Cover-Bild Unterleuten
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13,00
inkl. MwSt
  • Verlag: btb
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 656
  • Ersterscheinung: 11.09.2017
  • ISBN: 9783442715732
Juli Zeh

Unterleuten

Roman
Der große Gesellschaftsroman von Juli Zeh

Wer nur einen flüchtigen Blick auf das Dorf in Brandenburg wirft, ist bezaubert von den altertümlichen Namen der Nachbargemeinden, von den schrulligen Originalen, die den Ort nach der Wende prägen, von der unberührten Natur mit den seltenen Vogelarten. Doch hinter den Fassaden der kleinen Häuser brechen alte Streitigkeiten wieder auf. Und obwohl niemand etwas Böses will, geschieht Schreckliches.

Mit „Unterleuten“ hat Juli Zeh einen großen Gesellschaftsroman über die wichtigen Fragen unserer Zeit geschrieben, der sich hochspannend wie ein Thriller liest. Gibt es im 21. Jahrhundert noch eine Moral jenseits des Eigeninteresses? Woran glauben wir? Und wie kommt es, dass immer alle nur das Beste wollen, und am Ende trotzdem Schreckliches passiert?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.01.2018

Intelligent erzählte Demontage einer Dorfgemeinschaft

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Taschenbuch: 643 Seiten
Verlag: btb Verlag (11. September 2017)
ISBN-13: 978-3442715732
Preis: 12,00€
auch als Hardcover, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Intelligent erzählte Demontage einer Dorfgemeinschaft

Inhalt:
Unterleuten, ...

Taschenbuch: 643 Seiten
Verlag: btb Verlag (11. September 2017)
ISBN-13: 978-3442715732
Preis: 12,00€
auch als Hardcover, als E-Book und als Hörbuch erhältlich

Intelligent erzählte Demontage einer Dorfgemeinschaft

Inhalt:
Unterleuten, ein kleines, fiktives Dorf in Brandenburg, Sommer 2010. Die Vento Direct will einen kleinen Windpark in Unterleuten bauen. Je nach Grundbesitz und sonstigen Eigeninteressen sind die Dorfbewohner dafür oder dagegen. Es wird paktiert und gemauschelt, alte Rechnungen kommen auf den Tisch. Kann das idyllisch gelegene Dorf die Querelen überstehen?

Meine Meinung:
Mit „Unterleuten“ ist Juli Zeh ein großartiger Gesellschaftsroman gelungen. Trotz der hohen Seitenzahl ist das Buch gut zu lesen, da es in „mundgerechte Häppchen“ eingeteilt ist. Sechs große Teile sind untergliedert in kürzere Kapitel, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden. So lernt man die wichtigsten Einwohner Unterleutens kennen. Durch den Perspektivwechsel wird auch meist sofort klar, dass das Bild, das jeder vom anderen hat, nicht der Realität entspricht. Man lebt schon lange unter falschen Voraussetzungen zusammen, bekriegt sich, obwohl nicht immer ein Grund dafür vorliegt, nur aufgrund eines Gerüchts oder einer falschen Annahme.

Vor allem die erst kürzlich Zugezogenen tun sich schwer, die Strukturen der Dorfgemeinschaft zu durchschauen. Teils wollen sie sich anpassen und schlagen sich auf eine Seite, ohne die Folgen abschätzen zu können. Teils verfolgen sie eigene Interessen und bringen damit alles aus dem labilen Gleichgewicht.

Juli Zeh hat die unterschiedlichsten Charaktere „erfunden“, und doch wirken sie sehr authentisch. Das kleine Dorf erwacht vor dem inneren Auge des Lesers zum Leben, und wer auf dem Dorf großgeworden ist, weiß, dass es dort genau so zugehen kann, wie die Autorin es beschreibt. Jeder kennt jeden, oft besser als sich selbst, auch wenn die Hälfte davon erfunden ist.

Gerade bei der Entwicklung ihrer Figuren beweist Juli Zeh sehr viel Feingefühl. Die verschiedenen Eigenschaften, die Interaktionen, die sozialen Abhängigkeiten werden extrem detailliert unter die Lupe genommen. Vor allem wie man sein Gegenüber manipulieren kann, ist ein wiederkehrendes Thema. Durch eine der Protagonist*innen, die als Pferdeflüsterin arbeitet, wird immer wieder aufgezeigt, was Handlungen bewirken. Sie nimmt ihr Wissen aus dem Ratgeber „Dein Erfolg“ eines gewissen Manfred Gortz. Diesen Ratgeber gibt es auch tatsächlich, geschrieben von Juli Zeh unter dem Pseudonym Manfred Gortz. Auch eine Homepage von Unterleuten gibt es sowie eine Seite des Unterleutner Vogelschutzbundes, der im Roman eine Rolle spielt. So verschwimmen die Grenzen zwischen Fiktion und Realität.

Fazit:
„Unterleuten“ ist ein intelligenter Gesellschaftsroman, großartig konstruiert und fesselnd erzählt. Die Handlung ist logisch durchdacht und vielschichtig. Dabei kann man kaum vorhersehen, wie sich alles entwickelt. Ich habe mich köstlich amüsiert und war von Anfang bis Ende mit Spannung dabei.

★★★★★

Ich bedanke mich beim btb Verlag und dem Bloggerportal ganz herzlich für das Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise zugeschickt wurde.

Veröffentlicht am 22.07.2017

Willkommen in Unterleuten!

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In dem Gesellschaftsroman „Unterleuten“, von Juli Zeh, geht es um das fiktive Dorf Unterleuten und seine Bewohner. Es werden im Laufe des Romans elf Parteien vorgestellt, die aus ihrer jeweiligen Perspektive ...

In dem Gesellschaftsroman „Unterleuten“, von Juli Zeh, geht es um das fiktive Dorf Unterleuten und seine Bewohner. Es werden im Laufe des Romans elf Parteien vorgestellt, die aus ihrer jeweiligen Perspektive über den geplanten Bau eines Windparks berichten. Dabei kommen verschiedene Konflikte aus der Vergangenheit ans Licht, die nun in der Gegenwart zu eskalieren drohen.
Juli Zeh wurde 1974 in Bonn geboren und studierte Europa- und Völkerrecht. Sie engagiert sich politisch und wirkte bei verschiedenen offenen Briefen mit. Als Beispiel kann man hier einen offenen Brief an die Kanzlerin vom 15.Mai 2014 nennen, indem es um den NSA Abhörskandal geht. Juli Zeh wurde, durch ihr Interesse an der Frage nach der Entstehung von Verbrechen, zu diesem Roman inspiriert. Die Geschehnisse in Unterleuten spiegeln dabei dem Umstand wieder, dass kein Mensch etwas Böses will, aber oft trotzdem schlimme Dinge passieren. Dabei versteht es Juli Zeh, durch ein scheinbar unspektakuläres Dorf, ein spannendes Leseerlebnis zu schaffen. Diese Unscheinbarkeit transportiert auch der fast harmlos wirkende Anfang des Romans, der sich rasant zuspitzt und schnell durchblicken lässt, dass der Schein oft trügt. Es ist als entdecke man ein reales Dorf und der Leser wird förmlich in die fiktive Welt eingesogen. Fiktion und Realität scheinen zu verschwimmen, nicht zuletzt wegen der liebevoll gestalteten Webseiten die Unterleuten so real werden lassen . Man hat das Gefühl ein neu zugezogener Bewohner in Unterleuten zu sein, der die ganzen Geschehnisse von seinen Nachbarn erzählt bekommt. Genau wie ein neuer Nachbar, weiß der Leser nicht wem man glauben oder vertrauen soll. Mehr als einmal ändert sich, für wen man Sympathie und für wen man Abneigung empfindet, was wohl der ausführlichen Beschreibung des Innenlebens der einzelnen Bewohner geschuldet ist. Durch diese Beschreibung wird die Gesellschaftskritik auch gut transportiert, da jede Figur eine eigene Meinung zu der Welt hat und diese deutlich vertritt. Kritisiert wird hierbei, dass die Menschen verlernt haben miteinander zu reden und sich nur noch für den Klatsch und Tratsch interessieren, der ihnen von anderen erzählt wird. Des Weiteren geht es, laut Juli Zeh, um einen Kampf der Kulturen. Dieser findet zwischen Leuten aus der Stadt und den Bewohnern im Dorf statt. Unterleuten verkörpert dabei diesen Kampf deutlich. In Unterleuten leben sowohl Menschen aus der Stadt, als auch Menschen die schon immer in Unterleuten gelebt haben. Deren unterschiedlichen Weltansichten treffen mehr als einmal aufeinander und das gegenseitige Unverständnis wird durch die Perspektiven stark verdeutlicht. Trotz dieser vielen unterschiedlichen Perspektiven hat man nie das Gefühl, dass die Geschichte nicht vorangeht. Jedes Kapitel ist gut mit den anderen verknüpft, obwohl immer andere Personen ihre Sicht zu den Geschehnissen aus der Vergangenheit und Gegenwart darstellen. Kritik könnte man an der etwas langen Einführung der Personen äußern welches den kompletten ersten Teil von sechs einnimmt. Obwohl diese etwas langatmig ist, ist sie meiner Meinung nach nötig für den Verlauf und nicht unüberlegt so gestaltet. Wie anfangs erwähnt führt sie zu einem zunächst harmlosen Bild des Dorfes, indem man nur einige Reibereien von Nachbarn vermutet die überall vorkommen. Das dieser Eindruck trügt wird jedoch schnell klar und den Leser erwartet ein überraschendes, aber sehr spannendes Ende.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Unterleuten ein empfehlenswerter und faszinierender Gesellschaftsroman ist, der zeigt, dass der erste Eindruck trügt. „Unterleuten“ hat sich daher einen schönen Platz in meinem Bücherregal gesichert.

Veröffentlicht am 19.10.2018

Ein toller Roman, bei dem man auch mal schmunzeln muss

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Unterleuten habe ich in einem Seminar an der Uni kennen und lieben gelernt. Dabei gefällt mir der Schreibstil von Juli Zeh sehr gut, denn das Buch lässt sich einfach lesen. Dabei muss man auch an der ein ...

Unterleuten habe ich in einem Seminar an der Uni kennen und lieben gelernt. Dabei gefällt mir der Schreibstil von Juli Zeh sehr gut, denn das Buch lässt sich einfach lesen. Dabei muss man auch an der ein oder anderen Stelle auch mal schmunzeln.

Unterleuten wird so beschrieben, wie man sich als Städter ein kleines Dorf vorstellen könnte. Mit all seinen Intrigen und Gerüchten, die sich wie ein Lauffeuer verbreiten und somit die Geschichte ins Rollen bringt. Interessant ist auch, dass die Figuren teilweise mit Tieren verglichen werden oder eine starke Motivik dieser aufweisen, was das ganze grotesk darstellen lässt. Juli Zeh lässt einige Kapitel auch offen enden, was dazu einlädt, das Buch weiterzulesen.

Ich kann das Buch wirklich nur empfehlen, wenn man sich mal in ein kleines Dorf träumen möchte, das sich in diverse Geschichten hineinsteigert.

Veröffentlicht am 21.08.2022

Ein Dorf mit Geschichte

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Auch wenn dieser Roman 600 Seiten hat, lässt er sich wirklich schnell lesen. Lasst euch also nicht von der Länge abschrecken :) (SPOILER).
Das fand ich gut:
Neben einem Inhaltsverzeichnis (die ich ja liebe ...

Auch wenn dieser Roman 600 Seiten hat, lässt er sich wirklich schnell lesen. Lasst euch also nicht von der Länge abschrecken :) (SPOILER).
Das fand ich gut:
Neben einem Inhaltsverzeichnis (die ich ja liebe :)) gibt es auch einen Personenverzeichnis und das ist auch gut, denn grade am Anfang musste ich öfters nachschlagen, um wem es sich jetzt handelt. Genauso schön fand ich den Stadtplan, in dem ich auch öfters nochmal nachgeschaut habe, wo welches Haus liegt und wer von wem Nachbar ist.
Die Kapitel werden je aus der Sicht eines Protagonisten erzählt. Dabei sind an den passenden Stellen Cliffhanger. Die Personen, die wir kennenlernen, sind völlig unterschiedlich, Alteingesessene und Neuzugezogene. Wir platzen in ein Dorf mit Geschichte ein und sind nicht nur mit aktuellen Geschehnissen konfrontiert, sondern auch mit Geschichten, die das Dorf seit Jahren in sich trägt.

Das fand ich nicht so gut:
Das Ende fand ich blöd, weil da etwas neues eingebunden wurde, was scheinbar eine tragende Rolle hatte, aber im Roman selbst nicht vor kam.

Fazit: Es wird in diesem Roman sehr schon klar, wie oft sich Dinge über Jahre festsetzen, die gar nicht so sind oder man gar nicht mehr weiß, warum sie so sind. Gleichzeitig wird auch klar, dass Menschen nach außen hin etwas anderes vertreten, als wie sie im Endeffekt denken. Bis aufs Ende und eine Wiederholung fand ich den Roman gut.

Behalten oder weg? Darf definitiv bleiben :)

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Veröffentlicht am 10.01.2021

Mikroskopischer Blick auf dörfische Strukturen

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Nach außen scheint das Dorf ruhig und beschaulich, doch die Dorfgemeinschaft wurde durch ihre Geschichte und Politik bereits vor langer Zeit in Bewegung gesetzt, zieht Strippen, streitet offen und hinter ...

Nach außen scheint das Dorf ruhig und beschaulich, doch die Dorfgemeinschaft wurde durch ihre Geschichte und Politik bereits vor langer Zeit in Bewegung gesetzt, zieht Strippen, streitet offen und hinter verschlossenen Türen, besinnt sich auf alte Banden, knüpft neue Kontakte, manipuliert, sabotiert und prügelt wüst aufeinander ein – alles unter dem Deckmäntelchen, das Beste für das Dorf erreichen zu wollen. Mitten drin ein paar Zugezogenen mit ihren ganz eigenen Problemen und Zielen und dem Gefühl, den Punkt erreicht zu haben, an dem man im Dorf endlich mitmischen kann.

Nach gut 150 Seiten zündet die Autorin eine Lunte, die ganz nach ihrem Plan abbrennt. Die Planung der Landesregierung, eine Windkraftanlage in Unterleuten zu platzieren. teilt das Dorf in Gegner und Befürworter. Die teils jahrzehntelangen schwelenden Konflikte beginnen wieder aufzulodern und steigern sich zu einem martialischem Flächenbrand.

Das Buch lebt von dem Blick hinter die Kulissen, es seziert die Beziehungen bis tief in die Vergangenheit und räumt jedem Protagonisten viel Raum und Zeit zum Denken und Fühlen vor dem eigentlichen Handeln ein. Ein Buch, das mich auf der einen Seite fasziniert, auf der anderen unbeteiligt lässt.

Seite um Seite werden die Dorfbewohner entblättert und ihr Inneres vor dem Leser ausgebreitet. Dies entbehrt nicht einer gewissen Spannung, gleichzeitig benötigt man auch Geduld und Konzentration. Es zieht sich, bis ich die Vielzahl der Protagonisten erst einmal kennengelernt, ihren Tag- und Nachtträumen beigewohnt habe und den sich im Alltag spiegelnden Abgründe gewahr geworden bin.

Leider gelingt es der Autorin nicht, mich emotional zu beteiligen. Mir fehlen Identifikationsfiguren, es scheint nur Macher oder Opfer zu geben und jede Entwicklung in diesem Spektrum wandelt sich zu einem Extrem. Weder Dörfler noch Zugezogenen bieten mir einen Platz an, an dem ich mich einrichten möchte.

Ich fühle mich wie ein unbeteiligter Zaungast bei einem Faustkampf, dessen Choreographie einem Plan folgt. Die Anfeuerungsrufen und wüsten Beschimpfungen der Umstehenden gellen in meinen Ohren, aber der Ausgang bleibt mir völlig egal.

Die Technik der Autorin, jede Szene unter einem Vergrößerungsglas zu betrachten, ist auf der einen Seite interessant und ungewöhnlich - auf Dauer aber auch anstrengend und langatmig. Ich fühle mich durch die detaillierte und Zeit verzögerten Beobachtungen gezwungen, die Bahn jedes einzelnen Schweißtropfens oder Speichelfadens dieses Kampfes zu verfolgen. Manches Mal hätte ich mir weniger Details, weniger Verknüpfungen und weniger innere Landkarten gewünscht und dafür mehr Handlung und mehr Freiraum eigene Gedanken spinnen zu dürfen.

Fazit: Die Geschichte folgt einem genialem Plan, der nichts dem Zufall überlässt, aber auch leider kaum Platz für emotionale Beteiligung lässt. Jeder Gedanke wird mir abgenommen, weil die Autorin bereits festgelegt hat, was ich zu denken habe.

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