Cover-Bild Die Hebamme
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22,99
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  • Verlag: Urachhaus
  • Themenbereich: Biografien, Literatur, Literaturwissenschaft - Biografien und Sachliteratur
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 25.08.2021
  • ISBN: 9783825162429
Edvard Hoem

Die Hebamme

Antje Subey-Cramer (Übersetzer)

Marta Kristine Andersdatter Nesje, die Ururgroßmutter des Autors, ging 1821 zu Fuß 600 km von der Westküste Norwegens nach Christiania, um Hebamme zu werden. Danach übte sie ihren Beruf fünfzig Jahre lang am Romsdalfjord aus und verfolgte beharrlich ihr Ziel, Frauen zu helfen - wobei sie lange gegen Misstrauen und Armut ankämpfen musste.

Edvard Hoem lässt Marta Kristine mit enormer dichterischer Kraft hervortreten. Er erzählt feinfühlig von ihrer tiefen Liebe zu Hans, ihrem Lebensalltag mit elf Kindern und von den unzähligen Hebammenfahrten über den Fjord. Das Bild einer ganzen Epoche, einer Landschaft - und insbesondere des Hebammenberufs vor 200 Jahren - tritt atmosphärisch und detailgetreu hervor. Das Einfache dieses Lebens und die Zuversicht der Charaktere vermögen uns gerade heute besonders zu berühren.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.08.2021

Ein gelungener biografischer Roman

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Der norwegische Autor Edvard Hoem erzählt in diesem Buch die Lebensgeschichte seiner Ururgroßmutter Marta Kristine Andersdatter, die 1821 aus ihrem Heimatdorf an der Westküste Norwegens aufbricht, um in ...

Der norwegische Autor Edvard Hoem erzählt in diesem Buch die Lebensgeschichte seiner Ururgroßmutter Marta Kristine Andersdatter, die 1821 aus ihrem Heimatdorf an der Westküste Norwegens aufbricht, um in Christiana eine Ausbildung als Hebamme zu machen.

Wir lernen Marta Kristine und ihren harten Alltag kennen. Die Menschen leben ein einfaches Leben, die kargen Böden können sie kaum ernähren. Der Fischfang bietet sowohl Nahrung als auch Einkommen. Mit einprägsamen Worten schildert Hoem die Mühen, über die Runden zu kommen.

Ich habe viele interessante Details zu Norwegens Geschichte gelernt. Die Auswirkungen der Napoleonischen Krieg sind mir bekannt, aber dass zur Senkung der Säuglings- und Müttersterblichkeit ein Gesetz erlassen wurde, dass bei einer Geburt eine ausgebildete Hebamme verpflichtend vorgeschrieben wurde, war mir neu. Viele Frauen verstoßen gegen dieses Gesetz, weil sie sich schlichtweg die Gebühren nicht aufbringen konnten (oder wollten). Interessant, dass Marta Kristine sogar vor Gericht gehen muss, um ihre Forderungen einzutreiben. Das verhilft ihr zwar zu den ihr zustehenden Einnahmen, verbessert aber ihren Standpunkt nicht wirklich.

Feinfühlig erzählt Edvard Hoem Marta Kristines Beziehung zu ihrem Mann Hans und den Alltag mit ihren elf Kindern.

Fazit:

Ein einfühlsamer biografischer Roman, der nicht nur die Person Marta Kristin, sondern auch das Leben in Norwegen vor 250 Jahren beschreibt. Gerne gebe ich hier 4 Sterne.

Veröffentlicht am 10.08.2021

Das harte Leben der Menschen im 19. Jahrhundert

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„Die Hebamme“ beruht auf Tatsachen, welche das Leben von Marta Kristine Andersdatter Nedje beschreibt. Sie war die Ururgroßmutter von Edvard Hoem, dem Autor des Buches. Als eine der ersten Frauen, die ...

„Die Hebamme“ beruht auf Tatsachen, welche das Leben von Marta Kristine Andersdatter Nedje beschreibt. Sie war die Ururgroßmutter von Edvard Hoem, dem Autor des Buches. Als eine der ersten Frauen, die sich für den Beruf der Hebamme interessierte, wanderte sie im Jahr 1821 über 600km zum Ausbildungsort. Ihr Wunsch war es stets, den Frauen zu helfen, die Säuglingssterblichkeit zu reduzieren und auch das Leben der Mütter zu schützen. Obwohl ihr Argwohn und sogar Feindschaft entgegenschlug, sie ließ sich nie entmutigen.

Armut war für die Familie der Hebamme alltäglich. Der Ehemann Hans kam krank aus dem Krieg zurück und es waren immerhin 11 Kinder, die versorgt werden mussten. Das beeindruckende an dieser Frau war ihre große und unverrückbare Liebe zum Hans. Aber auch die Geduld sowie das Durchhaltevermögen ihren Beruf zum Wohle der Mütter und Kinder auszuüben, ist bemerkenswert.

„Die Hebamme“ wurde in Norwegen über 60000 mal verkauft. Das ist beachtlich und zeigt, wie gefragt die Historie ist. Der Autor beschreibt die karge Landschaft und das mühselige Leben der Menschen so klar, dass diese „Bilder im Kopf“ beim Lesen wie von selbst entstehen. Die Erzählungen aus Sicht der Hebamme sind schlicht und zuweilen ein wenig einfältig. Sie kam mir vor als sei sie entrückt und stehe nicht mit beiden Beinen auf der Erde. Dabei stimmt das absolut nicht. Sie ließ sich wohl immer mal wieder von ihrem Mann beeinflussen, der ein Träumer war.

Nein, die Pille gab es damals noch nicht und selbst Hebammen kannten sich mit effektiver Verhütung wohl nicht aus. 11 Kinder zu gebären, das war nicht selten und oft starben die Frauen früh. Nicht so die Hebamme Marta. Sie überlebte ihren Ehemann viele Jahre und arbeitete bis ins hohe Alter als Geburtshelferin. Die Wege, welche sie zurücklegte waren mitunter gefährlich, da sie häufig über den stürmischen Fjord führten. Ein lesenswertes Buch, das die harte Zeit im 19. Jahrhundert gut vor Augen führt.

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Geschichte einer bemerkenswerten Frau

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Marta Kristine Andersdatter Nesje, die Ururgroßmutter des Autors, ging 1821 zu Fuß 600 km von der Westküste Norwegens nach Christiania, um Hebamme zu werden. Danach übte sie ihren Beruf fünfzig Jahre lang ...

Marta Kristine Andersdatter Nesje, die Ururgroßmutter des Autors, ging 1821 zu Fuß 600 km von der Westküste Norwegens nach Christiania, um Hebamme zu werden. Danach übte sie ihren Beruf fünfzig Jahre lang am Romsdalfjord aus und verfolgte beharrlich ihr Ziel, Frauen zu helfen – wobei sie lange gegen Misstrauen und Armut ankämpfen musste. (übernommen)
Beschrieben wird das Leben von Marta Kristine, kurz Stina genannt. Es ist voller Entbehrungen und finanzieller Nöte. Mit den wenigen Mitteln, die Stina zur Verfügung stehen, gelingt es ihr, medizinisch grossartiges zu leisten. Denn sehr viele Frauen sterben bei der Geburt eines Kindes. Auch erzählt dieses Buch von ihrem Alltag mit ihren elf Kindern und dem Mangel an Geld.
Mein Fazit:
Ein sehr interessantes Buch, über eine sehr mutige und bemerkenswerte Frau.
4 Sterne und eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

bewegender Einblick das karge Leben einer starken Frau

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Mit sieben Jahren zieht Marta Kristine mit ihren Eltern nach Flovik. Ihr Vater, der als Schuster und Schlachter für den Lebensunterhalt sorgt, hat dort einen Häusler Hof gepachtet. Mehr schlecht als recht ...

Mit sieben Jahren zieht Marta Kristine mit ihren Eltern nach Flovik. Ihr Vater, der als Schuster und Schlachter für den Lebensunterhalt sorgt, hat dort einen Häusler Hof gepachtet. Mehr schlecht als recht bringt er damit seine Familie durch. Bereits in diesem Alter steht für Marta Kristine fest: sie will Hebamme werden. Ihr Ziel verliert sie nie aus den Augen, auch wenn dieser Weg für sie sehr steinig wird…
Mir hat es gefallen, wie der Autor hier die Kargheit dieser Gegend beschrieben hat, wie auch die Sitten und Bräuche der damaligen Zeit in Norwegen hat einfließen lassen. Besonders interessant fand ich die Beschreibungen zur Wanderschule, die nur für 4 Monate im Jahr stattfand.
Hebammen-Stina (so wurde Marta Kristine von allen genannt) hat mich beeindruckt. Trotz erfolgreich abgeschlossener Hebammenausbildung suchten die Frauen bei nahender Geburt sie nicht auf. Der Grund: eine Hebamme musste bezahlt werden, während es nachbarschaftliche Hilfe ohne Lohn gab. Dabei stand das Gesetz auf Stines Seite So macht sich Stina stark, und kämpft sogar vor Gericht für ihr Recht. Geld ist immer knapp in ihrem Haushalt, nicht zuletzt, weil die Anzahl ihrer eigenen Kinder, die sie von Hans, ihrem Ehemann bekommt, fast jährlich steigt. Hans ist ihr im Leben selten eine Stütze. Er hat oftmals hochtrabende Ideen, für deren Umsetzung ihm aber stets das Kapital fehlt, was ihn aber nicht davon abhält es mit geborgtem Geld zu versuchen. Gewinnbringend ist keiner seiner Versuche. Zudem leidet er mit zunehmendem Alter an Schwermut, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, so dass selbst Marta Kristine, die immer hinter ihm steht und ihn noch immer liebt, nicht mehr erreichen kann.
Ich fand das Buch sehr interessant und unterhaltsam. Nicht zuletzt die Ausführungen zu der Errechnung der Erbmasse, der Zwangsversteigerung der Erbmasse – davon habe ich noch nie gehört. Aber gerade dieser Abschnitt hat auch gezeigt, welch hohe Achtung sich Stina durch ihre Arbeit in den Jahren zuvor erworben hat. Achtung, die auch ich dieser Frau gegenüber empfinde. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 12.10.2021

Hard Knock Life

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Norwegen im 19. Jahrhundert. Das Leben der Menschen im Nordwesten ist karg. Das Erntewetter entscheidet, wie gut sie über den Winter kommen. Der Napoleonische Krieg reißt Familien auseinander und prägt ...

Norwegen im 19. Jahrhundert. Das Leben der Menschen im Nordwesten ist karg. Das Erntewetter entscheidet, wie gut sie über den Winter kommen. Der Napoleonische Krieg reißt Familien auseinander und prägt die überlebenden Soldaten bis zum Tod. Kinder kommen ohne Geburtshilfe zur Welt, nicht alle schaffen es, auch nicht alle Mütter. Doch es gibt Hoffnung. Hebammenschulen in Molde und Oslo, das damals noch Christiania hieß. Und junge Frauen, die diesen Beruf erlernen wollen – gegen alle Widrigkeiten.

Edvard Hoem zeichnet in „Die Hebamme“ das Leben seiner Ururgroßmutter nach. Einträge in Staats- und Reichsarchiven, in Kirchen- und Amtsbüchern sind die Grundlage des Romans, der mehr eine Chronik von Nesjestrand und dem Leben von Marta Kristine Andersdotter Flovik ist, eine fiktionale Geschichte anhand von echten Geschehnissen und Menschen, von denen, so schreibt Hoem selbst, niemand mehr weiß, wer sie waren.

Marta Kristine, auch Stina genannt, wuchs als Tochter der Dorfschuhmachers auf. Sie hatte ein enges Vertrauensverhältnis zum örtlichen Pfarrer, der immer ein offenes Ohr für sie hatte, auch, als sie unverheiratet schwanger wird, von einem Mann, der nicht der ist, den sie liebt. Der Pfarrer ist es, der sie auf die Hebammenschule aufmerksam macht, ihr ein Lehrbuch bestellt und ihr eine Ausbildung bei der Hebammenschule im nahen Molde verschafft.

Den Mann, den sie liebt, ihr alter Schulfreund Hans, lässt sie erst zappeln, bereut es dann, flüchtet sich in den Gedanken, dass dieser sie aufgegeben habe, und heiratet ihn dann doch, als dieser gebrochen, aber gesund aus dem Krieg zurückkehrt und seinen Antrag erneuert, den er ihr schon zu Schulzeiten gab. Sie bekommen Kinder, sie ziehen in ein größeres Haus, doch sie werden immer wieder von Schicksalsschlägen erwischt. Zwei ihrer Kinder sterben viel zu früh. Hans macht mehr und mehr Schulden. Der Schatten des Krieges wird ihn nie verlassen.

Und die Menschen in der Region, die verpflichtet sind, eine Hebamme zur Geburt zu bestellen, begehren dagegen auf und sehen in Stina keine richtige Hebamme, sie habe nicht die richtige Schule in Christiania besucht. Also macht sie sich auf, trotz der Kinder zuhause, um die sich Hans und ihre älteste Tochter kümmern, und zieht zu Fuß 600 Kilometer von Nesjestrand in die Hauptstadt, um die Ausbildung zu erhalten, die ihr Respekt und Einkommen bringen soll.

„Die Hebamme“ ist ein eindrucksvoller, aber auch schwermütiger Einblick in das Norwegen im 19. Jahrhundert, in das Leben und in das Leid seiner Familien. Hochemotional in seinen besten Momenten, aber leider zu oft auch zu nüchtern, zu sehr Chronik als Roman, zu oft mit kurzen Anekdoten gespickt, zu sehr mit Blick von außen als mit Fokus auf das Innere seiner Figuren.

Aber das Buch ist auch ein interessantes Portrait der Frauen dieser Zeit, besonders der Marta Kristine Andersdotter Flovik, der Hebammen-Stina, die 150 Jahre nach ihrem Tod ein würdiges literarisches Denkmal gesetzt bekommt. Von ihrem Ururenkel, den ihre Geschichte nicht los ließ, der nur wusste, was sein Vater ihm erzählen konnte: „Deine Ururgroßmutter, Marta Kristine«, sagte Vater, »ist nach Christiania gegangen, um Hebamme zu werden [...] dann ist sie wieder nach Hause gegangen und nicht weniger als fünfzig Jahre lang Hebamme gewesen.“

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