Cover-Bild Intimitäten
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 22.08.2022
  • ISBN: 9783446274044
Katie Kitamura

Intimitäten

Roman
Kathrin Razum (Übersetzer)

Die elektrisierende Geschichte einer Frau, die gefangen ist zwischen vielen Wahrheiten. – „Ein so mitreißender wie verstörender Roman." Hilka Sinning, ARD ttt

Was braucht ein Ort, um zu einem Zuhause zu werden? Die heimatlose Erzählerin verlässt New York, um am Gerichtshof in Den Haag als Dolmetscherin zu arbeiten. Als sie Adriaan kennenlernt, scheint die Stadt zur Antwort ihrer Sehnsüchte zu werden. Doch dann verschwindet er zu seiner Noch-Ehefrau und hinterlässt nichts als Fragen. Fragen, die sich zu einem existenziellen Abgrund auftun, als sie für einen angeklagten westafrikanischen Kriegsverbrecher dolmetschen muss und zweifelt: Was ist kalkulierte Lüge, was Wahrheit? Glauben nur noch die Naiven an Gerechtigkeit? Wer kann über wen richten? Katie Kitamuras subtiler Roman ist ein anregendes intellektuelles Vergnügen mit hypnotischer Sogwirkung.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2022

Sanft

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Der Titel des Buches "Intimitäten" passt nicht nur zum Inhalt, sondern auch zu der Erzählstruktur. Die Autorin Katie Kitamura erzählt auf eine ruhige und safte Weise, die Intimität zu den Gedanken der ...

Der Titel des Buches "Intimitäten" passt nicht nur zum Inhalt, sondern auch zu der Erzählstruktur. Die Autorin Katie Kitamura erzählt auf eine ruhige und safte Weise, die Intimität zu den Gedanken der Protagonistin vermittelt. Empfindungen werden nicht nur direkt angesprochen, sondern sind auch zwischen den Zeilen zu lesen. Dies lässt sie authentischer und näher wirken, da Empfindungen selten immer direkt und verständlich sind.
Es werden kurze Ausschnitte aus dem Leben der Protagonistin geschildert. Diese bekommen nicht immer einen runden Abschluss, da sie eben nur Ausschnitte sind, Charaktere, die phasenweise im Leben sind. Dabei geht es um die EIndrücke, die sie in diesen Phasen erlebt und wie diese auf ihre Perspektiven wirken.
Leider wirken einige behandelte Themen recht oberflächlich, ich hätte mir teilweise eine tiefergehende Auseinandersetzung, bzw. ein erneutes Aufgreifen gewünscht.

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Veröffentlicht am 30.08.2022

Lost in Translation

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Ein Mann verschwindet. Ein anderer wird zusammengeschlagen. Ein dritter steht vor Gericht. Und mittendrin eine namenslose Erzählerin. Was klingt, wie ein aufregender, düsterer Noir-Plot, ist tatsächlich ...

Ein Mann verschwindet. Ein anderer wird zusammengeschlagen. Ein dritter steht vor Gericht. Und mittendrin eine namenslose Erzählerin. Was klingt, wie ein aufregender, düsterer Noir-Plot, ist tatsächlich eine behutsame, intime Erzählung über Entfremdung und Annäherung, beruflich wie privat. Und das funktioniert in Katie Kitamuras „Intimitäten“ größtenteils sehr gut.

Die Ich-Erzählerin lebt seit einigen Monaten in Den Haag, arbeitet als Übersetzerin am Internationalen Gerichtshof, ist in einer Beziehung mit Adriaan. Auf einer Party erfährt sie, dass dieser eigentlich noch verheiratet ist, aber von seiner Frau verlassen wurde. Als er nach Portugal reist, um die Scheidung einzureichen, überlässt er der Erzählerin für die geplante Woche seine Wohnung, doch aus der Abwesenheit werden immer mehr Tage, aus den Nachrichten immer weniger. In der Zwischenzeit lernt sie den Buchhändler Anton kennen, der nahe der Wohnung ihrer Freundin Jana zusammengeschlagen wurde, und einen angeklagten Ex-Präsidenten, der sie als Übersetzerin der Strafverteidigung am IGH anfragt. Und für sie stellt sich mehr und mehr die Frage: Liegt ihre Zukunft noch in Den Haag?

