Cover-Bild Concrete Rose
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: cbj
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 25.01.2021
  • ISBN: 9783570166055
Angie Thomas

Concrete Rose

Deutschsprachige Ausgabe
Henriette Zeltner-Shane (Übersetzer)

Emotional, relevant, wahrhaftig: die phänomenale Vorgeschichte zum Weltbestseller »The Hate U Give« von der Nr.-1-New-York-Times-Bestsellerautorin

Der 17-jährige Maverick weiß aus bitterer Erfahrung: Man ist verantwortlich für die eigene Familie. Als Sohn eines Vaters, der im Knast sitzt, dealt er für die King Lords, damit er und seine Mutter über die Runden kommen. Das Leben ist zwar nicht perfekt, aber seine Freundin und sein Cousin Dre machen es erträglich. Doch als Mav erfährt, dass er Vater geworden ist, steht seine Welt Kopf. Sein Sohn Seven ist vollständig auf ihn angewiesen. Schnell begreift Mav, dass er nicht alles unter einen Hut bekommt: den Schulabschluss zu machen, sich um Seven zu kümmern und zu dealen. Der Ausweg: auszusteigen aus dem Gangleben. Doch die King Lords lassen keinen der ihren einfach so ziehen. Und als ein wichtiger Mensch in Mavericks Leben ermordet wird, steht er vor einer Zerreißprobe zwischen Verantwortung, Loyalität und Rache ...

»Did you hear about the rose that grew from a crack in the concrete?« - Tupac Shakur

Angie Thomas bei cbj & cbt:
The Hate U Give
On The Come Up
Concrete Rose
Alle Bücher können unabhängig voneinander gelesen werden.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.02.2021

Tolles Jugendbuch!

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Ich muss gestehen, dass mir dieses Buch nie aufgefallen wäre, hätte ich es nicht im Rahmen eines Buchabos bekommen. Das zeigt mal wieder, man sollte einfach auch mal öfter über den eigenen Tellerrand schaun, ...

Ich muss gestehen, dass mir dieses Buch nie aufgefallen wäre, hätte ich es nicht im Rahmen eines Buchabos bekommen. Das zeigt mal wieder, man sollte einfach auch mal öfter über den eigenen Tellerrand schaun, denn es gibt so tolle Bücher, die in der Menge erstmal gar nicht so ins Auge springen. Auch das Cover hat mich erstmal nicht umgehauen. Jetzt, nachdem ich dieses tolle Werk gelesen habe, finde ich es aber absolut gelungen. Doch um was geht es denn eigentlich in diesem Jugendroman von Angie Thomas?

Der Leser lernt in der Ich-Erzählung den 17-jährigen Maverick kennen. Er erlebt am eigenen Leib, was es heißt, als Schwarzer aufzuwachsen: Man ist verantwortlich für die eigene Familie, selbst wenn es das eigene Leben kostet. Sein Dad sitzt im Knast, Mav dealt für die King Lords, damit seine Mom und er einigermaßen über die Runden kommen. Zum Glück hat er seine Freundin Lisa und seinen Cousin Dre. Die beiden bedeuten ihm alles. Doch dann erfährt er, dass er durch einen One Night Stand Vater wurde und sein Leben wird komplett auf den Kopf gestellt. Denn jetzt muss er sich auch noch um seinen Sohn Seven kümmern. Und plötzlich wächst ihm alles über den Kopf: Seine Vaterrolle nimmt all seine Kraft und der Ausstieg aus dem Gangleben ist nicht so leicht wie gehofft. Die King Lords lassen nämlich niemanden so einfach aussteigen. Und als dann auch noch einer seiner Lieblingsmenschen ermordet wird, fühlt er sich vollkommen zerrissen von der Verantwortung, Loyalität uns seinem Wunsch nach Rache.

Mein Eindruck vom Buch:
Es ist ein genialer Schachzug von der Autorin Angie Thomas, die Story aus Sicht von dem 17jährigen Maverick, kurz genannt Mav, zu erzählen. Und nicht nur das, er wendet sich auch ab und zu an den Leser, was mich oft wirklich zum Grinsen brachte. Es ist total erfrischend, den „Jugendslang“ zu lesen und ich muss gestehen, ich kannte bei Weitem nicht alle Wörter, die da angewandt wurden. Kleiner Tip, am Schluss befindet sich ein echt hilfreiches Glossar, welches ich natürlich wirklich erst am Ende entdeckt habe 😉. Aber zurück zu Mav: Ihn muss man einfach gern haben. Er wächst in einer Gegend auf, in der es absolut normal ist, zu einer Gang zu gehören und auch Drogen gehören zum Alltag. Er lernt früh, dass man sich behaupten muss, um zu überleben. Sein Dad sitzt im Knast, seine Mom braucht zwei Jobs, um ihn und sich über Wasser zu halten und sein Cousin Dre versorgt ihn mit kleinen Dealer Jobs. Man kann richtig fühlen, wie viel ihm seine Mom und sein Cousin bedeuten und auch die Liebe zu seinem Vater ist deutlich spürbar. Als er dann selbst Vater wurde hat die Autorin wunderbar seine innere Zerrissenheit auf Papier gebracht. Mit Mav hat Angie Thomas einen tollen Charakter erschaffen, der sein Herz am rechten Fleck hat und trotz seiner Jugend schon eine unheimliche Stärke in sich trägt. Durch Mavs Alltag bekommt man auch mit, wie hart das Leben für farbige Menschen nach wie vor ist. Es ist erschreckend, dass es immer noch so viele Benachteiligungen gibt, nur weil man keine weiße Hautfarbe hat. In diesem Buch wird dieses Thema sehr gut beleuchtet und es ist traurig, dass in der heutigen Zeit nach wie vor so enorme Unterschiede gemacht werden. Umso mehr Hut ab vor Mav, der sich nicht unterkriegen lässt und alles versucht, um sich selbst treu zu bleiben.

Fazit:
Mich hat dieses Buch sehr berührt und auch zum Nachdenken gebracht. Ich könnte mir dieses Werk auch sehr gut als Film vorstellen und werde definitiv verfolgen, was Angie Thomas in Zukunft veröffentlicht. Lest dieses Buch, selbst, wenn es vielleicht nicht zu eurem Lieblingsgenre gehören sollte. Ihr werdet es nicht bereuen!

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Veröffentlicht am 01.02.2021

Absolut Lesenswert!

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Concrete Rose ist bereits der dritte Roman von Angie Thomas. Bereits „The hate you give“ und „On the come up“ konnten mich in den letzten Jahren bereits durch den eindrücklichen Schreibstil und die Themen, ...

Concrete Rose ist bereits der dritte Roman von Angie Thomas. Bereits „The hate you give“ und „On the come up“ konnten mich in den letzten Jahren bereits durch den eindrücklichen Schreibstil und die Themen, die aktuell wie nie sind, sehr berühren und absolut beeindrucken.

Während „The Hate you give“ die Geschichte von Starr erzählt, die miterleben muss, wie ihr bester Freund von Polizisten erschossen wird, spielt „Concrete Rose“ 17 Jahre davor und erzählt die Geschichte ihres Vaters Maverick. Das Buch lässt sich auch super als Einzelband lesen, ich kann aber jedem nur empfehlen „The hate you give“ in jedem Fall auch zu lesen.

Maverick hat es nicht leicht im Leben. Sein Vater sitzt im Knast, seine Mutter schafft es trotz ihrer zwei Jobs kaum die Rechnungen zu bezahlen und Mav ist auf Wunsch seines Vaters Teil der King Lords, einer Gang, die ihm Schutz bieten soll. Um seine Mutter zu unterstützen dealt er mit Drogen, doch als er plötzlich erfährt, dass er Vater geworden ist, steht die Welt für ihn Kopf. Plötzlich hat er die Verantwortung für ein Kind, möchte diesem etwas bieten können, träumt davon einen Ausweg aus der Gang zu finden, einen Beruf zu erlernen und ein guter Vater zu werden. Als dann auch noch eine ihm nahestehende Person ermordet wird muss er sich zwischen Rache und Verantwortung entscheiden.

„Concrete Rose“ hat mich wieder absolut von den Socken gehauen. Zunächst war ich mir unsicher, inwiefern die Vorgeschichte rund um Maverick „notwendig“ ist, ob mir das Setting Ende der 1990er Jahre gefallen würde, aber jede Seite war es absolut wert!

Ich finde es toll, dass Thomas nun auch einen schwarzen Mann in den Fokus eines ihrer Bücher stellt, denn dadurch werden nochmal ganz andere Aspekte des Ganglebens beschrieben. Zudem zeigt sie auf, dass Männer Gefühle zeigen können, zusammenbrechen können, aber gleichzeitig auch stark sein können, dass es okay ist Fehler zu machen und das man aus diesen Lernen kann. Maverick als alleinerziehender minderjähriger Vater, der quasi keine Perspektiven im Leben hat, es durch einen „ehrlichen“ Job nicht schafft seine Familie zu versorgen und dadurch immer wieder in die Kriminalität rutscht, ist einfach nochmal ein ganz anderer Ansatz als die beiden vorherigen Bücher von Angie Thomas. Ich finde es einfach toll, dass Angie Thomas nun auch männlichen Schwarzen Jugendlichen einen Protagonisten gibt mit dem sie sich identifizieren können, denn solche Bücher sind einfach absolut notwendig.

Viele Slang-Begriffe wurden aus dem Englischen direkt übernommen und meiner Meinung nach gut in die Übersetzung integriert, auch wenn es beim Lesen natürlich zunächst ungewohnt ist. Da es für diese jedoch keine deutsche Übersetzung gibt, finde ich es absolut richtig sie so zu lassen, ein Glossar hinten im Buch erklärt die Begriffe zudem nochmal, was sehr hilfreich sein kann, ich habe zum Beispiel viel über die unterschiedlichen Frisuren von Schwarzen lernen können.

Ihre Protagonisten wirken unglaublich real auf mich, selbst die Nebencharaktere bekommen sehr viel Leben eingehaucht und lassen den Leser auf ganz besondere Weise in die Geschichte eintauchen. Zudem war es einfach schön einige der Protagonisten aus THUG wiederzutreffen.

Insgesamt ist Concrete Rose ein sehr sensibler Roman über das Erwachsenwerden, das Übernehmen von Verantwortung und die Perspektivlosigkeit von vielen Schwarzen Jugendlichen. Es bringt genau das richtige Maß an Gesellschaftskritik mit, zeigt einerseits die Schattenseiten des Lebens in der „Hood“ auf, schafft es auf der anderen Seite aber auch ganz viel Hoffnung zu transportieren. Von mir gibt es daher 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung für JEDEN!

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Soviel mehr als eine Geschichte

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"Concrete Rose" von Angie Thomas ist im CBJ-Verlag erschienen.
Das Cover wurde vom Verlag vom Original übernommen und das passt einfach zu der Geschichte und auch den Vorgängern.
Mir gefällt es sehr gut.

Concrete ...

"Concrete Rose" von Angie Thomas ist im CBJ-Verlag erschienen.
Das Cover wurde vom Verlag vom Original übernommen und das passt einfach zu der Geschichte und auch den Vorgängern.
Mir gefällt es sehr gut.

Concrete Rose ist die Vorgeschichte zu The hate u give" und hier geht es um Maverick´s Geschichte.
Und was soll ich sagen? Sie hat mich wirklich umgehauen, berührt, zum Nachdenken gebracht.
Angie Thomas beschreibt die Situation eines jungen Mannes, der in bzw. mit einer Gang aufwächst. Der jung Vater wird. Der versucht
das Beste aus dieser Situation zu machen. Der kämpft, der Rückschläge erlebt, in alte Muster fällt. Aber einer, der immer wieder aufsteht, um es besser zu machen. Mav wächst mit jeder Seite, jedem Kapitel ein bisschen mehr. Und das erkennen wir als Leser auch an den drei Teilen in denen das Buch eingeteilt ist. "Keimen", "Wachsen" und "Winterruhe". Diese Geschichte wächst wie eine Rose. Genau wie Maverick.

Dieser Satz zu Beginn des Buches beschreibt Mav´s Story absolut.
"Für all die Rosen, die aus Beton wachsen. Blüht weiter."

Angie Thomas nimmt kein Blatt vor den Mund in ihren Geschichten. Sie zeigt ganz deutlich auf was auf unserer Welt passiert.
Sie packt uns nicht in Watte. Sie findet die richtigen und ehrlichen Worte. "Concrete Rose" ist nicht nur eine Geschichte um einen jungen Mann, der seinen Weg finden muss.
Es ist vielmehr eine Geschichte über die soziale Situation der Schwarzen in den USA. Sie zeigt uns warum und wie es oft dazu kommt, dass viele junge Menschen sich nicht anders zu helfen wissen und in Gangs eintreten oder schon dort hinein geboren werden. Aber auch wenn das hier Thema ist, vergisst
die Autorin nicht die Geschichte um den jungen Maverick. Sie vergißt nicht, dass er Wünsche und Träume hat. Sie vergißt nicht, dass es hier auch noch um so viel mehr geht.
Es geht um Freundschaften, Verluste, Liebe, Vater sein, Wünsche und Träume und um Realität. Es geht um mehr Tolleranz. Um mehr Empathie, die wir an den Tag legen sollten.

Für mich kann Concrete Rose absolut mit The hate u give mithalten, auch wenn es nicht so vor Spannung platzt und es etwas "ruhiger" zugeht. Von mir gibt es eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 27.01.2021

Eine erschreckende, authentische, berührende und wichtige Geschichte!

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Nachdem Angie Thomas die ganze Welt mit ihrem Debütroman "The Hate U Give" in Aufruhr versetzt hat und es auch ihre zweite Geschichte "On The Come Up" auf die weltweiten Bestsellerlisten geschafft hat, ...

Nachdem Angie Thomas die ganze Welt mit ihrem Debütroman "The Hate U Give" in Aufruhr versetzt hat und es auch ihre zweite Geschichte "On The Come Up" auf die weltweiten Bestsellerlisten geschafft hat, war ich natürlich sehr gespannt auf ihren neuen Roman "Concrete Rose", der als Vorgeschichte zu "The Hate U Give" gelesen werden kann, da er die Elterngeneration der Figuren dort behandelt, aber auch unabhängig von Starrs Geschichte gelesen werden kann. Auch wenn mich "Concrete Rose" nicht ganz so sehr vom Hocker gehauen hat, wie "On The Come Up", hat Angie Thomas hier wieder eine erschreckende, authentische, berührende und wichtige Geschichte über die bittere Realität von Armut, Vorurteilen, Rassismus und Gewalt geschrieben, in der es neben schmerzhaft aufrichtiger Gesellschaftskritik jedoch auch Verantwortung, Erwachsenwerden und den Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden geht.

Das Cover ist schon Teil des wundervollen Kunstwerkes, das diese Geschichte darstellt. Gott-segne-den-cbj-Verlag - hat dieser sich nämlich entschieden, das Originalcover (und den Originaltitel) beizubehalten. Im Gegensatz zu "The Hate U Give", das uns strahlend weiß entgegenleuchtete und "On The Come Up", bei dem der Hintergrund schwarz war, ist dieses Cover mit der strahlend roten Farbe, mit der weißen Schrift und dem schwarzen Buchrücken eine Mischung aus der Gestaltung der anderen beiden Romanen aus Angie Thomas´ Feder. Wie das Design hier wieder mit den Kontrasten "Schwarz" und "Weiß" spielt, was natürlich einen passenden Bezug zur Handlung darstellt, ist auffallend hintersinnig. Bis auf den umgekehrten Kontrast lassen sich noch mehr Gemeinsamkeiten zwischen "THUG", "OTCU" und "Concrete Rose" feststellen. Wieder steht ein illustriertes Hauptmotiv im Vordergrund, die Kapitelüberschriften sind in Großbuchstaben abgedruckt und es gibt ein Glossar. Das Motiv ist dieses Mal ein Comic-Junge inmitten von herabfallenden Rosenblättern, wobei auch hier die Gestaltung der Figur meine Vorstellung ganz wunderbar trifft. Die dunkelhäutige Silhouette hat lange schwarze Haare, trägt eine Goldkette und sieht aus, als würde er sich von nichts unterkriegen lassen- in zwei Worten: genau Mav. Auch der Titel passt wieder wie die Faust aufs Auge und ist von dem Song "The Rose that Grew from Concrete" (wörtlich übersetzt: "Die Rose, die aus Beton wuchs") der Raplegende Tupac abgeleitet.


"Rosen brauchen Platz zum Wachsen" (...) "Kommt mir viel Platz für etwas vor, dass man nicht essen kann." "Da könntest du recht haben", gibt er zu. "Aber ich lasse mich gerne daran erinnern, dass Schönheit aus fast nichts entstehen kann. Das ist für mich der eigentliche Sinn von Blumen."


Auch innerhalb der Buchdeckel ist das Buch super konzipiert - sowohl vom Verlag als auch von der Autorin. Wir bekommen Mavs Geschichte in drei Teilen - "Keimen", "Wachsen" und "Winterruhe" - erzählt, die die Gartenmetapher des Titels fortsetzen und somit ein Motiv aufgreifen, das im Buch eine wichtige Rolle spielt. Darüber hinaus ist die Geschichte in 30 Kapitel und einen Epilog geteilt und umfasst etwas mehr als ein Jahr Erzählzeit. Da es sich wie gesagt um die Vorgeschichte zu "The Hate U Give" handelt, spielt die Handlung nicht in der Gegenwart, sondern vor ca. 16 Jahren - also zu Zeiten von Walkmen, CDs, Bill Clinton und Space Jam. Wer jetzt skeptisch ist, ob der Roman überhaupt lesenswert ist, wenn man durch "The Hate U Give" schon weiß, wie sich Mavs Leben entwickeln wird, dem sei gesagt, dass Angie Thomas ihren neusten Roman zwar wundervoll passend in das vorhandene Grundkonstrukt ihrer anderen beiden Geschichten einfügt, der Handlung aber genügend Luft lässt, eigene Wege zu gehen. So hat "Concrete Rose" kleine Parallelen und Überschneidungen zu "On The Come Up" (z.B. findet Bris Vater, der Rapper Lawless kurzen Anklang) und spielt ebenfalls in Garden Heights, welches wir schon in den anderen beiden Romanen als Ghetto-ähnlicher Stadtteil kennengelernt haben - durch die andere Zeitebene wirkt das Setting aber um einiges gefährlicher.


Erster Satz: "Auf der Straße gibt es Regeln."


Mavericks Geschichte ist bestimmt von viel Gewalt, Hoffnungslosigkeit, Drogen, Gangs und Armut - fast noch mehr als Bris oder Starrs - und so hebt die Autorin abermals kritisch ihre Stimme. Denn leider unterscheidet sich die aktuelle Situation vieler Randgruppen und der dunkelhäutigen Bevölkerung in Amerika von der hier erzählten authentischen und erschreckenden Geschichte über das Leben in verarmten Vierteln, Vorurteile, unterschwelligen Rassismus und offen ausgesprochenen Hass nicht sehr stark. Alltäglicher Rassismus wie skeptische Blicke des Verkäufers in einem Laden, doppelte Kontrollen durch Sicherheitsbeamte und abfällige Bemerkungen werden dabei genauso schmerzhaft ehrlich dargestellt wie die Gang-Gewalt, die ständige Bedrohung durch Waffen, der Handel mit Drogen, die hohe Arbeitslosigkeit und Verschuldung, die das Leben in der "Hood" kennzeichnen. Gerade auch diese unfassbare Armut und Perspektivlosigkeit der "Ghetto"-Bewohner geht ans Herz und zerfetzt die Idee des "Amerikanischen Traums" in der Luft. Durch Anspielungen auf Martin Luther King, die Bürgerrechtsbewegung, Malcolm X oder die Black Panther Party geht sie nebenbei auch auf den historischen Kontext ein, wobei nur wenig Hintergrundwissen erwartet wird und viele Erklärungen dem unwissenden Leser unter die Arme greifen. Auch Polizeigewalt und Willkür spielen wie in "The Hate U Give" eine Rolle, hier aber nur am Rande. So wird am Ende wohl jedem Leser eindrücklich klar, dass es auch nach 8 Jahre Obama-Präsidentschaft (und unter Trump sowieso) bittere Realität ist, dass dunkelhäutige Menschen in Amerika immer noch diskriminiert werden, im Durchschnitt ärmer sind, schlechtere Jobs, einen schwereren Zugang zu Bildung und dafür mehr Probleme mit Polizeigewalt haben.


"Auf der Straße gibt es nunmal Regeln. (...) Wenn es ein Buch dazu gäbe, würde der wichtigste Abschnitt von Familien handeln. Und die erste Regel würde lauten: Wenn einer jemand aus deiner Familie umlegt, legst du ihn um."


Diese brutal ehrliche und ans Herz gehend konzipierte Gesellschaftskritik ist jedoch nicht Mittelpunkt des Romans und wird auch nicht mit Holzhammer-Methode in den Leser eingeprügelt. Im absoluten Fokus steht hier unser Protagonist Mav - seine Träume, sein Handeln, seine Gefühle und seine Verantwortung. Er ist ein sehr intensiver und vielschichtiger Charakter: jung zwar, aber stark geprägt durch verschiedene Lebenserfahrungen; sehr sympathisch, auch wenn er viele dumme Entscheidungen trifft; bodenständig, auch wenn er ein Leben am Abgrund lebt. Jederzeit kann er abstürzen, jederzeit kann er jemanden verlieren, festgenommen werden, wie sein Vater. Und in diese Unsicherheit platzen dann nicht nur eine, sondern gleich zwei ungeplante Schwangerschaften, die Mav - eigentlich selbst noch ein Kind - dazu bringen, sein Leben umzukrempeln. Seine Suche nach Sicherheit, sein Ringen um Verantwortung und seine Versuche, einen Plan für die Zukunft finden, schlicht sein ganz eigener, schmerzhafte Prozess des Erwachsenwerdens ist so anrührend geschildert, dass man ihn einfach lieben muss. Leider war er mir nicht ganz so nah wie Bri und Starr, was vielleicht daran liegen könnte, das man sich beim Lesen ab und zu angesichts seiner Handlungen emotional von ihm distanzieren muss. Mit seiner starrköpfigen, selbstbewussten, impulsiven Art fährt er sich das ein oder andere Problem ein, mit seiner Loyalität, seinem Mitgefühl und seinem Versuch, alles richtig zu machen, ist er mir jedoch sehr ans Herz gewachsen. Was will er werden, wer will er sein - für sich selbst, für seine Freundin, für seine Mutter und für seine Kinder? Genau diesen Konflikt hat die Autorin sehr authentisch eingefangen.


"Eltern sein, das bedeutet normalerweise, dass keiner da ist, der kommt und was in Ordnung bringt. Das ist jetzt nämlich dein Job."
Es macht mir eine Höllenangst."


Mavs Schicksal und seinem Kampf gegen die Ungerechtigkeit wohnt so viel Kraft, Leidenschaft, Ehrlichkeit, Authentizität, Schmerz und Angst inne, aber vor allem ist da sehr viel Wut und Enttäuschung, die direkt unter die Haut geht und einen nicht mehr loslässt. Dafür sorgt auch der jugendliche, direkte Schreibstil der Autorin, dem es mit erschreckend klaren Worten gelingt, dem Leser ein beängstigend eindrückliches Bild von der ganzen Situation zu vermitteln. Es ist wirklich erstaunlich, wie spielend leicht Angie Thomas es schafft, ein mir total fremdes Milieu sowie Probleme und Ängste, die absolut gar nicht meiner eigenen Realität entsprechen an mich heranzutragen, sodass ich erschüttert dasitze und unbedingt etwas tun will!


"Er schläft tief und fest mit über dem Kopf ausgestreckten Armen. Die Augenbrauen hat er wie immer gerunzelt. Ich glaube, er träumt davon, wie er die Probleme der Welt lösen kann."


Das kreiert eine eher bedrückende Atmosphäre und unterschwellige Spannung. Doch so ernst, brutal und bewegend die Geschichte meist ist, wird sie dennoch auch immer wieder von Szenen unterbrochen, die einem ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Denn neben der spitzen Kritik und dem Gangthema gibt es noch ein anderes Standbein, auf dem die Geschichte fußt und das ist der Zusammenhalt zwischen Familie und Freunden. Wir werden nicht nur mit Rassismus und Ungerechtigkeit konfrontiert - das ist auch eine Geschichte über Cousins, die zum Bruder werden, die man nie hatte, Mütter, die ihre Kinder unterstützen, egal was kommt, Väter, die in ihrer Anstrengung, ihre Familie zu beschützen, vom richtigen Weg abgekommen sind und schwer wieder darauf zurückfinden und Ehepartner, die füreinander alles aufgeben würden. Man braucht nicht besonders genau hinzuschauen um zwischen all der Frustration und Wut mindestens genauso viel Kreativität, Liebe, Hoffnung und Wille, etwas zu verändern, zu finden. Sehr genial sind auch die vielen Fruchtbarkeitswitze, die aus der etwas absurden Situation entstehen, dass ein 17jähriger Vater von zwei Babys ist.


"Du lieber Gott, Junge. Als der Herr sagte, seid fruchtbar und mehret euch, da hat er nicht erwartet, dass du das alleine erledigts. Weißt du überhaupt, wie man ein Kondom benutzt?"


Dass Angie Thomas´ Schreibstil seine Magie wirken kann, wird durch die grandiose Übersetzung mit gewährleistet, die sehr nah am englischen Original bleibt. Henriette Zeltner hat gar nicht erst versucht, bestimmte amerikanische Ausdrücke zu übersetzen und deutsche Äquivalente für Slangausdrücke zu finden, sondern sie im Original belassen. Die ersten Seiten lesen sich dadurch etwas gewöhnungsbedürftig, da die unbekannten Ausdrücke zunächst wie Fremdkörper hervorstechen. Wenn man sich jedoch daran gewöhnt hat, kann man sich auf ein sehr authentisches Leseerlebnis freuen! Als kleine Hilfe stellt uns der Verlag wieder ein kurzes Glossar am Ende mit kurzen Erklängen der wichtigsten Slang-, Rap- und Insider-Begriffen, sowie historische Anspielungen und zeitgenössische Besonderheiten zur Seite, sodass man schnell hinten spicken kann, wenn einem nicht ganz klar ist, was Mav mit "S´up?" will oder wer denn "Tupac" ist, über die alle reden.


"Ich beobachte meinen Sohn und muss zugeben: Sosehr ich auch voller Ehrfurcht bin - noch nie in meinem Leben hatte ich so viel Angst. Er ist ein ganzer Mensch, an dessen Erstehung ich beteiligt war. Hat ein Herz, Lungen und ein Gehirn, auch meinetwegen. Und jetzt muss ich ihn praktisch am Leben erhalten."


Angie Thomas ruft durch Maverick dazu auf, unsere Träume zu verfolgen, sich nicht aufhalten zu lassen, Unrecht anzusprechen und brüllt der Welt ein ganz klares "NEIN" zu Rassismus entgegen! Aufgrund der vielen wichtigen Themen, die angesprochen werden, der starken Identifikationsfigur und der wundervollen Message denke ich, dass man diese Geschichte wunderbar als Schullektüre nutzen könnte um das Thema "Race Relations" zu behandeln - mich hat es auf jeden Fall tief bewegt, dazu gebracht, etliche Notizen zu machen und viele Zitate herauszuschreiben, zu recherchieren und es zu einem frühen Highlight des Jahres 2021 zu küren.


"Ich bin immer noch so ängstlich wie an dem Tag, als ich ihn das erste Mal im Arm hielt. Keine Ahnung, ob das Gefühl je verschwinden wird. Vergiss die Welt, er verdient die Sonne, den Mond und die Sterne. Und selbst das würde nicht genügen. Ich genüge definitiv nicht. Als Gangmitglied, ohne High-School-Abschluss und gerade mal siebzehn. Aber ihr könnt darauf wetten, das ich mein Bestes geben werde, um alles zu sein, was er braucht."





Fazit:


Ein sensibler Entwicklungsroman über das schmerzhaft schnelle Erwachsenwerdens eines Jungen in einer unsicheren, von Ganggewalt und Perspektivlosigkeit geprägten Umwelt. Angie Thomas packt hier wieder die übliche Portion Gesellschaftskritik, Zeitgeschichte und Wut aus, im absoluten Fokus steht aber ihr Protagonist Mav - seine Träume, seine Gefühle und sein Ringen um Verantwortung und einem besseren Leben für seine Lieben. Nicht zuletzt ist es aber die Message, die den Roman so besonders macht: "Blüht und gedeiht, egal ob ihr zwischen Beton lebt oder nicht. Eure Schönheit ist ein Geschenk für die Welt."

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Veröffentlicht am 07.07.2021

"If it won't help the roses grow, you've gotta let it go"

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Nach "the hate u give" war ich unglaublich gespannt, die Vorgeschichte von Maverick kennenzulernen.Am Anfang hatte ich noch ein paar kleine Schwierigkeiten, in den Schreibstil reinzukommen. thug hatte ...

Nach "the hate u give" war ich unglaublich gespannt, die Vorgeschichte von Maverick kennenzulernen.Am Anfang hatte ich noch ein paar kleine Schwierigkeiten, in den Schreibstil reinzukommen. thug hatte ich auf englisch gelesen und hier musste ich mich erst noch an die Mischung aus Deutsch und englischen Slang gewöhnen.

Vor einiger Zeit hatte ich die ersten Seiten gelesen, aber ich kam nicht rein. Heute hingehen hat die Chemie zwischen mir & Concrete Rose gestimmt, sodass ich es direkt an einem Stück gelesen habe. Weil mich die Geschichte plötzlich doch nicht mehr losgelassen hat. Und obwohl ich im Grunde wusste, was passiert (aus thug) haben mich manche Dinge unglaublich überrascht und schockiert.

Was will Mav? Eine Familie? Geld? Ruhm? Eine Zukunft? Und ihn bei dieser Entscheidung zu begleiten tat weh. Ihn leiden zu sehen, zu Zweifeln, dumme Entscheidungen zu treffen, richtige Entscheidungen zu treffen. Ihn dabei zu sehen, wie er sich selbst kennenlernt. Wer er sein will. Sehr wichtiger Teil der Geschichte. Denn der Apfel fällt vielleicht nicht weit vom Stamm, aber mit einem kleinen Schubs kann er wegrollen.
Concrete Rose bringt einem zum Verzweifeln und Lachen zugleich. Lässt einen frustriert zurück. Wütend. Traurig. Und doch wieder mit einem Lächeln.

Dass auch hier der Titel wieder auf Tupac basiert, finde ich ein super schönes Detail, ebenso wie das Glossar am Ende.

Ich hatte mir persönlich mehr Einblick bzw einen anderen Einblick in das Gangleben gewünscht. Ich hatte erwartet, dass es sich vielmehr um das Lossagen von der Gang dreht, dabei war es eher der Prozess in Mav bis zu dem Punkt, als ihm klar wird, dass die Gang nicht seine Zukunft ist.

Nichtsdestotrotz war es unglaublich interessant. Schockierend. Unterhaltsam. Spannend.Authentisch. Und Wow.

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