Zwischen Schuld, Wahrheit und Verrat – ein Roman, der nachhallt
Mit „Die Dolmetscherin” legt Titus Müller einen eindrucksvollen historischen Roman vor, in dem er Fakten und Fiktion gekonnt miteinander verwebt. Die Geschichte handelt von Asta, die zunächst im Kurhotel ...
Mit „Die Dolmetscherin” legt Titus Müller einen eindrucksvollen historischen Roman vor, in dem er Fakten und Fiktion gekonnt miteinander verwebt. Die Geschichte handelt von Asta, die zunächst im Kurhotel „Palace“ in Mondorf-les-Bains für die Amerikaner als Dolmetscherin arbeitet und schließlich bei den Nürnberger Prozessen eingesetzt wird. Dort muss sie nicht nur die unfassbaren Grausamkeiten der Nazi-Verbrechen übersetzen, sondern auch ihr eigenes Gewissen prüfen.
Besonders gut haben mir die Einblicke in die Arbeit der Simultanübersetzer gefallen: die enorme Konzentration, die dieser Beruf erfordert, und die psychische Belastung durch die Grausamkeiten der Verhandlungen. Asta ist eine starke und zugleich empathische Frau, die sich in einer Männerwelt behaupten muss. Gleichzeitig spielt sie ein gefährliches Doppelspiel, denn auch der russische Geheimdienst fordert ihren Einsatz.
Die Begegnung mit Leonhard bringt eine weitere Ebene in die Geschichte: Vertrauen, Liebe und Verrat liegen nah beieinander und die Frage, ob er Freund oder Feind ist, bleibt lange bestehen. Besonders berührend fand ich zudem die Schilderungen rund um Leonhards Sohn Robert, der trotz seiner schwierigen Lebensumstände Hoffnung und Menschlichkeit verkörpert.
Titus Müller ist es hervorragend gelungen, die Atmosphäre der unmittelbaren Nachkriegszeit einzufangen. Durch die Verbindung von belegten Fakten und ausgedachten Handlungssträngen entsteht ein dichtes Bild, das fesselnd und erschütternd wirkt. Auch moralische Fragen nach Verantwortung, Schuld und Vergebung ziehen sich wie ein roter Faden durch das Buch.
Für mich war „Die Dolmetscherin” ein packender Roman, der nicht nur spannende Unterhaltung bietet, sondern auch zum Nachdenken anregt und lange nachhallt.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️ von 5 Sternen – eine klare Leseempfehlung für alle, die historische Romane mit Tiefgang lieben!