Cover-Bild Agathe
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16,00
inkl. MwSt
  • Verlag: hanserblau in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 28.01.2019
  • ISBN: 9783446261914
Anne Cathrine Bomann

Agathe

Franziska Hüther (Übersetzer)

Ein alternder Psychiater zählt die Tage bis zu seinem Ruhestand. Bald wird er die Türen seiner Praxis für immer hinter sich schließen.. Doch eine letzte Patientin lässt sich nicht abwimmeln. Und die Gespräche mit Agathe verändern alles: Neue Freundschaften scheinen plötzlich möglich, neue Wege, neue Zuversicht. Eine universelle Geschichte über Nähe und Freundschaft, Liebe und Verbindlichkeit – elegant und zeitlos, voll meditativer Zärtlichkeit und subtilem Humor.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.01.2019

Tolle Message, aber manches blieb mir zu offen

4

Ein bald 72-Jähriger Psychiater will nach Jahrzehnten seine Praxis schließen und zählt einen Countdown. Neue Patienten möchte er eigentlich nicht mehr annehmen und er lehnt daher zunächst auch Agathe ab, ...

Ein bald 72-Jähriger Psychiater will nach Jahrzehnten seine Praxis schließen und zählt einen Countdown. Neue Patienten möchte er eigentlich nicht mehr annehmen und er lehnt daher zunächst auch Agathe ab, die glaubt, dass nur er ihr noch helfen kann. Doch seine Sprechstundenhilfe gibt ihr dann doch einen Termin und setzt damit überraschend etwas in Gang…

Das kleine, zarte und haptisch wirklich wunderbare Buch hat mich etwas zwiegespalten zurückgelassen. Der poetische, teils sehr bildliche, manchmal fast schon philosophische Schreibstil mit gelegentlich plötzlich aufblitzendem Humor, ist wunderbar gelungen und lädt nach jedem der kurzen Kapitel zum Verweilen ein, um das Gelesene noch einmal zu durchdenken.
Der namenlose Psychiater scheint in seinen Routinen gefangen und bringt für seine Patienten nicht die erwartete Empathie auf und dann kommt da eine Mittdreißigerin, die er überraschend „gut riechen“ kann…

Zum Inhalt des Buches kann ich gar nicht viel sagen, um nicht zu viel zu verraten, aber da gab es für mich Licht und Schatten. Sehr schön fand ich die Message des Buches, das es nie zu spät für irgendwas ist (und auch weitere Aspekte in der Richtung haben mir gefallen), die Auseinandersetzung mit den Themen „Altwerden“ und „Einsamkeit“, sowie die Entwicklung des Protagonisten.
Doch es gab auch Dinge, die mir einfach gefehlt haben. Warum spielt die Geschichte in Frankreich um 1948? Wie konnte der Psychiater durch die Weltkriege praktizieren? Es mag für die Geschichte nicht wichtig sein, aber da dieses Setting gewählt wurde (und es macht auch an einigen Stellen Sinn, dass dieser Zeitraum gewählt wurde), hätte ich dazu einfach wenigstens ein, zwei Sätze erwartet. Ähnlich erging es mir auch an manch anderen Stellen und ich frage mich, ob es tatsächlich immer einfach offen blieb, oder ob die Autorin mich nicht richtig erreichte.

Aber, und das kann sowohl sehr positiv, als auch weniger gut sein – es ist für mich einfach ein Buch, dass viel Spekulationsspielraum bietet und man gut mit Dritten diskutieren kann, um viele Facetten der Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln zu beleuchten. Ich hatte das Glück, dass ich Mitleser hatte, sonst hätte ich das Buch wahrscheinlich relativ schnell nach dem kurzen Lesevergnügen zur Seite gelegt und mir nicht so lange Gedanken gemacht, wie man die Geschichte gedanklich weiterspinnen könnte.

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Veröffentlicht am 25.02.2019

Jeder sollte seine Agathe finden

2

Mit fast 72 Jahren entschließt sich ein Psychiater, seine Arbeiten zu beenden und in den Ruhestand zu gehen. Doch seine Sekretärin nimmt noch eine neue Patientin auf, Agathe. Zunächst ist der Arzt nicht ...

Mit fast 72 Jahren entschließt sich ein Psychiater, seine Arbeiten zu beenden und in den Ruhestand zu gehen. Doch seine Sekretärin nimmt noch eine neue Patientin auf, Agathe. Zunächst ist der Arzt nicht gerade erbaut darüber, doch mit der Zeit merkt er, wie er sich auf die Termine mit Agathe freut …

Dieses Büchlein verzaubert den Leser auf ganz eigene Art und Weise. So seltsam, wie der bis zum Ende namenlos bleibende Psychiater lebt, denkt und handelt, man muss ihn einfach ins Herz schließen. Auch lebt er in einer Zeit, die nicht einfach war und ist. Würde seine Geschichte in der Gegenwart spielen, würde sie nicht funktionieren. Nur „damals“ war die ganze Konstellation so möglich.

Wunderbar schildert Anne Cathrine Bomann ein für den Leser erschreckend trauriges Leben, aber auch, dass es nie zu spät ist, Entscheidungen rückgängig zu machen, neu zu starten, die Richtung zu ändern, an sich zu arbeiten. Sehr einfühlsam, aber nicht belehrend, mit ganz viel Gefühl und einer schönen Dosis Humor lässt sie den Leser an Situationen teilhaben, die so oder ähnlich jederzeit in unmittelbarer Nähe geschehen können. Fast kein Aspekt des Lebens wird in dieser kurzen, aber intensiven Geschichte, nicht angeschnitten. Man sollte es nicht glauben, wie viel in so wenigen Worten gesagt werden kann. Wunderschön, intensiv, bewegend und bereichernd – so empfinde ich das Buch.

Das Thema Liebe spielt hier eine zentrale Rolle, jedoch nicht auf die Weise, die man so kennt. Denn Liebe ist nicht nur eine Sache zwischen einem Mann und einer Frau, sie kann auch zwischen Chef und Angestellter stattfinden – auf einer völlig anderen Ebene, nicht körperlich, nicht sexuell, sondern eben platonisch. Weniger wert ist sie dennoch nicht.

Die Sprache, die Bomann ihrem Ich-Erzähler gibt, ist sanft und dennoch eindringlich. Die kurzen Kapitel lesen sich sehr gut und geben dem Leser den nötigen Raum, die Eindrücke zu verarbeiten. Wie der Protagonist, so wacht auch der Leser aus einer Art Dornröschenschlaf auf und überdenkt die eine oder andere Einstellung zu sich und dem Leben. Zu verfolgen, wie der Psychiater seine Patienten wieder klarer sieht, mehr Interesse an seiner eigenen Kunst findet und sich dabei selbst rettet, ist einfach zauberhaft.

Ich habe das Buch nicht aus den Händen legen können und in einem Satz gelesen. Da es nur 156 Seiten hat, mag das einfach erscheinen. Aber die Zeit muss man sich auch erst einmal nehmen, zumal zwischendurch einfach ein wenig Raum und Zeit fürs Sackenlassen sein muss, für die Reflektion und das Genießen der Momente. Manche Bücher verändern die Leser. Für mich gehört „Agathe“ dazu. Ich liebe es! Und deshalb bekommt es von mir fünf Sterne.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Zauberhaft und sehr nachdenklich

1

Schreibstil und Handlung:

„Agathe, was macht das Leben Ihrer Ansicht nach aus?“ fragte ich.
S. 107, Agathe - Anne Cathrine Bomann

Am Anfang der Geschichte befinden wir uns in der Praxis und den Gedanken ...

Schreibstil und Handlung:

„Agathe, was macht das Leben Ihrer Ansicht nach aus?“ fragte ich.
S. 107, Agathe - Anne Cathrine Bomann

Am Anfang der Geschichte befinden wir uns in der Praxis und den Gedanken eines alternden Psychiaters, der sich in einer Lethargie befindet, die wohl nur mit einer Kombination aus Lebensmüdigkeit, Einsamkeit und berufsbedingter Erschöpfung erklärt werden kann. Er zählt die Therapiestunden und Tage bis zu seinem Ruhestand und hört seinen Patientinnen und Patienten nur noch mit halbem Ohr zu, wenn überhaupt. Dann aber taucht Agahte auf. Eine Patientin, die ihm keine Ruhe lässt, ihn fordert und ihn immer wieder überrascht und aus seiner Reserve holt.
Die Geschichte zweier Leben wird in einer zarten und einfühlsamen Sprache erzählt, die von Leerstellen lebt und viel Raum für eigene Gedanken lässt. Ganz wenige Seiten und kurze Kapitel beinhalten so viel mehr, als die Worte, die sich auf den Seiten finden, weil jedes dieser Worte uns tief berühren und uns zum Nachdenken bringen kann.
Gibt es im Leben die Möglichkeit, noch einmal neu zu beginnen? Kann man sich trotz voranschreitendem körperlichem Zerfall und mühsamem Alltagstrott dazu aufraffen, die Gedanken noch einmal ganz neu zu ordnen und ein wenig frischen Wind in in sein Leben zu bringen?
Und auch zum Ende noch einmal die Fragen: Was berührt uns? Was macht uns als Menschen aus? Und vor allem: Was wissen wir überhaupt über die Menschen, denen wir täglich begegnen, die ein Teil unseres Lebens sind und immer wieder unseren Weg kreuzen, uns alleine durch ihre Anwesenheit ganz tief im Herzen berühren?

Meine Meinung:
Dieses Buch habe ich im Rahmen einer Leserunde der Lesejury lesen dürfen und es freut mich natürlich sehr, dieses neue Buch aus dem ersten Programm von Hanser blau sogar noch vor Veröffentlichung bekommen zu haben.
Zuerst einmal wird es euch sicher nicht wundern, dass mich bei diesem Buch vor allem das Cover interessiert hat und als ich dann nach der Lektüre der Leseprobe ganz verzaubert auf meinem Stühlchen sass, wusste ich, dass dieses wunderbare Büchlein unbedingt bei mir einziehen musste. Die Haptik des feinen Leineneinbandes ist einfach perfekt, die zarten Farben passen perfekt zur leisen, poetischen Geschichte rund um Liebe, Freundschaft und die Ende unseres Lebens und sogar der kleine Vogel hat einen ganz klaren Bezug zum Inhalt. Solch durchdachte Buchgestaltungen überzeugen mich jeweils sehr und lassen auf viel Liebe zum gedruckten Wort und viel Respekt für die Arbeit der Autorinnen und Autoren schliessen.
Zum Inhalt des Buches möchte ich nicht zu viel verraten, aber ich kann euch sagen, dass mir "Agathe" wundervolle Lesestunden voller Poesie und Zartheit beschert hat, die ich auf keinen Fall mehr missen möchte.

Meine Empfehlung:
Von mir gibt es für dieses zauberhafte Buch in der wundervollen Aufmachung eine sehr herzliche Leseempfehlung und ich bin mir sicher, dass dieses Buch das perfekte Buch für eine Leserunde ist, weil es so viel Interpretationsspielraum lässt und immer wieder dazu führen kann, Diskussionen anzuregen und so ganz viel über das Leben nachzudenken.

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Veröffentlicht am 10.02.2019

Und schon denkt man über sein eigenes Leben nach...

1

Anne Cathrine Bomann veröffentlichte "Agathe" erstmals 2017 auf dänisch. Im Februar 2019 erscheint er nun beim Hanserverlag auf deutsch.
Er ist 72 Jahre alt und zählt die Stunden bis zu seinem Ruhestand. ...

Anne Cathrine Bomann veröffentlichte "Agathe" erstmals 2017 auf dänisch. Im Februar 2019 erscheint er nun beim Hanserverlag auf deutsch.
Er ist 72 Jahre alt und zählt die Stunden bis zu seinem Ruhestand. Der Protagonist ist Psychiater und führt schon seit Jahrzehnten seine eigene Praxis. Er rechnet die verbleibenden Therapiesitzungen in Stunden und versucht jede einzelne von ihnen zu ertragen. Bis zu dem Moment, als ihn eine letzte Patientin um einen Termin bittet: Agathe wird durch die gemeinsamen Gespräche das Leben ihres Psychiaters auf den Kopf stellen und ihn über das seine nachdenken lassen.

„Agathe“ ist mit 156 Seiten ein sehr kurzes Buch, dass sich in zahlreiche, und damit sehr kurze, Kapitel unterteilt. Der Ich-Erzähler, der Psychiater, beschreibt abwechselnd über die erlebten Tage als fast Pensionierter und seine Therapiesitzungen mit Agathe.
Beide Figuren charakterisieren sich im Laufe des Buches selbst, lediglich Agathes Krankengeschichte wird in Form von Arztbriefen dargestellt.
Bedenkt man wie kurz dieser Roman doch ist, ist es erstaunlich wie tiefgründig die Hauptcharaktere doch sind. Es braucht keinerlei Lebensgeschichte oder lange Beschreibung, um sich gut in die Figuren hinein zu versetzen.
Agathe ist hier viel mehr als nur eine Patientin, eine Frau, eine psychisch Kranke oder eine potenzielle Liebelei. Sie ist vielmehr auch der Spiegel, der dem Psychiater vorgesetzt wird und ihm die Augen öffnet und somit auch dem Leser.

„Agathe“ ist ein das perfekte Buch für einen gemütlichen Abend. Man beendet das Buch nicht nur mit dem Gefühl unterhalten worden zu sein, sondern bekommt selbst einen Denkanstoß: Wie zufrieden bin ich eigentlich mit meinem Leben?

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Veröffentlicht am 27.09.2019

Es ist nie zu spät um neu anzufangen.

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Manchmal sinds gerade die kleinen, kurzen Geschichten, die einen irgendwie bewegen und das obwohl sie nicht einmal so eine große Aussagekraft haben. Und gerade "Agathe" von Anne Cathrine Bomann, war für ...

Manchmal sinds gerade die kleinen, kurzen Geschichten, die einen irgendwie bewegen und das obwohl sie nicht einmal so eine große Aussagekraft haben. Und gerade "Agathe" von Anne Cathrine Bomann, war für mich ein kurzes Lesevergnügen der besonderen Art.


"Ich bin hier [...] weil ich wieder die Lust am Leben verloren habe. Ich hege nicht die Illusion, mich irgendwann gut zu fühlen, aber ich möchte gern zurechtkommen" - Agathe

Ein Psychiater möchte sich eigentlich mit 72 in den Ruhestand begeben. Geschlagene fünf Monate und damit 800 Gespräche bleiben ihm bis dahin. Alles scheint im total banal. Seine Patienten hören und sehen ihn kaum, denn sie erzählen nur von sich und wollen eigentlich gar keine wirkliche Hilfe. Sie berichten von Kleinigkeiten über die sie sich aufregen, großen Banalitäten, die sie furchtbar stören und auch sonst scheinen alle mehr ein Problem mit sich selbst zu haben - so wie der Psychiater auch. Er hat es nie gelernt zu lieben oder die Nähe zu anderen Menschen zuzulassen. Ein großes Hindernis und damit geht ein großer Teil seines Lebens verloren. Eines Tages möchte Agathe bei ihm einen Termin vereinbaren, doch aufgrund der begrenzten Zeit, lehnt er ab. Madame Surruge, seine Sekretärin, schleust sie förmlich ein und packt sie auf die Behandlungsliste und bringt damit einfach alles ins Wanken.

"Man kann als sehr kleines Wesen enden, wenn einen niemand mag. Manchmal frage ich mich, ob so ein Wesen überhaupt noch ein Mensch ist."

Man könnte nun meinen, dass diese kleine Geschichte in ein kitschiges Irgendwas abdriftet, aber genau das macht es nicht. Anne Cathrine Bomann schafft es nämlich genau diesen Teil zu umgehen. Agathe ist bereits verheiratet und eben nur eine Patientin, die ihn herausfordert und den Psychiater aus seinem Schneckenhaus herauslockt. Es geht hier auch nicht um eine Liebesbeziehung, denn wo die genaue Reise hingehen mag, bleibt ein Teil der Fantasie. Daher ist es insgesamt auch eher ein leichtes Buch für Zwischendurch, ohne komplexe Handlungsstränge. In kleinen Passagen, lernen wir einzelne Patienten, die Probleme des Psychiaters, Agathes und seiner Sekretärin Madame Surruge kennen. Agathe ist dabei die Rettung und irgendwie hilft sie ihnen allen, dem Leben eine neue Chance zu geben. Und was soll man da groß sagen? Ich fand diesen Roman wirklich unterhaltend, leicht und nicht zu viel. Dieses Buch ist wie ein liebes
Geschenk, eine kleine Aufmerksamkeit, die optisch wie inhaltlich wahrscheinlich vielen eine kleine Freude bereitet.

"Nur noch vierhunderachtundvierzigmal musste ich mit diesen Menschen sprechen, die ich inzwischen nicht einmal mehr versuche zu verstehen."
Es gleicht einer "vormittäglichen Parade"