Cover-Bild Die Holländerinnen
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23,00
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  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 19.08.2025
  • ISBN: 9783446282988
Dorothee Elmiger

Die Holländerinnen

Roman. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2025
Dorothee Elmigers bildgewaltiger Roman – eine mitreißende Erfahrung. Wer diesen Text betritt, fällt in den Abgrund unserer Welt und blickt mit aufgerissenen Augen in die Finsternis. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis, dem Schweizer Buchpreis und dem Bayerischen Buchpreis 2025

Mit blinkenden Warnlichtern fährt die Erzählerin, eine namenlose Schriftstellerin, an den Straßenrand, als ein unerwarteter Anruf sie erreicht. Am Apparat ist ein gefeierter Theatermacher, der sie für sein neuestes Vorhaben zu gewinnen versucht – ein in den Tropen angesiedeltes Stück, die Rekonstruktion eines Falls. Wenige Wochen später bricht sie auf, um sich der Theatergruppe auf ihrem Gang ins tiefe Innere des Urwalds anzuschließen. Dorothee Elmiger erzählt eine beunruhigende Geschichte von Menschen und Monstren, von Furcht und Gewalt, von der Verlorenheit im Universum und vom Versagen der Erzählungen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.10.2025

»Seit dem Beginn ihrer Reise, sagt sie, habe sie damals eine Art Gefahr wahrzunehmen gemeint, ein Unbehagen, das sie in Wogen überspült habe«

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»Seit dem Beginn ihrer Reise, sagt sie, habe sie damals eine Art Gefahr wahrzunehmen gemeint, ein Unbehagen, das sie in Wogen überspült habe«

Da dieses Buch nicht nur für den Bayerischen und den Schweizer ...

»Seit dem Beginn ihrer Reise, sagt sie, habe sie damals eine Art Gefahr wahrzunehmen gemeint, ein Unbehagen, das sie in Wogen überspült habe«

Da dieses Buch nicht nur für den Bayerischen und den Schweizer Buchpreis nominiert ist, sondern auch auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises steht, war ich sehr gespannt darauf, insbesondere da ich bereits einige negative Meinungen gelesen hatte, was den vielen Nominierungen zu widersprechen schien.

Im Fokus steht eine namenlose Schriftstellerin, die einen Vortrag halten soll, dafür ihre bisherigen Ideen verwirft und von einem Auftrag vor drei Jahren erzählt: Ein Theatermacher hatte sie angefragt, ihn neben einigen anderen, auf einer Expedition in den Dschungel zu begleiten und Autorin seines neuen Stücks zu sein, mit dem Ziel, den Geschehnissen der zwei Holländerinnen, welche die gleiche Route bestritten und plötzlich verschwanden, auf die Schliche zu kommen. Für diese Rekonstruktion des Falls als Theaterstück wurden die Teilnehmenden ganz bewusst ausgewählt, da alle ihre eigene Geschichte zu erzählen haben…

Ja, dieser Roman ist anspruchsvoll und durchaus verwirrend. Manche der langen Sätze und Abschnitte muss man auch mehrmals lesen, um sie ansatzweise zu verstehen und den Faden nicht zu verlieren. Lässt man sich aber auf den Text ein, wird man schnell merken, wie dieser einen in den Bann der Geschichte und in die Abgründe unseres menschlichen Daseins zieht. Mit einer sprachlichen sowie bildlichen Wucht kommt er daher und knüpft dabei immer wieder intertextuell an Werke anderer Schriftstellerinnen an.
Mich hat der Roman schon auf den ersten Seiten fasziniert, eben aufgrund seiner Komplexität und weil man als Leser
in in eine düstere, mystische Welt eintaucht und dazu angehalten wird, selbst die Umgebung nicht aus den Augen zu verlieren.

Auch wenn ich schlussendlich nicht sagen kann, alles durchblickt zu haben – was wahrscheinlich auch unmöglich ist –, hat mich der besondere Roman begeistert und ist meiner Meinung nach zurecht für gleich drei Buchpreise nominiert!

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Veröffentlicht am 22.11.2025

Ein Buch über eine wahre Begebenheit

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Das Buch hat zwei Rahmenhandlungen.

Die eine erzählt von einem ehrgeizigen Projekt eines Theatermachers, der die namenlose Protagonistin und einige andere Mitwirkenden mit ins Boot holt, um das Verschwinden ...

Das Buch hat zwei Rahmenhandlungen.

Die eine erzählt von einem ehrgeizigen Projekt eines Theatermachers, der die namenlose Protagonistin und einige andere Mitwirkenden mit ins Boot holt, um das Verschwinden der Holländerinnen im brasilianischen Urwald nachzustellen.
Die andere berichtet über den Vortrag, den die Protagonistin drei Jahre später vor einem Auditorium hält.
In diese Rahmenhandlungen eingebettet, werden verschiedene Episoden aus dem Leben der Mitwirkenden erzählt.

Alle Episoden bleiben offen und finden kein Ende, auch der Verbleib der Holländerinnen wird nicht erzählt. Einzig die lange nachhallende Wirkung auf die Erzählenden wird immer wieder betont.
Die Szenen im Urwald fand ich unglaublich gut, ich habe die beängstigenden Lichtverhältnisse und Geräusche am eigenen Leib gespürt und konnte nachvollziehen, wie furchtbar sich eine absolute Dunkelheit anfühlt und was sich daraus für Gedanken ergeben.
Der Stil ist sehr anspruchsvoll und gewohnheitsbedürftig, aber das fand ich ok, damit bin ich gut zurechtgekommen.
Immer wieder wird auf Werner Herzog hingewiesen, speziell auf seinen Film: Aguirre, der Zorn Gottes. Ich persönlich musste stark an „Fitzcarraldo“ denken, dem so ein eigener Wahnsinn zu Grunde liegt.

Ich möchte mir kein Urteil über das Buch erlauben, da es zahlreiche Preise bekommen hat. Ihr müsst selbst herausfinden, ob ihr es mögt. Es liest sich schnell, da es nur 140 Tolinoseiten hat. Interessant ist es auf jeden Fall, ich zumindest habe nichts Vergleichbares gelesen.

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Veröffentlicht am 27.10.2025

Fixierung des Unbekannten

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Die gefeierte Lyrikerin tritt ans Rednerpult. Sie habe diesen Vortrag gut vorbereitet und eingeplant, wie immer auch, fragmentarisch über ihr Schreiben zu berichten. Doch in der letzten Zeit seien ihr ...

Die gefeierte Lyrikerin tritt ans Rednerpult. Sie habe diesen Vortrag gut vorbereitet und eingeplant, wie immer auch, fragmentarisch über ihr Schreiben zu berichten. Doch in der letzten Zeit seien ihr zunehmend die Worte verloren gegangen, ob der Bilder, die sich ihr aufgedrängt hätten. Bilder von Frauen mit Aschekreuzen auf der Stirn oder vier Reiterinnen mit verhüllten Gesichtern. In Anbetracht der Entwicklung des Weltgeschehens, des Sterbens und der katastrophalen Verhältnisse verweigere sich der Text ihrem künstlerischen Einfluss.

Vor drei Jahren seien ihr erste Zeichen ihrer schriftstellerischen Bankrotterklärung erschienen, als ein Theatermacher sie kontaktierte. Ihm schwebe etwas ganz Außerordentliches vor, die Rekonstruktion eines Falls. Es sei von größter Wichtigkeit, dass Wirklichkeit und Fiktion sich symbiotisch verbinden, dass also die Darstellerinnen die mutmaßlichen Schrecken, wie sie die beiden Frauen erlebt hatten, am eigenen Leibe erführen. Er habe ihr gesamtes Mythen-Projekt „Die Bestrafung der Mägde“ über die Jahre verfolgt und hätte sie gerne als Schriftführerin dabei. Da sie gerade an einem Projekt schrieb, das sie glaubte, an die Wand gefahren zu haben, willigte sie ein und erhielt alsbald die Reiseunterlagen per E-Mail. Der Flug war unspektakulär. Die Taxifahrt mit einem Exil-Nicaraguaner, der über rote Ampeln fuhr, interessant. Das Hotel lag bei ihrer Ankunft schon im Dunkeln. Der Portier, der lange auf sich warten ließ, öffnete ein Rolltor, das er sofort wieder schloss, nachdem sie eingetreten war. Die Überlandfahrt tags darauf führte durch ein hohes Gebirge, das die Einheimischen „Hügel des Todes“ nannten.

Die Rednerin hält kurz inne, räuspert sich, blickt ins Publikum und atmet tief ein und aus. Von Anfang an habe sie ein Unbehagen befallen, eine Art Gefahr, das sie meteorologischen Störungen oder dem Ungewohnten ihrer Reise nicht habe zuordnen können.

Fazit: Dorothee Elmiger, die mittlerweile mit ihrer Geschichte den Deutschen Buchpreis 2025 abgeräumt hat, hat in ihrer Fiktion das Unbekannte fixiert. Die Protagonistin wird nach Mittelamerika zitiert, wo tatsächlich 2014 zwei junge Frauen aus den Niederlanden verschwanden. Ein Theatermacher will den Fall rekonstruieren und nachstellen. Sie soll alles schriftlich festhalten und zum Schluss vertexten, aber das gelingt ihr nicht. Die Autorin bedient sich aller Stilmittel um eine Atmosphäre des Unwohlseins zu erschaffen. Es ist oft dunkel, wenn es hell wird, regnet es. Als die Beteiligten miteinander ins Gespräch kommen, hat fast jede/r eine gruselige Anekdote zu erzählen und noch dazu wissen alle, dass sie einen Fall nachspielen werden, bei dem zu erwarten ist, dass den jungen Frauen irgendetwas Schreckliches passiert ist. Irgendetwas, denn genau weiß man es nicht. Und das macht die Geschichte, die konsequent in indirekter Rede ähnlich einer Berichterstattung erzählt wird, zu einer Herausforderung. Mir hat sich nicht erschlossen, was die Autorin mir sagen will, so wie viele Erzählungen auf eine Quintessenz hinauslaufen, macht die Autorin genau das nicht. Für mich haben sich auffallend Szenen wiederholt, in denen sich die Mitwirkenden, trotz miesem Bauchgefühl, vom Theatermacher überreden lassen. Vor allem aber hat diese gut gezeigte Beklemmung alle befallen und eine Eigendynamik entwickelt. Am Ende bleibt viel Raum für Spekulationen und ich muss gestehen, dass die Erzählart mir einiges abverlangt hat. Ich liebe diesen Stil bei Zeitungsartikeln oder Gerichtsverhandlungen, wo eine gewisse Objektivität die Unschuldsvermutung aufrechterhalten soll, aber in einer Erzählung hat es mich gefordert. Nichts destotrotz wird es für dieses literarische Buch sicher Lesebegeisterung geben.

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Veröffentlicht am 03.09.2025

Anspruchsvoll, aber sehr atmosphärisch und sehr empfehlenswert!

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Der Roman „Die Holländerinnen“ von Dorothee Elmiger steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2025. Ich sehe ihn da sehr gerne und sehr berechtigt stehen, denn auch für mich war der Roman ein ...

Der Roman „Die Holländerinnen“ von Dorothee Elmiger steht auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2025. Ich sehe ihn da sehr gerne und sehr berechtigt stehen, denn auch für mich war der Roman ein mysteriöses und atmosphärisches Lesehighlight.

Eine Schriftstellerin hält einen Vortrag über ihr letztes Projekt: die Zusammenarbeit mit einem berühmten Theatermacher an einem unkonventionellen Vorhaben. Zusammen mit einer bunt zusammengewürfelten Ensemble und einem Mädchenchor reist die Gruppe ins Innere des Urwalds, um dort einen Kriminalfall zu atmosphärisch nachzufühlen und zu rekonstruieren.
Ich bin sehr überrascht als ich in dem Fall recht schnell das reale und mir aus True Crime Formaten bekannte Verschwinden zweier Holländerinnen im Dschungel Panamas wiedererkenne.
Und in der Tat verwendet Elmiger einige der realen und wenigen bekannten Details in ihrem Roman. Diese Details sind teilweise verstörend mysteriös und Elmiger fängt das Erschauern darüber perfekt in ihrem Roman ein.
Dabei bedient sie natürlich nicht den üblichen Voyeurismus, sondern beschreibt vielmehr das Grauen der Erzählerin, der fremdartigen und bedrohlichen Wildnis im Dschungel derart exponiert ausgesetzt zu sein.

Und die Wildnis findet sich nicht nur im Urwald, sondern auch in den anderen Geschichten, die die anderen Teilnehmner*innen der Theatergruppe beisteuern. Sie alle handeln von dem Gefühl von Bedrohung und dem alptraumartigen Verlust von Kontrolle. Den gleichen Kontrollverlust erlebt die Erzählerin während ihres Aufenthalts im Urwald.
Die Ziegengeschichte der Schweizerin hat Potential mich noch für längere Zeit zu verfolgen.

Der Erzählstil ist durch die eigentlich durchgehend verwendete indirekte Rede der Erzählerin und die damit eingebetteten Geschichten in der Geschichte ziemlich anspruchsvoll, wie ich fand. Aber genau dadurch erzielt Elmiger einen irisierenden Effekt. Die Perspektive der Erzählenden verschmilzt miteinander und es wird schwierig die Identität der einzelnen Erlebenden genau auszumachen.
Den gleichen Identitätsverschmelzung mit den Holländerinnen erlebt die Erzählerin während sie durch den Dschungel läuft.

Das Verschwinden der Holländerinnen ist bis heute nicht aufgeklärt.


Das Cover mit dem alles überwuchernden und verschlingendem Dschungel ist perfekt gewählt und ich war doch überrascht, was sich hinter dem Titel „Die Holländerinnen“ verbarg.
Der anspruchsvolle Erzählstil kann herausfordernd sein, aber macht den Roman zusammen mit der einzigartigen Kombination aus realen und fiktionalen Geschichten zu einem großartigen Stück Literatur, das mich sehr fasziniert und irgendwie auch gegruselt hat.

Anspruchsvoll, aber sehr atmosphärisch und sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 19.08.2025

Der Gang ins tiefe Innere

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Dorothee Elmigers Bücher interessieren mich schon lange. Doch es dauert immer ziemlich lange, bis wieder was von ihr kommt. Jetzt ist ihr neues Buch da und es vermag wieder zu faszinieren.
Eine Reihe von ...

Dorothee Elmigers Bücher interessieren mich schon lange. Doch es dauert immer ziemlich lange, bis wieder was von ihr kommt. Jetzt ist ihr neues Buch da und es vermag wieder zu faszinieren.
Eine Reihe von Leuten sind mit einem Theater-Regisseur auf Expedition und auf den Spuren der verschollenen Holländerinnen.
Alle haben ihre eigene Geschichten mit, die geschickt in den Haupttext eingeflochten werden. Manchmal sind es auch Erinnerungen, die eine Geschichte heraufbeschwören.
Es wird dadurch ein sehr dichtes Buch. Aufgrund der Fülle ist es nicht immer leicht zu folgen. Dennoch ist ein guter Lesefluss vorhanden. Es bleiben am Ende aber auch Fragezeichen und vielleicht ein zweiter Lesegang demnächst!
Was besonders an diesem Roman beeindruckt, ist neben dem Ideenreichtum die Sprache. Elmiger schafft vielen ungewöhnliche Sätze, die genau und ausdrucksstark sind.