Cover-Bild Die andere Hälfte der Welt
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18,00
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  • Verlag: Diana
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 11.10.2021
  • ISBN: 9783453292529
Christina Sweeney-Baird

Die andere Hälfte der Welt

Roman
Carola Fischer (Übersetzer)

Glasgow, 2025. Dr. Amanda Maclean behandelt einen jungen Mann mit leichtem Fieber. Innerhalb von drei Stunden stirbt er. Die mysteriöse Krankheit breitet sich mit tödlicher Geschwindigkeit im Krankenhaus aus. Und das ist nur der Anfang. Alle Opfer sind Männer. Dr. Maclean schlägt Alarm, doch das Virus erreicht bald jeden Winkel der Erde. Bedroht Familien. Regierungen. Länder. Die Welt ist fremdartig geworden – eine Welt der Frauen, die sich rasend schnell an die Abwesenheit der Männer anpassen müssen. Können sie ein Heilmittel finden bevor es zu spät ist? Wird diese Krankheit das Ende der Geschichte der Welt sein – oder ihre Rettung?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2022

War unterhaltsam und erschreckend realistisch. Für ein Debüt wirklich gelungen!

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Ich habe mich sehr über das Buch "Die andere Hälfte der Welt" gefreut, welches mir vom Diana Verlag über das Bloggerportal Randomhouse als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde. ...

Ich habe mich sehr über das Buch "Die andere Hälfte der Welt" gefreut, welches mir vom Diana Verlag über das Bloggerportal Randomhouse als kostenfreies Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Vielen herzlichen Dank dafür an dieser Stelle, es versteht sich dabei natürlich von selbst, dass meine Meinung zum Buch dadurch in keiner Weise beeinflusst wird.
Hierbei handelt es sich um den Debütroman der Autorin, von dem ich bereits viel gehört habe. Die Thematik sprach mich hier sehr an.

In dieser Dystopie reist der Leser ins Jahr 2025, in dem eine Krankheit ausbricht, die nur Männer befällt. Nach und nach sterben immer mehr von ihnen und dezimieren die Weltbevölkerung erheblich. Die Frauen müssen fortan zusehen, wie sie ohne das andere Geschlecht zurechtkommen, bestenfalls einige von ihnen noch durch ein Gegenmittel retten, um den Fortbestand der Menschheit zukünftig gewährleisten zu können.

Christina Sweeney-Baird schreibt ihren Roman aus den unterschiedlichsten Perspektiven in der Ich-Perspektive im Präsenz. Die Erzählweise finde ich super, sie lässt Protagonisten und Geschehnisse direkt näher an mich heran kommen. Ich muss mich allerdings an die vielen verschiedenen Sichtweisen gewöhnen und die Personen erst einmal zuordnen. Es sind nämlich nicht nur zwei, drei, sondern deutlich mehr. Zum einen sehr interessant, die ganzen Blickwinkel und Betroffenen, aber auch herausfordernd.
Gelungen finde ich, dass die Autorin ihren Erzählstil immer mal wieder wechselt, es gibt nicht nur die Charaktere, die Erlebnisse schildern, sondern auch Zeitungsartikel, E-Mail-Verkehr, Ankündigungen usw. Das frischt das Lesevergnügen auf jeden Fall auf und macht den ganzen Inhalt deutlich authentischer

Die Geschehnisse sind wirklich erschreckend realistisch, besonders erstaunlich finde ich, dass Christina Sweeney-Baird ihr Buch begann, als Corona für uns alle noch gar kein Betriff war. Dass sie mit ihrem Buch doch so nahe an der Realität liegen würde, hätte wohl keiner gedacht.

Ihr Schreibstil ist durch die Ich-Form sehr persönlich und lässt sich generell auch leicht lesen. Lediglich gen Ende gab es für meinen Geschmack ein paar Längen und Passagen, z. B. innerhalb der Regierung, die mich jetzt nicht so besonders interessiert haben. Insgesamt rutsche ich aber wirklich zügig durch das gesamte Werk und beende es innerhalb von wenigen Tagen. Die Kapitel halten sich auch stets in angenehmer Länge.

