Cover-Bild Die Kathedrale des Lichts
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11,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: historischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Historische Romane
  • Seitenzahl: 592
  • Ersterscheinung: 26.01.2018
  • ISBN: 9783404176366
Ruben Laurin

Die Kathedrale des Lichts

Historischer Roman
Anno 1215. Dem Waisenjungen Moritz widerfährt großes Leid. Nur, wenn er Skulpturen aus dem Stein haut, vergisst er alle Schmerzen. Jahre später erkennt ein reisender Baumeister Moritz' Talent und nimmt ihn mit nach Magdeburg, wo eine Kathedrale gebaut wird. Rasch macht sich Moritz einen Namen unter den Steinmetzen. Doch nicht jeder auf der riesigen Baustelle bewundert den jungen Künstler. Vor allem Gotthard, ein bekannter Bildhauer, neidet Moritz den Erfolg. Als Moritz sich ausgerechnet in die Frau verliebt, um die auch Gotthart wirbt, verfolgt dieser nur noch ein Ziel: Sein Rivale muss verschwinden, und zwar für immer.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.02.2018

Mehr Liebesgeschichte als historischer Roman

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In Magdeburg wird ein neuer Dom gebaut – und dort treffen sich fünf ganz unterschiedliche Menschen, deren Leben auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden sind: Moritz, elternloser Wende, mit ...

In Magdeburg wird ein neuer Dom gebaut – und dort treffen sich fünf ganz unterschiedliche Menschen, deren Leben auf die eine oder andere Weise miteinander verbunden sind: Moritz, elternloser Wende, mit einem großen Talent für Bildhauerei; Helena, Tochter des Dombaumeisters Bohnsack, Ansgar, Ritter aus Dänemark, Gotthart, Bildhauer aus Frankreich und Mechthild von Magdeburg, historische Persönlichkeit mit Visionen.

Der Autor erzählt seine Geschichte aus den Perspektiven dieser fünf Charaktere, der Leser schlüpft dabei regelrecht in deren Haut, eine Erzählweise, die mir gut gefällt, da sie dem Leser die Figuren nahe bringt. Allerdings finde ich die Charaktere hier zu oberflächlich gezeichnet, Helena ist vor allem wunderschön und sie vermisst ihre verstorbene Mutter. Außerdem scheint Helena, zumindest zu Beginn, eine starke Frau zu sein – leider verliert sich das später wieder. Helena entwickelt sich im Laufe der Romanhandlung eher ins Negative, ihre Gefühle verleiten sie oft zu falschen Entscheidungen

Moritz hat früh seine Familie verloren, ist dann eine Zeit lang Sklave, bevor seine bildhauerischen Talente entdeckt werden – Moritz hatte viel zu leiden, neigt aber auch zu Raserei und zu Rachegelüsten. Die Moritz-Szenen sind mir oft zu gefühlsduselig, Moritz ist körperlich sehr stark, ansonsten aber eher schwach und das ändert sich meiner Meinung nach auch nicht, er entwickelt sich kaum weiter.

Ansgar ist der Charakter, der mir am liebsten ist, er sieht sich der Minne verpflichtet, ist aber letztlich nur ein Frauenheld, er verdient sein Geld bei Turnieren und scheint loyal zu sein. Gotthart ist im Grunde ein Antagonist, er ist vor allem böse und kann nicht verlieren. Des Autors Mechthild hat mich überzeugt, sie hat Visionen, ist aber auch mitfühlend und klug. Helena, Moritz und Gotthart sind mir zu reduziert gezeichnet und wirken daher auf mich oberflächlich, auch hätte ich mir eine gewisse Entwicklung gewünscht, immerhin wird über mehrere Jahre erzählt. Interessantere Charaktere finden sich unter den Nebenfiguren, hier findet sich teilweise auch eine pointierte Charakterzeichnung, herauszuheben sind z. B. der Schmied Benno und seine Frau.

Ich mag historische Romane, da sie mich in vergangene Zeiten entführen. Dafür müssen sie aber gut recherchiert sein (gut recherchiert hat der Autor sicher) und mein Kopfkino anfachen, die vergangene Zeit und ihre Menschen müssen vor meinem inneren Auge lebendig werden. Das ist hier nicht so recht gelungen. Die Geschichte ist vor allem eine Liebesgeschichte, noch dazu eine schlechte, weil zu kitschig. Helena wird reduziert auf „wunderschön“, weswegen ihr die Männer scharenweise zu Füßen liegen, zumindest alle drei männlichen Protagonisten. Wenn ich dann Sätze wie „"Ihre Seele lag noch in ... Armen, schwelgte noch an seinem Herzen" (S. 475) verdrehe ich doch ziemlich die Augen. Diese Liebesgeschichte steht vollkommen im Mittelpunkt der Geschichte, alles andere ist eher Staffage – mir wäre es andersherum wesentlich lieber gewesen. Hin und wieder gibt es allerdings schon Szenen, die mein Kopfkino anfachen, wenn es z. B. um den Kathedralenbau geht oder wenn der Hoftag in Mainz besucht wird.

Im Prolog und in zwei Intermezzi führt uns der Autor in das 3. Jahrhundert n. Chr., zu Mauritius, einem der Namenspatronen des Magdeburger Doms. Diese Zwischenspiele finde ich sehr gelungen, vor allem, weil sich ein Teil der Haupthandlung um die Mauritiusstatue des Magdeburger Doms dreht. So erfährt man als Leser ein bisschen mehr über diesen später heilig gesprochenen Mann.

Ruben Laurin ist das Pseudonym eines Autors, den ich im Fantasybereich sehr schätze. Leider hat er es bisher nicht geschafft, mich für seine historischen Romane zu begeistern, und auch dieser kann mich nicht wirklich überzeugen, manches gefällt mir gut, der Grundton driftet mir aber zu sehr ins Kitschige, Schnulzige ab, ich mag meine historischen Romane historisch, Liebesgeschichten dürfen ruhig enthalten sein, sollten aber nicht überwiegen. Überzeugen konnten mich auch nicht alle Charaktere, dafür habe ich aber wieder etwas dazugelernt und hatte ausreichend Anreize, mich selbst weiter zu informieren. Richtig überzeugt hat mich die Zusatzausstattung: Glossar, Personenregister und Nachwort des Autors.

Insgesamt kann ich leider nur knappe 3 Sterne vergeben. Wer bei historischen Romanen vor allem Wert auf eine Liebesgeschichte legt, wird vielleicht Gefallen an diesem Roman finden.

Veröffentlicht am 11.02.2018

Zu oberflächlich, um die Erwartungen zu erfüllen

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13. Jh. Nach einem Überfall auf seine Familie ist der 6-jährige Moritz der einzig Überlebende. Doch das Schicksal meint es weiterhin nicht gut mit ihm, so dass er als Sklave auf einer Burg landet. Während ...

13. Jh. Nach einem Überfall auf seine Familie ist der 6-jährige Moritz der einzig Überlebende. Doch das Schicksal meint es weiterhin nicht gut mit ihm, so dass er als Sklave auf einer Burg landet. Während seiner Leidenszeit dort bringt er sich die Steinbearbeitung selbst bei und sein Talent fällt einem Steinmetzmeister auf, der dort zu Besuch ist. Meister Bohnsack nimmt ihn mit sich nach Magdeburg, wo er mit seiner schönen Tochter Helena lebt und als Baumeister an der dortigen Kathedrale arbeitet. Moritz arbeitet bald als Steinmetz unter den Fittichen von Bohnsack an der Kathedrale mit, allerdings ist er von Neidern umgeben, die ihm nichts Gutes wollen. Sein größter Gegner ist der Bildhauer Gotthart. Die Rivalität zwischen den beiden wird gefährlich, als Moritz sich in die Frau verliebt, auf die auch Gotthart ein Auge geworfen hat. Wer wird den Kampf gewinnen?
Ruben Laurin (auch unter dem Namen Thomas Zibula als Autor bereits bekannt) hat mit seinem Buch „Die Kathedrale des Lichts“ einen unterhaltsamen historischen Roman über den Bau des Magdeburger Doms vorgelegt. Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt. Der Autor verbindet in seiner Geschichte Fiktion mit historisch belegten Fakten und schafft so eine besonders glaubhafte Atmosphäre, wobei er an manchen Stellen etwas zu detailliert und langatmig wird. Obwohl es um den Bau einer Kathedrale geht, stehen in diesem Buch vor allem die daran beteiligten Menschen im Vordergrund. Die Konkurrenz untereinander ebenso wie die verschiedenen gesellschaftlichen Stellungen und ihr Zusammenspiel miteinander beschreibt der Autor glaubhaft und bringt dem Leser so die damalige Zeit näher. Eine Zeittafel sowie ein Personenverzeichnis zu Beginn des Romans erleichtern dem Leser den Einstieg in die Geschichte. Das Glossar am Schluss dient zur Erläuterung der alten Ausdrücke und hilft beim Verständnis.
Die Charaktere sind lebhaft gestaltet und mit individuellen Eigenheiten versehen, so dass sie recht realistisch und authentisch für die damalige Zeit wirken. Moritz ist ein junger Mann, der schon in jungen Jahren einige schwere Schicksalsschläge einstecken musste. Als Waise wurde er hin und her geschoben und zum Sklaven gemacht. Allein auf sich gestellt hat er früh lernen müssen, für sich einzustehen und sich zur Wehr zu setzen. Die Steinhauerei, die er sich selbst beigebracht hat, macht ihn zufrieden, denn er sieht das Ergebnis seiner Arbeit. Allerdings wirkt er durch die optischen Beschreibungen auch eher oberflächlich, da er nur auf seinen muskulösen Körper reduziert wird. Helena besticht durch ihre Schönheit und wirkt zu Beginn des Buches noch selbstbewusst und zupackend. Doch dann verlieren sich ihre vorher guten Wesenszüge und münden in ein naives und eher dümmliches Frauenzimmer, dass ihr Herz oft und gern an den Nächstbesten verschenkt. Gotthart ist ein ehrgeiziger und eitler Mann. Er mag keine Konkurrenz und unternimmt alles, um seinen Widersachern Steine in den Weg zu legen. Meister Bohnsack geht ganz in seiner Arbeit auf und vernachlässigt dabei sogar sein Familienleben und die Aufsicht auf seine Tochter. Die übrigen Protagonisten bleiben eher blass und geben eher kurze Episoden zur Handlung dazu.
„Die Kathedrale des Lichts“ ist ein historischer Roman, der ganz nett zu lesen ist und zu unterhalten weiß. Leider aber kein Buch, das dem Leser im Gedächtnis bleiben wird. Eingeschränkte Leseempfehlung für Histofans!

Veröffentlicht am 05.02.2018

Leider etwas seicht geraten

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Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner ...

Nach dem Tod ihrer Mutter bleibt Helena nur noch der Vater, der seinen Kopf aber vor allem für seine Aufgaben als Baumeister frei hat. Die beiden gelangen nach Magdeburg, wo der Erzbischof den Bau seiner Kathedrale vorantreiben will. Hier treffen sie auf Arbeiter von Nah und Fern, mit guten und bösen Absichten…

Ich lese gerne historische Romane; einerseits natürlich um unterhalten zu werden, andererseits aber auch um Neues zu lernen. So ist die Frage nach der Lektüre nicht nur, hat mir die fiktive Handlung gefallen, sondern auch: was wusste ich vorher noch nicht? Bei der Kathedrale des Lichts habe ich leider nicht so wahnsinnig viel Neues erfahren, da sich die Handlung doch sehr aufs einfache „Vor-sich-hin-leben“ konzentriert. Im Hintergrund spielt sich der Bau einer Kathedrale ab, die Protagonisten sind alle mehr oder wenig darin eingebunden, trotzdem liegt der Fokus immer auf den amourösen oder feindseligen Beziehungen der Figuren. Mir war das einfach ein bisschen zu dünn, zumal es den Figuren selbst auch ein bisschen an Tiefe mangelt. Helene ist schön, Bohnsack arbeitswütig, Gotthart fies und Moritz begabt. Dahinter kommt meist nicht so viel, was ich sehr schade fand. Gut gelungen fand ich die Rückblicke in die Römerzeit, hier gab es dann doch ein bisschen Hintergrund zum Geschehen zu erfahren.
Der Erzählstil hat mir wie bei anderen Werken des Autors sehr gut gefallen, wer z.B. den Gaukler mochte, wird sich auch hier wieder wohlfühlen. Insgesamt glaube ich schon, dass dieses Buch seine Anhänger haben wird, aber es ist sicherlich eine andere Leserschaft als bei vorherigen Werken. Ich habe es schon mit einem gewissen Interesse gelesen, muss aber sagen, dass ich mir viel mehr davon versprochen hatte.

