Cover-Bild We Burn Daylight
(29)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
28,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 492
  • Ersterscheinung: 04.07.2025
  • ISBN: 9783406836923
Bret Anthony Johnston

We Burn Daylight

Roman
Sylvia Spatz (Übersetzer)

Was würdest du opfern für den Menschen, den du liebst?

Jaye und ihre Mutter machen sich auf nach Waco, Texas, um sich der Glaubensgemeinde des charismatischen und gefährlichen Anführers Lamb anzuschließen. Dort angekommen lernt Jaye Roy kennen, den Sohn des Sheriffs, und die beiden Teenager spüren eine nie gekannte Verbindung. Roy ahnt nicht, dass Jaye auf der Ranch des religiösen Fanatikers lebt, der sich für den neuen Messias und die Behörden in Atem hält. Was geht innerhalb der zurückgezogen lebenden Sekte vor sich?
"We Burn Daylight" ist eine zeitlose Auseinandersetzung mit Gewalt und Religion, dem Wunsch nach Zugehörigkeit und dem Drang, sich freizukämpfen. Die einfühlsam erzählte, zarte Liebesgeschichte zwischen Jaye und Roy führt zu den drängenden politischen Fragen unserer Gegenwart.

Texas, 1993: Menschen aus dem ganzen Land machen sich auf nach Waco. Sie verkaufen ihre Häuser und beenden ihre Ehen, um zu Füßen eines Landschaftsgärtners zu beten, der sich selbst zu einem Propheten namens Lamb ernannt hat und nun gemeinsam mit seinen Anhängern das Eintreten von Gottes Prophezeiung für die letzten Tage der Menschheit erwartet. Jayes Mutter ist eine der jüngsten und gläubigsten Anhängerinnen von Lamb, Jaye selbst zweifelt an seinen Methoden und an seinen Beweggründen. Roy ist der jüngste Sohn des örtlichen Sheriffs, ein Vierzehnjähriger mit einem Sinn für Ärger, der sich in Jaye verliebt. Die beiden Teenager fühlen sich sofort zueinander hingezogen, doch die Folgen dieser Liebe sind für die beiden unabsehbar. Denn Lamb hat Pläne für sie alle auch für Jaye Basierend auf den wahren Ereignissen, die sich während der Belagerung der Sekte «Branch Davidians» zugetragen haben, gelingt Bret Anthony Johnston eine unvergessliche Liebesgeschichte, ein bewegender literarischer Pageturner und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Glauben, Familie und dem, was es wirklich bedeutet, gerettet zu werden.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.09.2025

Das Lamm Gottes

0

Das Lamm Gottes

51 Tage Belagerung.

So lief es 1993 in Waco, Texas ab. Eine Sekte versteckt sich vor dem FBI und wird am Ende niedergebrannt. Viele Menschen müssen sterben. Auf Grundlage der wahren ...

Das Lamm Gottes

51 Tage Belagerung.

So lief es 1993 in Waco, Texas ab. Eine Sekte versteckt sich vor dem FBI und wird am Ende niedergebrannt. Viele Menschen müssen sterben. Auf Grundlage der wahren Ereignisse um die Branch Davidians erzählt der Roman eine berührende Geschichte über Glauben, Manipulation, Familie und den Kampf um Freiheit.

Ich persönlich mag Bücher, die auf wahren Ereignissen beruhen. Diese Mischung aus Wahrheit und Fiktion gibt einem einen ganz neuen Blick auf diese Geschehnisse.

In dem Buch geht es hauptsächlich um Roy, den Sohn des Sheriffs und Jaye. Jaye zieht mit ihrer Mutter nach Waco, um sich der Sekte des charismatischen Anführers Lamb anzuschließen, zweifelt jedoch bald an dessen Absichten. Dort begegnet sie Roy, dem Sohn des Sheriffs, und zwischen den beiden Teenagern entsteht eine intensive, aber gefährliche Liebe.

Wir lesen abwechselnd aus der Sicht der beiden Teenager. Zwischendurch gibt es dann Ausschnitte aus einem aktuellen Podcast, der sich mit den Vorkommnissen auseinandersetzen möchte. Diese Wechsel und auch die heutigen Einblicke mag ich sehr als Stilmittel. So bekommt man immer verschiedene Blickwinkel zu lesen.