"Die andere Hälfte der Welt" hat mich auch in der heutigen Zeit gut unterhalten und an der ein oder anderen Stelle noch mal schockiert. Vieles war aber leider aus dem eigenen Leben schon bekannt und die Spannung dadurch ein wenig gemildert, da es wirklich einige Parallelen zur eigenen Gesellschaft gibt. Als hätte die Autorin geahnt, was auf uns zukommt.
Für ein Debüt muss ich hier wirklich ein großes Lob aussprechen. Auch wenn für mich persönlich nicht alles astrein war, konnte ich nicht die stärkste Bindung zu den vielen Figuren aufbauen, muss ich ihren Wortschatz und Ideenreichtum wirklich loben.
Ich vergebe eine klare Lese- und Kaufempfehlung und gute 4 Sterne ****

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Erschreckend und fesselnd!

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"Die andere Hälfte der Welt" hat mich durch die Parallelen des Klappentextes zur aktuellen Corona-Pandemie, aber auch durch die Art des Virus, welches ausschließlich die männliche Bevölkerung angreift, ...

"Die andere Hälfte der Welt" hat mich durch die Parallelen des Klappentextes zur aktuellen Corona-Pandemie, aber auch durch die Art des Virus, welches ausschließlich die männliche Bevölkerung angreift, total neugierig gemacht und ich hatte hohe Ansprüche an das Buch. Kaum zu glauben, dass die Autorin die Rohfassung des Romans fertig geschrieben hatte, als es Corona noch gar nicht gab, man in der Geschichte aber so viele Parallelen zu Heute findet, die tatsächlich so ähnlich stattgefunden haben. Meine Vorstellungen konnte das Buch zwar nicht in Gänze erfüllen, aber dennoch hat es mich gefesselt und erschrocken und mich gleichzeitig gut unterhalten!

Im Jahr 2025 bricht in Schottland das sogenannte Pestvirus aus, welches nur die männliche Bevölkerung angreift und sich durch seine enorme Ansteckungsgeschwindigkeit in Kürzester Zeit auf der gesamten Welt verbreitet und durch die hohe Sterberate die männliche Bevölkerung der Erde um 90% dezimiert. Das Buch beginnt mit dem Ausbruch des Virus und beschreibt aus den verschiedensten Erzählperspektiven die Entwicklung des Virus und die Jahre nach der Pandemie. Die Autorin hat damit ein unglaublich realistisches Bild einer Gesellschaft geschaffen, die sich in Kürzester Zeit verändern muss, um nicht zugrunde zu gehen und beschreibt in detailreicher Ausführlichkeit alle möglichen Schritte, die unternommen wurden, um das Virus zu bekämpfen. Ich fand es faszinierend, wie viele Aspekte der Gesellschaft sie dabei berücksichtigt hat, so dass man wirklich das Gefühl hat, sich diese neue Welt nach der Pandemie perfekt vorstellen zu können. Durch die vielen Erzählperspektiven, meist von Frauen in ganz unterschiedlichen Positionen und aus verschiedensten Ländern, die auf unterschiedlichste Weise von dem Pestvirus betroffen waren, wurde dieses umfassende Bild vervollständigt. Leider verlor das Buch dadurch aber auch an Lesbarkeit, da mich die verschiedenen Perspektiven vor allem zu beginn sehr verwirrten und ich nicht alle gut auseinander halten konnte. Teilweise wurde es dadurch auch mal langatmig.

Im Großen und Ganzen lies sich das Buch aber angenehm lesen und hat mich die meiste Zeit total gefesselt. Schwer zu beantworten finde ich die Frage, ob das Buch durch die Parallelen zur Corona-Pandemie besser oder schlechter wird, ich muss aber tatsächlich sagen, dass ich es ohne Corona wahrscheinlich besser gefunden hatte (Sofern ich es dann gelesen hätte, das ist natürlich die andere Frage). Ich kann es aber definitiv empfehlen!

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Veröffentlicht am 03.11.2021

Visionär

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Die Autorin verrät im Nachwort, dass sie mit dem Schreiben des Buches bereits 2018 begann. Es ist also ein bemerkenswerter Zufall, dass das Erscheinen nun in die Corona-Pandemie fiel. Doch das von Christina ...

Die Autorin verrät im Nachwort, dass sie mit dem Schreiben des Buches bereits 2018 begann. Es ist also ein bemerkenswerter Zufall, dass das Erscheinen nun in die Corona-Pandemie fiel. Doch das von Christina Sweeney-Baird entworfene Szenario ist noch um so vieles düsterer. Vernichtet doch hier ein hochansteckendes Virus in sehr kurzer Zeit 90 % der männlichen Weltbevölkerung. Plötzlich wird die Erde ein Planet der Frauen. In dieser neuen Welt haben nicht nur sie, sondern auch die verbliebenen Männern Mühe, sich zurechtzufinden.

Die Autorin arbeitet mit einer Fülle an Protagonisten und Szenarien an verschiedensten Orten. Da ist die schottische Medizinerin Amanda, die Patient Null behandelt. Die Soziologin Catherine, die Geschichten über die Pandemie zu sammeln beginnt. Wir begleiten Behördenvertreter und Forscher auf der verzweifelten Suche nach einem Impfstoff und männliche Zwillinge, die auf einem Schiff vor Island festsitzen, das sich aus Angst vor der Seuche nicht in den Hafen wagt. Nach und nach verliert ein Großteil der Frauen Väter, Ehemänner, Brüder, Söhne, Freunde und Liebhaber. Diese verstörenden Entwicklungen sind in Buchform auszuhalten, da sich durch die Vielzahl an handelnden Personen auch eine gewisse Episodenhaftigkeit und ein damit einhergehender Abstand einstellt. So bleiben die Entwicklungen zwar packend bis zum Schluss, doch das Mitfiebern mit einzelnen Personen wird gleichzeitig begrenzt. Ich persönlich hätte mir noch ein paar erdachte wissenschaftliche Details übrer das Virus, das den Namen Männerpest bekommt gewünscht. Obwohl viele Leute früher nichts über Coronaviren wussten, hat sich ja auch dieser Begriff ultraschnell in den allgemeinen Sprachgebrauch integriert. Hier hätte die Autorin für mich noch ein wenig fiktive Authentizität schaffen können.
Fazit: ein brandaktuelles, spannendes Lesevergnügen!

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Veröffentlicht am 13.10.2021

Faszinierende Dystopie, die ein erschreckend realistisches Szenario aufbaut - allerdings etwas langatmig geschildert und aufgrund der großen Anzahl an Charakteren wenig einnehmend.

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Im Jahr 2025 behandelt die Ärztin Dr. Amanda Maclean in der Notaufnahme in Glasgow einen Mann mit Grippesymptomen. Wenig später verstirbt er und in den folgenden Tagen sterben immer mehr Männer, die die ...

Im Jahr 2025 behandelt die Ärztin Dr. Amanda Maclean in der Notaufnahme in Glasgow einen Mann mit Grippesymptomen. Wenig später verstirbt er und in den folgenden Tagen sterben immer mehr Männer, die die gleichen Symptome aufweisen. Dr. Maclean warnt vor einem hochansteckenden Virus, das sich rasant ausbreitet und versucht ihren Mann und ihren Sohn zu schützen. Ihre Warnung wird nicht ernst genommen und das Virus breitet sich weltweit zu einer tödlichen Pandemie aus. Unter den Opfern sind nur Männer, Frauen sind jedoch Wirtinnen und verbreiten das Virus ohne Symptome aufzuweisen.
Es dauert mehrere Monate bis ein Impfstoff gefunden wird, aber die Welt ist nicht mehr dieselbe wie zuvor. Die Anzahl der Männer ist stark dezimiert, Frauen mussten trotz ihrer Entbehrungen und Verluste ihre Rollen ersetzen und der Welt fehlt es an männlichem Nachwuchs, um Wirtschaft und Gesellschaft aufrechtzuerhalten. Neu Lösungen müssen gefunden werden, um dem Menschen Hoffnung und eine Zukunft zu schenken.

"Die andere Hälfte der Welt" ist ein Roman, der stark an den Ausbruch und die Folgen der Covid-19-Pandemie erinnert. Umso erstaunlicher ist es, dass die Autorin diese fiktive Geschichte bereits im Jahr 2018 begonnen hat zu schreiben und einen apokalyptischen Blick in die Zukunft hatte.

Der Roman wird aus wechselnden Perspektiven verschiedenster Akteure geschildert, darunter die Ärztin Dr. Amanda Maclean, die Anthropologin Catherine Lawrence, die versucht, die Geschichten der Menschen hinter der Pest zu dokumentieren, die Geheimdienstanalystin Dawn, die die Regierung berät, um mit den Folgen der Pandemie umzugehen und Elisabeth, eine der Wissenschaftlerinnen, die an der Entwicklung eines Impfstoffs zur Eindämmung der Männerpest arbeitet. Durch diese Frauen und weitere Protagonisten, die auf unterschiedliche Art und Weise unter dem Virus und seinen Folgen leiden, wird geschildert, wie grausam die Pandemie die Menschen überrascht und so viele Männer in kürzester Zeit dahingerafft hat, aber auch wie die Zeit nach der Pandemie aussieht und wie sich die Abwesenheit eines Großteils der männlichen Bevölkerung auf Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ausgewirkt hat. Nicht nur für die Arbeitswelt und die Verfügbarkeit von Ressourcen auch in Bezug auf die Familienplanung ergeben sich entscheidende Veränderungen und massive Probleme, die eine schnelle Suche nach praktikablen Lösungen erforderlich macht.

Der Roman erzählt die Jahre von 2025 bis 2031, weshalb der Roman gerade in Bezug auf das Alltagsleben der Menschen nur an der Oberfläche bleibt. Auch fand ich es schwierig, dass die Geschichte aus so vielen Perspektiven geschildert war, dass man keinem Charakter wirklich nahe kommen konnte. Die einzelnen Geschichten über Todesfälle und Zusammenbrüchen ganzer Familien gingen damit nicht so sehr zu Herzen wie es bei einem stärkeren Fokus auf wenigen Einzelpersonen möglich gewesen wäre.

Die Geschichte ist eine faszinierende Dystopie, die nach den Erfahrungen mit Covid-19 ein erschreckend reales Szenario aufbaut. Aufgrund er hohen Sterblichkeit ist diese Fiktion erschütternd und beängstigend. Die Vorstellung, wie eine Gesellschaft nach einer überstandenen Pandemie dieser Auswirkung wieder aufgebaut werden kann, ist interessant und beweist, das Frauen über sich hinauswachsen können, dass es ganz ohne Männer aber auch nicht geht.
Aufgrund der zahlreichen Protagonisten, die oft nur in einzelnen Kapitel erwähnt werden, fehlte mir ein Bezug zu den Charakteren, weshalb mich die Dramen nicht so wie gewünscht emotional berühren konnten. Auch hatte ich mir von der Geschichte, insbesondere in Bezug auf die Suche nach dem Impfstoff und auf Ausschreitungen, Widerstände und Protest gegen die Auflagen der Politik, mehr Spannung von dem Roman erwartet.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Völlig überbewertet! Weder feministisch, noch gut geschrieben.

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Zwei Trends sind in den aktuellen Neuerscheinungen zu beobachten: Bücher mit feministischen Themen und apokalyptische Bücher in denen es um eine weltweite Pandemie/Seuche etc. geht. Die andere Hälfte der ...

Zwei Trends sind in den aktuellen Neuerscheinungen zu beobachten: Bücher mit feministischen Themen und apokalyptische Bücher in denen es um eine weltweite Pandemie/Seuche etc. geht. Die andere Hälfte der Welt scheint beide Trends zu vereinen, doch kann es auch überzeugen?

Frauen an die Macht
Das Szenario ist schnell erzählt: Ein neuartiges Virus breitet sich rasant auf dem Erdball aus. Sowohl Frauen als auch Männer können sich infizieren, doch nur Männer erkranken und sterben in 90% der Fälle. Aus einer Epidemie wird eine Pandemie und gewohnte Gesellschaftsstrukturen geraten ins Schwanken.

Dieses Szenario hätte so unglaublich viel Potenzial gehabt. Als ich mich für das Buch entschied, fragte ich mich vor allem, wie sich die Gesellschaft verändert, wenn aufgrund der plötzlichen erheblichen Dezimierung von Männern festgefahrene patriarchische Strukturen sich auflösen? Welchen Einfluss hat es auf Konflikte, kriege und Diplomatie, wenn ein Großteil der Staatsregierungen weiblich ist? Wie verändert sich die Wirtschaft, wenn CEOs, Vorstände und Manager vorrangig von Frauen gestellt werden und was ändert sich an klassischen Rollen- und Familienbildern mit einem massiven Frauenüberschuss? All das sind spannende Gedankenexperimente, denen man mit diesem Buch viel Raum zum entfalten hätte geben können, wenn man es denn richtig angepackt hätte. Christina Sweeney-Baird hat diese jedoch definitiv nicht.

Wie viele Logikfehler kann man in ein Buch packen? – Christina Sweeney-Baird: Challenge accepted!
Dieses Buch wird Menschen zum heulen bringen! Nicht jedoch emotionale Menschen, sondern vielmehr jeden, der auch nur einen Funken Allgemeinwissen und Menschenverstand hat. Denn was die Autorin hier abliefern ist eine Aneinanderreihung von haarsträubenden Logikfehlern, dass es schon richtig weh tut. Das fängt beim Medizinischen an. Und ich rede hier nicht von Fachwissen aus dem Medizinstudium, sondern von absoluten Grundlagen, die jeder kennen sollte, der schon mal in ein Biologiebuch der 8. Klasse geschaut hat. Aber auch über das Medizinische hinaus ist das Buch voll von Unwahrheiten, kruden Behauptungen und unlogischen Verhalten der Akteure. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, aber meine Augen hatten schon nach der Hälfte des Buches einen Krampf, weil ich sie so oft gerollt habe.

Hier mal ein Best of der unsinnigsten Darstellungen im Buch ACHTUNG SPOILER

• Notfallärztin Amanda hat an einem Tag sieben tote Patienten, die überraschend mit unspezifischen Symptomen verstorben sind. Sie weiß von der ersten Sekunde an, ohne auch nur irgendeine Probe oder sonst was gesehen zu haben, das es a) ein Virus ist und b) dieser eine weltweite Pandemie auslösen wird, bei dem alle zugrunde gehen. Genauso weiß sie sofort welche Schwester bei allen Fällen anwesend war und dass diese die Überträgerin ein muss.

• Das Virus verbreitet sich rasant. In Großbritannien sind [sic] bereits über 100.000 Männer gestorben und die WHO macht … nichts. Genau. Sowohl WHO als auch CDC stufen 100.000 tote Menschen in wenigen Wochen als Lappalie ein und drehen Däumchen. Auch die Medien außerhalb der UK interessieren sich nicht dafür. Im Ausland werden über die, ich wiederhole, 100.000 Tote in der Industrienation UK!!!! allenfalls in kleinen Randspalten berichtet, wenn überhaupt.

• Überhaupt werden sämtliche Behörden als unglaublich dämlich und ignorant dargestellt. Sicher, eine gewisse Ignoranz ist oft leider gegeben und ein klassisches Element von Katastrophenfilme und Romane, doch in der Regel werden vorbeugende Maßnahmen und erste Warnungen ignoriert. Sweeney-Baird treibt es aber zur absoluten Lächerlichkeit, denn ihre Behörden reagieren noch nicht mal, als die Kacke schon richtig am Dampfen ist. Selbst die UK Gesundheitsbehörde sieht bei schon weit über 1000 Tote im eigenen Land noch keinen wirklichen Handlungsbedarf.

• Irgendwann gesteht man sich doch ein Problem zu haben und dann… passiert trotzdem nichts. Den Leuten wird geraten sich etwas mehr die Hände zu waschen und den Kontakt zu reduzieren, das wars. Sonst passiert kaum etwas. Keine Grenzschließungen, keine Lockdowns, nicht mal Maskenpflicht (Masken kommen in dem ganzen Buch nicht zur Sprache). Offenbar will man die Seuche einfach aussitzen bis ein Impfstoff da ist.

• Doch warum sterben nur Männer? Hier hat die Autorin im Biounterricht Klasse 8, als Genetik dran kam, wohl gepennt. Sie behauptet nämlich, die Gensequenz, die vor der Krankheit schütze, sei auf einem X-Chromosom. Männer haben nur eins und sind am Arsch, Frauen haben zwei, also alles supi. Macht nur leider überhaupt keinen Sinn. Im Buch wird behauptet, 10% der Männer haben ein X-Chromosom, das schützt. Das heißt 10% aller X-Chromosomen können diese Schutzfunktion ausbilden. Das müsste dann aber genauso für Frauen gelten, sprich 10% aller X-Chromosomen in Frauen haben die Schutzfunktion. Da es nur ein Chromosom mit Schutz braucht und Frauen zwei haben, verdoppelt sich ihre Chance, Immunität zu besitzen. Ist wie in der Losbude. Männer haben ein Los, Frauen zwei. Die Wahrscheinlichkeit, dass im Los der Gewinn steckt, ist jedoch dieselbe. Frauen haben eben nur zwei Versuche und damit die doppelte Chance auf den “Gewinn”. Das wiederum bedeutet, so wie es im Buch dargestellt ist, müssten die Frauen eine Immunitätsrate von 20% haben, und nicht 100% wie geschildert. Und übrigens, um auf die Idee zu kommen, dass diese krassen Geschlechtsunterschiede bei der Seuche was mit den Chromosomen zu tun haben könne, haben die Forscher weit über 100 Tage gebraucht.

• Natürlich wird auch an einem Impfstoff geforscht. Nach einem Jahr Pandemie ist auch einer gefunden aber oh weh, der hat “nur” eine Wirksamkeit von 97% und landet sofort in der Mülltonne. Denn natürlich müssen es 100% Wirksamkeit sein, alles andere ist inakzeptabel und die Männer sterben derweil weiter wie die Fliegen.Auch das ist einfach nur dumm und nicht recherchiert und dafür braucht es auch nicht unser heutiges Corona Wissen. Die Autorin hätte sich einfach mal nur die Wirksamkeit anderer Impfstoffe anschauen zu müssen, um zu sehen, dass 100% praktisch nie gegeben sind z.B. Polio: Wirksamkeit ca. 95% Hepatitis B: ca. 95% Diphterie: ca. 90%.

• Schon während der Pandemie und auch danach wird ein Großteil der Frauen von einem Tag auf den anderen lesbisch. Als sei sexuelle Orientierung nur eine Frage des Angebots und Nachfrage.

Und das sind nur Dinge, dir mir beim Rezension tippen noch direkt eingefallen sind. Ihr könnt gut und gerne nochmal 100 große und kleine Fehler, Unwahrheiten und Logiklücken hinzufügen. Ich versteh beim besten Willen nicht, wie dieses Buch durch ein lektorat gekommen ist, hatte es überhaupt ein inhaltliches Lektorat? Es fällt mir schwer das zu glauben.

Die Hälfte der Fehler hätten allein mit Internetrecherche und Wikipedia ausgeräumt werden können, die andere mit einem Gespräch mit Leuten die davon Ahnung haben z.B jede x-beliebige Person die im Gesundheitswesen arbeitet, das muss noch nicht mal ein Artzt/Ärtzin sein. Christina Sweeney-Baird hat weder das eine, noch das andere getan. Sie hat rein gar nichts recherchiert sondern einfach eine fixe Idee runtergeschrieben, wie es ihr grade in den Sinn kam und das regt mich einfach auf, denn Recherche gehört zum Handwerk eines Autors/ einer Autorin und als eine Frau, die ein Studium erfolgreich absolviert hat, wird es im Falle der Autorin wohl kaum Unfähigkeit gewesen sein, warum sie sich geweigert hat auch nur die simpelste Nachforschung durchzuführen. Bleibt also noch Ignoranz und/oder Faulheit, sorry für die harten Worte, aber wie gesagt grundlegende Recherche gehört zum Ein mal Eins der Schreibarbeit dazu und sich so konsequent dagegen zu sperren ist, also ob ein Bäcker sich weigert Brötchen zu backen.

Weiße, gebildete, gut situierte Frauen heulen ihren weißen, gebildeten, gut situierten Männern hinterher
Doch es sind nicht nur allein die zahlreichen Fehler, die das Buch zum Flop werden lassen, auch erzählerisch hat es kaum etwas zu bieten. Bei einer globalen Katastrophe ist es für Leser*innen immer spannend mehrere Perspektiven zu erfolgen und so die Katastrophe aus verschiedenen Blickwinkel zu betrachten, zudem erlaubt diese Erzählweise es der Autorin sehr unterschiedliche Lebensumstände einzubeziehen und so Gesellschaftskritik auf vielen Ebenen zu üben. Eine Menge Potenzial also, das leider die Autorin ebenfalls komplett verschenkt.

Denn sie hat zwar eine Menge Perspektiven und Figuren, aber 90% davon haben denselben Background. Es sind weiße, gebildete Frauen der oberen Mittelschicht. Überhaupt ist das Buch weißer als ein Toastbrot. Bis auf sehr, sehr wenige vereinzelte Kapitel, die selten länger als zwei Seiten geht, wird alles aus der britisch/amerikanischen Perspektive erzählt. Wie die Pandemie sich auf andere Teile der Welt auswirkt, erfährt man kaum. Auch gibt es an PoC Charakteren nur eine klischeehafte Putzkraft in Singapur, aber deren Anteile sind auf die 700 Seiten gesehen auch mikroskopisch. Ebenso wenig erfährt man als Leser/in die Auswirkung der Pandemie auf z.B ärmere, bildungsferne oder vorerkrankte Menschen.
Wenn das alles nicht zur Sprache kommt, womit werden die Seiten dann gefüllt? Hauptsächlich damit, wie die besagten weißen Frauen um ihre Verluste trauern. Ich kann nicht einzelne Charaktere benennen, denn sie verschwimmen zu einem einzigen Haufen. Aber sie alle haben einen wunderbaren Mann und Kinder. Und der Verlust der Männer und Söhne wird in den größten Tönen beweint und betrauert. Auch hier Diversität gleich null, denn es wird nicht nur allein das klassische Familienbild “Mann Frau Kind” inklusive der Rollenbilder aus dem letzten Jahrhundert geschildert, es wird regelrecht zelebriert. Das Buch will feministische sein und ist doch ein einziges Loblied auf den lieben Ehemann. Wie es Frauen ergeht, die in häuslicher Gewalt leben, die froh darüber sein können, wenn ihr Tyrann stirbt, wird kaum thematisiert. Auch einfach Singles, die gerne allein sind, gibt es nicht. Alles dreht sich um den Verlust von super lieben und verständnisvollen Ehemännern und Söhnen. Die Perspektive der Familienmutter ist all überragend.

Das zeigt sich auch in der völligen Ignoranz der queeren Community. Im Grunde kommt diese nämlich einzig und allein an zwei Stellen überhaupt vor. 1.) als wie schon oben beschrieben geschildert wird, das Frauen scharenweise von einem Tag auf den anderen lesbisch werden und 2. in einem kurzen 5 Seiten Kapitel in dem geschildert wird, das Transpersonen stärker beschimpft werden und es in der Community zu massenweisen Suiziden kommt, wobei es im Kapitel aber im Endeffekt eher um den Streit zwischen der Priorität von physischer oder psychischer Gesundheit geht und die Transmenschen nur simple Beispiele sind.

Ich könnte noch so viel mehr Beispiele nennen, warum dieses Buch weder gut, noch feministisch ist. Es reicht einfach nicht nur die Dezimierung der Männer, als Thema zu nehmen und ein paar “gute Folgen” wie die Verbesserung von Autos, kleinere Handys etc. (alles Beispiele, die eins zu eins aus Caroline Criado-Perezs Unsichtbare Frauen abgeschrieben wurden) zu nennen, ohne ein wirkliches Umdenken patriarchischer Strukturen und Rollenbilder zu thematisieren. Aber die Rezension ist sowieso schon viel zu lang, das liest sich kaum jemand durch, also mache ich jetzt Schluss.

Fazit:


Ein Buch, das einzig und allein aufgrund des Themas gehypted wird, in Wahrheit aber weder feministisch noch gut geschrieben ist. Ein Punkt gibt es für den reinen Schreibstil, der sich flott lesen lässt, einen für eins, zwei emotional spannende Momente, aber das war’s auch schon. Logikfehler wohin man sieht, teilweise wirklich haarsträubende Behauptungen und null Diversität lassen diesen Versuch eines feministischen Romans zum Flop werden.

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