Cover-Bild Swift River
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 25.04.2025
  • ISBN: 9783847901884
Essie Chambers

Swift River

Roman | »Dieses Buch hat mir zuerst das Herz gebrochen – um mir dann Hoffnung zu schenken.« Ann Napolitano
Simone Jakob (Übersetzer)

Ein generationsübergreifendes Familienepos voller Liebe

Sommer 1987: Die 16-jährige Diamond fühlt sich als Außenseiterin. Ständig wird sie wegen ihres Gewichts gehänselt, zudem ist sie die einzige Schwarze weit und breit und hat mit diversen alltäglichen Rassismen zu kämpfen. Erst recht, seit ihr Vater spurlos verschwunden ist, ein Ereignis, das Anlass ist für allerlei Tratsch im Ort - und Diamond nachhaltig beschäftigt. Doch dann erhält sie Post von einer Unbekannten, und erfährt endlich mehr - über ihren Vater und die eigenen Wurzeln.

Ein berührender, Jahrzehnte umspannender Roman über den Wunsch nach Zugehörigkeit und die komplizierte Beziehung zwischen Vätern und Töchtern. Mit Essie Chambers lernen wir eine beeindruckende neue Autorin kennen!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.05.2025

Die Vergangenheit sammelt sich

2

Sommer 1987 in der Stadt Swift River im Neuengland-Staat Massachusetts im Osten der Vereinigten Staaten: Diamond Newberry erfährt Ausgrenzung und Mobbing. Die 16-Jährige ist übergewichtig und die einzige ...

Sommer 1987 in der Stadt Swift River im Neuengland-Staat Massachusetts im Osten der Vereinigten Staaten: Diamond Newberry erfährt Ausgrenzung und Mobbing. Die 16-Jährige ist übergewichtig und die einzige Schwarze in der Gemeinde. Ihr Vater Robert ist seit sieben Jahren verschwunden. Ihre Mutter Annabelle, eine ehemalige Tanzlehrerin, hangelt sich von Job zu Job. Das Geld reicht hinten und vorne nicht. Das alte Haus der Familie steht zum Verkauf, weil die Raten nicht mehr zuverlässig bezahlt werden können. Diamond beschäftigt der Verbleib ihres Vaters sehr. Sollen sie ihn für tot erklären lassen? Zugleich träumt die Jugendliche von einer besseren Zukunft. Da trudelt plötzlich ein unerwarteter Brief ein…

„Swift River“ ist ein Roman von Essie Chambers, übersetzt von Simone Jakob.

Der Roman ist sinnvoll strukturiert: An den Prolog schließen sich 25 Kapitel an. Erzählt wird vorwiegend in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Diamond. Dabei gibt es zwei Erzählebenen: die Zeit kurz vor Roberts Verschwinden im Jahr 1980 und die Ereignisse im Jahr 1987. Eingefügt sind außerdem Briefe aus der Perspektive zweier weiterer Personen, die bis 1915 zurückreichen. Die Handlung umspannt somit mehrere Jahrzehnte.

Der Schreibstil ist ungekünstelt, aber eindrücklich, anschaulich und teilweise sogar poetisch. Das Vokabular ist bisweilen salopp bis vulgär. Die Sprache wirkt jedoch authentisch.

Diamond steht im Zentrum der Geschichte. Eine reizvolle, unkonventionelle Protagonistin, mit der ich sehr mitgefühlt habe. Ihr Innenleben ist nachvollziehbar, ihr Handeln schlüssig. Ihr Charakter ist ebenso gut psychologisch ausgearbeitet wie die ihrer Eltern. Auch die übrigen Familienmitglieder und Nebenfiguren haben mich in ihrer Darstellung überzeugt.

Nur vordergründig geht es um das mysteriöse, für Diamond überraschende Verschwinden ihres Vaters. Vielmehr ist der Roman eine Mischung aus Coming of Age, Milieustudie und geschichtlicher Aufarbeitung. Die Protagonistin muss mehrfache Diskriminierung ertragen: als Schwarze, als adipöse Person und als junge Frau in einem sexistischen Umfeld. Vor allem der Rassismus der weißen US-Bevölkerung gegenüber Schwarzen wird thematisiert.

