Ergreifender Roman mit kompaktem Hintergrundwissen
Die Lebensgeschichte von Greta Monderath, der Mutter eines berühmten Nachrichtenmoderators, wird dem Leser häppchenweise präsentiert. Die Kapitel werden zum größten Teil im Wechsel aus Sicht des Sohnes ...
Die Lebensgeschichte von Greta Monderath, der Mutter eines berühmten Nachrichtenmoderators, wird dem Leser häppchenweise präsentiert. Die Kapitel werden zum größten Teil im Wechsel aus Sicht des Sohnes und der Mutter erzählt, die an Alzheimer-Demenz erkrankt ist. In die Passagen des Sohnes fließt sehr viel Lokalkolorit von Köln ein und sie sind mit Humor gespickt. Die Figur an sich ist vielleicht ein bisschen überzeichnet, der Promi lebt auf der Überholspur, ist dem Alkohol sehr zugeneigt, hat Frauengeschichten ohne Ende und fängt wieder an zu rauchen, obwohl er es sich mühsam abgewöhnt hatte.
Geld spielt für ihn keine Rolle. Sein Lebensstil ist allerdings ein schöner Kontrast zu der Armut, die während und nach dem Krieg herrschte. Einzig die Tatsache, dass er sich rührend um seine Mutter kümmert, als ihm klar wird, wie es um ihre Gesundheit steht, macht ihn für mich dann wieder sympathisch. Im Verlauf des Buches wird klar, die Kindheit in einem recht lieblosen Elternhaus und die Depressionen der Mutter haben dazu geführt, dass er zu dem Mann geworden ist, den der Leser kennenlernt.
Gretas Erzählungen sind mir sehr nahe gegangen. Am Ende musste ich mit den Tränen kämpfen. Die Verknüpfung des Alzheimerschicksals und der Tatsache, dass Greta eine Beziehung zu einem schwarzen Elitesoldaten hatte, finde ich großartig. Auch andere politische Themen werden gut recherchiert eingestreut.
Am Schluss geht dann alles Knall auf Fall, da springen die Figuren zum Beispiel von einem Moment auf den anderen in den Flieger (also nicht nur Tom Monderath).
Meine Lieblingsfiguren waren Bob Cooper und Helga in der Gegenwart und Gretas Großeltern in der Vergangenheitserzählung. Sehr facettenreich fand ich Tante Elise. Erst ist sie furchtbar überheblich, aber dann hält sie als Einzige bedingungslos zu Greta.
Ein kleiner Kritikpunkt von mir: Das Telling ging mir irgendwann auf die Nerven. Es werden Personen, die dem Leser längst bekannt sind, wieder und wieder mit genauer Körpergröße beschrieben. Es muss auch nicht erwähnt werden, dass die Person breites Kölsch oder Pfälzer Dialekt spricht, wenn es so anschaulich in der wörtlichen Rede präsentiert wird. Die Dialoge an sich fand ich allerdings großartig und auf den Punkt genau!
Bei einem so umfangreichen und gründlich recherchiertem Werk ist das allerdings nur ein winziger Kritikpunkt.