Cover-Bild Die Glasschwestern
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 432
  • Ersterscheinung: 28.02.2020
  • ISBN: 9783847900450
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Franziska Hauser

Die Glasschwestern

Roman

Dunja lebt mit ihren zwei Kindern und deren Vater in der Großstadt, ihre Zwillingsschwester Saphie in einem kleinen Dorf an der ehemals deutsch-deutschen Grenze. Als der Zufall auf irrwitzige Weise zuschlägt und innerhalb kurzer Zeit die Männer der beiden sterben, nähern die Schwestern sich einander wieder an. Dunja zieht in Saphies Hotel und damit zurück in die Welt ihrer Kindheit. Die Geschichte zweier sehr verschiedener Frauen und über die menschliche Fähigkeit, sich immer wieder neu erfinden zu können.

Ein Generationenroman aus dem ehemaligen Grenzgebiet, der alte Geschichten, Geheimnisse und Lügen zutage fördert und gleichsam ein Vergeben der Vergangenheit und Annehmen der Gegenwart ermöglicht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2020

hinterlässt gemischte Gefühle

5

Heute möchte ich euch mal ein Buch vorstellen, das ich in einer Leserunde bei der Lesejury lesen durfte. Vielen Dank an die Lesejury für das Leseexemplar!

Die Zwillingsschwestern Dunja und Saphie verlieren ...

Heute möchte ich euch mal ein Buch vorstellen, das ich in einer Leserunde bei der Lesejury lesen durfte. Vielen Dank an die Lesejury für das Leseexemplar!

Die Zwillingsschwestern Dunja und Saphie verlieren beide am gleichen Tag ihre Männer. Dunja war bereits von ihrem Winne getrennt , und dessen Tod passte für sie irgendwie in sein Konzept. Denn die Beziehung war nicht immer das, was sie erwartet hätte. Winne drückte sich gerne vor der Verantwortung, sei es bei der Kindererziehung oder im Haushalt. So war Dunja oft auf sich alleine gestellt. Sie trauert zwar um Winne als Mensch, fühlt sich aber auch erleichtert, dass sie nicht mehr um ihn kümmern muss.

Saphie im Gegenzug fällt aus allen Wolken. Ihr alkoholkranker Mann Gisbert war für sie mit dem Hotel eine Lebensaufgabe. Saphie übernahm die Verantwortung, dass das Hotel läuft, und gleichermaßen ihr Mann durch den Alkohol nicht zuviel anstellen konnte. Ihre Trauerphase kommt zeitverzögert, denn sie fühlt sich in der Verpflichtung, dass das Hotel ja laufen muss.

Die jüngere Schwester Lenka ist die dritte im Bunde: flippig, und wenig ans bodenständigen Familienleben gebunden. Die Zwillingsschwestern Dunja und Saphie sind genervt von Lenka und der Aufmerksamkeit um ihre Person. Mit dem Einflug eines Filmteams liegt der Fokus auf Lenka, die die Aufmerksamkeit sichtlich genießt. Die Zwillinge würden jedoch sehr gerne sich um die Trauerbewältigung und die Zukunft kümmern. Aber die Vergangenheit um den alten Grenztunnel schwebt permanent wie eine Gewitterwolke über der Familie, die auch noch in der Gegenwart ihre Macht präsentiert.

Zugegebenerweise, der Einstieg ins Buch fiel mir schwer. So recht wollte ich mit den Protagonisten nicht warm werden. Dunja wirkt für mich recht blaß, während ihre Zwillingsschwester einen sehr strebsamen Eindruck hinterlässt, der schwer fällt, loszulassen. Gleichermaßen wirkt die jüngere Schwester Lenka, als könnte sie nicht abschätzen, wann es Zeit ist, sich zurück zu nehmen. Allein bei der Beerdigung ist sie diejenige, die mit Tränen übertreibt. Als später ein Film über den Grenztunnel gedreht wird, artet dieser Filmbeitrag darin aus, dass Lenka der Mittelpunkt eines Familiendramas ist.

Auch die Kinder Dunjas wirken seltsam. Beide überfordert mit dem Tod des Vaters, der doch nicht so der Held ist, für den sie ihn hielten. Augusta mutiert zum Protestkind: Protest gegen die Familie, Protest gegen das soziale System. Sie war mir am unsympathischsten, und war für mich ein unzufriedenes Nörgelkind. Jules dagegen war das komplette Gegenteil: er konnte sich nicht mitteilen; erst als es in einem Selbstmordversuch endet, kann er sich mitteilen. Leider wird seitens der Familie kaum darauf eingegangen.

