Cover-Bild Dein fremdes Herz
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14,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 336
  • Ersterscheinung: 29.03.2019
  • ISBN: 9783404177523
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Kati Seck

Dein fremdes Herz

Roman

Seit ihr Vater Hannes sie und ihre Mutter vor Jahren Hals über Kopf verlassen hat, lässt Nela nur wenige, ausgewählte Menschen in ihre überschaubare Welt. Doch dann bekommt sie ein Paket mit Briefen an ihren Vater, die dessen zweite Ehefrau Ellen kurz vor Hannes‘ Tod an ihn geschrieben hat. Durch sie erfährt Nela, dass das Herz ihres Vaters vor 15 Jahren an einen Teenager gespendet wurde.
Die Briefe stellen Nelas Leben auf den Kopf. Vor allem lässt sie der Gedanke an den Jungen, dem Hannes‘ Herz gespendet wurde, nicht los. Sie will herausfinden, wer er ist, und beginnt ihre Suche an der Ostseeküste, nicht ahnend, dass diese Reise ihr Leben verändern wird.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2019

Emotionale Geschichte mit einem wunderschönen Schreibstil

1

"Dein fremdes Herz" erzählt die Geschichte von Nela, deren Vater sie verlassen hat, als sie ein Kind war und den sie danach nie wieder gesehen hat, bevor er gestorben ist. Diese Vorkommnisse belasten sie ...

"Dein fremdes Herz" erzählt die Geschichte von Nela, deren Vater sie verlassen hat, als sie ein Kind war und den sie danach nie wieder gesehen hat, bevor er gestorben ist. Diese Vorkommnisse belasten sie auch jetzt noch und deshalb empfindet sie sehr gemischte Gefühle, als sie Briefe erhält, die die neue Partnerin ihres Vaters ihr geschickt hat - mit der Bitte, den Mann aufzusuchen, der sein Herz erhalten hat.

Ich kenne bereits zwei Bücher der Autorin aus anderen Genres und bei beiden hat mir vor allem der wunderschöne Schreibstil gefallen, was auch bei "Dein fremdes Herz" der Fall war. Er ist beinahe poetisch und voller Metaphern, die äußerst bildgewaltig sind. Sehr gut gefallen hat mir, dass die Briefe, die Ellen an Hannes geschrieben hat, sprachlich anders sind als der Rest der Erzählung, da es anders nicht realistisch gewesen wäre. Die Briefe waren für mich auch klar das Highlight des Buches. Die Geschichte von Ellen und Hannes ist unglaublich emotional, aber auch tragisch und teilweise herzzerreißend; zudem stecken viele Gedanken über Liebe und das Leben an sich in diesen Worten.

Das Thema 'Organspende' spielt für die Handlung eine entscheidende Rolle, da Nela ja auf den Mann trifft, der vermutlich das Herz ihres Vaters bekommen hat, und mir hat sehr gut gefallen, wie Seck mit diesem Thema umgegangen ist. Der Fokus liegt darauf, wie sich alles sowohl auf die Familie des Spenders als auch den Empfänger und dessen Angehörige auswirkt und ich fand sehr gut, dass hier nichts beschönigt wurde. Wenn man selbst keine Erfahrung mit dem Thema hat, ist es leicht zu denken, dass eine Organspende eine Erlösung und absolut positiv ist, doch die Autorin zeigt hier auf, dass dies keineswegs der Fall ist und auch negative oder sogar ambivalente Reaktionen normal sind - ganz zu schweigen davon, dass es nach wie vor gesundheitliche Probleme und Risiken geben wird. Dadurch regt die Erzählung zum Nachdenken an und die Gefühle aller beteiligten Personen sind sehr komplex, weshalb es leicht ist, sich in sie hineinzuversetzen.

Ich fand die Geschichte teilweise vorhersehbar, insbesondere in Bezug auf die Enthüllungen über die Vergangenheit von Nelas Vater, doch die Reaktion der Protagonistin darauf war dennoch aufwühlend und es wurde offensichtlich, wie sehr die Vorkommnisse sie geprägt haben. Aus diesem Grund war es schön zu sehen, wie sie sich im Lauf des Buches weiter entwickelt und dass sie langsam angefangen hat, alles zu verarbeiten. Es gab auch eine Liebesgeschichte, die ich sehr gut fand, doch sie trat für mich klar hinter die anderen Handlungsstränge zurück. Allerdings passen die beiden auf jeden Fall zusammen und ich fand gut, dass sie sich gefunden haben, auch wenn das Ende irgendwie bittersüß ist.

Zu kritisieren habe ich, wie Nela mit einem gewissen Geheimnis umgegangen ist, das meiner Meinung nach viel früher hätte thematisiert werden sollen; die Dramatik, mit der es schließlich enthüllt wurde, wäre für mich nicht nötig gewesen und ich hatte auch den Eindruck, dass im letzten Drittel zu viel zu schnell passiert ist, insbesondere, da die ersten beiden Drittel vergleichsweise gemächlich und trotz aller Emotionalität ruhig waren. Am Ende hätte ich außerdem gerne noch weitere Details bekommen, doch davon abgesehen hat der Epilog mir gefallen und er war ein gelungener Abschluss.

Bei der Bewertung habe ich mich für vier Sterne entschieden. Die komplexen Gefühle der Charaktere wurden realistisch dargestellt und der Umgang mit dem Thema Organspende war angemessen sensibel, ganz zu schweigen davon, dass ich die Geschichte emotional und den Schreibstil toll fand.

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Veröffentlicht am 30.03.2019

Poetisch, tiefgründig und echt, aber nicht ganz rund

1

Die Ostsee – auch wenn ich noch nie dort oben an der Küste war, verkörpert sie für mich gleichzeitig Freiheit, aber auch irgendwie Schwermut. Weil eigentlich nur die trüben Tage sind, wenn sie in den Nachrichten ...

Die Ostsee – auch wenn ich noch nie dort oben an der Küste war, verkörpert sie für mich gleichzeitig Freiheit, aber auch irgendwie Schwermut. Weil eigentlich nur die trüben Tage sind, wenn sie in den Nachrichten ist, weil man immer dann von ihr spricht, wenn sie von schweren Unwettern und Stürmen heimgesucht wird. Und weil sie an allen anderen Tagen als so unbescholten und friedlich gilt, dass sie manchmal ganz aus dem öffentlichen Interesse verschwindet.
Auch aus Nelas Interesse und ihrem Herzen ist eines der wohl schönsten Gebiete auf deutschem Boden verschwunden, obwohl sie im hohen Nordosten aufgewachsen ist und das Meer mit all seiner Wild- und Freiheit einst sehr geliebt hat. Dieser Umstand hat einen schwerwiegenden Grund, der in „Dein fremdes Herz“ von Katharina Seck aufgedeckt wird. Auf behutsame, gleichzeitig sehr intensive Art und Weise.

Nela Harolds ist eine junge Frau, die als Rechtsanwaltsgehilfin in einer Nürnberger Kanzlei arbeitet. Und leider auch für sie, nur für sie. Es erreichen sie, die als sehr unsicher zu beschreiben ist, zu Beginn des Buches Briefe einer Frau, die eng mit ihr und damit auch ihrer Vergangenheit verbunden ist. Briefe, die alles verändern werden. Briefe, die Nela zurück ans Meer, an die Ostsee katapultieren werden. Weil sie erfährt, dass das Herz ihres Vaters, der sie als kleines Mädchen verlassen hat, in einem anderen Menschen schlägt.
Es wird eine sehr liebenswürdige, gleichzeitig nachdenkliche und in sich gekehrte, einsame und stoische junge Frau vorgestellt, die in Bildern denkt und kaum lebt, weil ihr mit dem für sie unerklärlichen Verlust ihres Vaters etwas widerfahren ist, das zwar schon lange her ist, sie aber nie losgelassen hat. Sich mit Nela zu identifizieren fällt nicht schwer, wird doch schon bald ein Teil ihrer Familiengeschichte offengelegt, der trauriger und eindrücklicher nicht sein könnte. Gemeinsam mit ihr beginnt eine Reise in ihre Vergangenheit, die schon bald auch ihre Gegenwart wird. Aus dem fremden Meer wird wieder ein Vertrauter – auch wenn ihr Vater, mit dem sie die Liebe zu ihm teilte, nicht mehr da ist und Nela dieser Umstand nach Jahren des Verdrängens an der rauen Küste so richtig bewusst wird. Das Meer, das die Autorin als Kulisse für ihre Geschichte wählt, könnte dabei nicht passender sein. Es werden Geheimnisse gelüftet, Anstöße zur Heilung gegeben – und Nela lernt, wieder zu atmen.

