Ein Lese-Highlight
Der Roman ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über das sich Entwickeln und über Entscheidungen treffen, die mitunter eine fatale Wendung nehmen und ein bitteres Erwachen mitsich ziehen. So wie ...
Der Roman ist eine Geschichte über das Erwachsenwerden, über das sich Entwickeln und über Entscheidungen treffen, die mitunter eine fatale Wendung nehmen und ein bitteres Erwachen mitsich ziehen. So wie bei Emma. Natürlich, sie ist ers 14, selber noch ein Kind und steckt mitten in der Pupertät. Fällt Entscheidungen eher aus trotz, denn aus Klugheit. Sie will gesehen werden. So steht es auf dem Klappentext, und so liest man es auch in der Geschichte. Gerne möchte man den Eltern die Schuld dafür geben, dass das Mädchen in diese Sekte geraten ist. Sie sind geschieden. Die Mutter selber auf der Suche nach dem Glück, merkt nicht wie sich Evie immer weiter von ihr entfernt. Geschickt täuscht sie die Mutter. Die Phaszination, welche Evie und auch die anderen Mädchen für Russel empfinden, kann ich gar nicht nachvollziehen. Er war für mich einfach zu unscheinbar um diesen Hipe zu verstehen. Vielleich war das von der Autorin auch so gewollt, denn es ging ja in erster Linie um Evie und ihre Rolle in der Geschichte. Die Sekte, die Gewalt und alles was in dieser Zeit passierte, war nur das Set, die Bühne.
Sprachlich fand ich die Geschichte sehr schön. Sie ist nichts für zwischendurch, gehört doch zu der anspruchsvolleren Kategorie in den Roman Bereichen. Erzählt wird die Geschichte aus Evies Sicht als sie schon eine reifere Frau ist. Abwechselnd in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Die Stimmung in beiden Zeitsträngen ist sehr gut eingefangen. Der Großteil der Handlung spielt in den 1969er Jahren. Hippie, Alkohol, Sex und Drogen, Exzesse und Gewaltausbrüche sind ein prägendes Bild der Geschichte. Befremdlich fand ich, dass Drogen und Alkohol in jedem Haushalt unter den Jugendlichen ganz normal war. Vielleicht waren meine Vorstellung, dass solche Allüren nur in der Stadt vorkommen, doch etwas zu naiv. Positiv schneidet keiner der Charaktere ab. Besonders aber die Jungen und Männer erhalten ein extrem negatives Bild. Sind Mädchen und Frauen wirklich nur Gebrauchsgegenstände für sie gewesen zur damaligen Zeit? Abgesehen von diesen wenigen persönlich Kritikpunkte war die Geschichte aber sehr fesseln.
Das Cover macht einen recht netten Eindruck. Das schöne Mädchengesicht mit der verspielten Blume passt zur Flower-Power-Zeit des Romans, doch sollte man sich davon nicht in die Irre treiben lassen.
Emma Cline ist noch eine recht junge Autorin, der mit diesem Debüt etwas gelungen ist, das ich nicht erwartet hätte, spielt der Roman doch in einer Zeit wo sie noch nicht einmal geboren war. Doch die Menschen, wie sie lebten und wie sie Dinge sahen hat sie sehr anschaulich dargestellt. Man kann die Bilder sehr klar vor Augen.
Mein Fazit:
Ein wirklich toller Roman, mit einer sehr gut durchdachten Handlung und einem erschreckenden Höhepunkt. Die Geschichte hat mich regelrecht mitgerissen und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Man kann sich kaum vorstellen, wie einfach es sein kann, Menschen – aus welchen Gründen auch immer – in eine solche Abhängigkeit einer Gruppierung zu bekommen. Man liest aber doch heraus, wie wichtig gerade bei Kindern und Jugendlichen ein geordnetes Leben ist. Obwohl auch ein solches nicht immer Garantie dafür ist, dass sie dafür nicht ansprechbar sind.
Für mich persönlich zählt „The Girls“ zu den Lese-Highlights des Jahres! Warum? Weil mich Evies Handeln und das ganze Rundherum auch jetzt, tagelang nach beenden der Lektüre, noch immer nicht loslässt.