der Offizier, und dies ist der zweite Handlungsstrang des Romans, über die ihrem Exil vorausgegangenen Jahre des englischen Bürgerkriegs und die wenigen Jahre der von Cromwell geführten Republik. Zeitgleich zum Aufenthalt der Exilanten in Neu-England (1660-1679) erfahren wir im dritten Handlungsstrang vom ärmlichen Leben der in London zurückgebliebenen Angehörigen von Whalley und Goffe in anhaltender Angst vor Sippenhaft sowie über die Herrschaft des neuen Königs und seinen Höflingen und Beamten. In diesen Zeitraum fallen auch die Pest von London (1665) und der große Brand des Jahres 1666.
Robert Harris gelingt es auf wieder faszinierende Weise, uns die Fülle historischer Fakten, denen er sogar dank seiner akribischen Recherche das bislang unbekannte Geburtsdatum von William Goffe hinzufügen konnte, als lebhaft geschilderten Szenen ein Gesamtbild zu vermitteln, ohne uns Leser damit zu erschöpfen. „Königsmörder“ ist ein spannender, realitätsnaher Roman, der, wie bei diesem Autor gewohnt, wieder das Zeug zum Bestseller hat. Lediglich das etwas überraschende „Happy End“ des Romans kann man als allzu phantasievolle Schwachstelle empfinden.

Veröffentlicht am 31.12.2022

Zwei Mörder auf der Flucht

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1660: Die Herrschaft Cromwells geht zu Ende und die Monarchie ist in England wiederhergestellt. Der neue König erlässt ein Generalpardon, um einen Schlussstrich unter die langen Jahre des Bürgerkrieges ...

1660: Die Herrschaft Cromwells geht zu Ende und die Monarchie ist in England wiederhergestellt. Der neue König erlässt ein Generalpardon, um einen Schlussstrich unter die langen Jahre des Bürgerkrieges ziehen zu können. Davon ausgenommen sind jedoch all diejenigen Männer, die ihre Unterschrift unter das Todesurteil des alten Königs Charles I. gesetzt hatten. Das gilt auch für Oberst Edward Whalley und dessen Schwiegersohn. so sehen sich die beiden treuen Anhänger Cromwells dazu genötigt, England heimlich zu verlassen und in die englischen Kolonien Amerikas zu fliehen. In den dortigen fanatischen puritanischen Gemeinden, die mehr und mehr versuchen, vom englischen Thron unabhängig zu werden, finden die beiden Unterschlupf, dennoch mit der ständigen Angst im Nacken, von den Häschern des Königs aufgespürt zu werden. Denn ein Mann, Richard Nayler, hat es sich zur Aufgabe gemacht, all jene, die den König ans messer geliefert hatten, zur Strecke zu bringen.

Bei Königsmörder handelt es sich um meinen ersten Roman dieses Autors, denn dieser hat mich ganz besonders von der Thematik und vom Klappentext her angesprochen. Auch eilt dem Autor ein Ruf als grandioser Geschichtenerzähler voraus, der auch mir nicht ganz entgangen ist. Dementsprechend gehypt war ich auf dieses Buch. Der Einstieg begann auch schon vielversprechend, denn der sprachliche Stil Robert Harris` sprach mich von Beginn an an. Flüssig zu lesen und dennoch detailreich und eine tolle Atmosphäre gestaltend. Soweit so gut. Allerdings geriet mein Lesefluss zunehmend ins Stocken. Denn eines merkt man sofort: Robert Harris geht begnadet und eifrig an die Aufgabe heran, für seine Leserschaft ein Potpourri an interessanten Hintergrundfakten und historischen Tatsachsen zusammenzusammeln. So erfährt man einiges über den Englischen Bürgerkrieg oder auch das Große Feuer von London, das ebenfalls in den Handlungszeitraum fällt. Und auch mit Wissen über die Lebensweise in London und Neuengland des 17. Jahrhunderts wird man beim Lesen reichlich eingedeckt. Und hier liegt auch schon das Problem des ganzen. Die Fülle an Informationen ist derart reichlich, dass Spannung und Darlegung von Fakten sich nicht mehr in der Waage halten können. Die Spannung der Geschichte - auch wenn die Handlung ausreichend Potential dafür bieten würde - geht zu Gunsten des Hintergrundwissens verloren.

Auch mit der Ausgestaltung der Charaktere war ich nicht ganz zu frieden. Diese wirken von Anfang an alle zu einheitlich und es fiel mir im ersten Fünftel des Buches auch zunehmend schwer Oberst Whalley und Oberst Geoffe von einander zu unterscheiden. Hin und wieder musste ich noch einmal zum Personenregister am Anfang des Buches zurückblättern, um nachzuschauen, wer von den beiden nun William und wer Ned sei, vor allem aber auch, wer von den beiden noch einmal der ältere der beiden war. Mit der Zeit lichtete sich dieser Wald aus Verwirrung aber und die beiden entwickelten sich in meinen Augen zu eigenständigen Charakteren.

Kurzum, ein lesenswertes und vor allem interessantes Buch, auch wenn die Spannung hin und wieder sich eine Auszeit nimmt.

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Veröffentlicht am 20.11.2022

Edikt des Vergessens

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1660. Der englische Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des absolutistischen König Charles I. und den „Roundheads“ um den frömmelnden Puritaner Oliver Cromwell ist Geschichte. Nach der Enthauptung seines ...

1660. Der englische Bürgerkrieg zwischen den Anhängern des absolutistischen König Charles I. und den „Roundheads“ um den frömmelnden Puritaner Oliver Cromwell ist Geschichte. Nach der Enthauptung seines Vaters 1649 sitzt mittlerweile „The Merry Monarch“ Charles II. auf dem Thron, der 1660 den „Act of Oblivion“ (so der Originaltitel des Romans) erlässt, und damit all jene begnadigt, die gegen den König gekämpft haben. Alle, mit Ausnahme der Unterzeichner des Urteils, aufgrund dessen Charles I. geköpft wurde. Diese werden gnadenlos verfolgt, gefangen genommen und mit äußerster Brutalität hingerichtet. Doch zwei „Königsmörder“ aus den Reihen Cromwells können sich diesem Schicksal entziehen, Edward Whalley, ein Cousin Cromwells und sein Schwiegersohn William Goffe, beide keine jungen Männer, verlassen ihre Heimat, gehen an Bord eines Schiffes, verlassen ihre Heimat, fliehen nach Amerika und finden in einer puritanischen Kolonie in Neuengland Unterschlupf. Ihnen auf den Fersen ist Richard Nayler, Sekretär des Geheimen Rats, übrigens die einzige fiktive Person dieses Romans, ein verbohrter, verbitterter und traumatisierter Mann, der geschworen hat, den Königsmord zu rächen. Die Jagd beginnt.

Robert Harris, der ehemalige politische Journalist, hat für diesen Roman gründlich recherchiert, man sehe sich nur die ausführliche Literaturliste im Anhang an. Dabei richtet er seinen Fokus aber nicht ausschließlich auf die Verfolgung der beiden Flüchtigen, sondern vermittelt durch Whalleys Aufzeichnungen auch einen überzeugenden Einblick in Leben und Denkweise dieser Epoche. Royalisten und Puritaner, auf der einen Seite das Festhalten an gottgegebenen Machtstrukturen, auf der anderen Seite die religiös geprägten Überzeugungen, die in Anklängen das revolutionäre Potenzial ahnen lassen, die ihnen innewohnt. Beide Gruppen überzeugt davon, dass nur ihr Leben und Handeln gottgefällig ist und seine Berechtigung hat.

Königsmörder ist zwar ein historischer Roman, aber er spielt in einer komplett anderen Liga als das, was man üblicherweise von diesem Genre kennt. Über weite Strecken ähnelt er zwar einem Sachbuch, was aber dennoch nicht zu Lasten des Lesevergnügens geht. Allerdings sollte man weniger an amourösen Verwicklungen als an historischen Fakten, insbesondere an denen, die Großbritannien nicht nur in der Vergangenheit sondern auch in der Brexit-Gegenwart betreffen, interessiert sein. All denen kann ich diesen beeindruckenden Roman wärmstens empfehlen.