Das Buch hat mich ziemlich berührt. Nicht nur das zwischen Roy und Jaye, auch wie es der Autor schafft, einen als Leser in diese unglaubliche und ungeschönte Welt mitzunehmen. Der Roman zeigt unaufhörlich die Spannung zwischen Romantik und Katastrophe.

Wer sich für diese Art der Bücher interessiert, dem möchte ich es sehr ans Herz legen. Aber nehmt euch Zeit, um in diese Welt einzutauchen.

ISBN: 978-3406836923
Autor: Bret Anthony Johnston
Verlag: C.H. Beck
Veröffentlicht. 10.07.25
Umfang: 492 Seiten

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.08.2025

Die Sterne sehen aus wie Einschusslöcher

0

„We burn daylight“ von Bret Anthony Johnston, erschienen 2025 bei C.H. Beck, hat mir durchweg den Atem abgeschnürt. Es ist ein eindrückliches, beklemmendes Werk, das tiefe Einblicke in die Struktur von ...

„We burn daylight“ von Bret Anthony Johnston, erschienen 2025 bei C.H. Beck, hat mir durchweg den Atem abgeschnürt. Es ist ein eindrückliches, beklemmendes Werk, das tiefe Einblicke in die Struktur von Sekten gibt, ohne dabei auch nur ein einziges gängiges Klischee zu benutzen. Johnston schreibt tiefgehend und mit viel Zeit, er ist ein Meister der Atmosphäre und der genauen Charakterzeichnung und: Der Andeutung. Denn mit diesem Mittel hält er die Lesenden durchweg in einer leisen Panik, ohne diese jemals wirklich zu lösen.

„We burn daylight“ ist kein Buch über David Koresh, wie es dem Autor wichtig ist zu betonen im Nachwort, dennoch beruht die Handlung deutlich ersichtlich auf den Ereignissen 1993 am Mount Carmel in Waco, Texas. Die besondere Qualität des Buches ist jedoch, dass er sich mit fiktiven Menschen befasst, die zu keinem Zeitpunkt eine Überzeugung haben, sondern einfach nur in das Ereignis mit hineingerissen werden.

Johnston teilt die Handlung in Abschnitte, die er den Pferden der Offenbarung der Bibel zuordnet, was sehr viel Sinn ergibt. Er erzeugt von Anfang an durchweg eine hochbedrohliche Atmosphäre, ohne dass etwas Konkretes passiert. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, weil ich ständig dachte, gleich explodiert es, gleich passiert etwas greifbar Schlimmes. Nach einem kurzen Prolog, den die Lesenden erst am Ende des Buches angelangt einordnen können, geht es in die Haupthandlung, die eine sehr clever konstruierte Mischung aus Coming of Age, Liebesgeschichte, Gesellschaftskritik und historischem Rückblick formt. „Es ist die Zeit des Leidens gekommen, das Warten ist vorbei“ – das setzt den Pace und das Thema für das Buch und wurde von mir unterbewusst sehr abgespeichert.

Wir befinden uns also im Jahr 1993 und die beiden Hauptcharaktere Roy und Jaye, zwei Teenager, die zufällig in Waco aufeinandertreffen, waren mir direkt sympathisch, sie sind beide etwas verschroben, aber auf die gute Art, ich liebe solche Charaktere. Sie sind jung und formbar, sollte man denken, sind aber zum Glück viel zu sperrig, um leicht geformt werden zu können. Wir befinden uns in Waco, Texas und ohne dass ich jemals dort gewesen wäre, fühlt sich der Ort öde und staubig an. Und während sich im Hintergrund des Geschehens eine immer stärkere und fanatischere Religionsgemeinschaft formt, finden im Vordergrund zwei sehr besondere Menschen Halt aneinander, der jedoch durchweg bedroht ist.

Ich mochte die formale Grundidee total, das ist richtig gut gemacht, die kurzen Erinnerungsausschnitte aus einem Podcast, die vielen Stimmen, die aus der Vergangenheit erzählten und durchweg das Gefühl geben, hier ist eine Katastrophe passiert, für die sich keiner zuständig fühlen möchte, gepaart mit den wechselnden Erzählkapitelperspektiven von Roy und Jaye. Durch das langsame Entblättern des Geschehens und die Multiperspektive wird klar, warum Sekten so gut funktionieren, wie es eine Schüchternheit des Außen gibt, genau hinzusehen und eigentlich alle immer ganz froh sind, keinen Handlungsbedarf zu sehen, weil es doch nur ein bisschen verrückt und gar nicht so schlimm ist, wie auch Menschen sukzessive von Lamb, dem Führer der Religionsgemeinschaft, infiltriert werden, indem er seine Message nur in kleinen Stücken weitergibt und so gar keine Leaderpersönlichkeit ist auf der Oberfläche, selbst fast eher wie ein Opfer wirkt, nahezu hilfsbedürftig, aber dadurch die Menschen und vor allem die Frauen anzieht. Dabei schafft es Johnston sehr gut, uns durchweg die Armseligkeit und Verwahrlosung, den subtilen und teils auch gar nicht subtilen Missbrauch deutlich zu machen. Mir hat das richtig körperliche Schmerzen bereitet beim Lesen und auch sehr viel Ekel. Es ist einfach total gut beobachtet und gebaut. Verrückt, dass Menschen, die in das System geraten, diesen Ekel nicht mehr empfinden.

Beide Familien der Teenager haben ein internes Trauma, über das nicht wirklich gesprochen wird. Das macht sie angreifbar und abgelenkt. Immer wieder denke ich übrigens, Amerika, ein Land, das so traumatisiert ist als Nation. Man sollte ja denken, das wären eher wir Deutschen, aber ich sehe es in den U.S.A. viel stärker.
Traumatisiert ist natürlich auch Lamb. Die Beschreibung seiner Kindheit ist schlimm. Der Weg, den er zu seiner persönlichen Heilung beschreitet, ist dennoch schlimmer. Ich frage mich immer wieder, wie man es schafft, als Eltern so grausam zu einem Kind zu sein, einem Schutzbefohlenen, was ist das in Menschen? Leider psychologisch typisch, sich dann selbst zu ermächtigen, indem man Macht über andere ausübt und dem Leid rückwirkend einen Sinn gibt, indem man es zur Bestimmung erklärt. Auch das ist gut gezeichnet. Perry nennt sich „Lamb“ – und ich ahnte sofort, er ist kein Opferlamm Gottes, sondern ein Wolf, der sich im Schafspelz tarnt.

Zwischendurch immer wieder unglaublich zerstörerische und vorausdeutende Poesie: „Die Sterne sehen aus wie Einschusslöcher.“ Generell schreibt Johnston auf sprachlich unglaublich hohem Niveau und lässt sich die Schönheit der Sprache immer wieder über die Gefährlichkeit der Ereignisse legen. In quälender Langsamkeit wird hier gezeigt, was Ideologie gefährlich macht bis zu einem vollkommen absurd wirkenden Showdown, den Johnston meisterhaft parallel führt, Atmosphäre und Dynamik vom innen und außen so gegensätzlich, der Staat wirkt lost und unvorbereitet, dadurch die komplette Eskalation. So gut gemacht, die Perspektive von Jaye für innen, Perspektive von Roy für außen, klassische antike Mauerschau, Machtlosigkeit im Nicht-Handeln drinnen wie draußen.

Das Ende des Buches formt einen weiteren genialen Coup mit einem Kreisschluss, der alles bisher Gelesene noch einmal neu wirken lässt. Mich hat dieser Roman unglaublich berührt und gepackt, ich hätte nie damit gerechnet, aber das ist wirklich ein Hammer Buch, ich könnte einen eigenen Roman über diesen Roman schreiben. Johnston erzählt die Sekte und die Infiltration, ohne sie zu erzählen, ohne je konkret zu werden. Für mich ein Meisterwerk, weil er genau damit die Struktur aufblättert – aber auch zeigt, wie sehr Gesellschaft solche Strukturen mitträgt durch aktives Unter- und Übertreiben, durch keine wirkliche intensive Auseinandersetzung. Ich bin geflashed von diesem Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.07.2025

Eskalation einer Tragödie

0

Der Roman "We burn daylight" hat es geschafft, mich vollkommen in seinen Bann zu ziehen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so spannend war die Handlung. Dabei zuzusehen, wie eine Situation so ...

Der Roman "We burn daylight" hat es geschafft, mich vollkommen in seinen Bann zu ziehen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so spannend war die Handlung. Dabei zuzusehen, wie eine Situation so dermaßen eskaliert, dass es nur noch in einer Tragödie enden kann. Und mit den beiden Protagonisten mit zu fiebern, die den ganzen Ablauf jeweils aus ihrer Perspektive schildern, und die einem mit der Zeit einfach ans Herz wachsen.

Der Autor schafft es, dass einem zu keinster Zeit langweilig wird. Er verbindet die Geschichte, erzählt aus zwei Perspektiven, mit nachträglichen Interviews mit weiteren beteiligten Personen. Dabei lässt er auch diese authentisch erscheinen.

Das Erzähltempo passt zu jeder Zeit zum Verlauf der Handlung. Dabei ist interessant, dass einige Teile des Buches einen längeren Zeitraum überspannen, andere Teile aber wiederum einen einzelnen Tag beschreiben.

Alles in allem ein wirklich gelungenes Buch, dass durch ein wahres Ereignis inspiriert wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.07.2025

Das war also Waco

0

Der Name Waco weckt triste Erinnerungen und Assoziationen an Fanatismus, religiöse sinnlose Gewalt und Tod. Ein selbsternannter Sektenführer, charismatisch und sehr überzeugend, schart Menschen um sich, ...

Der Name Waco weckt triste Erinnerungen und Assoziationen an Fanatismus, religiöse sinnlose Gewalt und Tod. Ein selbsternannter Sektenführer, charismatisch und sehr überzeugend, schart Menschen um sich, überzeugt sie von sich und seinem Messianismus. Die Gläubigen folgen ihm bis in den Tod. Dabei war Perry Norman Cullen ein verlogener Schweinepriester, der den männlichen Anhängern seiner Sekte Enthaltsamkeit predigte, er selbst aber sich in Massenorgien an Frauen und Mädchen verging. er “heiratete” gleich mehrere Frauen, zeugte etliche Kinder und war von sich selbst und seiner Sendung überzeugt. Heimlich trieb er Waffenhandel. Er zwang seine Anhänger in prekären Verhältnissen zu leben, ohne Strom, ohne fließendes Wasser, ohne Toiletten. Und doch, sie glaubten an ihn blindlings.
Das Buch ist aus zwei Perspektiven geschrieben: der 15jährigen Jaye, deren Mutter an Perry the Lamb glaubt und mit ihrer Tochter nach Waco gekommen ist, einerseits, und andererseits der gleichaltrige Roy, Sohn des Sheriffs von Waco. Die Geschichte, wie sie sich 1992-1993 abgespielt hat, wird aus der Sicht dieser Teenager erzählt. Der dritte Standpunkt im Roman, ist eigentlich ein Podcast von Coop, Roys bester Freund aus der Kindheit. Den Podcast betreibt er nun, in der Gegenwart, 30 Jahre später. Darin kommen viele der damals agierenden Personen zu Wort: der Sheriff, sein Gehilfe, Sozialarbeiter, Überlebende von Waco, Polizisten, FBI-Agenten, usw. So baut sich langsam, Schicht für Schicht ein komplexes Bild der Ereignisse von damals vor unseren Augen auf.
Das Ende verrate ich hier nicht, aber es ist unerwartet und irgendwie versöhnlich. Und damit kann ich leben.
Johnston hat aus einer wahren Begebenheit einen spannenden historischen Roman geschrieben. Den Namen des falschen Priesters hat er zwar geändert, sich aber ansonsten an die Vorgaben des Massakers von Waco gehalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2025

We burn daylight

0

Bret Anthony Johnston nimmt uns in We Burn Daylight mit nach Texas, ins Jahr 1993 – und damit mitten hinein in die beklemmende Atmosphäre rund um die Ereignisse von Waco. Der Roman orientiert sich eng ...

Bret Anthony Johnston nimmt uns in We Burn Daylight mit nach Texas, ins Jahr 1993 – und damit mitten hinein in die beklemmende Atmosphäre rund um die Ereignisse von Waco. Der Roman orientiert sich eng an den historischen Geschehnissen, bleibt durch seine fiktiven Figuren Lamb, Jaye und Roy jedoch eigenständig und überraschend persönlich.

Im Mittelpunkt stehen die Jugendlichen Roy und Jaye. Roy ist der jüngste Sohn des Sheriffs Elias „Eli“ Moreland, der in Kontakt mit dem FBI steht. Die US-Behörden beobachten bereits Perry, den charismatischen Sektenführer, im Gegensatz zu seinem Hilfsheriff Sammy, sieht Eli, allerdings keine Gefahr die von Perry ausgehen könnte. Roys Bruder Mason dient in der Army und wird in der Familie schmerzlich vermisst. Das Picking Set, das Mason ihm geschenkt hat, wird zu einem wichtigen Begleiter; mit ihm verfeinert Roy seine Fähigkeiten im Schlösserknacken. Als Sohn des Sheriffs hat er es in der Schule nicht leicht.

Jaye zieht mit ihrer Mutter aus Kalifornien nach Waco. In der Schule war sie eher eine graue Maus – nicht gemobbt, aber auch kaum beachtet.Jaye ist eine sehr kluge junge Frau, die ihre Umgebung und die Menschen um sie herum aufmerksam beobachtet. Ihre Mutter hat den Vater verlassen, um sich Perry (genannt Lamb) und seiner abgelegenen Sekte anzuschließen, sie ist blind vor Bewunderung für den Sektenführer. Die Mitglieder geben ihr altes Leben auf, um Gott näher zu sein. Ihren Lebensunterhalt bestreiten sie mit Waffenhandel, Reparaturarbeiten und einem Schießstand. Ihr Leben ist einfach, fast schon erbärmlich; sie ernähren sich von dem, was die Farm abwirft, und von abgelaufenen Lebensmitteln, die sie in der Stadt geschenkt bekommen.


Für mich stellt sich immer wieder die Frage, wie unzufrieden oder verzweifelt Menschen sein müssen, um einem Blender wie Perry zu folgen und ihm bedingungslos zu vertrauen. Jaye bleibt skeptisch: Sie misstraut Lamb von Anfang an und hofft, dass ihre Mutter sich besinnt und die Sekte verlässt.


Die Beziehung zwischen Roy und Jaye entwickelt sich leise und glaubwürdig. Ihre Begegnungen wirken wie Lichtblicke in einer zunehmend bedrohlichen Umgebung. Die Liebesgeschichte ist behutsam in die Handlung eingewoben und steht in starkem Kontrast zur Eskalation auf der Farm.


Besonders gelungen sind die Einschübe in Form von Podcast-Transkripten: Zeitzeug*innen berichten darin 30 Jahre später von den damaligen Ereignissen. Diese Passagen verleihen dem Roman zusätzliche Tiefe und reflektieren die Geschehnisse aus heutiger Sicht. Im Podcast kommen auch Überlebende zu Wort. Die Ereignisse von Waco sind allgemein bekannt, daher verrate ich damit nicht zu viel. Tatsächlich scheinen viele immer noch genauso verblendet wie vor Jahrzehnten.


Johnston schildert die beklemmende Atmosphäre und die Dynamik innerhalb der Gemeinschaft eindringlich, ohne Effekthascherei. Die Figuren sind glaubwürdig und vielschichtig – besonders Jaye und Roy mit ihren Zweifeln und Hoffnungen. Die Handlung bleibt nah an den historischen Ereignissen, nutzt sie aber als Bühne für eine eigene, berührende Geschichte über das Erwachsenwerden und den Wunsch nach Zugehörigkeit.


Das Ende überraschte mich wirklich – damit hatte ich nicht gerechnet.


Fazit:
Ein ruhiger, eindringlicher Roman, der durch seine Atmosphäre, authentische Figuren und die gelungene Verbindung von Fiktion und Zeitgeschichte überzeugt. Für alle, die psychologisch dichte Romane mit historischem Hintergrund schätzen, eine klare Empfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere