Leserunde zu "Die Chemie des Verbrechens" von Sabine Weiss

Mir kommt May eher überfordert vor, wobei ich sie als Kopfmensch einstufen würde. Zumindest scheint für mich das Verhältnis zu ihren Kindern nicht besonders warmherzig zu sein.

Ich glaube, die Eltern sind gebrochen und verzweifelt, sie klammern sich an jeden Strohhalm, vielleicht würde ich das auch, wenn ich von einem so schlimmen Schicksal betroffen wäre.

Mir sind sie tatsächlich auch nicht sympathisch. Vor allem die Eltern finde ich seltsam, wobei es eigentlich Beate ist, die etwas zu verbergen scheint.

habe ich auch "im Verdacht"

Ja, sehr polarisierendes Thema... auch ich bin neugierig, ob wir davon nochmal was hören. Interessieren würde mich das nämlich auch.

Ein wunderbares Buch. Schon faktisch - wenn man es dann tatsächlich wirklich in Händen hält strahlt es dunkle Geheimnisse sowie Gift und Chemie aus. Zugleich weckt es aber große Neugierde.
Sowohl die Außenansicht, wie die farbliche Gestaltung der Innenseite des Covers und auch der Text auf der Umschlag- und der Rückseite.

Und dann beim Lesen: Spannung ab dem ersten Satz.
Auch der Schreibstil gefällt mir sehr. Wenige aber ausdrucksstarke Worte lassen Szenen, Personen, Emotionen nachfühlbar vorstellen.
Die kurzen Kapitel und das fortlaufende Erzählen machen das Lesen sehr verlockend, sodass ich dieses Buch nur schwer zur Seite legen kann.

Das Hintergrund-Thema wirkt auf mich sehr nah und real, interessant und sogleich beängstigend.
Auch die Personen/Charaktere erscheinen absolut gut vorstellbar - "wie aus dem echten Leben".

Wie ich May empfinde, kann ich noch nicht wirklich ausdrücken. Einerseits ist sie schon sympathisch und es ist bewundernswert wie man zwei so anspruchsvolle Studiengänge und Familie hinkriegt. Aber es zeigt sich ja dann doch auch, dass das ohne den fürsorglichen Hintergrund-Menschen, der eben einfach immer wieder zurücksteckt, dann nicht möglich ist. Und bisher empfinde ich May so, dass sie dabei wenig Rücksicht nimmt. Das mag ich nicht so sehr. Und ja - auch beruflich wirkt sie auf mich auch manchmal noch etwas "unbeholfen".

Ansonsten finde ich den Aufbau der Autorin sehr geschickt - wie ich als Leser Personen und Ausgangssituationen, Motivationen, etc. kennenlernen kann. Respekt!

Ja? Und der Fall? So richtig konkret kann ich meine Annahmen, Verdächtigungen noch nicht in Worte fassen.
Aber .... Fortsetzung von meiner Seite aus folgt in Kürze....

Ich finde den ersten Leseabschnitt sehr spannend. May war mir bei der Leseprobe schon sehr sympathisch. Ruben finde ich allerdings furchtbar arrogant und ich bin gespannt, was May noch herausfinden wird. Anscheinend haben einige etwas zu verbergen. Nicht nur Rubens Vater, sondern auch Beate, die Schwester der Toten.
Ich frage mich auch, wie es kommt, dass Tarek und Ruben anscheinend gut befreundet sind. Sie kommen aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und trotzdem scheint sie einiges zu verbinden.
Ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut, dass May den Auftrag von Ruben bekommen hat und damit den arroganten Aurelius ausstechen konnte.

Wer ist dieser Junge, der übers Dach und das Rankgerüst nach unten klettert? Und wer ist dieses Mädchen, das ihn hierhergelockt hat? Ganz schön fies. Sind es Ruben und Ute? Man möchte es annehmen, aber ich denke nicht, dass dies so einfach ist. Mit der Clique wird Utes Tod dennoch zu tun haben, noch kennen wir die einzelnen Personen nicht.

