Cover-Bild Kissing Lessons
Teil 1 der Serie "KISS, LOVE & HEART-Trilogie"
(30)
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12,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Argon
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Erotisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 23.10.2019
  • ISBN: 9783839894194
Helen Hoang

Kissing Lessons

Christiane Marx (Sprecher), Anita Nirschl (Übersetzer)

Stella hat das Asperger-Syndrom. Alles, was mit Zahlen und Logik zu tun hat, versteht sie mit einem Blick. Die Gefühle ihrer Mitmenschen sind für sie hingegen nur schwer zu durchschauen. Deshalb hat sie auch recht wenig Erfahrung mit der Liebe. Theoretisch wünscht Stella sich einen Partner, aber praktisch fühlt sie sich beim Küssen wie ein Hai, dem Pilotfischchen die Zähne reinigen. Doch für jedes Problem gibt es ein logische Lösung: Stella muss einfach lernen, wie man richtig küsst – und mehr. Also erarbeitet sie akribisch einen Lehrplan und engagiert einen Profi: den Escort Michael. Und von ihm lernt sie tatsächlich viel. Vor allem, dass Liebe und Logik nichts miteinander zu tun haben …

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.11.2019

Eine Formel für die Liebe

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Die dreißigjährige Stella ist Ökonometrikerin, sie hat einen tollen Job im Silicon Valley mit einem Top – Verdienst, sie kommt aus gutem Hause und sie fährt einen Tesla.
In Sachen Kommunikation und in ...

Die dreißigjährige Stella ist Ökonometrikerin, sie hat einen tollen Job im Silicon Valley mit einem Top – Verdienst, sie kommt aus gutem Hause und sie fährt einen Tesla.
In Sachen Kommunikation und in Liebesdingen ist sie jedoch kein Profi, also engagiert sie kurzerhand einen, um Nachhilfe in Sachen (physischer) Liebe zu erhalten (ihr schmieriger Kollege hatte ihr gesagt, sie müsse üben; Stella versteht keine Ironie). Außerdem ist Stella Autistin, sie möchte dies aber nicht an die große Glocke hängen, und sie hasst es, wenn Leute auf sie Rücksicht nehmen müssen oder sie bemitleiden.
Der Callboy Michael entpuppt sich als große Überraschung – er sieht aus wie ein K – Pop – Star, außerdem ist er sensibel und verständnisvoll, und das Wichtigste: Er respektiert Stella und ihre Grenzen, er weiss zunächst aber nichts von ihrer Diagnose.
Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden verlieben sich ineinander…
Die Autorin Helen Hoang präsentiert hier eine sehr erotische Liebesgeschichte, die kein Coming – of – Age Element enthält; auch ist es kein kitschiges Young – Adult-Gebilde (wobei es ja subjektiv ist, was man als Kitsch empfindet). Im Prinzip ist es eine Art Pretty – Woman -Märchen mit vertauschten Rollen.
Helen Hoang lässt sich genügend Zeit, um die Geschichte zu entfalten; dadurch gibt es keine Logiklöcher, ihre Protagonisten sind „rund“, die Handlung ist nicht unlogisch. Und obwohl man ahnt, wie die Geschichte ausgehen wird, ist sie doch nicht vorhersehbar.
Hoang flicht viele kluge Aussagen in die Geschichte ein: Ein Mensch ist einzigartig, und nicht die Summe seiner Gebrechen. Frauenzeitschriften, die Frauen raten, sie mögen ihre Optik tunen, um einen Mann einzufangen, sind doof. Zumindest denkt sich Stella das, und damit hat sie nicht unrecht. Es gibt romantische und sehr erotische Szenen, die vielleicht nicht jedermanns Sache sind. Stella werden Menschen und Beziehungen immer wichtiger; und sie ist kein Objekt, niemals. Daher finde ich nicht, dass „Kissing Lessons“ ein antifeministischer Roman ist, im Gegenteil. Stella ist unabhängig, sie verdient ihr eigenes Geld und sie hat ihren eigenen Kopf. Sie ist verletzlich und zugleich stark. Michael ist fast zu gut, um wahr zu sein, und die Beschreibungen seines Körpers sind fast ein wenig stereotyp. Das Wichtigste ist jedoch seine Gutherzigkeit, aber er hat auch Schwächen. Er versucht jedoch nie, Stella zu ändern, er unterstützt sie, er nimmt sie ernst.
Sehr gut gefielen mir die Informationen über die asiatische bzw. vietnamesische Kultur, weil ich nicht so vertraut mit ihr bin. Bei den Beschreibungen der Speisen lief mir das Wasser im Munde zusammen, und ich habe erfahren, dass „Laughing in the Wind“ eine Kult –Wuxia- Serie ist. Natürlich ist mir klar, dass in diesem Roman kein Gesamtüberblick über alle Facetten asiatischen Lebens präsentiert wird. Ob manche Details stereotyp sind, wird ein vietnamesischer Leser am besten wissen.
Manche Erzählelemente wirken natürlich wie aus dem Märchen, aber bei einer Liebesgeschichte erwarte ich keine Mann’sche Schwere, aber Plausibilität.
Helen Hoang erzählt Stellas und Michaels Geschichte mit großer Sensibilität, was daran liegen mag, dass sie selbst Autistin ist. Ich finde es gut, dass die story mit Insiderwissen angereichert ist, und dass sie nicht erzählt wird, um Klischees zu bedienen oder weil es gerade en vogue ist.
Leider fehlt beim Hörbuch das Nachwort, einige Informationen habe ich der Homepage der Autorin entnommen.
Außerdem fand ich die Intonation der Sprecherin etwas affektiert, und als sie „Lambordschini“ sagte, musste ich lachen. Die korrekte Aussprache von Fremdwörtern erwarte ich auch in einem Audiobook, und es hat mich geärgert, dass dieser Fehler mehrmals gemacht wurde. Lamborghini!
Daher muss ich sagen, dass ich im Nachhinein lieber das Buch gelesen hätte. Das Hörbuch ist definitiv ausbaufähig.