Die Geschichte des Grenztunnels nimmt leider keine größere Rolle ein. Jedoch habe ich mich auch gefragt, welche Rolle der Tunnel einnehmen muss, um die Geschichte der Glasschwestern zu erzählen. Er spielt keine übergeordnete Rolle.

Der Titel des Buches „Die Glasschwestern“ findet im Buch mehrfach Anwendung. Nachts wird Saphie von einem Glasmenschen verfolgt, der gleichzusetzen ist mit dem inneren Ich. Beide Schwestern gehen ihren eigenen Weg, um mit der Trauer umzugehen. Während Dunja recht schnell die Trauer wegsteckt, holt die extreme Trauerbewältigung Saphie erst spät ein, dafür umso heftiger. Hier hat die lokale mysteriöse Dorfpsychologin mit den Schwestern viel zu tun.

Mit den Glasschwestern hat die Autorin Franziska Hauser ein Werk geschaffen, dessen Tragweite erst sich nach und nach eröffnet. Jeder geht mit dem Verlust eines geliebten Menschen anders um. Manch einer sucht Gespräche, manch einer vergräbt sich in seinen Erinnerungen. So war für mich der Grenztunnel auch die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Man hat sich in den Tunneln der Erinnerungen umgeschaut, man weiß, dass diese Erinnerungen da sind, aber es reicht, wenn dieser auch wieder verschlossen ist. Der gläserne Mensch ist nicht nur gleichzusetzen mit dem eigenen inneren Ich, sondern auch mit der Vergangenheit des Vaters, der vor der Wende als Glasbläser gearbeitet hat. Dunja nimmt dessen Arbeit wieder auf, und geht darin auf. Saphie selber steht für mich auch für den Wandel, den das Dorf durchlebt hat. Früher etwas altmodisch, hat eine neue Generation neue Häuser gebaut, und die Damen es Dorfes treffen sich regelmäßig in der Sauna. Saphie selber fühlt sich nicht immer zugehörig, weiß aber um die Wichtigkeit solcher Treffpunkte.

Die Glasschwestern stehen für so einiges. Für die Bewältigung von Trauer, aber auch Familiengeheimnissen. Die Geschichte birgt einen gewissen Zauber eines Neuanfangs, wie auch immer dieser aussehen mag. Manch Neuanfang ist nicht klar, sondern bleibt am Anfang grau. Ob sich der Nebel lichten kann, bleibt einem selbst überlassen. So passt auch das Buchcover mit ins Konzept.

Ein schwieriges Buch, das mich stellenweise nicht überzeugen konnte aufgrund der Protagonisten. Manche Erzählsprünge haben sich anders entwickelt, als ich sie mir vielleicht gewünscht hätte. Aber es hat mich nachdenken lassen. Und das schätze ich an dem Buch.

Kleines Highlight im Buch sind die kleinen Zitate, die am Anfang jedes Kapitels stehen.

„Der Funke glimmt auch in der toten Asche“.

Ach, bevor ich es vergesse noch eine abschließende Anekdote. Die Autorin hat die Namen der Protagonisten nach einem Altdeutschen Kalender vergeben. Auch wenn der Name der Großmutter statt Brigäne eigentlich Brangäne heißen sollte, finde ich, ist dies der ausgefallenste Name im Buch.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Schöne Formulierungen, die zu wenig Geschichte erzählen

4

Das Buch:
Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und bedanke mich für diese Möglichkeit bei der Autorin und dem Verlag. Das Cover zeigt ein diffuses Bild und erzeugt gewissermaßen Spannung und Interesse. ...

Das Buch:
Ich habe das Buch in einer Leserunde gelesen und bedanke mich für diese Möglichkeit bei der Autorin und dem Verlag. Das Cover zeigt ein diffuses Bild und erzeugt gewissermaßen Spannung und Interesse. Zusammen mit dem, was der Klappentext verspricht und einer doch sehr anregenden Leseprobe, habe ich eine gewisse Erwartung an das Buch entwickelt.

Worum geht’s?
Dunja und Saphie – Zwillinge – werden am gleichen Tag zu Witwen. Ein makabrer Zufall, der die beiden sehr unterschiedlichen Frauen wieder zueinander führt. Während Dunja bisher ein klassisches Familienleben mit Mann und Kindern in der Großstadt führte, lebte Saphie nur für das Hotel und ihren alkoholkranken Mann. Da Dunja in der Großstadt nichts mehr hält, bleibt sie bei Saphie im Hotel – eigentlich um ihr etwas unter die Arme zu greifen. Doch dann entwickeln sich die beiden Frauen – unerwartet und vielleicht auch ungewollt.

Die Charaktere:
Obwohl die Idee des Buches wirklich toll ist (makabrer Zufall, Wiederannäherung in der Familie, Geheimnisse aus der Vergangenheit usw.), konnte mich keiner der Charaktere wirklich berühren, was ich ausgesprochen schade finde. Es mag daran gelegen haben, dass die Charaktere außergewöhnlich extrem agieren. Augusta ist extrem laut, Jules extrem introvertiert, Dunja extrem dienstleistungsorientiert – in Bezug auf ihre Familie und Kinder; sie ordnet sich und ihre Bedürfnisse über die Maßen unter – Saphie ist extrem extrovertiert und lässt ihre Gefühle überhaupt nicht zu, Lenka – die jüngere Schwester der Zwillinge – ist extrem egoistisch.

So war es mir nahezu unmöglich einen wirklichen Zugang zu einer oder mehreren Figuren zu finden. Durch die extremen Verhaltensweisen erschienen sie mir etwas fern ab der Realität. Dass in einer Familie ein, höchstens zwei auffällige Charaktere vorkommen, ist nachvollziehbar – aber alle?

Was ich sehr interessant in Bezug auf die Charaktere finde, sind ihre sehr ungewöhnlichen Namen. Hier hat sich die Autorin viel Mühe gemacht, Vor- und Nachnamen zu finden, die nicht alltäglich sind. Und obwohl sie so ungewöhnlich sind, sind sie dennoch einprägsam.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist wundervoll. Sie findet eine herrlich bildliche Art Dinge zu beschreiben, ihnen bisweilen sogar menschliche Züge überzustreifen, sodass der Leser sich gut vorstellen kann, was sie meint. Auch dass sie Vergangenheit und Gegenwart einfach ineinander überfließen lässt, gefiel mir gut. Anfangs mag es ungewohnt sein, die Vermischung von Präsens und Präteritum zu lesen, aber im Laufe der Zeit machte eben diese Vermischung den Charme des Stils aus.

Jedes Kapitel ist mit einem Sprichwort überschrieben, für dessen Findung die Autorin sicherlich einiges an Zeit aufwenden musste. Diese Sprichworte passen inhaltlich zum Text des nachfolgenden Kapitels. Manche gefielen mir, andere nicht, aber die Idee hebt sich so wunderbar von anderen Büchern ab, die ich bisher gelesen habe.

Was mir fehlte:
Es gibt zwei wirklich gute Aufhänger, aus denen ich mir eine gewisse Spannung erhofft hatte. Zum einen der Tunnelbau und zum anderen der gläserne Mensch. Beide Themen verlaufen aber mehr oder weniger im Sand, ohne dass es eine tatsächliche Auflösung gibt. Das Geheimnis um die Geschichte des Tunnels wird für meine Begriffe recht plump einfach hingeworfen und der gläserne Mensch taucht irgendwann einfach nicht mehr auf.

Im letzten Drittel der Geschichte hatte ich immer öfter den Eindruck, dass sie länger geschrieben wurde, als sie hätte wirklich sein müssen. Auch die wundervollen Formulierungen wurden weniger, was ich sehr schade fand. Ich hätte mir mehr Tempo in der Geschichte gewünscht und eine spannendere Auflösung der Geschichte des Tunnels.

Fazit:
Die Idee der Geschichte hätte Potential gehabt. Leider liegt das Augenmerk der Autorin vornehmlich auf wundervollen Beschreibungen. So bleiben die Spannung der Geschichte und die Sympathie der Charaktere für mich zu sehr auf der Strecke. Wer Bücher mag, die beschreiben, wird hier seine wahre Freude haben, wer aber eine Geschichte an der deutsch-deutschen Grenze erwartet, sollte lieber nicht zugreifen. 2,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Absolut nicht meins

4

Dunja und Saphie sind Zwillingsschwestern, aber so richtig verbunden fühlen sie sich nicht. Erst als das Schicksal innerhalb von ein paar Tagen gleich doppelt zuschlägt und sie beide zu Witwen macht, rücken ...

Dunja und Saphie sind Zwillingsschwestern, aber so richtig verbunden fühlen sie sich nicht. Erst als das Schicksal innerhalb von ein paar Tagen gleich doppelt zuschlägt und sie beide zu Witwen macht, rücken sie wieder etwas näher zusammen. Dunja zieht zu ihrer Schwester, zurück in das Hotel, das ihr Heimat, Kindheitserinnerungen und böses Omen zugleich ist. Doch wie gehen die beiden mit all den Gefühlen um, die gerade jetzt wieder über sie hereinbrechen?

„Die Glasschwestern“ von Franziska Hauser ist ein Generationenroman, der von zwei Schwestern erzählt, die an der deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen sind und die es wahrlich nicht leicht im Leben gehabt haben.
Doch anstatt mit Verve, nostalgischem Charme und Authentizität den Leser in die Geschichte hineinzuziehen, baut sich beim Lesen immer mehr eine dicke Glaswand auf, die Kälte, Unnahbarkeit und Gefühllosigkeit verströmt. Der Leser bleibt außen vor, betrachtet alles durch diese abschirmende Glasfront und fragt sich, welche Botschaft die Autorin übermitteln will.
Da ist zum eine der „gläserne Mensch“, der immer wieder wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Protagnisten schwebt und dem man sehr viel Aufmerksamkeit schenkt. Was habe ich im Verlauf des Buches alles hineininterpretiert – von Stasivergangenheit, psychischen Problemen und was weiß ich nicht noch alles, habe ich Gedanken und Ideen gewälzt, aber die Erkenntnis am Ende des Buches ist schlicht und ergreifend so profan, dass ich mich ehrlich frage, warum die Sache so aufgebauscht wurde.
Dann noch das Geheimnis des Tunnels – da wird seitenlang über dieses Bauwerk im Dorf spekuliert, gemutmaßt, erzählt und dann…..verläuft dieser Tunnel ins nichts. Die Geschichte wird einfach fallengelassen und führt in eine Sackgasse. Ich frage mich ständig, warum plustert man zwei Inhalte des Buches dermaßen auf, wenn sie dann doch scheinbar nichtig sind? Hätte man sie nicht einfach weglassen können? Warum haben sie überhaupt den Weg ins Buch gefunden? Welche Botschaft sollte hier vermittelt werden?
Ansonsten bleibt nicht viel vom Buch übrig – Menschen, die den Sinn des Lebens suchen, aber immer noch nicht gefunden haben, Menschen, die ihr eigenes Ich suchen und nicht finden und Menschen, die keinen Halt haben und verzweifelt auf der Suche nach straken Armen sind, die sie auffangen.
Alles in allem hat mich dieses Buch mehr verwirrt als begeistert und ich bleibe enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne

3

Die beiden Zwillingsschwestern Saphie und Dunja verlieren am selben Tag ihre Ehemänner. Der eine fällt vom Gerüst in den Tod, der andere kippt vom Fitnessrad. Besonders traurig scheinen die beiden allerdings ...

Die beiden Zwillingsschwestern Saphie und Dunja verlieren am selben Tag ihre Ehemänner. Der eine fällt vom Gerüst in den Tod, der andere kippt vom Fitnessrad. Besonders traurig scheinen die beiden allerdings zunächst nicht zu sein. Dunja, deren toter Ehemann ohnehin ihr Ex war, den sie oft wie ein drittes Kind empfand, zieht weg aus der Stadt und zu ihrer Schwester aufs Land, wo diese ein Hotel betreibt. Saphie war bisher immer die Zupackendere der beiden, jetzt verkehren sich die Rollen und Dunja übernimmt immer mehr die Leitung des Hotels, während Saphie eine Auszeit nimmt. Auch die Jüngste der drei Schwestern, Lenka, erscheint im Hotel und bringt einiges durcheinander, nicht zuletzt das Gefühlsleben ihres Neffen Jules.
Der Leser erfährt bruchstückhaft von einem Tunnel, der zu DDR-Zeiten angeblich vom Vater der Zwillinge gebaut wurde. Hier wird viel Geheimniskrämerei betrieben, doch wer auf eine befriedigende Auflösung hofft, wird enttäuscht.
Außerdem erscheint seltsamerweise beiden Zwillingen im Traum ein gläserner Mensch, welche Bedeutung diesem zukommt, muss der Leser schlussendlich auch für sich selbst entscheiden.
Obwohl das Buch auf über 400 Seiten viel über Dunjas und Saphies Leben, ihre Erfahrungen und Gefühle erzählt, bleiben mir die beiden fremd, ja, sie wurden mir sogar zunehmend unsympathisch. Es ist nicht gerade nett und entspricht auch nicht meinem Humor, wenn Touristen als lachhafte, debile Gestalten und ältere Gäste als Kaffee-Sabber-Rentner beschrieben werden.
Es gab durchaus Passagen, die ich gern gelesen habe, aber im Großen und Ganzen überwiegen bei mir Enttäuschung und Frust, denn aufgrund der Leseprobe hatte ich mehr Handlung und weniger Nabelschau erwartet. Vieles wird angerissen, aber nicht zu Ende geführt. Es ist ein Buch über Vergangenes und Neuanfänge, doch der Zauber dieser Neuanfänge hat sich mir nicht erschlossen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich bei diesem Roman bis zum Ende durchgehalten hätte, wenn ich nicht Teil einer Leserunde gewesen wäre.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Dieser Roman lässt sich wahrlich schwer in eine Schublade stecken.

3

Es geht um Schwestern die an der ehemals deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen sind.
Ihr Vater war Glasbläser und er hat diesen Beruf bis zur Wende ausgeführt.
Dunja heiratet und zieht in die Stadt, Saphie ...

Es geht um Schwestern die an der ehemals deutsch-deutschen Grenze aufgewachsen sind.
Ihr Vater war Glasbläser und er hat diesen Beruf bis zur Wende ausgeführt.
Dunja heiratet und zieht in die Stadt, Saphie blieb im Dorf und leitet mit ihrem Mann ein Hotel.
Was den beiden Schwestern nun widerfährt, ist doch ein mehr als ein Zufall.
Beide Ehemänner sterben gleichzeitig. Daraufhin zieht Dunja aus der Großstadt zurück ins kleine
Grenzdorf ihrer Kindheit und zu ihrer Schwester ins Hotel.

Ein Familienroman über Lebensplanungen und vor allem über Veränderungen. Die Schwestern entwickeln
sich gegensätzlich und haben beide ihre Midlifecrisis so kurz vor dem 40. Geburtstag. Aber auch die
Schwester Lenka und die Kinder von Dunja haben mit sich zu tun. Es geht um Homosexualität, Umweltaktivismus,Kommunen, Selbstfindung bis zu ungeklärten Vaterschaften. Alle müssen sich der Vergangenheit stellen um in Zukunft ruhig Leben zu können.

Die Schreibweise ist sehr schön und die Kapitelüberschriften kleine poetische Highlights.
Die Autorin wollte die Veränderungen und Entwicklungen der Charaktere beschreiben. Dazu hat sie auch ganz besondere Namen ausgewählt. Altdeutsche Monatsnamen, weil auch der Handlungszeitraum ein ganzes Jahr durchläuft.
Auch die Landschaftsbeschreibungen sind wundervoll formuliert.

Leider hat der Roman einige Längen. Vor allen, wenn es um Saphies Gedankengänge geht.
Es ist zeitweilig sehr langatmig und nicht einfach diese komplizierten und verqueren Gedanken zu verfolgen.
Die Autorin verliert sich immer wieder in Nebensächlichkeiten. Das alles bremst den Lesefluss gewaltig
Die Konsequenz ist, man verliert den Faden und die Lust weiterzulesen.

Schade, es sind einige gute Ansätze vorhanden aber im Großen und Ganzen ist es eine Geschichte, die den Leser
nicht in den Bann zieht. Dazu kommen die Charaktere. Sie sind zwar gut gezeichnet, aber man kann sich
nur schwer mit ihnen identifizieren. Menschen, verwoben und verstrickt in ihren Problemen und Sorgen, scheinen sie manchmal nicht alltagstauglich.
Sie bleiben fremd, es ist schwer sie zu verstehen, sich in sie hineinzuversetzen.
Dieser Roman lässt sich wahrlich schwer in eine Schublade stecken.
Ein recht ungewöhnlicher Roman, der zeigt, was eine Familie alles aushalten muss bzw. kann.

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