Cover-Bild Rauer Himmel
(2)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Polar Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 194
  • Ersterscheinung: 15.09.2021
  • ISBN: 9783948392383
Franck Bouysse

Rauer Himmel

Christiane Kayser (Übersetzer)

Les Doges, ein Ort in den Cévennes. Hier lebt Gus auf dem von seiner Familie geerbten Bauernhof. Seine Tage bestehen aus den Feldern, den Kühen, dem Holz, den Reparaturen. Harte Arbeit, die sich je nach Wetterbedingung ändert. Sein einziger Trost ist sein Hund Mars. Nach und nach tauchen wir in die Stille ein, den Wind, die große Kälte und die verschneite Weite. Von Zeit zu Zeit helfen sich Gus und sein Nachbar Abel beim Ernten, Kalben, leihen sich gegenseitig die fehlende Ausrüstung und beenden den Tag mit ein paar Gläsern Rotwein aus dem Fass. Sie sind wortkarg, keine Freunde. An einem schneereichen Tag im Januar 2006 hört Gus Schüsse und Schreie von Abels Seite. Er findet Spuren von Blut im Schnee. Auch die Ankündigung von Abbé Pierres Tod ruft in dem strengen protestantischen Leben Verunsicherung hervor. Plötzlich tauchen alte familiäre Spannungen zwischen den beiden Nachbarn auf, in einer Landschaft völliger Abgeschiedenheit, die ihre Geheimnisse lieber in Schweigen hüllt.

Sélection du Prix Polar SNCF
In Frankreich wurden über 100.000 Exemplare verkauft.

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.11.2021

Wo man der Natur näher ist als den Menschen

0

Die Cevennen sind eine karge, dünn besiedelte Gegend, die den Menschen sehr viel abverlangt um zu überleben. Gus ist hier geboren und aufgewachsen, hat den Hof seiner Familie übernommen und spricht mehr ...

Die Cevennen sind eine karge, dünn besiedelte Gegend, die den Menschen sehr viel abverlangt um zu überleben. Gus ist hier geboren und aufgewachsen, hat den Hof seiner Familie übernommen und spricht mehr mit seinen Tieren als mit Menschen. Seit dem Tod seiner Eltern, die ihn ohne Liebe aufwachsen ließen, ist der einzige Mensch, der ihm näher steht, sein Nachbar Abel; auch er allein und bereits deutlich älter als Gus. Man hilft sich gegenseitig, trinkt ein oder auch mehrere Gläser Wein und versteht sich ohne viele Worte. Als an einem Wintertag Gus auf der Jagd aus der Gegend um Abels Hof Schüsse und Schreie vernimmt und Blutspuren findet, ist nichts mehr wie zuvor.

Auch wenn vergleichsweise wenig geschieht und sich der Großteil des Erzählten um Gus' tagtäglich wiederkehrenden Ablauf und seine Gedanken und Erinnerungen dreht, entwickelt sich unterschwellig eine angespannte Atmosphäre, in der jederzeit etwas hochgehen könnte. Dem gegenüber steht die Leere und Düsternis dieser unwirtlichen Landschaft, der sich die wenigen dort Lebenden angepasst haben.

Eine eigenartige Region voller Grobiane und wortkarger Menschen. Wie könnte es auch anders sein in dieser Gegend, wo sich noch nicht einmal der Leibhaftige die Mühe machte, die Seelen auszusuchen, und zugriff, ohne sich darum zu scheren, mit der Konkurrenz zu verhandeln.

Franck Bouysse hat dafür eine selten einprägsame Sprache gefunden, die einem die Menschen und die Gegend dort lebendig werden lassen; voller Poesie aber auch mit einer Direktheit, die stellenweise nur schwer zu ertragen ist.

Hier in der Gegend sterben die Familienlinien alle eine nach der anderen aus, wie Kerzen, die kein Wachs zum Brennen mehr haben. So ist das mit dem Docht, er ist gar nichts, wenn kein Wachs mehr um ihn herum ist, eine Art menschliche Paste, sodass die Dunkelheit jeden Tag ein wenig mehr an Boden gewinnt;

Es gab dort auch Farben, die die Jahreszeiten anzeigten, Tiere und dann die Menschen, zwischen Hoffnung und Verzweiflung, wie Kinder, die das Eisen ihrer Träume schmieden, mit der gleichen Auflehnung im Herzen, den gleichen zu bestreitenden Kämpfen, die die vergänglichen Siege und die ewigen Niederlagen ausmachen.

Am schwersten zu ertragen war das Blut, das unaufhörlich aus den Schnittwunden spritzte, wie Öl, das sich aus durchtrennten Schläuchen ergießt.

Nicht Alles wird bis zum Ende des Buches restlos geklärt sein, es bleiben eine Reihe offener Fragen wie im wirklichen Leben. Auf Vieles wird es nie eine Antwort geben.

Es ist der erste Roman dieses in Frankreich sehr erfolgreichen Schriftstellers, der ins Deutsche übersetzt wurde. Mögen noch viele Weitere hinzukommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.10.2021

Einsame Welt

0

In seinem kleinen Dorf liegen die Höfe weit auseinander und nach dem relativ frühen Tod seiner Eltern lebt Gus alleine. Er ist froh über die Gesellschaft seines Hundes und froh, wenn der Fernseher wenigstens ...

In seinem kleinen Dorf liegen die Höfe weit auseinander und nach dem relativ frühen Tod seiner Eltern lebt Gus alleine. Er ist froh über die Gesellschaft seines Hundes und froh, wenn der Fernseher wenigstens ein Programm empfängt. In den letzten Jahren hat er sich etwas mit seinem nächsten Nachbarn, dem älteren Abel, angefreundet. Die Männer helfen sich gegenseitig bei Arbeiten, die sie nicht alleine erledigen können. im Dorf selbst war Gus immer ein Außenseiter. Dorthin geht er nur, um das Nötigste zu besorgen.

Zwei Knurrhähne in der abgelegenen französischen Bergwelt. Sie erwecken den Eindruck als fristeten sie ihr Dasein. Und dennoch, auch wenn Gus den Menschen nicht sehr zugeneigt ist, so liebt er die Tiere umso mehr und er versucht, ihnen Leid zu ersparen. Sein Hund Mars ist seine größte Freude und der einzige Gefährte. Abel dagegen wirkt eigenbrötlerisch, in letzter Zeit geradezu abweisend, dann wieder freundlicher als erwartet. Sein Verhalten ist allerdings nicht das Einzige, was Gus beschäftigt, den er hat ja keine Erben und er vermutet, dass jemand es auf sein Land abgesehen haben könnte. Das zusammen mit Abels seltsamen Verhalten, gibt Gus zu denken.

Beim Lesen dieses ungewöhnlichen Romans schlackert man manchmal mit den Ohren. Von geradezu poetischen Beschreibungen bis zu flapsigen Sprüchen bekommt mann alles geboten. Wenn die Übersetzung hier die Stimmung des Originals eingefangen hat, Chapeau! Die beiden alleinlebenden Männer auf ihren abgelegenen Höfen, die kaum etwas abwerfen. Ohne Nachfolge kann es keine Zukunft geben. Die Einsamkeit trägt dazu bei, dass sie eigenbrötlerisch und weltabgewandt scheinen. Und doch sind sie nicht so allein, wie man auf den ersten Blick annimmt. Besonders Gus ist grundsätzlich mit der Natur und den Gegebenheiten im Reinen. Was er bei den Menschen nicht findet, geben ihm Land und Hund. Hat man sich als Leser an die Einsamkeit und die karge Landschaft gewöhnt, folgen mitunter überraschend witzige Dialoge, nur um wieder in eine gewisse Tragik zu münden.

Dieser Roman fesselt auf eine ganz eigene Art. Die unterschwelligen Strömungen im Dorf, die geheimen Gedanken und Schlussfolgerungen der Männer, das Finale, welches daraus folgt, ist irgendwie unausweichlich.