Fazit:

„Kissing Lessons“ ist eine süße Liebesgeschichte mit sehr erotischen Szenen. Dies muss man mögen, man sollte nicht vor sehr expliziten Szenen zurückschrecken.
Helen Hoang präsentiert eine fast märchenhafte story, nicht ohne Tiefgang .
Da das Hörbuch nicht perfekt ist, vergebe ich für „Kissing Lessons“ von Helen Hoang 4,5 von insgesamt fünf möglichen Sternen.
Potentiellen Lesern rate ich zur Print – oder Ebookversion, zum englischen Original, falls möglich.


Veröffentlicht am 09.02.2021

Eine etwas andere Liebesgeschichte

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Inhalt:
Stella leidet unter dem Asperger-Syndrom. Alles, was mit Zahlen und Logik zu tun hat, versteht sie mit einem Blick. Die Gefühle ihrer Mitmenschen sind für sie hingegen nur schwer zu durchschauen. ...

Inhalt:
Stella leidet unter dem Asperger-Syndrom. Alles, was mit Zahlen und Logik zu tun hat, versteht sie mit einem Blick. Die Gefühle ihrer Mitmenschen sind für sie hingegen nur schwer zu durchschauen. Deshalb hat sie auch recht wenig Erfahrung mit der Liebe. Theoretisch wünscht Stella sich einen Partner, aber praktisch fühlt sie sich beim Küssen wie ein Hai, dem Pilotfischchen die Zähne reinigen. Doch für jedes Problem gibt es ein logische Lösung: Stella muss einfach lernen, wie man richtig küsst – und mehr. Also erarbeitet sie akribisch einen Lehrplan und engagiert einen Profi: den Escort Michael. Und von ihm lernt sie tatsächlich viel. Vor allem, dass Liebe und Logik nichts miteinander zu tun haben ...

Meinung:
Der Klappentext klang total interessant und mal nach einer etwas anderen Liebesgeschichte. Tatsächlich war dies auch der Fall. Ich fand es total interessant und total herzzerreißend wie sich die beiden angenähert haben. Obwohl ich den Anfang sehr holprig fand und ich beim ersten Kapitel überlegt habe abzubrechen, hat mich das Buch positiv überrascht und mich noch für sich einnehmen können. Ich bin also sehr froh es nicht abgebrochen zu haben. Im Endeffekt habe ich das Hörspiel innerhalb von 2 Tagen durchgehört. Die Geschichte von Stella und Michael ist so ergreifend und gefühlvoll erzählt, dass ich immer weiter hören musste. So eine „schwierige“ Thematik als Grundlage zu verwenden fand ich schon außergewöhnlich. Und die Umsetzung ist der Autorin dann auch super gelungen. Ich habe es jedenfalls sehr genossen, die Beiden bei ihrem Kennen- und Liebenlernen zu begleiten. Es gab auch zwischendrin Textstellen wo ich nur die Augen verdrehen konnte oder die Lautstärke runter gedreht habe, aber trotzdem war das Buch super bewegend! In der Mitte des Buches liegt der Fokus wiklich sehr auf den Sexszenen. Diese sind zwar gut geschrieben, aber 1 - 2 weniger hätten es auch getan. Liebe spielt auch eine zentrale Rolle, obwohl das Buch schon den Erotik-Weg einschlägt. Den Schreibstil fand ich in Ordnung.
Die Stimme war angenehm und ich konnte gut zuhören. Nur die verschiedenen Kapitel wurden nicht klar und deutlich voneinander abgegrenzt und ganz plötzlich hat man die Perspektive gewechselt. Es hat mir zwar gefallen dass ich Einblicke in die Gefühle von beiden Protagonisten bekommen habe, da ich in der Geschichte somit viel besser mitfühlen konnte, doch man hätte es voneinander differenzieren können.

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Veröffentlicht am 05.11.2020

ein gelungener Liebesroman, dessen außergewöhnliche Protagonisten man schnell liebt gewinnt und deren fesselnde Geschichte einen sofort in ihren Bann zieht

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Kissing Lessons ist ein sehr gelungener, erotischer Liebesroman, der dank der vielen positiven Aspekte trotz kleinerer Schwächen insgesamt überzeugen kann.
Punkten kann die Autorin Helen Hoang vor allem ...

Kissing Lessons ist ein sehr gelungener, erotischer Liebesroman, der dank der vielen positiven Aspekte trotz kleinerer Schwächen insgesamt überzeugen kann.
Punkten kann die Autorin Helen Hoang vor allem mit den sympathischen und diversen Charakteren, wobei sich die Diversität hier einmal nicht nur auf Randfiguren erstreckt, sondern auch die beiden Protagonisten umfasst: Stella ist eine Asperger-Autistin und Michael ist ein Amerikaner mit asiatischen Vorfahren. Doch auch darüber hinaus sind die beiden alles andere als gewöhnlich oder langweilig, zumal die Autorin bei ihnen gekonnt mit den „klassischen“ bzw. überholten Geschlechterrollen spielt und diese bewusst vertauscht. So ist Stella eine erfolgreiche, überdurchschnittlich gut bezahlte – das ist noch untertrieben – Ökonometrikerin, wohingegen Michael, der eigentlich Schneider ist, aus inzwischen eher ärmlichen Verhältnissen stammt und sich als Escort etwas hinzuverdient, um die Krankenhausrechnungen seiner kranken Mutter zu bezahlen, was diese natürlich nicht weiß.

Stella ist in sexueller Hinsicht nicht völlig unerfahren, hat aufgrund ihres Asperger-Syndroms jedoch manchmal Schwierigkeiten mit zwischenmenschlichen Interaktionen und mit Männern bisher leider eher schlechte Erfahrungen gemacht. Die Schuld sucht sie bedauerlicherweise bei sich selbst und als jemand sie auf die Idee bringt, dass Sex vielleicht nur eine Frage der Übung ist, engagiert sie einen Escort, damit dieser sie unterrichtet und ihre aus ihrer Sicht unzureichenden Fertigkeiten auf diesem Gebiet verbessert.

Zum Glück lernt sie dadurch den feinfühligen Michael kennen, der die junge Frau nicht ausnutzt, sondern ihr zeigt, wie schön körperliche Intimitäten sein können, wenn man Rücksicht auf die individuellen Bedürfnisse des jeweils anderen nimmt statt nur an sein eigenes Vergnügen zu denken, wie Stellas bisherige ignorante Sexualpartner dies getan haben. Obwohl sie ihm bestimmte Handlungen ausdrücklich gestattet, achtet Michael vielmehr auf die Signale, die ihr Körper sendet und passt sich ihrem Tempo an, sodass er zum Beispiel nichts tut, wozu sie ungeachtet ihrer anders lautenden Worte aufgrund ihrer sofortigen Anspannung oder Verkrampfung offenkundig noch nicht bereit ist. Dank Michael entdeckt Stella somit, dass sie tatsächlich Gefallen an körperliche Nähe finden kann.

Der charmante Michael wiederum fühlt sich auf Anhieb zu Stella hingezogen, was sehr schön zu beobachten ist. Durch den personalen Erzähler, der das Geschehen meist aus den Perspektiven von Stella oder Michael schildert, weiß man als Leser die ganze Zeit, was er wirklich über sie denkt und umgekehrt. Aufgrund der „geschäftlichen Basis“ schreitet ihre Beziehung recht zügig, aber dennoch nachvollziehbar voran. Irgendwann gehen die beiden dann von Sex- zu Beziehungsunterricht über, wobei sie sich zwangsläufig näher kommen, sowohl körperlich als auch emotional. Man spürt förmlich, wie es zwischen ihnen knistert, und es zeichnet sich immer deutlicher ab, dass sie tiefe Gefühle füreinander entwickeln.

In der Mitte des Buches übertreibt Helen Hoang es quantitativ allerdings ein bisschen mit den Sexszenen, die infolgedessen zu sehr in den Vordergrund rücken. Weniger hätten der Geschichte insofern besser getan, zumal die zwischenmenschlichen Beziehungen viel interessanter sind und dieser Aspekt der Autorin besonders gut gelungen ist. Darüber hinaus sind diese Szenen auch stilistisch etwas gewöhnungsbedürftig, denn die teils sehr blumigen Umschreibungen werden sicherlich nicht jeden Geschmack treffen. Hinzu kommen zahlreiche Wortwiederholungen bzw. auffallend oft verwendete Redewendungen, die durch unterschiedliche Formulierungen vermeidbar gewesen wären. Dafür sind diese Momente stets von gegenseitigem Einvernehmen, einem respektvollen Umgang miteinander und großer Wertschätzung geprägt. Außerdem pflastert der humorvolle Stil der Autorin einem praktisch ein Dauergrinsen ins Gesicht.

Stella und Michael sind einfach ein tolles Paar, dessen Geschichte einen so fesselt, dass man ununterbrochen weiterlesen bzw. -hören möchte, und natürlich verlieben sie sich schließlich ineinander. Lange Zeit können beide jedoch nicht glauben, dass der jeweils andere diese Gefühle jemals aufrichtig erwidern könnte. Dass die zwei Hauptfiguren sich letztlich immer mehr in ihre unzutreffenden Überzeugungen hineinsteigern statt endlich offen miteinander zu sprechen und ihre Unsicherheiten vorübergehend stärker als die Vernunft sind, verursacht am Ende ein etwas übertriebenes Drama. Im turbulenten letzten Drittel muss man über die beiden also mitunter ganz schön die Augen verdrehen. Trotzdem freut man sich über den Ausgang und obwohl die Geschichte um Stella und Michael in sich abgeschlossen ist – die anderen Bände handeln von Michaels Cousins – hofft man, dass die beiden in den Fortsetzungen wieder auftauchen werden, wenn auch nur am Rande.

