Cover-Bild Die dritte Hälfte eines Lebens
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Otto Müller Verlag GmbH
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 140
  • Ersterscheinung: 23.02.2022
  • ISBN: 9783701312931
Anna Herzig

Die dritte Hälfte eines Lebens

Krimmwing ist ein Dorf wie viele andere. Ein Dorf, das sehr genau beobachtet, bewertet und urteilt. Das aber auch gut ist im Wegsehen und Weghören. So haben es die schwer, die anders sind. Der Rathbauer etwa, der sich so gern schminkt allein vorm Spiegel. Der Steinlachner Seppi mit seiner dunklen Hautfarbe, zurückgelassen vom Vater, der kein Einheimischer war. Die junge Rosa, ledig und alleinerziehend. Oder die Liesl mit der körperlichen Auffälligkeit. Warum der Seppi letztlich mit einem Seil zum Apfelbaum auf den Kirschkernhügel gegangen ist, will im Nachhinein niemand geahnt haben. Doch Krimmwing ist auch ein Dorf, das nicht vergisst. Und als der Peter Dohringer nach vielen Jahren zurückkehrt, wird es unangenehm für einige in der Gemeinde.
Anna Herzig legt ein Romandebüt vor, das in eindrücklichen Szenen die Machtverhältnisse und Triebkräfte einer Dorfgesellschaft aufzeigt. Ihre scharfen Beobachtungen sind frei von Bewertung, sie stehen und wirken für sich. Nüchtern und schmucklos sind viele Sätze, die in ihrer Klarheit eine umso stärkere Wirkung entfalten.
„Die dritte Hälfte eines Lebens“ ist ein Plädoyer dafür, gesellschaftliche Normen neu zu denken. "Sich dem Leben entgegenzustemmen, das muss einem liegen, sagt der Dohringer und die Liesl lächelt."

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2022

Dieses kleine Buch hat es in sich!

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Die Geschichte hat mich teilweise sehr ergriffen und dieses fiktive schlimme Dorf Krimmwing könnte überall sein.

Ausgegrenzt werden die Menschen, die anders sind als die Dörfler. Eine dunkle Hautfarbe ...

Die Geschichte hat mich teilweise sehr ergriffen und dieses fiktive schlimme Dorf Krimmwing könnte überall sein.

Ausgegrenzt werden die Menschen, die anders sind als die Dörfler. Eine dunkle Hautfarbe haben wie der kleine Seppi, 3 Brüste wie die Liesl im Roman oder der Lorenz Karl Ignatius Rathbauer, der eine Frau sein möchte. Er muss dies aber vor dem Dorf verstecken, denn sonst endet es böse für ihn. Seine Eltern verstehen es auch nicht und es setzt Prügel.

Schon die Kinder mobben diejenigen, die anders sind und beschimpfen und drangsalieren sie bis zur Folter. Die Erwachsenen fühlen sich in ihrer Dorf-Gemeinschaft sicher und sehen lieber alle weg, anstatt einzuschreiten. Gottseidank sind es ja die anderen, die drangsaliert werden und nicht man selbst.
Lieber mit dem Strom schwimmen und nicht auffallen.

Dieses Verhalten kann man überall finden aber vielleicht besonders in konservativen dörflichen Gemeinschaften.
Hinterher stellt man sich im Dorf hin und sagt, wenn man das gewusst hätte, ja dann hätte man .......
Das ist so feige, entspricht aber leider der menschlichen Natur.

Die Autorin skizziert die Charaktere eindrucksvoll, so dass der Leser sie sich sehr gut vorstellen kann.

Die Sätze und der Schreibstil sind bemerkenswert.
Nichts ist zuviel oder zuwenig. Die Betonung erfolgt oft durch kurze nüchterne Sätze. Und oft schwingen Poesie und Metaphern mit , wie z.B. "An jedem Wochenende liegt das Kind im Bett und zählt seine Zehen, begutachtet die Farben seiner Nägel, die ihm die Mutter an Tagen lackiert, an denen das Lachen sie besucht und einige Stunden bleibt."

Oft habe ich etwas zweimal gelesen um zu erahnen, was gemeint ist.

Es ist ein kleines Buch aber mit um so mehr Sprengkraft, Intoleranz aufzuzeigen.

Ich bin ziemlich beindruckt und gebe eine klare Leseempfehlung ab.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Der kleine Schmerz und die Wahrheit

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Anna Herzigs Kurzroman „Die dritte Hälfte eines Lebens“ könnte viel erzählen, entscheidet sich dann aber für das Schicksal des Steinlachner Sepp, dessen Leben aufgrund seines Status als uneheliches Kind ...

