Cover-Bild Zugvögel
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: FISCHER E-Books
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 26.08.2020
  • ISBN: 9783104911410
Charlotte McConaghy

Zugvögel

Roman
Tanja Handels (Übersetzer)

Auf der Suche nach Erlösung folgt eine junge Frau den letzten Küstenseeschwalben in die Antarktis
»Ein grandioses Buch« Olli Schulz
Franny hat ihr ganzes Leben am Meer verbracht, die wilden Strömungen und gefiederten Gefährten den Menschen vorgezogen. Als die Vögel beginnen zu verschwinden, beschließt die junge Ornithologin den letzten Küstenseeschwalben zu folgen. Inmitten der exzentrischen Crew eines der letzten Fischerboote macht sie sich auf den Weg in die Antarktis. Schutzlos ist die junge Frau den rauen Naturgewalten des Atlantiks ausgeliefert, allein die Vögel sind ihr Kompass. Doch wohin die Tiere sie auch führen, vor ihrer Vergangenheit kann Franny nicht fliehen. Ihr folgt das Geheimnis eines Verbrechens, die Geschichte einer außergewöhnlichen Liebe. Und schon bald entwickelt sich die Reise zu einem lebensbedrohlichen Abenteuer.
Charlotte McConaghys »Zugvögel«, in deutscher Übersetzung von Tanja Handels, ist eine Ode an die wilden Geschöpfe dieser Erde und eine bewegende Geschichte über die Wege, die wir für die Menschen gehen, die wir lieben.
»Eines der schönsten und herzzerreißendsten Bücher, die ich je gelesen habe!« Emily St. John Mandel, Bestsellerautorin von Das Licht der letzten Tage

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.01.2021

Zwar kein Jahreshighlight, aber ein gelungener, ruhiger Roman mit unerwarteten Wendungen, Tiefe und komplexer, faszinierender Protagonistin!

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Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

In einer Welt, in der das Artensterben seinen Höhepunkt erreicht hat, folgt eine Vogelforscherin auf einem Fischerboot mit exzentrischer Besatzung den letzten Küstenseeschwalben ...

Spoilerfreie Rezension!

Inhalt

In einer Welt, in der das Artensterben seinen Höhepunkt erreicht hat, folgt eine Vogelforscherin auf einem Fischerboot mit exzentrischer Besatzung den letzten Küstenseeschwalben auf ihrem langen und beschwerlichen Weg in die Antarktis. Doch Franny strebt nicht nur einem Ziel entgegen, sie versucht auch vor ihrer Vergangenheit zu fliehen – doch vor Gefühlen kann man nicht weglaufen…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Einzelband
Erzählweise: Ich-Erzähler, Präsens & Präteritum
Perspektive: weibliche Perspektive
Kapitellänge: kurz bis mittel
Tiere im Buch: +/- Es geht zwar um Fischfang, trotzdem werden keine Fische getötet. Das Artensterben wird jedoch detailliert thematisiert. Es sterben ein Reiher (ertrinkt), Seeschwalben (ertrinken) und ein Hund (erschossen, wird nicht im Detail beschrieben). Die Protagonistin ist dafür eine große Tierfreundin und lebt vegetarisch.
Triggerwarnung: Psychische Krankheiten (Depression, Suizidgedanken, Panikattacken), Fehlgeburt, Tod von Tieren, Tod von Menschen, sexualisierte Gewalt (drohende Vergewaltigung);

Warum dieses Buch?

Neugierig gemacht haben mich hier der interessante Klappentext, das Lob der KritikerInnen und die vielen begeisterten Rezensionen.

Meine Meinung

Einstieg (4 Lilien)

„Die Tiere sterben. Bald sind wir hier ganz allein.“ E-Book, Position 22

Schon die ersten Sätze dieses Romans verursachten bei mir eine Gänsehaut. Der Einstieg ist mir relativ gut gelungen, bei etwa 10% des Buches fühlte ich mich in der Geschichte angekommen.

Schreibstil (5 Lilien)

„Meine Seeschwalbe erhebt sich als Erste. Inzwischen nenne ich sie nur noch ‚meine‘, denn sie hat sich in mich hineingebohrt und ihr Nest in meinem Brustkorb gebaut.“ E-Book, Position 1073

Den Schreibstil der Autorin habe ich als sehr flüssig und angenehm empfunden. Sie schreibt relativ einfach, aber verleiht ihren Sätzen dennoch Tiefe. Kurioser Humor, gelungene Vergleiche und anschauliche Naturbeschreibungen machen das Lesen hierbei zum Genuss. Wer eine schöne Stelle aus dem Buch zitieren will, tut sich schwer damit, sich zu entscheiden.

Idee, Ausführung & Themen (4 Lilien)

„‘Wir rotten sie aus. Lebewesen, die gelernt haben, alles und jedes zu überleben, alles, nur nicht uns.‘“ E-Book, Position 753

Im Vorhinein habe ich viele Lobeshymnen auf dieses Buch gelesen – für viele LeserInnen war es sogar ein Jahreshighlight. Meine Erwartungen waren dementsprechend hoch. „Zugvögel“ blieb leider etwas dahinter zurück. Im Mittelpunkt stehen Themen wie Trauer, Fernweh, Liebe, Freundschaft, die Flucht vor der Vergangenheit, der Zerstörungstrieb der Menschheit und das Artensterben, das in dieser dystopischen Zukunft beängstigende Ausmaße annimmt. ForscherInnen versuchen verzweifelt die wichtigsten Wildtiere zu retten – größtenteils erfolglos. Unweigerlich fragt man sich mit Sorge, ob wir auch einmal an diesem Punkt landen werden. Das Buch macht auf jeden Fall nachdenklich. Ohne Frage, „Zugvögel“ ist ein gelungener, ruhiger dystopischer Roman mit überraschenden Wendungen, der seine Themen tiefgründig und atmosphärisch behandelt und mit seinen emotionalen und tragischen Momenten berührt. Zudem überzeugen die interessante zeitliche Struktur mit vielen Rückblenden (wer das nicht mag, ist hier definitiv an der falschen Adresse!) und die ungewöhnliche Liebesgeschichte.

Wenn das jetzt klingt, als würde noch ein Aber kommen, dann liegt das wahrscheinlich daran, dass auch eines kommt. „Zugvögel“ hat mir gut gefallen, ABER es hat mich nicht so begeistert wie viele andere LeserInnen. Vielleicht lag es auch daran, dass ich es über einen längeren Zeitraum gelesen habe, aber der Roman hat mich nicht so mitgerissen und emotional erreicht, wie ich mir das gewünscht hätte. Er hat sich nicht in mein Gedächtnis eingebrannt, ist für mich kein unvergessliches Lieblingsbuch. Manches habe ich jetzt schon (wenige Wochen nach dem Lesen) nur noch verschwommen in Erinnerung. Das ist aber Kritik auf hohem Niveau, eine Leseempfehlung erhält „Zugvögel“ deshalb natürlich trotzdem!

„‘Die Fische werden zurückkehren‘, sagt Ennis unvermittelt.
‚Nein, werden sie nicht. Nicht, solange es Menschen gibt.‘
‚Das sind doch immer Zyklen…‘
‚Es ist ein Massensterben, Ennis. Sie kommen nicht mehr zurück.‘“ E-Book, Position 2051

Protagonistin & Figuren (5 Lilien ♥ & 3,5 Lilien)

„Mam sagte immer, in den Seiten eines Romans lebe die einzige Schönheit, die die Welt zu bieten habe. Den Tisch deckte sie mit Tellern, Gläsern und Büchern.“ E-Book, Position 169

Die tierliebende und intelligente Franny hat mir als starke und komplexe Protagonistin mit ihren authentischen Stärken und Schwächen und ihrem unglaublichen Willen, ihr Ziel zu erreichen, sehr gut gefallen. Ihre Innenwelt wird intensiv geschildert, sodass es mir leichtgefallen ist, mit ihr mitzufühlen. Im Laufe des Romans ist sie mir daher auch sehr ans Herz gewachsen.

Die anderen Figuren konnten mich hingegen, trotz der Versuche der Autorin, sie uns als LeserInnen näher zu bringen und dreidimensional zu zeichnen, nicht auf ganzer Linie überzeugen. Da blieb immer eine gewisse Distanz, ich kam irgendwie nicht an sie heran, fand manche auch etwas blass. Trotzdem ist die Besatzung eine bunte, exzentrische Truppe, die mir in ihrer Gesamtheit gut gefallen hat (nur einzeln betrachtet offenbaren sich Schwächen).

Spannung (3,5 Lilien) & Atmosphäre (4 Lilien)

„Zugvögel“ hat sie durchaus, seine spannenden Momente. Insgesamt handelt es sich hier jedoch um ein relativ stilles Buch, das seinen Fokus auf die inneren Vorgänge von Franny legt. Im Mittelteil trat der Roman etwas auf der Stelle und hat sich für mich daher ein wenig gezogen.

Sehr gefallen haben mir dafür die atmosphärischen und teilweise auch beklemmenden Beschreibungen des Alltags auf dem Boot, des Massensterbens der Tiere und der Natur selbst.

Feministischer Blickwinkel (5 Lilien ♥)

Bechdel-Test (zwei Frauen mit Namen sprechen miteinander über etwas anderes als einen Mann): bestanden!
Frauenfeindliche / gegenderte Beleidigungen: Schla+++, F++++

„Franny Stone trifft eine Entscheidung, sagte er, und das Universum fügt sich.“ E-Book, Position 1681

Trotz zwei frauenfeindlicher Beleidigungen stufe ich diesen Roman als feministisch ein! „Zugvögel“ besteht ohne Zweifel den Bechdel-Test, enthält starke, mutige und beruflich erfolgreiche weibliche Figuren (auch wenn die Männer in der Überzahl sind) und kritisiert Sexismus. Zudem präsentiert das Buch eine Beziehung, die ich als sehr modern und feministisch wahrgenommen habe, und bricht immer wieder mit Geschlechterstereotypen, was mir sehr gut gefallen hat. Auch LGBT-Themen werden angesprochen. Ich bin jedenfalls rundum zufrieden und kann der Autorin nur ein großes Lob aussprechen!

Mein Fazit

Ohne Frage, „Zugvögel“ ist ein gelungener, ruhiger dystopischer Roman mit einem wunderbaren Schreibstil und vielen überraschenden Wendungen, der seine Themen tiefgründig behandelt und mit seinen emotionalen und tragischen Momenten berührt. Zudem überzeugen die interessante zeitliche Struktur und die ungewöhnliche Liebesgeschichte. Mir hat das Buch wirklich gut gefallen, allerdings hat es mich nicht so begeistert und emotional mitgerissen wie viele andere LeserInnen. Es hat sich leider nicht in mein Gedächtnis eingebrannt, ist für mich kein unvergessliches Lieblingsbuch. Mir waren die Nebenfiguren etwas zu blass und der Mittelteil zog sich ein wenig für mich. Wenn ihr Lust auf eine tiefgründige Dystopie habt, dann begleitet Franny auf ihre langen Reise, die vielleicht nicht nur sie, sondern auch euch verändert zurücklassen wird. Von mir gibt es für diese feministische Geschichte jedenfalls eine Leseempfehlung!

Bewertung

Idee: 5 Lilien ♥
Inhalt, Themen, Botschaft: 4 Lilien
Umsetzung: 4 Lilien
Worldbuilding: 5 Lilien ♥
Einstieg: 4 Lilien
Ende / Auflösung: 4 Lilien
Schreibstil: 5 Lilien
Protagonistin: 5 Lilien ♥
Figuren: 3,5 Lilien
Spannung: 4 Lilien
Atmosphäre: 5 Lilien ♥
Emotionale Involviertheit: 4 Lilien
Feministischer Blickwinkel: 5 Lilien ♥
Einzigartigkeit / Chance, dass ich das Buch nie vergessen werde: mittel

Insgesamt:

❀❀❀❀ Lilien

Dieses Buch bekommt von mir vier Lilien!

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Veröffentlicht am 08.12.2020

Was geben und hinterlassen wir

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In ferner Zukunft machen sich die letzten Zugvögel unserer Welt auf ihre anstrengende Reise von der Arktis in die Antarktis. Ornithologin Franny Lynch will den Küstenseeschwalben auf Ihrer Reise folgen. ...

In ferner Zukunft machen sich die letzten Zugvögel unserer Welt auf ihre anstrengende Reise von der Arktis in die Antarktis. Ornithologin Franny Lynch will den Küstenseeschwalben auf Ihrer Reise folgen. Verzweifelt sucht sie ein Schiff, um die Vögel begleiten zu können. Was als Forschungsreise beginnt, entwickelt sich nicht nur für Franny zu einem dramatischen Kampf ums Überleben, denn auch Hochseefischer-Kapitän Ennis hat eine Mission zu erfüllen.

Charlotte McConaghy hat einen wundervollen Schreibstil, der Gefühle und Bilder malt. Dieser Debützukunftsroman hat Sogwirkung. Icherzählerin Franny polarisiert. Eine außergewöhnliche Frau. Wild, ruhelos und so verletzlich, mit einem traumwandlerisch festen Ziel vor Augen. In Rückblicken erfährt man Puzzleteil für Puzzleteil, was sich in ihrer Vergangenheit zugetragen hat. Ihre Sehnsucht nach dem Meer, ihre Unruhe an einem Ort zu bleiben, ihre Liebe zu Ehemann Niall. Obwohl sie ihren Mann so sehr liebt, tragen ihre Wanderfüße sie immer wieder von ihm fort. Vergisst sie das Hier und Jetzt und lässt sich treiben. Man spürt immer deutlicher, etwas Schreckliches ist geschehen. Sie war im Gefängnis, soll jemanden getötet haben. Aber so sehr man sich auch den Kopf zermartert, man kommt einfach nicht näher an dieses Unglück heran.

"Wenn ich in der Antarktis angekommen bin und meine Wanderung beendet ist, dann werde ich sterben."

Franny muss sich ihre Mitfahrgelegenheit auf dem Hochseefischer hart erarbeiten. Die Arbeit auf dem Schiff ist schmerzhaft gut beschrieben. Trotz ihrer blutenden Hände übt sie Knoten um Knoten, um später beim Goldenen Fang wirklich eine Hilfe sein zu können. Unerbittlich achtet dieser bunt zusammengewürfelte Menschenschlag einer Crew darauf, dass sie ihren Aufgaben nachkommt. Diese Crew ist rau, aber jeder für sich ein besonderer lebensechter Charakter und spürbar beschrieben.

Als das Trinkwasser knapp wird und der Stromgenerator ausfällt, liegt Meuterei in der Luft. Die Wut und Erschütterung der Mannschaft ist förmlich greifbar. Denn obwohl der Sender an der Schwalbe schon längst kein Signal mehr sendet, lässt Ennis vom selbstmörderischen Unterfangen nicht ab.

"Man kann die Wirkung eines Lebens an dem messen, was es gibt und was es hinterlässt, aber man kann sie auch an dem messen, was es der Welt wegnimmt."

Der Handlungsbogen wird geschickt aufgebaut und fast atemlos verfolgt man die Reise ins Ungewisse. Denn wohin diese Reise führen soll, erklärt sich nicht. Was geschieht, wenn die Vögel gefunden werden. Frannys Ziel bleibt bis zum Ende verborgen und wird dramatisch aufgelöst.

Verbunden mit einer Liebesgeschichte, die weit über Begreifbares hinaus und ans Herz geht, trifft die Handlung genau den Zeitgeist. Das vermutlich unaufhaltsame Arten- und Natursterben wird auf eindringliche Art in diesem Roman deutlich gemacht.

Auf den nächsten Roman der Autorin darf man gespannt sein.

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Veröffentlicht am 24.09.2020

Wohin die Vögel ziehen

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Franny ist eine junge Frau die das Meer, die Vögel und die Natur liebt. Sie heuert auf einem Fischerboot an, damit sie die Möglichkeit hat, den Vögeln zu folgen. Es
wird eine Reise die Franny einiges ...


Franny ist eine junge Frau die das Meer, die Vögel und die Natur liebt. Sie heuert auf einem Fischerboot an, damit sie die Möglichkeit hat, den Vögeln zu folgen. Es
wird eine Reise die Franny einiges abverlangt und sie an ihre Grenzen bringt.

Meine Meinung:

Es ist ein nicht ganz einfaches Buch. Sehr emotional, eine Achterbahn der Gefühle. Sehr traurig, aber auch verwirrend, tragisch, schön und ergreifend. Die Geschichte spielt in verschiedenen Zeiten, in der Zukunft, geht oft auch viele Jahre in die Vergangenheit zurück, was nicht immer einfach zu lesen ist.

Der Schreibstil gefällt mir sehr gut, es liest sich leicht und flüssig. Die Personen und Handlungen werden sehr gut beschrieben. Das Cover ist ein Hingucker, das mir
in jedem Buchladen aufgefallen wäre.

4 Sterne für dieses sehr gute Buch und eine Kaufempfehlung für alle Leser, die gerne emotionale Bücher lesen.

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Veröffentlicht am 23.09.2020

Eine herzergreifende Geschichte mit großen Denkanstößen

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Es ist eine dystopieartige und zugleich erschreckende Welt, in der die Protagonistin Franny, eine junge Frau mit „Selkie-Blut“ und „einem Kompass im Herzen, der nicht auf den wirklichen Nordpol, sondern ...

Es ist eine dystopieartige und zugleich erschreckende Welt, in der die Protagonistin Franny, eine junge Frau mit „Selkie-Blut“ und „einem Kompass im Herzen, der nicht auf den wirklichen Nordpol, sondern aufs Meer ausgerichtet ist“, lebt. Alle wildlebenden Tiere sind weitestgehend ausgestorben, die Meere nahezu leergefischt, kein Vogel zieht seine Bahnen am Himmel. In dieser beklemmenden Wirklichkeit verfolgt Franny einen, wie sie es nennt, unmöglichen, einen närrischen Traum: Sie will die letzten drei Küstenseeschwalben auf ihrem Zug von Grönland in die Antarktis begleiten. Es gelingt ihr, Ennis, den Kapitän eines Fischkutters (ausgerechnet!) zu überzeugen, sie in seine Crew aufzunehmen und mit ihr an den Südpol zu reisen – was die übrigen Crewmitglieder nicht gerade mit Begeisterung erfüllt. Einzig die Hoffnung, dass die Küstenseeschwalben das Fischerboot zu bislang unbekannten Fischgründen, die Hoffnung auf den „goldenen Fang“ lässt sie Franny zähneknirschend in ihrer Mitte akzeptieren.
Was die Besatzung indes nicht weiß und was sich auch den Leser*innen erst nach und nach offenbart, ist, dass Franny eine äußerst bewegte Lebensgeschichte aufweist, dass sie nicht so ganz das ist, was sie zu sein scheint – und dass sie mit der Reise der Zugvögel auch eine ganz persönliche Mission verfolgt.

Selten hat mich Roman so in seinen Bann gezogen wie „Zugvögel“. Das Buch erinnert in mancherlei Hinsicht an Delia Owens „Der Gesang der Flusskrebse“: eine nicht alltägliche, sehr spezielle Frauenfigur mit einer ebenso wenig alltäglichen Lebensgeschichte, ein sehr naturbezogenes Setting, eine sehr berührende, eindringliche Sprache – das haben beide Romane gemeinsam. Und doch ist „Zugvögel“ bei aller Ähnlichkeit eine einzigartige und einzigartig erzählte Geschichte, der es gelingt, den Finger in die Wunde zu legen (Was tun wir nur unserem Planeten an?), ohne ihn dabei zu erheben, ohne aufdringlich missionieren zu wollen. „Zugvögel“ ist eine herzergreifende Geschichte mit großen Denkanstößen und aus meiner Sicht ein wahres Lesehighlight. Ach ja: Für das Ende empfehle ich, vorsichtshalber Taschentücher bereitzuhalten.

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Veröffentlicht am 16.09.2020

Eine vielschichtig emotionale und schuldbeladene Geschichte

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Als ich das Buch zu lesen begann, ahnte ich nicht, welch’ vielschichtig emotionale und schuldbeladene Geschichte mir in den nächsten Lesestunden erzählt werden würde. Ich erwartete vorrangig ein gut verpacktes ...

Als ich das Buch zu lesen begann, ahnte ich nicht, welch’ vielschichtig emotionale und schuldbeladene Geschichte mir in den nächsten Lesestunden erzählt werden würde. Ich erwartete vorrangig ein gut verpacktes Plädoyer für den Arten- und Tierschutz und mir wurde so viel mehr gegeben, als ich - immer nur stückchenweise und dadurch besonders spannungsgeladen - verfolgen durfte, welche Vergangenheit hinter Franny liegt und warum sie einen so erdrückenden Einfluss in ihrer Gegenwart ausübt. Charlotte McConaghy gelang es, Franny als recht unkonventionellen Hauptcharakter authentisch zu beschreiben, der für die Erfüllung des größten Wunsches seiner großen Liebe alles riskiert. Die Schilderungen wechselten zwischen verschiedenen Zeiten und Orten. Durch diese Vorgehensweise weckte die Autorin eine unwiderstehliche Neugierde, die über die gesamte Lesezeit anhielt. Als Leser ertappte ich mich dabei, wie ich immer wieder falsche Vermutungen anstellte, um logische Erklärungen für die gegenwärtige Situation von Franny zu finden. Warum riskierte diese Frau so viel? Ihre Liebe zur Natur, dem Meer und den vom Aussterben betroffenen Tierarten wurde glaubwürdig geschildert. Doch zwischen den Zeilen war noch eine andere Motivation zu spüren. Franny suchte nach Erlösung und findet sie letztlich auf eine andere Weise, als sie selbst geplant hat. Der Autorin ist mit dem Ende des Buches ein Abschluss gelungen, der, trotz der Schwere und Düsternis von Frannys Geschichte, Hoffnung bereithält. Für sie, für die Küstenseeschwalben und für uns!

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