Des Weiteren gibt es noch einige liebenswerte Nebenfiguren, vor allem in Michals Familie, sowie ein paar Charaktere, für die man nur Verachtung empfindet. Letzteres gilt insbesondere für Stellas Kollegen Philip, der ein übergriffiger und selbstverliebter Widerling ist und natürlich erst Interesse an Stella zeigt, als diese scheinbar vergeben ist. Michaels Mutter, seine Oma, seine Schwestern und seine Cousins mag man hingegen richtig gern, obschon sie alle zusammen manchmal für ein ganz schönes Chaos sorgen.

Positiv hervorzuheben ist ferner der Umstand, dass man durch Stella etwas mehr über das Asperger-Syndrom erfährt, das bei Frauen wohl wesentlich seltener diagnostiziert wird, weil sie besser darin sind die damit verbundenen Herausforderungen im Alltag zu überspielen als Männer. Dank der anschaulichen Beschreibungen kann man sich sehr gut mit Stella identifizieren, auch wenn man selbst nicht betroffen sein sollte, und es ist interessant zu sehen, wie es sich auf Stellas Leben auswirkt und wie sie damit umgeht. Diese Besonderheiten, darunter Stellas starkes Bedürfnis nach Routine, werden nachvollziehbar dargestellt und wirken sehr realistisch.

Abschließend noch ein paar Worte zum Hörbuch: Christiane Marx liest zwar nicht unbedingt schlecht, war als Sprecherin möglicherweise aber nicht die optimale Wahl. Das Tempo ist in Ordnung, ihre Stimmfarbe klingt dagegen viel zu tief bzw. „alt“ für die Protagonistin Stella. Ein paar Wörter spricht sie falsch aus und auch die Betonung ist manchmal weniger schön, vor allem bei Dialogen, wodurch sie einige Charaktere gelegentlich ziemlich unsympathisch erscheinen lässt, was so sicher nicht gewollt war. Bisweilen verstellt sie zudem ihre Stimme, was vor allem bei Michael eher negativ auffällt, da sie dann sehr gekünstelt und somit alles andere als authentisch klingt.

FAZIT
Kissing Lessons ist ein gelungener Liebesroman, dessen außergewöhnliche Protagonisten man schnell liebt gewinnt und deren fesselnde Geschichte einen sofort in ihren Bann zieht. Er ist vielleicht nicht perfekt, aber überaus unterhaltsam und auf jeden Fall eine willkommene Abwechslung vom genretypischen Einheitsbrei!

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Veröffentlicht am 11.01.2020

Eine mitreißende, berührende Liebesgeschichte mit Suchtcharakter!

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Diese Geschichte stürzte mich mal wieder in einen typischen Herz-Kopf Widerspruch. Mein Leseherz ist verliebt und will eindeutig mehr, während mein kritischer Verstand nicht über einige Mängel hinwegsehen ...

Diese Geschichte stürzte mich mal wieder in einen typischen Herz-Kopf Widerspruch. Mein Leseherz ist verliebt und will eindeutig mehr, während mein kritischer Verstand nicht über einige Mängel hinwegsehen will. Wer diesen Konflikt gewonnen hat (mal wieder, seufz), könnt ihr an meiner positiven Bewertung ablesen

Das Cover ist ein wirklicher Hingucker! Von dem matt-grauen, schlichten Hintergrund heben sich kunstvolle Blumen und Ranken in Weiß-, Grau-, Rosa- und warmen Gelbtönen ab. Der Titel glänzt in Pink und der Autorentitel ist verschnörkelt. Besonders nett ist auch, dass in den Leselaschen der Broschierten Ausgabe ein Interview mit der Autorin abgedruckt ist und die Blüten der Gestaltung auch innerhalb des Buches die Kapitelanfänge zieren. Verspielt, warm, schön - das sagt die Aufmachung über die Geschichte und auch wenn das nicht unbedingt die Worte sind, mit denen ich die Story um Stella und Michael beschreiben würde, finde ich die Gestaltung einfach hinreißend!


Erster Satz: "Ich weiß, du hasst Überraschungen, Stella."


So leitet Stellas Mutter den nicht ganz so subtilen Hinweis darauf ein, dass sie bereit ist für Enkelkinder. Was sie damit in ihrer dreißigjährigen, beruflich erfolgreichen aber sozial eher verklemmten Tochter auslöst, ist ihr wohl nicht bewusst. Für Stella ist klar, Enkelkindern bedeuten Babys, Babys bedeuten Ehemänner, Ehemänner bedeuten feste Partner, feste Partner bedeuten Dating, Dating bedeutet Sex. Und in Sex und allem, was dazu gehört ist sie eine ganz große Niete. Wie sollte es auch anders sein, wenn sie Küssen eklig findet, immer in Fettnäpfchen tritt, sich bei Berührungen versteift und an Keime denken muss? Als die Asperger-Autistin die Liebe fast schon aufgegeben hat, lässt sie ein dahingesagter Satz eines Kollegen innehalten: "Du brauchst Übung". Vielleicht muss sie ja tatsächlich die Kunst der Liebe bei einem Profi lernen, denkt sie sich deshalb. Und wer wäre besser für "Kissing Lessons" geeignet als ein professioneller Escort....?

Die Geschichte wird abwechselnd aus Stellas und Michaels Sicht erzählt, wodurch der Leser von Beginn an in alle Geheimnisse und verborgenen Gefühle der beiden eingeweiht ist. Man weiß also genau, was man zu erwarten hat, sobald man die ersten Seiten umblättert. Man weiß, worauf die Geschichte hinauslaufen wird, man kennt das altbekannte Schema und durchschaut die Protagonisten schnell. Aber das ist vollkommen in Ordnung, denn nichtsdestotrotz eroberte die Geschichte mein Herz. Es gibt hier kein Rätselraten, keine unvorhergesehenen Wendungen, keine großen Überraschungen sondern einfach nur eine umgekehrte "Pretty Woman"-Geschichte mit autistischem Hintergrund, die genau hält, was sie verspricht: eine prickelnde, unterhaltsame, etwas andere Liebesgeschichte.


"Es gibt eine Milliarde Menschen auf diesem Planeten, und Liebe kann man nicht erzwingen. Du wirst jemanden finden, der besser zu dir passt als er, du musst nur dranbleiben."
Stella sagte nichts. Michael war Mint Chocolate Chip für sie. Sie konnte andere Sorten probieren, aber er würde immer ihre Lieblingssorte sein."


Um einem Buch fünf Sterne geben zu können, muss es meiner Meinung nach immer eine richtige Botschaft vermitteln. Das Genre New Adult tut sich damit immer etwas schwer, wie ich finde. Die Charaktere haben immer schrecklich berührende Probleme, die Dramatik ufert aus, doch dadurch wirkt die Handlung recht fiktional und weit weg, auch wenn man die Gefühle der Protagonisten hautnah erleben kann. Auch hier kommt die Autorin nicht ohne dahingebasteltes Drama und nervtötende Missverständnisse aus und die Handlungskonstruktion weist bei genauerem Hinsehen einige Schwächen auf, weshalb ich kritische Stimmen zu der Geschichte ohne jeden Zweifel nachvollziehen kann. Nach langsamem, holprigem aber deshalb umso charmanterem Annähern der beiden geht es Mittelteil doch relativ schnell zur Sache. Auch wenn einer der Protagonisten ein Escort ist und dadurch Sex-Szenen natürlich vorprogrammiert sind, war ich überrascht wie viele hier dann doch vorkommen. Ich hatte da ein wenig auf die autistische Protagonistin gesetzt und angesichts ihrer Probleme eine etwas … konservativere Geschichte erwartet. So kommt gerade in der Mitte die Persönlichkeitsentwicklung etwas zu kurz, bevor wir uns dann dem unnötigen aber anscheinend in dem Genre unvermeidbaren Prä-Happy-End-Breakdown hingeben.


"Er war hier gefangen, in seinem Leben gefangen, in nie endenden Schulden gefangen. Von der Liebe gefangen. Das war sein Problem. Er liebte immer zu viel. Wenn er sich nur das Herz aus dem Leib reißen und aufhören könnte, etwas zu fühlen, dann wäre er frei."


Doch auch wenn Helen Hoang ihre Geschichte nicht dem typischen New-Adult-Aufbau entziehen konnte, machen die innovative Idee und der Suchtcharakter ihrer Geschichte alles wieder wett. "Kissing Lessons" hat gar nicht den Anspruch, eine tiefgründige Geschichte zu erzählen oder die Leser zum Nachdenken zu bewegen. Stattdessen liest es sich amüsant, kurzweilig, berührend und hat trotz vieler eher absurden Entwicklungen eine grundlegende Wahrhaftigkeit innewohnen, die es unmöglich macht, sich der Anziehungskraft der Geschichte zu entziehen. Diese Wahrhaftigkeit entsteht vermutlich dadurch, dass die Autorin beim Recherchieren des Buches selbst herausgefunden hat, dass sie eine Autistin ist und für all ihre Eigenarten nun eine Diagnose hatte. Dadurch erhält ihre Protagonistin Stella natürlich eine ganz neue Qualität an Authentizität, die sie aus dem Meer an Liebesromanheldinnen heraushebt. So erscheinen die Gefühle ihrer Protagonisten immer natürlich und authentisch, egal ob Hoffnung, Angst, Verlust, Liebe, Verständnis oder Enttäuschung und selbst der klischeebehaftete "Du bist zu gut für mich"-Moment kommt fast echt daher. Michael Larsen ist absichtlich abseits jeglichen Klischees gezeichnet und ist hinter der Fassade des Escorts zum Glück kein Badboy. Der schneidernde Versorger einer vietnamesischen Großfamilie mit dem großen Herz und den geschickten Händen muss man einfach mögen (auch wenn seine perfekte Traummann-Gutartigkeit manchmal etwas übertrieben wirkt).


"Sie war nicht kaputt. Sie hatte einen anderen Blick auf die Welt und interagierte anders mit ihr, aber das war sie. Sie konnte ihr Verhalten ändern, ihre Wortwahl ändern, ihr Aussehen ändern, aber sie konnte nicht ihr Wesen ändern. Im Innersten würde sie immer eine Autistin sein. Die Leute nannten es seine Störung, aber es fühlte sich nicht so an. Für sie war es einfach nur die Art, wie sie war."


Auch wenn auf der reinen Handlungsebene häufig nicht besonders viel passiert, sorgt Helen Hoangs lockerer, packender Schreibstil dafür, dass es keine Sekunde langweilig wird und man es kaum schafft, sich loszureißen. So habe ich die Geschichte an einem einzigen Nachmittag gelesen und mich komplett in der Handlung und den Gefühlen der Protagonisten verloren. Dabei schafft die Autorin immer eine angenehme Balance zwischen düsteren Gedanken und lustigen, sarkastischen Dialogen, sodass ich - ständig schniefend, schmachtend oder grinsend - von meinem Umfeld etwas schräg angesehen wurde (vielen Dank dafür, Helen). Die Sensibilität, mit der sie dem Leser einen Blick ins Innere ihrer Protagonisten gewährt, die Grausamkeit, mit der sie uns und ihre Geschöpfe konfrontiert und die viele Liebe, mit der sie ihre und unsere Herzen heilt, sind wirklich erstaunlich. So schafft sie den Spagat zwischen zuckersüßem Märchen-Flair und Bitterkeit der Realität, sodass die Geschichte locker und leicht daherkommt.

Das Ende kommt mit der erwarteten Auflösung, die sich aber im Vergleich zur eher langsamen Entwicklung am Anfang ein wenig schnell liest. Hier hätte man, wenn man auf den obligatorischen Drop vor dem Happy End verzichtet hätte, definitiv mehr herausholen können. Dennoch hat die Geschichte etwas Mitreißendes, Berührendes, Echtes an sich, dass sie definitiv für Fans des Genres lesenswert macht! Helen Hoang hat sich in mein Herz geschrieben und ich warte nun mit Spannung auf die beiden weiteren Teile.


Fazit:


"Kissing Lessons" hat nicht den Anspruch, eine tiefgründige Geschichte zu erzählen oder die Leser zum Nachdenken zu bewegen. Stattdessen bekommen wir genau, was uns versprochen wurde: eine mitreißende, berührende Liebesgeschichte mit Suchtcharakter. Auch wenn Helen Hoang ihre Geschichte nicht dem typischen New-Adult-Aufbau entziehen konnte, täuschen ihre innovative Idee, das zuckersüße Märchen-Flair und die Authentizität ihrer Protagonistin über etwaige Schwächen hinweg.

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Veröffentlicht am 14.12.2019

Von Liebe und Logik

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Stella hat das Asperger Syndrom. Alles was mit Logik und Zahlen zu tun hat, versteht sie auf Anhieb. Menschliche Gefühle dagegen sind für sie nur schwer zu durchschauen, weshalb sie bisher auch kaum Erfahrungen ...

Stella hat das Asperger Syndrom. Alles was mit Logik und Zahlen zu tun hat, versteht sie auf Anhieb. Menschliche Gefühle dagegen sind für sie nur schwer zu durchschauen, weshalb sie bisher auch kaum Erfahrungen in Sachen Liebe gesammelt hat. Doch für jedes Problem gibt es schließlich eine logische Lösung, weshalb sich Stella entschließt Kussnachhilfe bei einem richtigen Profi zu nehmen, dem Escort Michael Phan. Und dieser zeigt ihr nicht nur, wie man richtig küsst....

Die Stimme von Christian Marx konnte mich sofort in den Bann ziehen. Sie liest das Hörbuch sehr authentisch und gefühlvoll und lässt einen toll in der Geschichte versinken.

Stella war eine interessante Protagonistin. Durch ihr Asperger Syndrom ist es für sie nicht so einfach, richtig mit Menschen umzugehen ohne diese zu verletzten. Sie war mir ganz sympathisch und ich fand es spannend zu erfahren, wie das Leben mit eben diesem Syndrom ist.

Da die Autorin selbst Asperger Autistin ist, hat die Geschichte natürlich gleich noch an Glaubwürdigkeit gewonnen und ich könnte mir vorstellen, dass durchaus auch sehr vieles aus ihren eigenen Erfahrungen in die Story eingeflossen ist. Die Umsetzung dieser Thematik ist auf jeden Fall gelungen.

Was mich etwas überraschte, waren die vielen Sexszenen mit denen ich definitiv nicht gerechnet hätte, da es sich ja laut Genre, nicht um einen Erotikroman handelt. Der Mittelteil wurde sehr stark von diesen Szenen dominiert, was ich allein wegen der Tatsachen, dass Stella sich eigentlich in Sachen Liebe und "sich öffnen" sehr schwer tut, etwas unrealistisch fand.

Insgesamt ist die Liebesgeschichte zwischen Stella und Michael aber ganz schön aufgebaut.

Fazit: Eine Liebesgeschichte mit einer etwas anderen Thematik. Toll gelesen!

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