Cover-Bild Großer Bruder Zorn
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19,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 400
  • Ersterscheinung: 11.03.2016
  • ISBN: 9783847906018
Johannes Ehrmann

Großer Bruder Zorn

Box-Promoter Aris braucht den Befreiungsschlag gegen die drohende Insolvenz und organisiert einen letzten großen Kampfabend. Jessi vom Netto will ein besseres Leben für ihre kleine Tochter und muss sich ihrer Vergangenheit stellen. Und Serdar aus dem Späti denkt an nichts anderes als an einen Knockout am Freitag.

Eine Woche im Weddinger Kiez, jeder hat seine eigenen Pläne und eine andere Herkunft, aber alle haben dieselbe Heimat. Die Wege der Protagonisten irrlichtern jeden Tag schneller umeinander, bis sie bei der großen Fight Night schließlich aufeinanderprallen.

Ein Plot, der in die Sitze presst, Typen wie das echte Leben, ein unverwechselbarer Sound.

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Veröffentlicht am 30.09.2016

„Großer Bruder Zorn“ : Große Charaktere und viele Emotionen

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Johannes Ehrmann hat mit diesem Werk, das 2016 im Eichhorn- Verlag erschienen ist, den Zahn der Zeit getroffen – leider, muss man sagen. Die Geschichte wirkt wie direkt aus dem Großstadtleben gegriffen. ...

Johannes Ehrmann hat mit diesem Werk, das 2016 im Eichhorn- Verlag erschienen ist, den Zahn der Zeit getroffen – leider, muss man sagen. Die Geschichte wirkt wie direkt aus dem Großstadtleben gegriffen. Schicksale verschiedener Menschen treffen in – zugegeben – ziemlich dramatisch verdichteter Form aufeinander. Dennoch, glaube ich steckt viel Wahrheit in den Gedanken der Charaktere und deren hintergründigen Intensionen ihrer Alltagsbewältigung.
Sei es Jessi, die als allein erziehende Mutter nicht nur mit ihrer Vergangenheit, sondern auch mit dem Spagat zwischen Mutter- und Verkäuferin-Sein zu kämpfen hat, Aris, ein ehemals erfolgreicher Boxer, der getreu seinem Motto niemals aufgibt, egal wie aussichtslos die Lage scheint oder Serdar, ein junger Mann, der gefangen zwischen Elternhaus und Verantwortungsübernahme alles auf eine Karte setzt… - allen gemeinsam ist ein unbeugsamer Wille die Hürden des Lebens irgendwie zu meistern und es dabei nicht all zu sehr aufs Spiel zu setzen. Wie es letztendlich ausgeht bleibt auch am Ende für viele Charaktere offen – eben wie in der Realität: Das Leben geht weiter! Wie, kann man sich vorstellen bzw. für Jessi und Aris insbesondere, nur hoffen…
Einzig die Figur des so genannten Flaschenfascho blieb mir bis zuletzt unsympathisch und ist für mich überflüssig in diesem Roman. Er scheint ein verwirrter alter Kriegsveteran zu sein, der an der „guten alten Zeit“ hängt, die ihn jedoch offenbar sehr geschädigt hat. Ich kann nicht genau sagen warum, aber ich habe keinen Zugang zu diesem Charakter gefunden.
Sprachlich lebt das Buch von zum Teil fragmenthaften Sätzen, die für einige Leser sicher gewöhnungsbedürftig sind, jedoch die Zerissenheit und die einströmenden Gedanken der Charaktere nicht besser ausdrücken könnten. Dennoch bleibt alles gut nachvollziehbar, die Verständlichkeit leidet unter diesem Stil nicht – im Gegenteil man gewöhnt sich sehr schnell daran. Ich finde dadurch nimmt die Geschichte auch an vielen Stellen richtig Fahrt und Geschwindigkeit auf, obwohl kaum etwas wirklich passiert in der Handlung.
Besonders lebendig wird die Geschichte erst durch das Eindringen des Lesers in die ganz persönlichen Empfindungen der verschiedenen Protagonisten und deren Sicht auf die Dinge.
Insgesamt bildet der Roman sehr lebhaft, aber dennoch mit viel Einblick in die Innenwelt der Protagonisten, das Leben der Unterschicht ab. Egal wie sehr man selbst vom Thema betroffen ist, meines Erachtens lohnt sich das Lesen dieses Werks auf jeden Fall und bietet interessante Einblicke und viele „Aha“- und „Oha“-Effekte.

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Veröffentlicht am 28.09.2016

Großer Bruder Zorn

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Eine Millieustudio in einem der ärmlicheren Viertels Berlin. Der Autor Johannes Ehrmann versteht es fabelhaft, den Leser für eine Woche lang durch Berlin Weddinn zu führen, uns Leuten näherzubringen, die ...

Eine Millieustudio in einem der ärmlicheren Viertels Berlin. Der Autor Johannes Ehrmann versteht es fabelhaft, den Leser für eine Woche lang durch Berlin Weddinn zu führen, uns Leuten näherzubringen, die am Rande der Gesellschaft ihr Leben fristen und doch noch einem Traum nachjagen, dem Traum, dass es eines Tages doch noch besser werden kann. Wir lernen hierbei Aris kennen, er ist total verschuldet, ohne Arbeit. Doch er möchte es am Wochenende nochmals versuchen, als Promotor will er einen großen Boxkampf aufziehen,nochmals die große Kohle machen und dann die Schulden loswerden. Serdan jobbt in der Kneipe seines Stiefvaters. Er möchte für Aris antreten, er möchte der Star werden. Zuhause wartet nur seine schwangere Freundin auf ihn. Jessi sitzt an der Kasse beim Netto, alleinerziehende Mutter, der Freund war brutal, hatte sie bedroht, sitzt nun ein. Sie hat sich in Aris verguckt, sie möchte einmal glückjlich sein, eine Familie sein. Flaschenfascho sammelt Leergut, zieht mit seinem Wägelchen durch den Park, kauft sich vom Pfand wieder Alkohol, der ewige Kreislauf. Er träumt noch immer von seiner Zeit in der DDR, wo er beim Grenzschutz war. Und der Juwelier Hönow, der von den Rockern ausgeraubt wird und nun im Untergrund sitzt und auf Rache schwört. All diese Figuren mit allen Ängsten und Nöten begleiten wir eine Woche durch ihr Leben.Der Autor versteht es, uns die Sprache und das Leben dieser Leute so nahe zu bringen, dass man schon selbst glaubt, mit am Bellermannplatz zu sein. Selten habe ich durch ein Buch so tief in die Seele der Menschen blicken können, all ihre Sorgen und Nöte kennengelernt. Das Ende des Buches ist keinSieg, nein, denn bekanntlich kommt ,man aus diesem Millieu fast nicht mehr heraus. Gut geschrieben, gut erklärt. Mir waren die 395 Seiten des Buches viel zu kurz, denn sehr gerne hätte ich noch weitergelesen. Ein Buch, das ich nur weiterempfehlen kann. Besonders auch als Geschenk geeignet. Denn erst wenn man das Buch aus gelesen hat, merkt man, wie gut es uns allen geht.

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Veröffentlicht am 26.09.2016

Mal was anderes als das übliche Hollywoodgewäsch...

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Der sozialkritische Roman „Großer Bruder Zorn“ von Johannes Ehrmann, erschienen 2016 im eichborn Verlag, spielt im Berliner Stadtteil Wedding. Dort wird ein 5-Tage-Zeitraum beschrieben, in dem die Hauptdarsteller ...

Der sozialkritische Roman „Großer Bruder Zorn“ von Johannes Ehrmann, erschienen 2016 im eichborn Verlag, spielt im Berliner Stadtteil Wedding. Dort wird ein 5-Tage-Zeitraum beschrieben, in dem die Hauptdarsteller auf einen Boxkampf hinfiebern, wenn auch aus ganz unterschiedlicher Motivation. Da ist zum einen Aris, einstmals ein großer Boxer, der aufgrund drohender Insolvenz diesen großen Boxkampf ausrichtet. Serdar, der den großen Coup beim Boxkampf landen möchte. Jessi, die im Supermarkt arbeitet und mit Aris anbandelt. Der Flaschenfascho und Heinz Hönow, die ihre eigenen wirren Pläne haben. Außerdem gibt es noch eine Rockerbande, die eine nicht unwesentliche Rolle spielt...

Das Buch arbeitet mit stetig wachsender Spannung auf den Höhepunkt – die sogenannte „Fightnight“ - hin, welche in einem großen Knall endet. Anfangs ungewohnt sind die fehlenden Redezeichen bei der wörtlichen Rede. Aber nach kurzer Zeit ist dies kein Problem mehr. Die recht kurzen Kapitel, die jeweils aus der Sicht des Charakters, um den es gerade geht, geschrieben sind, ergeben mit der Zeit ein umfassendes Bild der Situation. Erst fand ich es recht schwierig, mich in die verschiedenen Personen hineinzudenken, da diese Abschnitte immer recht kurz sind. Jessi – die meiner Meinung nach normalste Figur – stellte sich für mich sehr schnell sehr klar dar, vielleicht liegt das aber auch daran, dass es der einzige weibliche Charakter ist. Durch die jeweiligen Sichtweisen bekommt man ein schönes Bild verschiedener Situationen aus verschiedenen Perspektiven, was einen auch selbst wieder darüber nachdenken lässt, wie Missverständnisse entstehen können. Die Charaktere, die in dem schwierigen sozialen Milieu in Wedding leben, scheinen aussichtslos in ihrem Umfeld gefangen, ein Ausbruch schier unmöglich. Sind wir nicht alle gefangen in unserer Welt? Können und wollen wir wirklich da raus, wo wir uns auskennen? In einem bürgerlichen Umfeld kein großes Problem, im Wedding ist es eins. Belastet mit ihrer Vergangenheit und zum Teil in Träumen verhaftet, bleibt das Ende für die Charaktere ziemlich offen. Aber wie könnte es auch sein, dass für so viele Personen ausgerechnet eine Nacht die Lösung aller Probleme sein sollte? Was mir irgendwie fehlt, ist der Bezug zum Titel, denn „Zorn“ ist nur durch die Blume spürbar, Resignation wäre treffender.

Zunächst hatte ich den Eindruck, dass das Buch sicher anstrengend zu lesen ist, aber dies war nur die ersten etwa 50 Seiten der Fall, danach fesselt es einen, auch herzhaft lachen konnte ich einige Male. Wer gerne „Eitel, Keitel, Sonnenschein“ mag, der sollte diesen Roman nicht lesen, denn ein Happy-End gibt es nicht wirklich, alles bleibt offen. Wer dagegen auch mal etwas anderes, vielleicht auch sozialkritisches, lesen möchte, ist hier eindeutig richtig. Es rüttelt einen wieder mal etwas wach, man merkt, wie gut es einem selbst geht und dass man mit Vorurteilen vorsichtig umgehen sollte. Es gibt keine gleichen Chancen im Leben. Das zeigt dieses Buch. Für mich ein interessantes literarisches Werk von einem vielversprechenden neuen deutschen Autor.

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Veröffentlicht am 26.09.2016

Ungewöhnlicher Berlin-Roman

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"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ungewöhnlich: Die Sprache, die Protagonisten. So etwas habe ich bisher noch nie gelesen - und es hat mir gefallen.

Aufgrund der ungewöhnlichen Sprache macht ...


"Großer Bruder Zorn" von Johannes Ehrmann ist ungewöhnlich: Die Sprache, die Protagonisten. So etwas habe ich bisher noch nie gelesen - und es hat mir gefallen.

Aufgrund der ungewöhnlichen Sprache macht es Sinn, einen Blick in die Leseprobe zu werfen, um herauszufinden, ob diese doch gewöhnungsbedürftige Erzählweise für einen das richtige ist. Die Sprache hat ihre eigene Melodie - schwer das zu beschreiben. Es hört sich aber für mich aber nicht an wie die bekannte Klischee-Berliner-Schnauze. Bei der wörtlichen Rede wird auf Anführungszeichen verzichtet. Das ist alles gewöhnungsbedürftig und ich brauchte einige Zeit, mich einzulesen. Trotzdem hat die Sprache von Beginn an einen Reiz auf mich ausgeübt und das Buch zu etwas besonderem gemacht.

Rund um den fiktiven Bellermann-Platz im realen Berlin-Wedding begleitet der Leser die sehr unterschiedlichen Charaktere durch ihre Woche. Deren Geschichten werden im Wechsel jeweils in kurzen Kapiteln erzählt. Diese häufigen Perspektivwechsel führen dazu, dass sich eine gewisse Spannung aufbaut - irgendetwas wird am Ende der Geschichte passieren.

Über Authentizität und Realitätsbezug kann ich leider nichts sagen - ich finde die Charaktere extrem, teilweise vielleicht überspitzt, aber doch glaubwürdig. Ohne Berlin-Wedding persönlich zu kennen, konnte ich mich gut in die Personen, die Geschichte und den Handlungsort hineinversetzen.

Ein ungewöhnlicher Berlin-Roman - fernab von Szene-Vierteln, Start Ups und Hipstern. Definitiv lesenswert!

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Veröffentlicht am 26.09.2016

Großer Bruder Zorn

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Erstmal möchte ich sagen, das ich dieses Buch sehr unterhaltsam fand. Das Ende ist leider für mich ziemlich offen geblieben und wirft auch viele Fragen auf.
Dennoch war es spannend den Alltag verschiedener ...

Erstmal möchte ich sagen, das ich dieses Buch sehr unterhaltsam fand. Das Ende ist leider für mich ziemlich offen geblieben und wirft auch viele Fragen auf.
Dennoch war es spannend den Alltag verschiedener Persönlichkeiten aus Berlin Wedding mit erleben zu dürfen.
Das einzige was, mir nicht so gefallen hat war der Schreibstil. Damit konnte ich mich nur sehr schwer anfreunden, andererseits wirkt das Buch dadurch authentischer.
Auf jeden Fall würde ich es weiter empfehlen.

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