Sowohl Nela, als auch die anderen beschriebenen Charaktere haben es leider nicht geschafft, dass ich ihre Handlungen vollkommen nachvollziehen konnte; dass sie schlüssig waren für mich und ich schon einige Zeilen vorher wusste, was sie tun oder sagen würden. Hier hat es meinem Empfinden nach leider vor allem an einer Beschreibung der Charaktere gefehlt, die nicht zu oberflächlich und themenbezogen bleibt und ein größeres Bild von ihnen zeichnet, als es im Buch geschieht. Gerade weil sie alle trotz ihrer Vergangenheit leben – oder es eben nicht tun – hätte es eine tiefergehende Beschreibung ihrer Lebensumstände, Meinungen und Lebensweisen gebraucht, die nicht nur auf ihre Verwicklung in das Thema des Buches abzielt. Weil Menschen nun mal nicht nur aufgrund eines Ereignisses, einer Geschichte in ihrem Leben so sind, wie sie sind. Ich tat mich sehr schwer damit, die wenigen „Fetzen“ in meinem Kopf zu schlüssigen Charakteren zu formen, deren Handlungen Sinn ergaben, obgleich ich mich gerade in den einführenden Kapiteln sehr mit Nela identifizieren konnte. Ebenso erging es mir infolgedessen mit den sich entspinnenden Beziehungen der Charaktere untereinander. Es mangelte für meinen Geschmack leider an der Einsicht in andere Charaktere, deren Handlungen und Überzeugungen ich allein durch die Beschreibungen, die in Bezug auf sie getroffen wurden, oft nicht verstanden habe. Für mich war die Verbindung der Charaktere untereinander ein wenig zu überhastet, erzwungen und gemessen an der Länge des Buches „zu viel des Guten“, weil sich ein wenig zu sehr bereits viel zu oft gelesenen Figuren bedient wurde und sämtliche der Charaktere gerade aufgrund mangelhafter Beschreibungen gedanklich in eine Rolle gedrängt werden konnten, die man bereits hier und da und manchmal auch oft gelesen, gehört oder gesehen hat und nicht wirklich zumindest der Versuch unternommen wurde, diese Rollen aufzubrechen. Jeder der Charaktere trägt gewisse Schatten der Vergangenheit mit sich – in der Handlungsgegenwart verschwanden für mich nicht alle, sodass ich leider finde, dass diese beiden Teile in manchen Beziehungen zu wenig miteinander verwoben wurden.
Die Handlung der Geschichte war an manchen Punkten – ähnlich wie die Charaktere selbst – ein wenig zu voraussehbar, als dass ich von mir behaupten könnte, vollkommen ans Buch gefesselt worden zu sein. Es sind bei dieser Einschätzung die vielzitierten Kleinigkeiten, die man gar nicht so ganz in Worte fassen kann. Eine der Kleinigkeiten, die ich allerdings benennen kann, ist etwas, das ich gleichzeitig in die Spalte meiner positiven Punkte packen möchte: der bildhafte Schreibstil. Leider empfand ich ihn, soviel sei gesagt, bevor ich einige weitere Gedanken dazu aufschreiben möchte, an manchen Stellen nicht der Dynamik der Situation angepasst. Wo schnelles Mitdenken gefordert war, weil gerade etwas Einschneidendes von einer gewissen Schnelligkeit passierte, wurde das leider hier und da durch zu langatmige, ausführliche Beschreibungen von Umgebung und Gedanken verhindert oder zumindest erschwert. Ebenso war da an manchen Stellen, an denen sich Nelas Denken und Handeln merklich veränderten, kein überspringender Funke bei mir - warum sich bestimmte Dynamiken veränderten, blieb mir des Öfteren verborgen, weil Dinge vom einen auf den anderen Moment anders beschrieben wurden – ohne jegliche Erklärung. Die Verwandlung, die gerade Nela an der Ostsee durchmacht, wurde zwar offensichtlich – das Warum jedoch oftmals nicht. Mir fielen während des Lesens leider darüber hinaus leider mehrere Logikfehler in der Handlung auf, die ich in den richtigen Kontext setzen und als das sehen kann, was sie sind: kleine Unebenheiten, über die man hinweglesen kann; nichtsdestotrotz stolperte ich leider mehrmals über sie, darunter beispielsweise, dass sich ein Protagonist ins Gras zu einem anderen setzte, dieser allerdings einige Zeilen zuvor als auf einer Bank sitzend beschrieben wurde.

Ich kannte, bevor ich „Dein fremdes Herz“ gelesen habe, kein Buch von Katharina Seck – und deshalb war ich auch nicht mit dem wunderschönen, behutsam-poetischen Schreibstil vertraut, zu dem ich mir schon in den ersten Kapiteln des Buches notiert hatte, dass die Autorin für mich die Meisterin des „Nichtschreibens“ ist. Sie erzählt in Bildern, sehr alltagsnahen Bildern, die Worte lebendig machen. Über ihre Sätze muss man manchmal einen Moment länger nachdenken, als man das vielleicht üblicherweise tut, weil man ihre vollkommene Bedeutung erst erfassen muss – lässt man sich allerdings auf das ein, was da steht; begreift man es, wird man mitten in die Geschehnisse hineinkatapultiert. Dann hat man die Chance, die Handlung aus nächster Nähe mitzuerleben, ein Teil von ihr zu sein. Katharina Secks Schreibstil ist in diesem Sinne gar kein Schreibstil, sondern ein Erzählstil. Auch, weil ihre Formulierungen nicht ins „Schriftdeutsche“ gehen, sondern stattdessen lebensnah sind und echt, situationsgetreu und authentisch. Daraus hervor gehen zahlreiche Sätze, die viel(e) Wahrheit(en) enthalten und leise, schöne Momente des Innehaltens hervorrufen. Das Innehalten – wer „Dein fremdes Herz“ liest, wird immer wieder sanft aber präzise dazu ermuntert.
Besonders schön fand ich die Briefe, die Nela erhält und liest. Sie unterscheiden sich deutlich von der Erzählweise der eigentlichen Handlungskapitel, die aus ihrer Sicht verfasst sind. Mit ihnen wurde parallel zur eigentlichen Handlung eine weitere Geschichte erzählt und das so intensiv, so präsent, dass der Bruch zwischen ihnen und der eigentlichen Haupthandlung nahezu körperlich schmerzte. Für mich ein äußerst gelungenes Mittel der Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart im Buch – gerade weil so viel Schmerz zwischen den Geschehnissen lag.
Weiterhin gefiel mir gut, wie wenig die Aspekte der Organspende beschönigt wurden. Man hätte „Dein fremdes Herz“ auch auf eine andere Weise schreiben können, aus einer anderen Sicht heraus. Das haben schon zu viele (Drehbuch-)Autoren getan. Da hätten die Fortschritte der Medizin gelobpreist werden können, dass man dank ihr Leben retten konnte. In „Dein fremdes Herz“ geht es allerdings um den Schmerz, der sich wie Fremde anfühlt, um das unmittelbare Davor und das Okay?, das immer in Verbindung mit der Entscheidung zur Organspende steht. Die Autorin schafft es, diesem für den Großteil der Bevölkerung surrealen Gefühl, dem Zwiespalt und der Dunkelheit Farben und Worte zu geben. Obwohl ich schon während des Buches nicht vollkommen überzeugt davon war, hatte ich an vielen Stellen einen dicken Kloß im Hals, der sich binnen weniger Sekunden immer wieder aufs Neue in pure Dankbarkeit wandelte, (noch) nicht in einer derartigen Situation gewesen zu sein.
Katharina Seck vermittelt mit ihrem Buch viele Botschaften, die sie in fast kostbare Sätze zu verpacken weiß – die wichtigste ist allerdings eine, die nahezu ins „Floskeltum“ übergegangen ist, die schon zu oft gehört wurde und trotzdem nicht oft genug gesagt werden kann: wir sollten dankbar sein. Für alles, aber gerade für unser Leben, das wild sein kann und manchmal so trügerisch friedlich ist. Wie das Meer, das uns vielleicht gerade deswegen so gut tut.

„Dein fremdes Herz“ ist ein leises, poetisches und gefühlvolles Buch, das die Brisanz, die emotionale Schmerzhaftigkeit und Tragik von Organspenden thematisiert und dabei aufrüttelt und gleichzeitig dankbar macht für das Leben, das jeder von uns nicht als ein sich selbst Fremder, sondern aus vollstem Herzen leben sollte. Leider gelingt es nicht, die schwierige Konstellation der Protagonisten zueinander so zu beschreiben und aufzulösen, dass die besondere Tiefe ihrer gemeinsamen Geschichte in der Vergangenheit ihren gegenwärtigen Fortgang findet und vollkommen rund wird. Nichtsdestotrotz kann man sich in Katharina Secks Schreibstil verlieren und Stunden „verlesen“. Und träumen. Und dankbar sein.

Ich durfte „Dein fremdes Herz“ innerhalb einer Leserunde lesen. :)

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Veröffentlicht am 29.03.2019

Emotional aber nicht zu 100 %

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“Ein Herz kann man nicht reparieren” sang bereits Udo Lindenberg und meinte damit ein von Liebeskummer gebrochenes Herz. Aber was passiert, wenn das Herz ernsthaft krank ist und das Leben des Mensch von ...

“Ein Herz kann man nicht reparieren” sang bereits Udo Lindenberg und meinte damit ein von Liebeskummer gebrochenes Herz. Aber was passiert, wenn das Herz ernsthaft krank ist und das Leben des Mensch von einer gelungenen Reparation abhängt? Transplantationen sind heute fast nichts Besonderes mehr, aber beim Herz sieht das anders aus. Es ist nicht nur das zentrale Organ unseres Körpers. Gleichzeitig geben wir unserem Herzen unweigerlich einen Sonderplatz und machen es stellvertretend für Charakter und Persönlichkeit einer Person verantwortlich.

Die Autorin Kati Seck hat in ihrem neuen Roman “Dein fremdes Herz” die emotionale Ebene der Organspende mit einfließen lassen und eine Geschichte rund um das Thema Herztransplantation geschrieben.

Worum geht es

Als Nela noch ein Kind war, verlies sie ihr Vater Hannes von einem Tag auf den anderen ohne jegliche Erklärung. Auch von ihrer Mutter hat sie nie Antworten auf ihre Fragen erhalten. Ihre Verlustängste begleiten Nela in ihrem Leben und auch der plötzliche Tod ihres Vater bringt für sie keine Linderung. Bis sie eines Tages einen Brief von Ellen, der neuen Frau ihres Vaters erhält, aus dem sie erfährt, dass das Herz von Hannes nach seinem Unfall gespendet wurde und nun in einer neuen Brust schlägt. Ellen glaubt den Spender gefunden zu haben und bittet Nela, ihn zu treffen. Hals über Kopf macht sich diese auf eine Reise an die Ostsee, um Maximilian, den Mann mit dem Herzen ihres Vaters zu finden.

Was ich über “Dein fremdes Herz” denke

Dieses Buch macht es mir nicht einfach meine Meinung in Worte zu fassen. Es hat mich in mehrerer Hinsicht zwiegespalten zurückgelassen.
Ich beginne zuerst mit dem, was ich persönlich für die Stärke des Buches halte, dem Schreibstil.
Kati Seck hat eine ganz eigene Art eine Geschichte zu erzählen, die ich so noch bei keinem anderen Autor gefunden habe. Poetisch trifft es am besten. Es ist ein sanfter und doch sehr emotionsgeladener Schreibstil. Der Text ist voller Bilder und Metaphern. So spielt das Meer eine zentrale Rolle. Nela und ihr Vater liebten das Meer. Es symbolisiert für Nela ihren Vater. Das Meer ist Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und spiegelt die Gefühle der Personen direkt wieder. Mal aufgewühlt und von Sturm gepeitscht, mal sanft und glatt im Sonnenaufgang. Das gab der Geschichte eine wunderbare Stimmung.

Daneben findet man auch kleine nett verpackte Lebensweisheiten und Gedankenanstöße. Das Buch lässt sich nicht einfach so hintereinander weglesen und der poetische Schreibstil verlangt eine Eingewöhnung, aber es lohnt sich.

Die Geschichte im Jetzt um Nela und Maximilian, den Empfänger des Spenderherzens wird immer wieder von Ellens Briefen unterbrochen. Sie schrieb diese Briefe post mortem an Hannes, um so ihre schönsten Momente noch einmal zu erleben, aber auch die gemeinsame Zeit mit Höhen und Tiefen nicht zu vergessen.

Die Briefe waren für mich eine gute Auflockerung der Geschichte und gleichzeitig auch stellten sie auch die emotionalsten Momente des Buches dar. Sie sind auf eine ganz besondere Art und Weise geschrieben und transportieren viele Gefühle. Sie haben mich tief berührt, etwas, was der Rest der Geschichte leider nicht ganz geschafft hat.

Die Geschichte um Nela und Maximilian, so wie die Gefühle, die sie später zu einander entwickeln, war mir teilweise etwas zu ereignislos und langatmig. Sie hat mich einfach nicht richtig gepackt. Einige Aspekte der Geschichte waren mir auch manchmal etwas zu unwahrscheinlich.

Nela selbst fand ich äußerst sympathisch. Kati Seck hat sehr gut die psychischen Probleme der Hauptperson mit eingearbeitet und ich konnte als Leser gut miterleben, wie Nela aus ihrem selbst zwanghaft geordneten Leben herausgerissen wurde und mit Wahrheiten konfrontiert wird, die einige Mauern bei ihr haben einstürzen lassen.

Ein Thema des Buches ist natürlich die Organspende. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch, ohne jedoch die Oberhand zu gewinnen. Ich habe es als sehr subtil empfunden. Wer detaillierte Information zur Organsspende erwartet, wird enttäuscht sein. Zum reinen Alltagswissen steuert die Geschichte nicht viel Neues bei.

Jedoch behandelt Kati Seck das Thema Organspende auf eine sehr auf die Emotionen und Gefühle der Betroffenen ausgerichtete Weise, die viele Seiten, zumindest für mich, in ein neues Licht setzt. Was geht in Angehörigen vor, die eine Entscheidung zur Freigabe der Organe geben sollen, ohne jeweils mit der Person darüber vorher gesprochen zu haben.
Es geht um die Frage, ob der Empfänger des Spenderorgans prinzipiell dankbar und glücklich sein muss? Oder ist sein neues Leben nicht auch von Problemen geprägt? Wie geht man mit der Tatsache um, dass man Dank des Todes eines Unbekannten am Leben bleibt. Auch ein Spenderherz ist keine Garantie für ein normal langes Leben. Wie lebt man mit dieser Ungewissheit?

Diese und weitere Aspekte sind in die Geschichte eingeflossen und haben mit persönlich viel Stoff zum Nachdenken gegeben. Diese Art der Umsetzung des Themas Organspende war für mich neu und ich finde sie sehr gelungen. Für mich lag dort ein großer Pluspunkt des Buches.

Mein Fazit
Das Buch hat mich unterhalten und zum Nachdenken angeregt. Leider konnte mich der Hauptstrang der Geschichte nicht zu 100 % mitreißen. Trotzdem gab es emotionale Höhepunkte. “Dein fremdes Herz” hebt sich vor allem durch seinen poetischen Schreibstil von der Masse ab.

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Veröffentlicht am 27.03.2019

Sehr poetisch und einfühlsam geschrieben!

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Vorab ein großes Dankeschön an die Autorin, den Verlag und natürlich auch an die Lesejury, dass ich Mitlesen durfte! Mit meinen Mitlesern habe ich toll diskutiert und auch, dass meine Fragen von Katharina ...

Vorab ein großes Dankeschön an die Autorin, den Verlag und natürlich auch an die Lesejury, dass ich Mitlesen durfte! Mit meinen Mitlesern habe ich toll diskutiert und auch, dass meine Fragen von Katharina Seck so offen beantwortet wurden, war ein Highlight!

Inhalt:
So richtig lebt Nela eigentlich schon lange nicht mehr: Hauptsächlich arbeitet sie, ansonsten geht sie kaum auf die Straße und trifft sich mit anderen Menschen. Doch als sie unerwartet Briefe von der zweiten Frau ihres Vaters bekommt, ändert sich alles: Ellen erzählt ihr, dass das Herz ihres Vaters nun einem jungen Mann gehört. Nach anfänglichen Zweifeln bricht Nela ans Meer auf: Um den Mann zu suchen, der sie vielleicht ihrem Vater, der sie vor Jahren verlassen hat, wieder etwas näher zu kommen, aber auch um sich selbst wieder zu finden.

Meine Meinung:
Ich war besonders neugierig auf das Buch, weil es das Thema „Organspende“ behandelt. Bisher hatte ich mich noch nicht wirklich damit beschäftigt, weshalb ich mir ab und an etwas mehr Fakten gewünscht hätte. Kati Seck behandelt das Thema sehr intensiv und eindrucksvoll auf der Gefühlsebene, als Einsteiger war es mir aber teilweise fast etwas zu viel.

Nela ist keine meiner Lieblingsprotagonistinnen, oftmals habe ich mich mit ihrer kopfgesteuerten Art etwas schwer getan. Trotzdem konnte ich gut verstehen, warum sie so ist und mochte es sie auf ihrem Weg zu begleiten.

Maximilian dagegen war mir umso sympathischer! Er ist nicht dieser typische „Bad Boy“, den man aktuell in so ziemlich jedem Buch findet, sondern ein sanfter, sensibler Mann, der unter seinem stillen Wesen seine eigenen Narben und Probleme verbirgt.
Kati Seck schafft es mit Leichtigkeit diesen Zwiespalt zwischen Hoffnungslosigkeit und Liebe zu verdeutlichen.

Auch das Setting wird durch ihren poetischen, detailreichen Schreibstil zu einem echten Kopfkino, in das ich mich schon ziemlich bald verliebt hatte.

Erzählt wird sowohl aus Nelas Sicht, wie auch in Form von Ellens Briefen. Hier hätte ich mir gewünscht, dass sich der Stil etwas ändert, einfach um nicht das Gefühl zu haben, Ellens Geschichte würde sich etwas verdreht bei Nela wiederholen.
Trotzdem konnten mich die Briefe oftmals berühren.

An sich war die Handlung leider ziemlich voraussehbar. In einem großen Teil des Romans zieht es sich, zum Ende bekommen wir dann plötzlich all das Drama auf einmal. Das ein bisschen mehr aufgeteilt, wäre schon gewesen

FAZIT:
Dank Kati Secks poetischen, einfühlsamen Schreibstil konnte ich gut in Nelas Welt eintauchen.
Insgesamt hätte ich mir jedoch etwas mehr Spannung und ein paar grundlegende Infos zum Thema Organspende gewünscht.
3 von 5 Sternen von mir


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Veröffentlicht am 08.04.2019

sehr berührend und schön

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„Ich wusste, alles würde besser werden. Mit dir würde die Welt aufhören, sich rückwärts zu drehen.“
- S. 70


Rezension
{spoilerfrei}

Cover
Das Cover ist mit den Lilatönen ein totaler Blickfang und beschreibt ...

„Ich wusste, alles würde besser werden. Mit dir würde die Welt aufhören, sich rückwärts zu drehen.“
- S. 70


Rezension
{spoilerfrei}

Cover
Das Cover ist mit den Lilatönen ein totaler Blickfang und beschreibt auf gewisse Weise sowohl bildlich, als auch von der Stimmung, den Inhalt des Buches.
5 /5 Sterne

Inhalt
Als LeserIn begleitet man Nela von dem Moment an, indem sie das Paket von Ellen erhält. Es geht dann recht schnell zu ihrer Reise an die Ostküste über.
Nur stückweise werden Geschehnisse der Vergangenheit offenbart, die durch Ellens Briefe zum Vorschein kommen. Diese Briefe machen das Buch spannender, ebenso die Frage, ob und wenn ja, wann, Nela auf den Menschen trifft, der Hannes Herz in sich trägt. Und wie wird diese Begegnung aussehen? Wird Nela ihm direkt alles offenbaren?
Nela war mir auf Anhieb sympathisch und so fieberte ich auch mit ihr und ihrer Entwicklung mit.
Auch wenn manche Wendungen vorhersehbar waren, ist es im ganzen ein toller Plot, der einen zum Nachdenken bringt, zum Mitfiebern und ans Herz geht.
4 /5 Sterne

Schreibstil
Das Buch wird aus Nelas Ich- Perspektive geschrieben und beinhaltet zudem immer wieder Kapitel mit Briefen von Ellen an Hannes.
Die Beschreibungen sind sehr ausführlich, sodass man genaue Vorstellungen von dem kleinen Ort an der Küste hat und gut in Ellens Innenleben hineinschauen kann.
An manchen Stellen hätte ich mir weniger Details und dafür mehr Dialoge gewünscht, andererseits passte genau das zur Story.
Generell erinnerte mich dieser Stil immer wieder an die melancholische Schreibweise von Jojo Moyes (das ist definitiv ein Kompliment, denn so schreiben kann nicht jeder!).
4 /5 Sterne


Fazit
Ein sehr schön geschriebenes Buch, dass von Vergebung, Hoffnung und Schmerz auf eine ganz wundervolle Weise erzählt.
Auch die Thematik der Organspende wird gut eingebracht und deren Wichtigkeit noch einmal betont.