Besonders erschreckend finde ich, dass die Geschichte auf wahren Begebenheiten basiert. Interessant sind die längeren Anmerkungen der Autorin, die über ihre Recherchearbeit berichtet. Zudem erklärt sie darüber auf, dass es sogenannte Sundown Towns wirklich gab, also Städte wie das fiktive Swift River, aus denen Schwarze in der Vergangenheit systematisch komplett vertrieben wurden.

Auf den rund 340 Seiten ist die Geschichte fesselnd und berührend. Sie hält unerwartete Wendungen und Entwicklungen bereit, bleibt dennoch jederzeit in sich stimmig und lässt keine wichtigen Fragen offen.

Das stimmungsvolle Cover passt zum Inhalt des Romans. Der Titel ist 1:1 aus dem amerikanischen Original übernommen.

Mein Fazit:
Mit „Swift River“ ist Essie Chambers ein aufrüttelndes und unterhaltsames Debüt gelungen, das den Finger gleich in mehrere Wunden legt. Ein absolut empfehlenswerter Roman, nicht nur für jüngere Leserinnen und Leser.

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Veröffentlicht am 04.05.2025

Berührend

1

Diamond wächst in Swift River auf, einer Stadt in der es genau zwei schwarze gibt - sie und ihren Vater. Bis ihr Vater auf einmal verschwindet, ist sie die einzige Schwarze und das lassen die anderen Stadtbewohner ...

Diamond wächst in Swift River auf, einer Stadt in der es genau zwei schwarze gibt - sie und ihren Vater. Bis ihr Vater auf einmal verschwindet, ist sie die einzige Schwarze und das lassen die anderen Stadtbewohner sie wissen.

Ein unheimlich trauriger Roman über das verpfuschte Leben eines jungen Mädchens. Weder ihr Vater noch ihre Mutter bekommen ihr Leben in den Griff, ihr Vater geht den einfachen Weg und verschwindet. Ihre Mama kämpft wenigstens ein bisschen, aber auch sie ist vom Leben enttäuscht und aufgezehrt.
Besonders gefallen haben mir die Rückblicke in die schöne Zeiten der Familie gefallen, aber da hat man schon gemerkt, wie alles den Bach runter gehen wird. Pop war ein toller Vater, den das Leben in Swift River einfach aufgezehrt hat.

Die Erklärungen am Ende über die Sun Downer Städte haben alles erklärt. Unglaublich, zu was Menschen fähig sind.

Am meisten gefallen hat mir der letzte Abschnitt, als Diamond sich bei ihrer wohl mittlerweile verstorbenen Mutter entschuldigt und bedankt. Da sind mir die Tränen gekommen.

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Veröffentlicht am 29.04.2025

Großartiger Coming-of-age Roman

1

Essie Chambers nimmt den Lesenden in ihrem Roman „Swift River“ mit in eine Achterbahn der Gefühle. Die Geschichte der 16jährigen Diamond, die mit ihrer Mutter in der amerikanischen Kleinstadt Swift River ...

Essie Chambers nimmt den Lesenden in ihrem Roman „Swift River“ mit in eine Achterbahn der Gefühle. Die Geschichte der 16jährigen Diamond, die mit ihrer Mutter in der amerikanischen Kleinstadt Swift River lebt, entfaltet unmittelbar einen Sog, dem man sich nicht entziehen kann. Erzählt wird die Handlung auf unterschiedlichen Zeitebenen. Diamonds Vater Rob verschwindet spurlos, als Diamond 9 Jahre alt ist. Als einziger Schwarzer in der ganzen Stadt sieht er sich vielen Anfeindungen ausgesetzt und auch Diamonds Leben ist geprägt von Alltagsrassismus. Als er des Diebstahls an seinem Arbeitsplatz beschuldigt wird, gerät das ohnehin schon instabile Leben der Familie aus den Fugen. Plötzlich verschwindet er und fortan müssen sich Diamond und ihre Mutter mit der Frage auseinandersetzen, was passiert ist. Während Diamonds Mutter immer mehr den Sinn für die Realität verliert und ihre Lebensfähigkeit zunehmend einbüßt, gelingt es Diamond, sich langsam mit dem Verlust des Vaters auseinanderzusetzen und einen Weg zurück ins Leben zu finden.
Essie Chambers gelingt es mit ihrer großartigen Sprache immer wieder, innere Bilder zu erschaffen, die noch lange nachwirken. Von radikal bis poetisch deckt sie eine große Bandbreite ab, aber immer mit dem sicheren Gefühl für die richtige Stelle. „Swift River“ ist kein leichter, aber ein wirklich großer Coming-of-age Roman.

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Veröffentlicht am 29.04.2025

ein bewegendes und intensives Debüt!

3

Diamond ist sechzehn und die einzige Schwarze in Swift River, einem heruntergekommenen New-England-Städtchen, in dem sie nicht nur mit Mobbing wegen ihres Gewichts und ihrer Hautfarbe, sondern vor allem ...

Diamond ist sechzehn und die einzige Schwarze in Swift River, einem heruntergekommenen New-England-Städtchen, in dem sie nicht nur mit Mobbing wegen ihres Gewichts und ihrer Hautfarbe, sondern vor allem mit dem mysteriösen Verschwinden ihres Vaters vor sieben Jahren kämpfen muss. Während ihre Mutter versucht, Geld aufzutreiben und in ihrer Überforderung mit dem Leben zu überleben, trudelt Diamond durch ihre Gegenwart, ohne zu wissen, welche Wurzeln sie verankern und welche Möglichkeiten ihr Leben ihr noch zu bieten hat. Doch dann erhält sie einen überraschenden Brief von einer ihr bislang unbekannten Verwandten, der sie dazu bringt, Fragen zu ihrer Herkunft zu stellen. In Wechseln zwischen den Jahren 1915, 1980 und 1987 entfaltet sich die Geschichte der Familie und führt Diamond durch die Entdeckung familiärer Geheimnisse zu neuem Selbstverständnis und Hoffnung für ihre Zukunft.
Schon der Einstieg in „Swift River“ hat mich umgehauen. Diamond und ihre verzweifelte Lage als einzige Schwarze im trostlosen Swift River haben mein Mitgefühl von der ersten Seite an geweckt. Ihre Bindung an ihren Vater – diesem einzigen sicheren Hafen in einer sonst feindseligen Welt – fühlte sich an wie ein warmes Lagerfeuer mitten im stürmischen Leben. Sein ungeklärtes Verschwinden bildet den Dreh- und Angelpunkt für Diamonds Leben, es gibt kein Voran, aber auch kein Zurück. Obwohl der Klappentext dieses Rätsel zum Hauptthema macht, dreht sich das Buch aber vielmehr um Diamonds Emanzipation. Wir begleiten Diamond in ihrem Alltag, erfahren mehr über ihren zunächst idealisierten Vater, der überforderten Mutter und der Last, die auf Diamonds Schultern liegt. Die Mutter-Tochter-Beziehung - als einzige Person, mit der unsere Protagonistin zunächst überhaupt Zugehörigkeit sieht - hat mich dabei richtig wütend gemacht. Die Unfähigkeit der Mutter, Verantwortung zu übernehmen – wenn auch aus der eigenen Überforderung, aber eben auch aus Egozentrik heraus – bringen Diamond in Situationen, die sich wie ein Schlag unter die Gürtellinie anfühlen. Hier fehlen Geborgenheit und Wärme, das Verlorensein dieses jungen Mädchens ist so sehr spürbar, dass es mich zu Tränen gerührt hat. Deshalb waren wohl die Briefe der Unbekannten für mich fast schon magisch. Endlich eine Botschaft, die nicht voller Verzweiflung strotzt, sondern Hoffnung versprüht und eine Familie anklingen lässt, die Diamond so nie gekannt hat. Diamonds Weg zu verfolgen ist emotional, sowohl im positiven als auch im negativen – ich musste das Buch manchmal weglegen, um durchzuatmen. Am Ende dieses mitreißenden Trips kam ich aber völlig versöhnt aus dem Buch heraus und konnte Diamond wie eine gute Freundin verabschieden.
Sehr beschäftigt hat mich dann nachhaltig aber v.a. das unheimliche Swift River selbst: Eine „Sundown Town“, in dem Schwarze Menschen massiv systematischer Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt waren/sind, was zur Folge hatte, dass diese Städte weiß blieben – eine historische Grausamkeit, der Essie Chambers im Nachwort mit klarer Stimme nachgeht. Bis heute existieren diese Städte. Dieser schmale Grat zwischen Gegenwartserzählung und Rückblenden macht den Ort zu einer eigenen Figur, die droht, alles zu verschlingen. Das Buch ist also auch als Aufruf zu verstehen, dass in dieser turbulenten Gegenwart weiterhin und bewusster Wege gefunden werden müssen, solche Geschichten zu bewahren und vor erneuter Ausgrenzung zu warnen.
Fazit: Ein intensives, bewegendes Debüt, das man nicht so schnell vergisst. Swift River ist eine Einladung, für Diamond am Ufer zu stehen, den Fluss zu beobachten – und sich selbst neu zu entdecken. Jegliche formale Kritik versiegte bei mir spätestens Seite 50, denn dieses Buch ist einfach Weltklasse. Ich kann gar nicht anders, als Swift River mit vollen 5 von 5 Sternen zu feiern – ein Debüt, das mich gleichermaßen zum Lachen, Weinen und Nachdenken gebracht hat.