„Intimitäten“ baut durch die Beobachtungen, Gefühle und Erwartungen der Protagonistin eine dichte Spannung auf, die gleichzeitig durch die verflochtenen Beziehungen der weiteren Charaktere bekräftigt wird. Dabei können sich Leser:innen nur auf die Gedanken der Erzählerin verlassen, auf ihre Mutmaßungen und Emotionen. Manches bleibt vage, nur ein Gefühl, nur eine Angst, manches wird im Laufe der Geschichte aufgelöst. Darauf muss man sich einstellen, sowas muss man mögen, wenn man Katie Kitamuras Roman zur Hand nimmt.

Die intime, unsichere Gefühlswelt, gefüttert durch eine unsichere Beziehung, eine unsichere berufliche Zukunft in einem auch nach Monaten noch fremden Land, wird durch Kitamuras einfühlsame Schreibweise perfekt aufgefangen, erinnert phasenweise an Sofia Coppolas Filmmeisterwerk „Lost in Translation“. Das passt natürlich perfekt zum Alltag der Dolmetscherin, die perfekt mehrere Sprachen spricht und sich dennoch nach einem Leben in New York und familiären Wurzeln in Singapur nirgendwo so richtig zuhause fühlt. Und in der ein vergessenes Kindheitserlebnis ein wahrer Gamechanger sein kann. Genau wie dieses Buch von Katie Kitamura – denn sie hat das Potenzial zu einer Lieblingsautorin.

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Veröffentlicht am 25.08.2022

Feine Nuancierungen

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"Intimität" - ein Begriff, den wir im ersten Moment am ehesten mit zwischenmenschlichen Beziehungen in Verbindung bringen. Mit Gefühlen, mit "Einander-Nahekommen" und mit einem Zustand, der sehr schön ...

"Intimität" - ein Begriff, den wir im ersten Moment am ehesten mit zwischenmenschlichen Beziehungen in Verbindung bringen. Mit Gefühlen, mit "Einander-Nahekommen" und mit einem Zustand, der sehr schön sein kann, der aber unter Umständen auch schnell ein Zuviel mitsichbringt und dazu führt, dass Geborgenheit umschlägt in Zweifel bis hin zu Unwohlsein. "Intimität" ist kein absoluter Begriff, er hat tausend Nuancen, die sich in kürzester Zeit abwechseln können, ohne dass die Veränderung von außen sofort sichtbar wäre.
In ihrem Roman spielt Katie Kitamura mit den Feinheiten und Grenzen dieses Begriffs, mehr noch, sie wendet sie auf unsere Sprache im Allgemeinen an. Denn ebenso schnell, wie sich die Natur einer intimen Beziehung verändern kann, kann es auch unsere Wahrnehmung einer Person oder einer Handlung aufgrund dessen, welche Worte die Person wählt. Bemerkbar macht sich das vor allem immer dann, wenn wir uns mithilfe von Dolmetscher*innen verständigen müssen. Denn für die meisten Worte gibt es nicht "die eine, richtige Übersetzung" - es liegt stets auch im Ermessen desjenigen, der zwischen den Sprachen, zwischen den Menschen vermittelt, welche Wortwahl für angemessen erachtet wird. Und das kann mitunter große Auswirkungen auf das Bild haben, das wir von einer Person oder ihrer Handlung bekommen.

Mit all diesen Schwierigkeiten - den zwischenmenschlichen, den sprachlichen - sieht sich Kitamuras namenlose Protagonistin konfrontiert. Frisch aus New York nach Den Haag gezogen und noch neu in ihrem Job als Dolmetscherin für Kriegsverbrecher am Europäischen Gerichtshof, muss sie bald feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, für beides das richtige Maß zu finden. Nicht für die Geschwindigkeit der Annäherung an eine Person und das Aufbauen von Nähe, und auch nicht für das Außenvorlassen subjektiven Empfndens beim In-Worte-Fassen von Taten, die an Grausamkeit ihresgleichen suchen.

In leisen Tönen und feinfühliger Sprache zeichnet Kitamura die Gefühlswelt einer jungen Frau nach und spielt dabei gekonnt mit den schillernden Facetten menschlicher Empfindungen und den zarten Nuancen der Sprache. Ein Roman, der nicht nur problemlos ohne klar festgelegte, greifbare Grenzen auskommt, sondern gerade mit dem Aufzeigen der Schwierigkeiten überzeugt, die mit einer solchen Fragilität und Vagheit einhergehen.

Veröffentlicht am 14.10.2022

Fehlende Intimität und Emotionalität

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Katie Kitamuras "Intimitäten" ist ein ruhiger Roman, direkt und schnörkellos geschrieben, dem, obwohl in der ersten Person aus Sicht der Protagonistin erzählt wird, eine persönliche und emotionale Note ...

Katie Kitamuras "Intimitäten" ist ein ruhiger Roman, direkt und schnörkellos geschrieben, dem, obwohl in der ersten Person aus Sicht der Protagonistin erzählt wird, eine persönliche und emotionale Note fehlt.
Es ist ein Roman mit einem sehr interessanten Schauplatz, der mich leider jedoch nicht komplett überzeugen konnte.

Nach dem Tod ihres Vaters und dem Umzug ihrer Mutter nach Singapur verlässt die namenlose Erzählerin New York, um ein Jahr lang als Dolmetscherin in Den Haag zu arbeiten. Dort wird sie mit einem wichtigen Job betraut. Privat dagegen gerät ihr Leben ins Wanken. Ihr Freund ist weggezogen, um mit seiner ihm entfremdeten Frau über das Sorgerecht für die gemeinsamen Kinder zu streiten, die Nachbarschaft ihrer besten Freundin fühlt sich nach einem brutalen Überfall nicht mehr sicher, und sie muss sich mit Intimität (oder dem Fehlen derselben) in all ihren Formen auseinandersetzen.

Gut gefallen haben mir die Szenen, in denen die Vorgänge am Internationalen Gerichtshof dargestellt werden, als sie dort für einen afrikanischen Staatschef, dem Völkermord vorgeworfen wird, dolmetscht und die Rolle des Gerichts als "unwirksames Instrument des westlichen Imperialismus" beschreibt. Man erhält einen detaillierten Einblick in die Aufgaben von Dolmetscher*innen. Die Erzählerin beschreibt, wie sie sich so sehr auf die korrekte Übersetzung konzentriert, dass sie schließlich den Sinn der Worte, die sie sagt, verliert.
Die Arbeit als Dolmetscherin ist auch die einzige Stelle im Roman, an der die Protagonistin irgendeine Verletzlichkeit zeigt, ansonsten sind ihre Beziehungen und Freundschaften sehr subtil und ohne wirkliche Tiefe dargestellt.
Der Ton des Romans ist oft so unpersönlich, dass es mir sehr schwerfiel, irgendeine eine emotionale Nähe zur Protagonistin herzustellen. Es gibt nicht viel Handlung und die Dialoge wiederholen sich. Die Figuren wirken sehr oberflächlich, und ich hätte mir mehr von den Interaktionen der Erzählerin gewünscht. Vielleicht war das beabsichtigt, weil es zeigen sollte, dass sie keine Intimität hat, aber es hat die Lektüre nicht spannend gemacht.

Insgesamt ist "Intimitäten" von Katie Kitamura eine interessante Meditation über Sprache, Übersetzung und zwischenmenschliche Beziehungen, der einen tollen Einblick in das Haager Gericht und all die Faktoren, die bei den Prozessen eine Rolle spielen, liefert. Das sind zwar alles interessante Themen und Gedankengänge, die am Ende leider nirgendwo wirklich hinführten, sodass der Roman mich am Ende unbefriedigt zurücklässt. Ich hatte mir mehr erhofft.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Nähe und Distanz

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„Zwischen einzelnen Wörtern, zwischen zwei oder mehr Sprachen konnten sich ohne Vorwarnung Abgründe auftun.“

Intimitäten. Für mich ein Werk voller (gewollter) Widersprüche, die sich im gesamten Spektrum ...

„Zwischen einzelnen Wörtern, zwischen zwei oder mehr Sprachen konnten sich ohne Vorwarnung Abgründe auftun.“

Intimitäten. Für mich ein Werk voller (gewollter) Widersprüche, die sich im gesamten Spektrum zwischen Nähe und Distanz, Intimität und Fremdheit bewegen. Da hätten wir z.B. die Arbeit der weiblichen Hauptfigur. Als Dolmetscherin am Internationalen Gerichtshof kommt sie den Personen, für die sie übersetzt, auf eine sehr außergewöhnliche Weise sehr nah. Oft flüstert sie ihnen sogar direkt ins Ohr. Trotz dieser Nähe bleibt auf allen anderen Ebenen eine große Distanz zu diesen Personen. Und während sie sich auf das gerade Gesagte konzentriert und es übersetzt, verliert sie sich in dessen Details und kann diese nicht mehr ins große Ganze einordnen, sodass sie am Ende oft nicht einmal wiederholen könnte, was eigentlich gesagt wurde.

Ein Widerspruch findet sich auch in der Hauptfigur an sich. Wir begleiten sie ein paar Monate in ihrem Leben und doch lernen wir sie nicht wirklich kennen. Wir erfahren, was sie denkt, bleiben aber auf Distanz. Auch der Freund und der Freundeskreis waren für mich nicht wirklich greifbar, hinterließen teilweise sogar eher ein ungutes Gefühl. Wie intensiv diese Beziehungen sind, musste ich oft nur erahnen.

Umso länger ich über die 220-Seiten-Werk nachdenke, umso mehr zielgerichtet platzierte Widersprüche fallen mir noch ein. Das ist wirklich sehr raffiniert umgesetzt, birgt aber auch die Gefahr, dass man beim nicht ganz so aufmerksamen Lesen, viele dieser Gegensätze gar nicht wahrnimmt.

Nachhaltig beeindruckt haben mich bei diesem Buch aber vor allem die vielen Schilderungen zur Arbeit eines/er Dolmetscherin, auch wenn diese teilweise sehr sachlich wiedergegeben werden. Ich hatte mir nie Gedanken darüber gemacht, wie intim der Prozess des Übersetzens ist. Nicht nur, weil es ja bestimmten Personen vorbehalten ist und alle anderen ausschließt, sondern auch, weil der/die Dolmetscherin alle Nuancen des ursprünglich Gesagten mit in die Übersetzung einfließen lassen muss. Das heißt: Gefühle, Stimmfarbe, Stottern, Pausen, die Auswahl bestimmter Begriffe und Redewendungen… Und das alles nahezu ohne Zeitverlust. Wie wahr das oben genannte Zitat ist und wie komplex und vielschichtig Sprache ist, wird hier besonders deutlich.

Nichtsdestotrotz konnte das Buch meine Erwartungen, die ich aufgrund des Klappentextes hatte, nicht umfänglich erfüllen. Die Kurzbeschreibung des Buches ist nicht falsch, trifft aber meiner Meinung nach den Kern des Buches nicht so wirklich. Dafür dominiert auf vielen unterschiedlichen Ebenen im Buch dann doch zu sehr die Distanz, überwiegt das Ungesagte, bleiben Fragen offen. Die Tiefe und das Zwischenmenschliche rücken in den Hintergrund.

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