Cover-Bild In diesen Sommern
(18)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: C.H.Beck
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 175
  • Ersterscheinung: 15.07.2021
  • ISBN: 9783406774492
Janina Hecht

In diesen Sommern

Roman
JANINA HECHT IST EINE MEISTERIN DER ZWISCHENTÖNE

„Mein Vater, wie er ganz ruhig den Tag beginnt, nicht ausgeglichen, aber stabil. Nie schrie er am Beginn des Tages, er ging mit vorsichtigen Schritten, manchmal etwas Weiches in seinem Gesicht. Als hätte sich erst danach etwas verändert, als führten erst der Mittag und der Nachmittag in eine andere Richtung, und an jedem Morgen hätte es die Möglichkeit zu einem anderen Verlauf der Geschichte gegeben, die ich schreibe.“

Behutsam tastet sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend heran, ihr Blick in die Vergangenheit ist vorsichtig geworden. Erste unsichere Versuche auf dem Fahrrad an der Seite des Vaters, lange Urlaubstage im Pool mit dem Bruder, Blumenkästen bepflanzen mit der Mutter in der heißen Sommersonne. Doch die unbeschwerten Momente werden immer wieder eingetrübt von Augenblicken der Zerrüttung, von Gefühlen der Hilflosigkeit und Angst. Da schwelt etwas Unausgesprochenes in dieser Familie – alle scheinen machtlos den Launen des Vaters ausgeliefert zu sein, Situationen beginnen gefährlich zu entgleisen. Ebenso unaufdringlich wie fesselnd erzählt Janina Hecht von schönen und schrecklichen Tagen, von Ausbruch und Befreiung und vom Versuch, sich im Erinnern dem eigenen Leben zu stellen. "In diesen Sommern" ist die bewegende Geschichte einer Familie auf der unentwegt gefährdeten Suche nach einem stillen Glück.

  • Ein literarisch feinfühliges Debüt
  • Für Leser:innen von Hans-Ulrich Reichels "Der Verlorene", Ulrich Woelks "Der Sommer meiner Mutter" und Monika Helfers "Vati"

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2021

Überraschend anders

0

Bei dem Titel und dem Cover hatte ich an schöne Kindheitserinnerungen in den langen Sommern von damals gedacht. Und anfänglich war es auch so. Beim Lesen schweiften meine Gedanken ab und ich erinnerte ...

Bei dem Titel und dem Cover hatte ich an schöne Kindheitserinnerungen in den langen Sommern von damals gedacht. Und anfänglich war es auch so. Beim Lesen schweiften meine Gedanken ab und ich erinnerte mich an eigene kleine schöne Begebenheiten in den endlos scheinenden Sommerferien. Das tat richtig gut.

Doch so unbeschwert ist die Kindheit von Teresa bei weitem nicht. Stück für Stück merkt man, dass hier einiges im Argen liegt. Immer wieder kommt es an die Oberfläche und der eben noch schöne Moment, kehrt sich ins Gegenteil.

Beeindruckend, wie die Autorin in diesem doch recht dünnem Büchlein eine solche stimmungsvolle Atmosphäre schafft – mal richtig zum Wohlfühlen und dann wieder erschreckend.

Für mich war das Buch überraschend, weil ich etwas anderes erwartet hatte. Aber gerade deswegen eine klare Leseempfehlung.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.07.2021

Kindheitserinnerungen von Sommern, die lange Schatten werfen

0

Fast jeder hat sie: Die kindlichen Erinnerungen an unbeschwerte Tage eines ewigen Sommers. Die Luft, die nach frisch gemähtem Gras riecht, das Planschen im Pool oder der Geschmack von Eistee bei 30 Grad ...

Fast jeder hat sie: Die kindlichen Erinnerungen an unbeschwerte Tage eines ewigen Sommers. Die Luft, die nach frisch gemähtem Gras riecht, das Planschen im Pool oder der Geschmack von Eistee bei 30 Grad und Sonnenschein. Diese und noch viel mehr Momente werden im Romandebüt „In diesen Sommern“ von Janina Hecht aufgegriffen und anhand kurzer Kapitel wiedergegeben. Jedoch stets überschattet von einer unentwegt unterschwellig lauernden Bedrohung. Eindrücklich wird aus Ich-Perspektive des jungen Mädchens Teresa, das im Verlauf des Buches zur jungen Frau wird, indirekt geschildert wie ein Alkoholkranker mit Neigung zur Gewalt die eigene Familie zerstört.

