Cover-Bild Es geht mir gut
(17)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kein & Aber
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 160
  • Ersterscheinung: 14.02.2025
  • ISBN: 9783036950556
Jessica Anthony

Es geht mir gut

Andrea Stumpf (Übersetzer), Gabriele Werbeck (Übersetzer)

Es beginnt mit einem stillen Protest. Kathleen Beckett entscheidet sich, den ungewöhnlich warmen Novembersonntag anders zu verbringen – den Gottesdienst mit der Familie ausfallen zu lassen und in den Pool zu steigen. Im Wasser treibend, lässt Kathleen ihre verpassten Chancen und Träume an sich vorbeiziehen und rebelliert gegen die Person, die sie in den letzten Jahren war. Währenddessen ist ihr Mann Virgil gefangen zwischen Schuld und Verantwortung und versucht, das eigens gesponnene Netz aus Lügen aufrechtzuerhalten, um die Illusion ihrer Ehe nicht zu gefährden. Doch mit jedem Augenblick, den Kathleen länger im Pool bleibt, droht auch Virgils Fassade zu bröckeln.
Mit psychologischem Feingefühl und literarischer Tiefe erzählt Jessica Anthony von Zuneigung und gleichzeitigem Überdruss und von der Zerbrechlichkeit, aber auch von der Stärke der stillen Auflehnung. Ein kraftvoller Roman über das, was passiert, wenn wir dem innersten Drang, wirklich zu leben, nachgeben.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.04.2025

Eine nüchterne Erzählung

0

An einem warmen Sonntag im November 1957 geht Kathleen Beckett in den Swimmingpool der Wohnanlage, in der sie mit ihrem Mann Virgil und den beiden Söhnen wohnt. Das ist erstmal nicht spektakulär, jedoch ...

An einem warmen Sonntag im November 1957 geht Kathleen Beckett in den Swimmingpool der Wohnanlage, in der sie mit ihrem Mann Virgil und den beiden Söhnen wohnt. Das ist erstmal nicht spektakulär, jedoch weigert sie sich bis zum späten Abend, wieder herauszukommen. Virgil spult seine sonntägliche Routine trotzdem ab, zwischen Kirchgang und Golfspiel mit den Vorgesetzten bittet er Kathleen vergeblich, ihren mütterlichen und hausfraulichen Pflichten nachzukommen. Im Lauf des Tages schweifen die Gedanken beider Ehegatten in die Vergangenheit und die Leser erfahren, dass die nach außen hin gut funktionierende Ehe eine Farce ist. Beide belügen und betrügen den anderen nach Strich und Faden, Kathleen ist enttäuscht von Virgil, weil er seine Versprechen nicht einhält, während er eher resigniert wirkt. Am Ende des Tages will sie die Wahrheit herausfinden.

Der Schreibstil der Autorin ist nüchtern, und die Personen bleiben auf Distanz. Es ist mir schwer gefallen, mich auf die Geschichte einzulassen. Es gab zu viele Situationen, bei denen ich überhaupt nicht verstanden habe, was in den Protagonisten vorgeht. Verstörend fand ich zum Beispiel, dass Kathleen versteckt dabei zuschaut, wie ihr Schwiegervater ihrem Sohn in dreckiger Umgebung heimlich Blut abnimmt, und nicht eingreift.
Der Roman enthüllt zwar auf gerade mal 160 Seiten erstaunlich viele Details aus dem Leben der Becketts, ich hatte mir jedoch mehr Tiefe gewünscht.

Veröffentlicht am 12.04.2025

Hin- und hergerissen

0

Ich fand das Buch sehr ungewöhnlich und durchaus auch lesenswert. Die Geschichte dreht sich um Kathleen Beckett, die sich Gedanken um ihre Ehe macht, die alles andere als gut ist, teilweise auf Lügen aufbaut ...

Ich fand das Buch sehr ungewöhnlich und durchaus auch lesenswert. Die Geschichte dreht sich um Kathleen Beckett, die sich Gedanken um ihre Ehe macht, die alles andere als gut ist, teilweise auf Lügen aufbaut und bei einem eher ein Kopfschütteln hinterlässt. Andererseits spielt das Buch natürlich auch nicht in unser heutigen Zeit und damals liefen einige Dinge nun mal anders. Der Zwiespalt war interessant, auch die Figuren an sich. Das Buch regt zum Nachdenken an, auch wenn es manchmal auf Unverständnis stößt. Das Cover passt sehr gut dazu und auch den Schreibstil fand ich flüssig. Was mich störte war das Ende, denn nach allen Überlegungen hätte ich mir mehr Auflösung gewünscht und eine Richtung, in der sich alles weiterentwickelt. Das blieb leider aus.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.04.2025

Es war in Ordnung

0

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich die subtile Darstellung innerer Konflikte. diese Lethargie, mag oder nicht. Denn einerseits kenne ich es zu gut, andererseits konnte ich dadurch oft nur schwer ...

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich die subtile Darstellung innerer Konflikte. diese Lethargie, mag oder nicht. Denn einerseits kenne ich es zu gut, andererseits konnte ich dadurch oft nur schwer nachvollziehen, wie sich die Charaktere fühlten. Die Atmosphäre der wird jedoch authentisch eingefangen, wobei gesellschaftliche Zwänge und Geschlechterrollen eine zentrale Rolle spielen.

Des Weiteren schwankt die Geschichte zwischen sehr vorhersehbaren Situationen und überraschenden Wendungen. Alles in allem ist es also eine stabile Erzählung, die mich interessiert, jedoch nicht vollends gefangen hat.

Veröffentlicht am 22.03.2025

Eine Ehe in den 50er Jahren der USA

0

Ein schmaler Roman der eine Ehe beleuchtet, wie sie in den 50er Jahren in den USA sicherlich millionenfach vorkam. Geheiratet wurde früh, aus naiver Liebe mit viel Pragmatismus. Und dann kam der Alltag. ...

Ein schmaler Roman der eine Ehe beleuchtet, wie sie in den 50er Jahren in den USA sicherlich millionenfach vorkam. Geheiratet wurde früh, aus naiver Liebe mit viel Pragmatismus. Und dann kam der Alltag. Der Mann als Ernährer und die Frau als Hausfrau und Mutter. Wer da nicht depressiv wird…und das auf beide Seiten. Jeder bleibt in einer traditionellen Rolle verhaftet, die eng und ungewollt ist, nur um einem Ideal der Gesellschaft zu entsprechen mit den Erinnerungen aus den Weltkriegen gepaart. Das schreit nach Ausbruch und so kommt es hier auch.
Leiser als erwartet, viel viel leiser als erwartet. Insgesamt hatte ich eine hohe Erwartungshaltung an diesen schmalen Band der leider nicht erfüllt wurde. Aber auch geschuldet der nicht so sonderlich geglückten Übersetzung von Andrea Stumpf und Gabriele Werbeck. Ob es im Original („The Most“) ist kann ich nicht beurteilen, denke aber schon, dass die Geschichte besser transportiert wird.
Es geht um die Ehe von Kathleen und Virgil. Beide seit 9 Jahren verheiratet und kürzlich nach Delaware gezogen. Er hat einen neuen Job angenommen und die Familie muss mit. Nun statt in einem Haus in einem heruntergekommenen Apartmentgebäude gelandet mit einem kleinen Pool, der scheinbar nie genutzt wird.
Über die Zeit kommen Unzulänglichkeiten, Fehler und Emotionen ans Licht für uns Leser:innen. Es hängt fortwährend eine depressive, kaum aushaltbare Stimmung in der Luft.
Toll ist die Schilderung was zu jener Zeit als „normal“ galt, der Norm entsprechend, welche Rolle Männer zugeschrieben wurde und wie Frauen zu sein hatten. Das ist aus meiner Sicht die große Stärke des Romans.
An der deutschen Ausgabe schätze ich die das tolle Cover sowie und die schöne Hardcoverausgabe!
Fazit: „Normal war nicht länger hinnehmbar“ (S. 151)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.02.2025

Fans der eskapistischen Literatur aufgepasst!

0

„Sobald sie draußen war, würde alles wieder so sein wie immer, normal, und normal war nicht länger hinnehmbar. (…) Kathleen Beckett würde im Pool bleiben, schwerelos, so lange es sein musste.“

Kathleen ...

„Sobald sie draußen war, würde alles wieder so sein wie immer, normal, und normal war nicht länger hinnehmbar. (…) Kathleen Beckett würde im Pool bleiben, schwerelos, so lange es sein musste.“

Kathleen beschließt eines Vormittags in den Pool ihrer Wohnanlage zu steigen und findet in ihm den perfekten Zufluchtsort vor ihrem Leben. Eigentlich gehen sie Sonntags in die Kirche, doch Kathleen geht (zum ersten Mal) ihren eigenen Interessen nach. Die Jungs und Virgil kommen zurück vom Gottesdienst, haben Hunger, doch Kathleen verweist sie auf den gut gefüllten Kühlschrank, entzieht sich ihrer (scheinbaren) Zuständigkeit und bleibt im Pool. Die Nachbarn werden auf das Geschehen aufmerksam und ihr Ehemann Virgil bittet sie, aus dem Pool zu kommen, doch Kathleen fühlt sich wohl in der Schwerelosigkeit des Wassers. Sie merkt, dass die Welt sich weiterdreht, auch wenn sie im Pool bleibt. Es wird dunkel und wieder erkundigt sich Virgil, ob ihr nicht langsam kalt wird, ihre Haut sei schon aufgedunsen, weiß und verschrumpelt, doch Kathleen lässt sich nicht beirren und bleibt im Pool.

Kathleen lebt als angepasste Hausfrau (heute würden wir sagen: Stay-at-Home-Mum) in den 1960er Jahren in den USA zusammen mit ihrem Mann Virgil und den beiden Kindern. Augenscheinlich eine harmlose happy Family - doch der Schein trügt, denn unter der Oberfläche brodelt es gewaltig. Wir bekommen einen Einblick in ihre 9-jährige Ehe (inklusive vieler Geheimnisse, die die beiden voreinander verbergen) und Jessica Anthony erzählt uns ihre Story durch eine Selbstreflektion ihrer Figuren, indem sie Kathleen und Virgil jeweils voneinander unabhängig ihre Kindheit, wie sie aufwuchsen und schließlich den Zeitpunkt ihres Kennenlernens reflektieren lässt.
Kathleen hätte eine Profikarriere als Tennisspielerin vor sich gehabt, hätte sie sich nicht dagegen und stattdessen für das Leben, was von ihr erwartet wird, entschieden. Sie erfüllt das klassische Rollenbild einer Ehefrau und später auch Mutter.
Virgil strebte Zeit seines Lebens nach beruflichem Erfolg, vergeblich. Also sucht er sich die Bestätigung woanders und zwar in zahlreichen Affären - sein gutes Aussehen kam ihm dabei sehr zugute (seiner Ehe mit Kathleen war es hingegen weniger zuträglich).

„Ein Mann musste nicht hübsch sein, um eine hübsche Frau zu verdienen, aber bei Virgil galten andere Regeln: Ein Mann konnte tatsächlich zu hübsch sein. Welche bedauernswerte Frau sich auch einverstanden erklärte, ihn zu heiraten, sie würde ihr Leben lang unter dem Gefühl leiden, ihm nicht gerecht zu werden. Virgil merkte das immer deutlicher an Kathleen. Es war ihm nicht entgangen, dass sie ihren Körper verbarg, wenn sie sich im Schlafzimmer anzogen. Sie war dem Altern in die Fänge geraten, wie sie beide wussten. Ihre Hüften, ihre Taille, ihr Gesicht, alles wurde breiter. Aber das interessierte Virgil kein bisschen. Übel nahm er ihr dagegen, dass sie seinen Körper mit Neid und Verachtung betrachtete.“

Diese Passage sagt so viel aus über die Beziehung von Kathleen und Virgil, dass ich sie Euch nicht vorenthalten wollte. Was hat dieser Mann nur für ein Frauenbild?! Eindeutig haben wir es hier nicht mit einem Feministen zu tun! Grausig, was für Ehen zu dieser Zeit geführt wurden, die ja gar nicht mal so weit zurückliegt.

Immer wieder gibt es Rückblenden in die Vergangenheit und so denkt Kathleen an ihre Zeit in Newark zurück, mit dem Ergebnis, dass es ihr heute in Pawtucket besser geht. Sie schmiedet den Plan, mal etwas Schwung in ihre Ehe zu bringen und setzt ihn prompt in die Tat um:

„Eines Nachmittags zog Kathleen aus Spaß ihren Regenmantel über das Nachthemd und betrachtete sich im Spiegel. Sie musste lachen und dachte, dass sie tatsächlich wie eine dieser Verrückten aussah. Emma Bovary in Pawtucket. Bertha Mason. Gab es in der Literatur überhaupt eine Frau, überlegte sie, die nicht krank oder wahnsinnig war, zerzauste ihre Haare, verschmierte ihren Lippenstift, und begeistert über ihre Maskerade verließ sie das Haus, überquerte die Exchange Street Bridge und ging zum Büro der Manifest Insurance Company.“

Letztendlich stieß das ganze Unterfangen auf wenig Begeisterung seitens Virgils:

„Liebe mich“, rief sie und brach in Lachen aus. Virgil sprang wie von der Tarantel gestochen von seinem Stuhl auf.
„Kathy, was zum Teufel!“ sagte er. „Du bist doch nicht etwa in diesem Aufzug hierhergekommen?“

Herrlich, was Kathleen mit ihrem „Auftritt“ für einen Mut bewies! Trotz der ganzen Stringenz und Härte der Eheführung im Amerika der Sechziger, liebe ich einfach, wie die Autorin ihre Figur immer wieder ausbrechen lässt, sie lässt sie auf ihre Bedürfnisse achten, sei es sexuell, als Frau, oder einfach als Mensch. Der Pool ist für mich das Sinnbild der Selbstermächtigung. Brauchen wir nicht alle manchmal einen Pool, der uns einen Moment Ruhe und Schwerelosigkeit von den Strapazen unseres Lebens beschert?! Ich auf jeden Fall - für mich sind „Mein Pool“ die Bücher, das Lesen, die Literatur, aber auch Sport (Laufen) und hoffentlich auch bald wieder das Klavierspielen. Wohin entflieht Ihr Euch, wenn Euch das Leben gerade zu viel wird?! Auch eher eskapistisch per Gedankenflucht in die Literatur oder ganz anders?!

Zwar hätte ich mir allgemein mehr psychologische Tiefe gewünscht für „Es geht mir gut“ und ein Psychogramm der Figuren Kathleen und Virgil, aber ich mochte den thematischen Ansatz, den Jessica Anthony hier verfolgt. Mit Eskapismus erweckt man als Autor*in stets mein Interesse, dafür habe ich es gerne gelesen - was Sprache und die Umsetzung angeht, gibt es definitiv Luft nach oben. Ich würde wieder ein Buch von der Autorin lesen, sofern es mich thematisch anspricht. Macht Euch bitte Euer eigenes Bild von „Es geht mir gut“. Es bietet auf jeden Fall reichlich Diskussionsstoff, daher wäre es auch ein gutes Buch für Buchclubs!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere