Psychologisch fesselnder Thriller mit hohem Nervenkitzel
„Schonungslos offen“ ist ein toller Krimi, wobei ich persönlich ihn lieber als Thriller bezeichnen würde. Es ist spannend, fesselnd und schon von der ersten Seite an hat man Zugang zu den Gedanken des ...
„Schonungslos offen“ ist ein toller Krimi, wobei ich persönlich ihn lieber als Thriller bezeichnen würde. Es ist spannend, fesselnd und schon von der ersten Seite an hat man Zugang zu den Gedanken des Täters, was es so interessant macht, dem Ermittlerteam zu folgen.
Schon der Einstieg hat es in sich: Auf einem Grillplatz wird ein toter Sinto gefunden, kurz darauf verschwinden eine Vietnamesin und eine Studentin. Schnell wird klar, dass hier ein Serienmörder am Werk ist.
Kriminalkommissarin Alexandra Rau und ihr Assistent Isidor Rogg ermitteln unter Hochdruck, allerdings gibt es keine verwertbaren Spuren. Der Täter agiert hochintelligent und nahezu perfekt. Besonders spannend ist, dass der Leser ihn von Anfang an kennt: In eingeschobenen Kapiteln, die als „Sitzungen“ gekennzeichnet sind, schildert er in einer emotionslosen Selbsttherapie seine Gedanken, Planungen und Taten. Dieses Stilmittel ist extrem wirkungsvoll und verleiht der Geschichte eine psychologische Tiefe.
Als sich das Kripoteam schließlich an die Sendung XY wendet, eskaliert die Lage. Der Täter beginnt gezielt, in Alexandras Privatleben einzudringen. Von diesem Moment an nimmt die Spannung spürbar zu und entwickelt sich zu einem perfiden Katz-und-Maus-Spiel, das Alexandra und Isidor an ihre persönlichen Grenzen bringt. Man leidet mit, das Buch lässt einen kaum noch los.a
Die Charaktere sind toll ausgearbeitet. Alexandra Rau wirkt authentisch, entschlossen und zugleich verletzlich, während Isidor Rogg mit seiner sympathischen Art schnell ans Herz wächst. Ihre Zusammenarbeit wirkt glaubwürdig und harmonisch, besonders gegen Ende der Geschichte. Auch die Ermittlungsarbeit wird realistisch dargestellt, inklusive der Frustration und Aussichtslosigkeit, dem Täter näherzukommen.
Die Sprache von Irene Matt ist klar, direkt und bildhaft. Die Tathergänge werden sehr detailliert beschrieben, was die Geschichte beklemmend real wirken lässt.
Das Ende war für mich schlüssig und zufriedenstellend. Der Nervenkitzel bleibt bis zur letzten Seite erhalten.
Ein intensiver, psychologisch klug aufgebauter Thriller mit starken Figuren, ungewöhnlicher Täterperspektive und hoher Spannung. Für mich eine klare Leseempfehlung