Die Geschichte aus Sicht eines Kindes im Rahmen vieler einzelner Erlebnismomente darzustellen, war mir so bisher noch nicht begegnet und für mich trotz des sehr individuellen, außergewöhnlichen Stils der Autorin zunächst gewöhnungsbedürftig. Besonders aber der Blick durch kindliche Augen auf die Welt und einen alkoholkranken Vater hat mich sehr in den Bann gezogen. Zugleich bewegend als auch nüchtern werden die Erfahrungen von Teresa zart wiedergegeben. Doch es ist nicht alles Schwarz/Weiß, denn der Vater hat auch gute, nüchterne Momente. Sehr berührend dabei die Verzweiflung einer Tochter, die ihren Vater so gerne lieben und ihm vertrauen würde, es jedoch nicht kann und sich zunehmend von ihm distanziert, weil er ihr und ihrer Familie immer wieder körperliche als auch seelische Gewalt antut. Teresa versucht nach und nach, ihren eigenen Weg im Leben zu finden und muss sich dafür auch von der Familie distanzieren. Als Leser erfährt man darüber hinaus, wie ihre Erfahrungen auch zukünftige Beziehungen beeinflussen. Auch die Ohnmacht durch Handlungsunfähigkeit und das Unwissen Nahestehender, die vom Drama hinter verschlossenen Türen durch Verschleierungstaktiken der Familienmitglieder nichts ahnen, werden eindrücklich dargestellt. Kein leichtes Thema, das durch einen unaufgeregten, regelrecht nüchternen Sprachstil, eine zunehmend abgeklärte und zugleich aber lebenswillige Protagonistin und Erlebnisse und Erinnerungen, die eigentlich so schön sein könnten, dem Leser sehr nahegebracht wird. Ein erschreckendes, aufwühlendes und sehr berührendes Debüt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.07.2021

Leise und gleichzeitig sehr intensiv

0

„Ich merke manchmal, wie ich Momente gegeneinander abwäge. Und mich frage, ob man das überhaupt tun darf. Ob man Szenen ausstreichen kann, die nicht ins Bild passen und für Unruhe sorgen.“

Mit diesem ...

„Ich merke manchmal, wie ich Momente gegeneinander abwäge. Und mich frage, ob man das überhaupt tun darf. Ob man Szenen ausstreichen kann, die nicht ins Bild passen und für Unruhe sorgen.“

Mit diesem Debütroman ist Janina Hecht ein ganz außergewöhnlicher Roman gelungen, der unter die Haut geht, obwohl oder gerade weil er das Thema Alkoholsucht und wie diese den Familienalltag beeinflusst auf so rationale, nüchterne Weise schildert. Stakkatohaft erzählt Protagonistin Teresa in kurzen, nur wenige Seiten langen Momentaufnahmen, von ihrem meist ungewöhnlichen Familienleben. Gibt es aus ihrer Kindheit vereinzelt noch schöne Erinnerungen, werden diese im Laufe der nächsten 20 Jahre immer seltener. Über allen Zusammentreffen mit ihrem Vater schweben die Fragen: Hat er wieder zu viel getrunken? Wie ist er heute drauf? Wird es wieder Streit oder sogar Gewalt geben? Der Vater wird zum Fixpunkt der Familie – nicht, weil er seinen Lieben den nötigen Halt gibt, sondern weil sich deren Verhalten Tag und Nacht nach seinem Befinden richtet und sie hoffnungslos versuchen, trotzdem eine Art Familienleben rundherum aufzubauen.

Die Hilflosigkeit der Kinder und der Mutter ist deutlich zu spüren, aber auch deren Zusammenhalt und Stärke. Obwohl es der Familie nach vielen Jahren gelingt, sich ein Leben ohne den Vater zu erschaffen, schweben die dunklen Schatten der vergangenen Jahre immer über ihnen. Sie können die Erinnerungen und Gefühle der Kindheit nicht abstreifen. Auch Jahre später kommen die Gefühle vom Anderssein, von Schuld, von Hilflosigkeit, Angst und Heimlichkeit in ihnen hoch.

Mich hat besonders die außergewöhnliche Beobachtungsgabe beeindruckt, die sich durch den ganzen Roman zieht. Und vor allem, dass er gerade durch seine leisen Töne seine besondere Intensität erlangt. Lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.03.2024

Schattensommer

0

Eis und Schwimmbadpommes, abends wachbleiben, bis die Sonne untergeht, Ausflüge und Urlaube. Erinnerungen, die man an die Sommer seiner Kindheit haben sollte.

Über Erinnerungen, wie sie kein Kind, kein ...

Eis und Schwimmbadpommes, abends wachbleiben, bis die Sonne untergeht, Ausflüge und Urlaube. Erinnerungen, die man an die Sommer seiner Kindheit haben sollte.

Über Erinnerungen, wie sie kein Kind, kein Mensch haben sollte, schreibt Janina Hecht in ihrem Debüt „In diesen Sommern“. Ein, zwei, drei Gläser Alkohol zu viel. Ein Streit, ein Schlag, ein Tritt. Eine Familie, die erst innerlich, dann äußerlich daran zerbricht.

Nüchtern, klar, fast emotionslos und gleichzeitig nur schwer zu ertragen, erzählt die Hauptfigur Teresa in meist kurzen Kapiteln Episoden aus ihrer Kindheit und Jugend. Einige wenige schöne Momente. Viele, auf denen erst kleine, dann immer größere Schatten liegen.

Das Eingeständnis, die Erkenntnis, dass ihr Vater Alkoholiker ist. Der erst die Mutter, dann sie und ihren Bruder schlägt. Bis erst eine Sorge, dann eine Angst mit in das Haus zieht. Bis erst Teresa und dann auch der Rest ihrer Familie den Absprung schafft.

Zurück bleibt ein Vater, der keinen Ausweg findet. Der nicht von seiner Familie gerettet werden kann, vielleicht auch nicht gerettet werden möchte, der seine Sucht zu verbergen versucht und immer häufiger daran scheitert.

Alkoholismus ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft ist. Dieses zu brechen ist eine Aufgabe für uns alle. Nicht jede Familie, nicht jedes Leben kann dadurch gerettet werden. Aber jede und jedes ist es wert, dass wir es versuchen.

Eine intensive, eine tieftraurige Familiengeschichte von diesen Schattensommern, die es zu verhindern gilt. Damit alle Menschen mit freudigem Wehmut an die Sommer ihrer Kindheit zurückdenken.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2021

Brüchiges Mosaik aus Erinnerungen

0

Stück für Stück erinnert sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend. Momentaufnahmen des Familienlebens arrangiert um den Vater und seine Gemütszustände. Lachen und Angst gehen oftmals Hand in Hand.

Erzählt ...

Stück für Stück erinnert sich Teresa an ihre Kindheit und Jugend. Momentaufnahmen des Familienlebens arrangiert um den Vater und seine Gemütszustände. Lachen und Angst gehen oftmals Hand in Hand.

Erzählt wird aus Teresas Sicht. Die Erzählweise gleicht Erinnerungsblitzen in Form eines Grundschulaufsatzes. Subjekt, Prädikat, Objekt. Jeder Satz gleichförmig, dazwischen hängt das Ungesagte wie eine dunkle Wolke. Als blättere ich die Fotos in einem mir fremden Familienalbum durch, jede Erinnerung chronologisch aufgereiht ohne persönliche Wertung, kaum eine Emotion auszumachen, und trotzdem spüre ich die Angst, die ihren Platz in den Leerstellen findet.

Beim Lesen habe ich das Gefühl, ich werde nicht richtig satt. Doch die Geschichte formt sich in meinem Kopf. Bis zum Ende weiß ich nicht, ob ich zu viel oder zu wenig hineininterpretiere. Mir fehlen mehr konkrete Aussagen, an denen ich mein Bild festmachen kann und so bleibe ich zurück mit einem bruchstückhaften Mosaik einer Familie, die wortlos gelitten hat und auch am Ende keine Worte für das überstandene Leid findet. Doch je länger das Gelesene zurückliegt, spüre ich wie das Buch mich mit den wortlosen Szenen meiner eigenen Kindheit konfrontiert. Die unausgesprochene Angst ist ein Trigger.

Fazit: Ungewöhnliche Inszenierung einer Familiengeschichte, die den Leser zur eigenständigen Ausformung fordert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere