Schluss verhindert Bestnote
Ich habe den Bestseller kürzlich beendet und bin in die Geschichte wirklich hineingezogen worden. Manchmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich absichtlich langsamer oder weniger gelesen habe, um nicht ...
Ich habe den Bestseller kürzlich beendet und bin in die Geschichte wirklich hineingezogen worden. Manchmal habe ich mich dabei ertappt, wie ich absichtlich langsamer oder weniger gelesen habe, um nicht zu schnell fertig zu werden. So soll Literatur sein. Vieles ist da: die Einsamkeit, die Liebe, die Natur, das Verbrechen. Stimmig zusammengeführt.
Dabei gibt es durchaus Schwächen, die aber in der Gesamtschau über mehr als 400 Seiten verzeihlich sind. Dass ein Kind im Grundschulalter allein sein Leben meistert, gibts nur in Büchern. Gelegentlich schippert die Erzählung so knapp am Kitsch vorbei wie Kya an den Ufern des Marschlandes. Doch sie gleitet eben nicht ab. Die Liebesgeschichte (n) sind rührend, die Naturschilderungen gewaltig, wenn auch manchmal zu wissenschaftlich im Duktus. Das aber ist einer Zoologin wie Owens ebenfalls verziehen. Der Gerichtsprozess kommt etwas schablonenhaft daher, ist aber spannend, weil die Jury eines vorurteilsbelasteten Ortes stets unberechenbar bleibt.
Die Kraft der Erzählung glättet also manche Unebenheit, und bis wenige Seiten vor dem Ende war ich bereit für 9,5 von 10 Sternen.
Leider rauscht die Note zum Schluss runter auf ca. 7,5. Das ist für das Buch eigentlich zu wenig. Doch Owens tut sich mit diesem Ende keinen Gefallen. Sie bietet einen unlogischen, fast absurden Plot, der mich kopfschüttelnd zurücklässt und ein Stückweit Verrat an der Hauptfigur übt. Was packt Owens alles in diese letzten Seiten, noch dazu ohne literarische Not. Und man möchte ihr zurufen: Warum das alles?
Ich hadere mit diesem Ende. Aber vielleicht soll Literatur auch so sein.