Anna Herzigs Kurzroman „Die dritte Hälfte eines Lebens“ könnte viel erzählen, entscheidet sich dann aber für das Schicksal des Steinlachner Sepp, dessen Leben aufgrund seines Status als uneheliches Kind und seiner Hautfarbe von den Bewohnern des Dorfes Krimmwing so zur Hölle gemacht wird, dass er eines Tages beschließt, dem Ort den Rücken zu kehren. Die genauen Umstände seines Verschwindens sind weniger klar als die Bedingungen seiner Rückkehr, aber die Dorfgemeinschaft hat so einiges darüber gehört und deshalb viel dazu zu sagen.

Dieser Roman hat sich der Ausleuchtung des „kleinen Schmerzes“ verschrieben, der eigentlich ein ganz großer ist und durch die bigotte Haltung der „normalen“ Dorfbewohner verursacht wird, die die Wahrheit dehnen, wenden und ignorieren, solange sie die Außenseiter, diskreditiert. Auf diese Weise macht der Roman auf die Enge und Begrenzung des Lebens innerhalb einer Dorfgemeinschaft aufmerksam, er zeigt aber gleichzeitig auch, dass in der Andersartigkeit der Wille und die Kraft zur Freiheit und Ablösung ruht, zum Aufbruch in "die dritte Hälfte eines Lebens". Neben diesem Thema zerrt der Roman auf recht subtile Weise auch die zentrale Frage nach Wahrheit und Lüge bzw. Gerücht in den Mittelpunkt und spielt auf diese Art und Weise vor allem im zweiten Teil auf amüsante Weise Katz und Maus mit dem Leser.

Handlungstechnisch wird der Roman hierdurch allerdings recht verwirrend und lässt einen zeitweise etwas orientierungslos und ratlos zurück – sicherlich das Ansinnen des Vexierspiels mit der Wahrheit, das aber immerhin für ein gelungenes Ende sorgt. Problematisch sind auf den ersten Blick auch manchmal grotesk anmutenden Szenen, die ihren Ursprung jedoch in der Gerüchteküche nehmen. Sprachlich ist der Roman in Teilen fast lyrisch, der Autorin gelingen ein paar wirklich fabelhafte Bilder, für Schmunzeln und Sprachgenauigkeit sorgen die sehr sporadisch eingestreuten englischen Sätze.

Wenn man an dem Roman etwas kritisieren kann, dann ist es wohl sein klares didaktisches Ansinnen, die Einseitigkeit seiner Ausrichtung und vielleicht seine sehr simple Einteilung der Personen in „gut“ und „böse“. Da erwartet man von einem Roman mit erwachsener Zielgruppe doch etwas mehr Raffinesse.

Insgesamt jedoch eine gelungene Leseherausforderung, die jedoch etwas eigenwillig und daher vielleicht nicht für jeden gleichermaßen geeignet ist.

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Veröffentlicht am 27.02.2022

Zu sehr aufs Wesentliche konzentriert"

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In ihrem Debütroman „Die dritte Hälfte eines Lebens“ erzählt Anna Herzig über das Dorf Krimmwing und seine Bewohner, die sehr genau beobachten, sehr schnell urteilen und verurteilen und sehr gut im Wegsehen ...

In ihrem Debütroman „Die dritte Hälfte eines Lebens“ erzählt Anna Herzig über das Dorf Krimmwing und seine Bewohner, die sehr genau beobachten, sehr schnell urteilen und verurteilen und sehr gut im Wegsehen und Weghören sind. So haben es die schwer, die anders sind. Das sind der El-Kah-Ih, die Rosa mit ihrem ledigen Kind, dem Sepp, der Fridolin und die Lisl und drumherum das ganze Dorf.

Meine persönlichen Leseeindrücke
„Die dritte Hälfte meines Lesens“ ist ein sehr ungewöhnliches Büchlein. Da ist zum einen der sehr nüchterne Schreibstil, der nicht viel Zeit mit schöner Sprache verliert, sondern in knapper, konzentrierter Form eine Geschichte über ein imaginäres österreichisches Dorf und einige Einwohner erzählt. Anna Herzig spart an allen Ecken und Enden und packt einen Roman in kaum 130 kleine Seiten. Was mir bei Eva Menasses Roman „Dunkelblum“ zu viel war, ist mir hier zu wenig. Der 2. Teil des Büchleins ist durch die Komprimierung der Geschichte mit großer Aufmerksamkeit zu lesen, ansonsten läuft man Gefahr, dass man nichts versteht. Es ist hier wichtig sich nicht nur auf das Geschriebene zu konzentrieren, sondern auch das zwischen den Zeilen Stehende zu verstehen.

Fazit
Der Debütroman „Die dritte Hälfte meines Lesens“ ist eine etwas andere Kurzgeschichte. Die Thematik Schattenseiten eines Dorflebens scheint mir bei österreichischen Schriftstellerinnen (Dunkelblum – Blasmusikpop) beliebt zu sein, doch reicht für meinen Geschmack der Romanumfang nicht aus, um die Dynamik der Dorfstruktur von Krimmwing darzulegen. Ich empfehle deshalb Anna Herzigs Roman „Die dritte Hälfte meines Lesens“ nur bedingt.

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Veröffentlicht am 21.02.2022

Ein Herz für Aussenseiter

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Die Autorin Herzig macht ihrem Namen alle Ehre, denn in der Geschichte steckt viel Herz.
Ein Herz für Aussenseiter und die Frage wieviel Aussenseitertum und Unterdrückung desselben ein menschliches Herz ...

Die Autorin Herzig macht ihrem Namen alle Ehre, denn in der Geschichte steckt viel Herz.
Ein Herz für Aussenseiter und die Frage wieviel Aussenseitertum und Unterdrückung desselben ein menschliches Herz verträgt. Soviel Leid und Hoffnung steckt in dem kleinen Buch, das teilweise wie ein fragmentarischer Roman erscheint, jedoch alles Wichtige präzise und einleuchtend darstellt. Mal poetisch, mal phantastisch, mal nüchtern..., lässt sich wunderbar lesen.
Das Aussergewöhliche, aus einer fiktiven Norm sich reckende.
Ich bin glücklich, dass Peter und Renza aus Krimmwing es geschafft haben...
Traurig in unserer Welt ist jedoch: Kaum haben sich machtvolle Unterdrücker und ein folgender Mainstream an bestimmten Themen abgearbeitet, bzw. Freiheits-Gleichheits-Brüder-Schwesterlichkeits-Kämpfer Erfolge errungen, werden neue Themen zu Dogmen erkoren mit denen Menschen unterdrückt und diskriminiert werden. Das ewige Leid.

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Veröffentlicht am 01.03.2022

Verwirrend

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Krimmwing, ein kleines Dorf in dem die Uhren noch ganz in althergebrachten Traditionen ticken. Ein Dorf in dem jeder jeden kennt, in dem einer Familie ein Fehltritt noch Generationen später angekreidet ...

Krimmwing, ein kleines Dorf in dem die Uhren noch ganz in althergebrachten Traditionen ticken. Ein Dorf in dem jeder jeden kennt, in dem einer Familie ein Fehltritt noch Generationen später angekreidet wird. Ein Dorf in dem es wichtig ist dazuzugehören und sich einzufügen, denn Anderssein, egal in welcher Form wird nicht toleriert. Ein Dorf, das lebt von Klatsch und Tratsch in dem jeder etwas zu erzählen weiß über den Nachbarn. Ob dieses Wissen der Wahrheit entspricht, oder der Phantasie des Erzählers entspringt spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle.

Anne Herzig legt auf nur rund 130 Seiten ein sehr spezielles Debüt vor. Sie seziert mit chirurgischer Präzision die Einwohner ihres fiktiven Ortes und legt den Fokus dabei besonders auf das Anderssein von Menschen, auf das Nicht in die Norm passen. Dreh - und Angelpunkt ist dabei das Leben des kleinen Seppi, der durch seine dunkle Hautfarbe, Erbe seines südafrikanischen Vaters, schon optisch aus dem Rahmen fällt und so schon früh Opfer von Anfeindungen und Misshandlungen wird.

Die Thematik des Buches hat mich direkt angesprochen und da ich selbst aus einem kleinen Kuhkaff stamme, war ich neugierig, wie gut die Autorin hier beobachtet hat, um die verstrickten Strukturen zu durchschauen. An Beobachtungsgabe fehlt es der Autorin nicht, natürlich stellt sie Vieles etwas überspitzt dar, aber das ist Bestandteil der Inszenierung und macht beim Lesen durchaus Spaß. Weniger Spaß machte mir allerdings der Schreibstil. Die Autorin ist recht sprunghaft in ihren Gedankengängen und schreibt diese auch so nieder. Oft ist gerade der Zeitlinie nur schwer zu folgen, die Ereignisse werden teils ohne erkennbaren Zusammenhang aneinander gereiht. Zum Ende ergibt sich dann zwar ein erkennbares Gesamtbild, der Weg dorthin ist aber für mich eher schwergängig und verwirrend gewesen. Die Botschaft des Buches geht dadurch etwas unter.

Der Autorin gelingt zweifellos ein bemerkenswertes Debüt zu einem intensiven Thema, sei du selbst, lebe dein Leben, gib nichts auf das Gerede der Anderen. Ich fürchte allerdings, dass letztlich nur eine begrenzte Anzahl von Lesern auch Zugang zu ihrem Buch finden.

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