Die Farben der Musik
Der Roman Der Klang von Feuerblau von Johanna Gerhard erzählt die Geschichte von Katherine Camino. Die junge Frau arbeitet als Sekretärin in einer Musikschule, obwohl sie das Talent hätte, eine sehr gute ...
Der Roman Der Klang von Feuerblau von Johanna Gerhard erzählt die Geschichte von Katherine Camino. Die junge Frau arbeitet als Sekretärin in einer Musikschule, obwohl sie das Talent hätte, eine sehr gute Cembalistin zu werden und damit in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Beide haben die Gabe, Musik in Form von Farben wahrzunehmen und sind damit viel sensibler für Töne als andere Menschen. Das Verhältnis zwischen Tochter und Vater war stets liebevoll bis ein Unfall alles verändert hat und beiden die Liebe zur Musik und zum Cembalo nahm. Durch den Tod von Herrn Camino durchlebt Kit diese schwierige Zeit noch einmal. Kann sie jemals damit abschließen und ihrem Vater vergeben?!
Im Buch heißt es an einer Stelle Eine Geschichte besteht aus so vielen Seiten, wie Personen daran beteiligt sind und das trifft es für mich auf den Punkt. Ich habe teilweise etwas gebraucht, um alle Sichtweisen zu verstehen und nachvollziehen zu können, doch letztlich haben alle ihre Berechtigung und (auch wenn ich definitiv nicht alles gutheiße) kann ich verstehen, warum jeder so gehandelt hat, wie er gehandelt hat. Menschen sind nun einmal nicht perfekt und das ist auch in Ordnung so. Dennoch sollte man sich mit seinem eigenen Hadeln auseinandersetzten und nicht alles ungefragt hinnehmen.
Kit hat sehr lange gebraucht, um mit ihrem Leben wieder klarzukommen und sie konnte das nicht alleine schaffen. Doch es gibt Personen, die einen immer wieder aufbauen und auf den rechten Weg leiten werden, wenn man das selbst zulässt. Die Geschichte beschreibt auch diesen Aspekt auf unaufdringliche und dennoch tiefgehende Weise. Auch wenn der Text komplett aus Kits Perspektive verfasst ist, schafft es die Autorin, dass man auch die anderen Personen versteht.
Auch die Musik kommt in diesem Roman nicht zu kurz: Die Kapitelüberschriften geben jeweils zu einem Ton die zugehörige Farbe an, sodass man mehr über Synästhetiker erfährt und auch im Roman selbst wird man immer wieder mit den Schwierigkeiten diese Gabe konfrontiert. Außerdem werden immer wieder Musikstücke angesprochen, die man sich nebenbei oder auch im Anschluss anhören kann und sich so nochmals in die Situation zurückzuversetzen.
Das Ende ist offen gestaltet, lässt den Leser aber dennoch voller Hoffnung zurück. Ich persönlich finde dieses Ende genau richtig zur Geschichte. Insgesamt ist Der Klang von Feuerblau nichts für jemanden, der eine seichte Lovestory oder einen Unterhaltungsroman sucht. Stattdessen ist die Geschichte tiefgehend und berührt den Leser sehr und bringt ihn zum Nachdenken über das eigene Handeln und die persönliche Einstellung zum Verzeihen und Vergeben. Ich kann es nur empfehlen!
Hier noch zwei meiner Lieblingszitate aus Der Klang von Feuerblau:
"Was denkst du?", fragte ich. "Wie unglaublich stark du bist, diese Erinnerung mit mir zu teilen, obwohl sie so schmerzhaft ist." "Warum fühle ich mich dann so schwach?" "Schwäche zeigen ist ein Zeichen von Stärke"
"Und wie fühlt es sich für dich an, kein Cembalo zu spielen?" [...] "Es tut weh."