Cover-Bild HERKUNFT
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Luchterhand
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 18.03.2019
  • ISBN: 9783641163242
Saša Stanišić

HERKUNFT

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019
- Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2019 -HERKUNFT ist ein Buch über den ersten Zufall unserer Biografie: irgendwo geboren werden. Und was danach kommt.HERKUNFT ist ein Buch über meine Heimaten, in der Erinnerung und der Erfindung. Ein Buch über Sprache, Schwarzarbeit, die Stafette der Jugend und viele Sommer. Den Sommer, als mein Großvater meiner Großmutter beim Tanzen derart auf den Fuß trat, dass ich beinahe nie geboren worden wäre. Den Sommer, als ich fast ertrank. Den Sommer, in dem die Bundesregierung die Grenzen nicht schloss und der dem Sommer ähnlich war, als ich über viele Grenzen nach Deutschland floh.HERKUNFT ist ein Abschied von meiner dementen Großmutter. Während ich Erinnerungen sammle, verliert sie ihre. HERKUNFT ist traurig, weil Herkunft für mich zu tun hat mit dem, das nicht mehr zu haben ist. In HERKUNFT sprechen die Toten und die Schlangen, und meine Großtante Zagorka macht sich in die Sowjetunion auf, um Kosmonautin zu werden. Diese sind auch HERKUNFT: ein Flößer, ein Bremser, eine Marxismus-Professorin, die Marx vergessen hat. Ein bosnischer Polizist, der gern bestochen werden möchte. Ein Wehrmachtssoldat, der Milch mag. Eine Grundschule für drei Schüler. Ein Nationalismus. Ein Yugo. Ein Tito. Ein Eichendorff. Ein Saša Stanišić.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.11.2019

Im Herzen trug ich dich, stets warst du mir teuer, meine liebe Heimat"

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Er bekam den Deutschen Buchpreis 2019 und sein Roman konnte sich unter den 20 nominierten Büchern durchsetzen. Ich sah mir die Preisverleihung an und hörte seine Rede. Ein sympathischer Mann, der sich ...

Er bekam den Deutschen Buchpreis 2019 und sein Roman konnte sich unter den 20 nominierten Büchern durchsetzen. Ich sah mir die Preisverleihung an und hörte seine Rede. Ein sympathischer Mann, der sich nicht scheute, ganz offen seine Meinung kundzutun. Die Sätze klangen abgehackt und mir viel auch auf, dass er gerne mal vom eigentlichen Thema abwich und immer wieder neue Türen öffnete. So wie er redete, so schreibt er auch und ich brauchte einige Seiten, bis ich mich an seinem Stil erfreute.

Herkunft ist ein eigenwilliges Werk und unterscheidet sich wohltuend von der momentan üblichen Literatur. Es ist nicht grundlos, dass Herr Stanisic den Preis erhielt. Der Autor schreibt davon, wie er die Zeit vor dem Jugoslawienkrieg erlebte und wie die unterschiedlichen Ethnien rücksichtsvoll und einvernehmlich miteinander lebten. Es ist die Rede von einem der letzten Fußballspiele einer jugoslawischen Mannschaft und wie er es erlebte. Zunächst waren es nur vereinzelte Kriegshandlungen, bis der Staat zerbrach und Freunde zu Feinden wurden.

Herr Stanisic erzählt von seiner Kindheit in Jugoslawien und wechselt immer mal wieder zu dem heutigen Leben in Hamburg. Er ist besorgt, dass heute wieder Stimmen laut werden, die offene Grenzen verurteilen und das Land in dem sie leben, gerne völlig abschotten würden. Völkische Stimmen werden laut und es ist kaum zu glauben, aber schon der Name ist ein wichtiges Kriterium der Unterscheidung von Menschen. Gleichzeitig stellt sich die Frage, welchen Einfluss die Herkunft bezogen auf unsere Ziele und Möglichkeiten hat. Oder, im Gegenzug, welche Möglichkeiten werden uns dadurch verwehrt? Ist die Herkunftsfolklore der Ausweis für Individualität?

Das Buch hat mich nachdenklich gestimmt und zeigte mir, wie sehr die Menschen des einstigen Vielvölkerstaates bis heute unter der Zerschlagung leiden. Das war mir vor dem Leben nicht klar und aus dem Grund bin ich dankbar für das Buch

Herkunft. Es ist emotional und von einem Mann geschrieben, der das eigene Erleben in Worte fasste. Nicht das, was er irgendwann einmal irgendwo hörte oder las. Gäbe es mehr als fünf Sterne, ich hätte sie vergeben.

Veröffentlicht am 30.08.2019

Voller Witz, Trauer und Einfallsreichtum

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Von allen Büchern, die dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stehen, ist Herkunft von Sasa Stanisic schon im Vorfeld ein Gewinner, denn das Buch bekam viel Aufmerksamkeit und seine Bedeutung ...

Von allen Büchern, die dieses Jahr auf der Longlist des Deutschen Buchpreises stehen, ist Herkunft von Sasa Stanisic schon im Vorfeld ein Gewinner, denn das Buch bekam viel Aufmerksamkeit und seine Bedeutung ist Konsens. Der Autor schreibt autobiographisch darüber, wie er als 14jähriger während des Bosnienkrieges als Flüchtling mit seinen Eltern aus Bosnien nach Deutschland gekommen ist. In Heidelberg wuchs er dann auf. Trotz des autobiografischen Gehalts ist das Buch natürlich doch auch literarisch bearbeitet und der Witz und Einfallsreichtum machen es zu einem Lesegenuß. Zudem kann man seine Lebenserfahrungen auch stellvertretend für andere Menschen in dieser Situation lesen. Obwohl er sich in Deutschland wohlfühlt, hat er seine Herkunft nicht vergessen. Eine wichtige Bezugsperson für ihn ist seine Großmutter Kristina, die in vielen Kapiteln auftritt.
Es ist ein grandioses Buch! Für mich ist klar, dass Sasa Stanisic inzwischen als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller gelten kann.

Veröffentlicht am 24.11.2019

" Die Vilen haben kein Netflix-Abo"

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Bei der Lektüre von „Herkunft“ musste ich an Bora Ćosićs „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“ (teilweise sehr skurril) und Dubravka Ugrešićs „Steffie Speck in the Jaws of Life“ (ein Patchworkroman) ...

Bei der Lektüre von „Herkunft“ musste ich an Bora Ćosićs „Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution“ (teilweise sehr skurril) und Dubravka Ugrešićs „Steffie Speck in the Jaws of Life“ (ein Patchworkroman) denken.
Saša Stanišićs Roman ist definitiv ein Roman – Biographisches trifft auf Fiktion, es ist eine Geschichte von Flucht und Vertreibung, eine Geschichte der Integration (um nicht zu sagen: Assimilation), ein literarischer Abschied von der Großmutter, vielleicht der Versuch der Versöhnung mit der eigenen Herkunft und zugleich ein Plädoyer für das Recht, die eigene Identität zu definieren, zugleich eine Gesellschaftskritik. Manchen Thesen des Autors stimme ich zu, anderen nicht. Der Anfang liest sich unheimlich spannend, der Mittelteil ist etwas zäh, das (jeweilige) Ende ist spitze, wobei ich die Erzähltechnik, die der Autor anwendet, so innovativ jetzt nicht fand, aber sie ist für mich das Herausragendste am Roman. Sagen und Mythen, Helden und Heilige spielen auch eine Rolle.

Vieles hat mich berührt und gerührt, kleine Gespräche mit dem Sohn etwa. Mama Stanišić schließt man nach der Lektüre regelrecht in’s Herz. Manches hat mich jedoch auch irritiert, und manchmal war es für meinen Geschmack zuviel Nabelschau und „ich, ich, ich“ und teilweise leider auch Phrasendrescherei. Die Erzählung kann jedoch keinen kalt lassen, sie ist hochemotional und der Roman ist definitiv kein Sachbuch. Mit manchen Erfahrungen steht der Autor sicher nicht alleine da und sie sind auch keine spezifische Erfahrung von Geflüchteten allein. Dabei ist der Roman total am Puls der Zeit.
Ich fand es gut, dass es einen Quellennachweis gab, aber dann hätte der Autor auch Fußnoten und ein kleines Glossar zu den slawischen Begriffen liefern können (mal nennt er sie „serbokroatisch“, mal „bosnisch“). Aber der Kontext „übersetzt“ die Begriffe hinreichend. Und schreibt man polnische Flüche eigentlich prinzipiell groß? Fragen über Fragen!

„Du bist keiner von ihnen, bist integriert nach ihrem Sinne, weder gleichberechtigt noch frei.“


„Herkunft“ ist kein schlechter Roman, aber ich habe irgendwie mehr erwartet.

Veröffentlicht am 30.10.2019

Sehr ungewöhnlich

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Zum Inhalt:

Eigentlich fällt es mir schwer etwas zum Inhalt zu schreiben. Nennen wir es am besten eine Art Sammelsurium an Geschichte, die sicher mit der Herkunft des Autoren zu tun haben, vielfach aber ...

Zum Inhalt:

Eigentlich fällt es mir schwer etwas zum Inhalt zu schreiben. Nennen wir es am besten eine Art Sammelsurium an Geschichte, die sicher mit der Herkunft des Autoren zu tun haben, vielfach aber auch nur mit Erlebnissen. In wie weit es sich da wirklich um eigenen Erlebnisse handelt, vermag ich nicht zu sagen.

Meine Meinung:

Eins ist mal klar, das Buch ist ungewöhnlich. Es hat einen sehr interessanten Sprachgebrauch, der sehr wortgewandt ist und einen auch in den Bann zieht. Was mich aber irgendwie immer wieder aus dem Lesefluss gebracht hat ist, dass zumindest für mich kein roter Faden da war und mich die vielen Zeitsprünge oftmals verwirrt haben. Ein bisschen als hätte irgendwer die Kapitel willkürlich aneinander gereiht. Dennoch fand ich das Buch insgesamt schon gut und kann auch verstehen, warum das Buch prämiert wurde.

Fazit:

Sehr ungewöhnlich

Veröffentlicht am 29.10.2019

Lesenwert!

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Ein Buch, eine Frage, "Bin das (alles) ich?", eine Antwort: "Ja, und noch viel mehr." Saša Stanišić nimmt uns mit auf eine Reise zurück zu den Wurzeln, zum Ursprung, zu den Orten, Menschen und Ereignissen, ...

Ein Buch, eine Frage, "Bin das (alles) ich?", eine Antwort: "Ja, und noch viel mehr." Saša Stanišić nimmt uns mit auf eine Reise zurück zu den Wurzeln, zum Ursprung, zu den Orten, Menschen und Ereignissen, die geprägt und gelenkt haben. "Write what you know" - Stanišić nutzt seine eigene Biografie als roten Faden seiner Überlegungen, auf verschiedenen Ebenen. Zum einen sind da die äußeren, geographisch-politisch bedingten Faktoren: Die "Vielvölker"geschichte seiner Familie, der Zusammenbruch des Geburtslands, die eigenen Migrationserfahrungen. Zum anderen die innere Reise, die Suche nach dem Ich, erzählt nicht nur anhand der Suche verschiedener Menschen zu ihrer Zugehörigkeit, sondern vor allem mittels der Großmutter und ihr Abgleiten in die Demenz.

Das Ganze vermengt sich zu einem einerseits sehr intimen-persönlichen Memoir. Gleichzeitig hält es Deutschland den Spiegel vor, und erschreckenderweise ist es fast gleich, ob es das im Jahr 1992 oder 2019 tut. Migration, Integration, Fremdenhass, Vorurteile - die Themen werden nicht weniger, nur (noch) lauter. Und die Gedanken, die sich dieser jugendliche Flüchtling vor mehr als 25 Jahren gemacht hat, sind auch heute noch gültig und wichtig.

Das klingt alles sehr nüchtern und politisch, tatsächlich ist Herkunft aber ein sehr warmes, liebevolles Buch. Respekt, Liebe, Verständnis, Sehnsucht, Verbundenheit - das sind Begriffe, die mir beim Lesen durch den Kopf geisterten. Und die kleinen Beobachtungen, die mir am besten gefallen haben, und bei denen Stanišić so schön formuliert, dass auch mir ganz warm ums Herz wurde. Erzählt wird nicht linear, sondern sehr fragmentarisch, in kleinen Geschichten, die zeitlich hin- und herspringen. Das macht einen Großteil des Charms aus - dennoch hätte ich hier und dort gerne noch etwas länger verharrt, anstatt direkt weiter zu springen und mich wieder neu zu sortieren.

Ein Wort noch zum Format: "Hör das Hörbuch", habe ich so oft zu hören (ha!) bekommen, "der Saša liest so sympathisch." Ja, hätte ich gerne, aber das Hörbuch gibt's nur gekürzt - für mich ein No-Go. Also habe ich doch zum ebook gegriffen. Und siehe da: Das Sympathische kommt auch geschrieben sehr gut rüber, und im letzten Fünftel des Buches wurde auch deutlich, warum dieser Teil für das Hörbuch gekürzt werden musste: Denn da erwartet die Leserschaft ein ziemlich üppiges "Choose your own adventure". Also genau das Format, das der Autor selbst beschreibt, als er von seiner Jugend berichtet (Stichwort "Das schwarze Auge" und so). Auch ich habe mit 11, 12 ein paar dieser Bücher gelesen/gespielt und mich entsprechend sehr über dieses Gimmick gefreut. Augenscheinlich geht es um ein Abenteuer von Saša und seiner Oma Kristina, die den Opa suchen und Drachen jagen gehen. Ein bisschen Flucht aus dem Altenheim, ein bisschen Höhlen erkunden, ein bisschen Rapier zücken - und dann scheint immer wieder mal die Realität durch: der schließliche Tod der Oma, die Trauerzeit und letztlich die Beerdigung. Ich weiß nicht, inwieweit diese finalen "Realpassagen" im Hörbuch überhaupt erwähnt bzw. beachtet wurden (falls nicht, Proftipp: Diese finalen Seiten dem Hörbuch als pdf zugeben). Gerade die Beschreibung der Beerdigung waren für mich ein sehr "stimmiger" Abschluss.

Ob liebevolle Familienerinnerung oder intime Migrationsgeschichte - ein lesenswertes Buch, das auf vielen Ebenen wirkt.