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Veröffentlicht am 29.04.2025

Berührende Familiengeschichte.

2

Der Debütroman "Swift River" von Essie Chambers ist eine berührende, Jahrzehnte umspannende Geschichte über den Wunsch nach Zugehörigkeit.
Die 16-jährige Diamond, die einzige Schwarze in Swift River, lebt ...

Der Debütroman "Swift River" von Essie Chambers ist eine berührende, Jahrzehnte umspannende Geschichte über den Wunsch nach Zugehörigkeit.
Die 16-jährige Diamond, die einzige Schwarze in Swift River, lebt 1987 allein mit ihrer Mutter. Ihr Vater ist vor sieben Jahren spurlos verschwunden. Man hat nur noch seine Schuhe vor dem Fluß gefunden. Was ist nur mit ihm passiert? Diamond leidet schwer unter dem Verlust und sie hat auch mit Alltagsrassismus und Beleidigungen zu kämpfen. Ihre Mutter ist ihr keine große Stütze, denn sie hat selber genug eigene Probleme. So futtert Diamond ihren ganzen Kummer in sich hinein und ist stark übergewichtig. Eines Tages bekommt sie einen Brief und erfährt mehr über ihren Vater und ihre eigenen Wurzeln. ...
Der fast schon poetische Schreibstil von Essie Chambers hat mir sehr gefallen. Zitat: "Als sie aufschaut, fallen wie aus dem Nichts Schneeflocken, überall um sie herum. Ihr Weiß leuchtet gegen die Dunkelheit an, und es sieht aus, als würde der Mond sich in kleine funkelnde Lichter auflösen, als würde er ihnen die Sterne schenken. Sie öffnen sich, nehmen alles in sich auf. Sie schaut ihn an, sein breites Lächeln mit der Zahnlücke, die frostweißen Wimpern, und es fühlt sich an wie der erste Schnee ihres Lebens.".
Erzählt wird hauptsächlich in der Ich-Perspektive von Diamond und ich konnte mich in sie hineinversetzen und mitfühlen. Es gibt jedoch auch einen Rückblick und mehrere Briefe ihrer Verwandtschaft väterlicherseits, so dass man die ganze Geschichte und Zusammenhänge erfährt. Gut hat mir auch das 80iger Jahre Setting gefallen. Die Protagonistin Diamond lernen wir am Anfang als perspektivlos und einsam kennen. Im Essen findet sie Trost: Zitat "Essen ist, als würde ich mich in mein Bett kuscheln und mir die Decke über den Kopf ziehen – Versteck und Trost zugleich.". Im Verlauf der Geschichte entwickelt sie sich positiv und ihre Wurzeln geben ihr Halt und Mut.
Das Buch hat mich sehr berührt und nachdenklich gemacht. Die schwarze Bevölkerung wurde damals ausgebeutet und vertrieben. Ich kann das Buch bestens empfehlen und ich würde mich freuen, weitere Bücher von Essie Chambers zu lesen.

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