Veröffentlicht am 23.02.2018

Ausschweifend, kitschig und mit flachen Figuren, immerhin vor stimmiger Kulisse

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Was mir besonders gefallen hat:
Insbesondere der Rahmen, der dem Buch gegeben wurde:
Es verfügt über ein Personenverzeichnis, bei dem zwischen fiktiven und historischen Personen unterschieden wird. In ...

Was mir besonders gefallen hat:
Insbesondere der Rahmen, der dem Buch gegeben wurde:
Es verfügt über ein Personenverzeichnis, bei dem zwischen fiktiven und historischen Personen unterschieden wird. In einem Nachwort macht der Autor transparent, inwieweit er sich Freiheit für Ausschmückungen genommen hat.
Toll ist auch die Zeittafel rund um den Magdeburger Dom und mit diesem zusammenhängende historische Ereignisse. Zusätzlich trägt ein detailliertes Glossar, in dem altertümliche Begrifflichkeiten erläutert werden, dankenswerterweise dazu bei, den Wissensschatz ein bisschen zu erweitern.
Es ist spürbar, dass Ruben Laurin Ortskenntnis besitzt und etwas Persönliches mit dem Magdeburger Dom, der Stadt und dem Umland verbindet.
Der Dombau wird stimmig und nicht überfrachtend in sehr vielen Szenen berücksichtigt, zeugt von guter Recherche zu Geschichtlichem und damaligen Handwerkstechniken, gewährt Impressionen zum Leben der am Bau Beteiligten.
Es gibt kurze Exkurse in die Römerzeit Ende des 3. Jahrhunderts, die ich als informativ und emotional intensiv empfand und die dem Werk mehr Tiefe verleihen.
Der Epilog greift den weiteren Werdegang der wichtigsten Figuren und des Doms auf, ein schöner Abschluss.
Es sind tiefsinnige Passagen enthalten, in denen die Begabung des Autors in Sachen roter Faden und Bildgewalt aufblitzt, z. B. auf Seite 114 bis 116.

Womit ich dazu komme, was mir nicht gefallen hat:
Die Sprache und der Schwerpunkt der Handlung, eine schöne junge Frau zwischen drei gänzlich unterschiedlichen Männern, erreichen über weite Strecken leider nur Groschenroman-Niveau.
Es gibt viele ausschweifende Beschreibungen.
Die Auflösung der Rätsel gestaltet sich ziemlich vorhersehbar.
Das Buch ist gespickt von Sentimentalitäten und überzogenen, ins Lächerliche abgleitenden Vergleichen. Beispiel: Den tanzenden Körpern folgen auf Seite 125 und 126 zahlreiche noch schlimmer geartete Metaphern, die weder atmosphärisch sind noch etwas zur Handlung beitragen.
In der Figurenzeichnung dominiert ein Schwarz-Weiß-Schema. Zwar unterhaltsam, aber wenig authentisch. Die Meinung bildet man sich auf den ersten Seiten, leider ohne nennenswerte Überraschungen im weiteren Verlauf. Bei Hauptfigur Moritz wird ständig auf die Tränendrüse gedrückt. Helena wirkt zu Beginn noch intelligent und stark, wie sie sich entwickelt, führt zu so manchem genervten Augenverdrehen. Die Figuren bleiben entweder so langweilig oder so eindimensional, dass sie mich nicht mitreißen konnten und mich ihr Schicksal nicht interessiert. Ausnahmen bilden natürlich wirkende Nebenfiguren, z. B. Schmied Benno und seine Frau Monica.

Die eigentliche Handlung ist gar nicht mal so schlecht, doch ich musste oft entnervt abbrechen. Dabei lese ich durchaus auch Liebesgeschichten und kann Gefühlsbekundungen sonst viel abgewinnen. Hier beneide ich die Leser, die sich hineinfühlen und mitfiebern konnten. Aufgrund des Schreibstils bleiben Zweifel, wie ernst man die Einblicke in die damalige Lebenswirklichkeit - eigentlich Hauptantrieb für mich, historische Romane zu lesen - nehmen kann. Schade, denn die Grundidee gefiel mir, und gefühlt schöpft der Autor sein Potenzial einfach nicht aus, zugunsten des Versuchs, mit leichter Kost eine neue Zielgruppe zu erschließen, zu der ich - als Fan anspruchsvoller historischer Romane (z. B. von Ken Follett) - offensichtlich nicht gehöre.