Ruben Rickleffs ist jetzt 32, er war also damals, vor 18 Jahren, 14 Jahre alt. Er passt durchaus ins Schema, denn es waren Schüler, die sich hier gegen den noch unbekannten Kletterer verschworen haben.

Dennoch glaube ich nicht, dass Ruben etwas mit Utes Tod zu tun hatte, auch wenn er ein überheblicher Fiesling ist. Sein Vater allerdings übertrifft ihn in Sachen Arroganz um Längen. Lediglich die Mutter scheint auf dem Boden geblieben zu sein. Ach ja, die Holzkiste mit den Erinnerungsstücken – was verbirgt Ferdinand Rickleffs hier?

In der Vergangenheit wühlen – das will weder Ferdinand, Rubens Vater, noch Beate, Utes Schwester. Was hat sie zu verbergen, das über die Mädchen-Geheimnisse hinausgeht?

Beates Eltern leiden ihr Leben lang unter dem gewaltsamen Tod ihres Kindes, was absolut nachvollziehbar ist. In ihrer Not schalten sie die Medienmeute ein, die Mitgefühl heucheln, um an brisante Infos zu kommen.

Schön, wie May ihrer Tochter anhand eines einfachen Experiments erklärt, wie DNA sichtbar gemacht wird und auch die Erklärung dazu ist so, dass auch ich, als absoluter Laie auf dem Gebiet, es kapiere. Es ist sozusagen der Einstieg in diese Thematik, die mit den gerissenen Schafen und Schnucken fortgesetzt wird. Und der Schäfer Grammen hat wohl was zu verbergen. Warum sonst lässt er niemanden an seinen verletzten Arm ran? Hier hat jeder seine Geheimnisse.

Tarek. „Der Robin Hood der Reeperbahn“ gefällt mir schon, auch wenn ich mich trotzdem noch nicht so recht für ihn erwärmen kann. Wie kommt er zu Ruben? Und auch zu Ferdinand? Beide scheinen sie viel von ihm zu halten.

Bleiben noch die Kommissare Hattentrop und Jo Mückenhaupt. Momentan haben wir nur die Info, dass sie damals versagt haben. Und nun warnen sie Utes Eltern, dass der in U-Haft sitzende Ruben schnell wieder draußen sein könnte.

Nun ja – dieser Schal, von dem diese DNA nach so langer Zeit genommen wurde und (angeblich) mit der von Ruben übereinstimmt, ist mit vielen Fragezeichnen behaftet. Welches Institut hat dieses Ergebnis geliefert? Warum beauftragt der Haftrichter oder wer auch immer dafür zuständig ist nicht ein vom Gericht bestelltes Institut, um das Ergebnis zu überprüfen? Schließlich geht es um die Existenz des Inhaftierten, der vielleicht zu unrecht einsitzt, weil die Beweise für seine Schuld unzureichend sind? Arbeitet ein Richter wirklich so schluderig? Mays (aus meiner Sicht berechtigter) Einwand jedenfalls wurde nicht stattgegeben. Wird wohl der Dramaturgie des Buches geschuldet sein, denn wir wollen es ja spannend bis zuletzt.

Momentan sieht es so aus, als ob diese Wolfs-Geschichte nichts mit Rubens Fall zu tun hätte. Außer dem Thema DNA, um das sich alles rankt. Ich warte aber schon darauf, dass Grammen mit seinem verletzen Arm noch große Probleme bekommt, kann mir aber so gar nicht vorstellen, wie er hier reinpasst. Mal sehen...

Genau so sehe ich das auch (als Laie auf dem Gebiet, aus deutscher Sicht). Da könnte ja jeder kommen, irgendeinen Wisch vorlegen und schon wird einer eingesperrt.

May hat es mit ihrem Ehemann gut getroffen, was aber heutzutage für jeden Vater selbstverständlich sein müsste, denn es sind ja auch seine Kinder. Meist sehe ich in meinem Umfeld schon, dass die Väter mittlerweile sehr engagiert sind, wenn es um die Kinderbetreuung geht.

Das würd mich auch brennend interessieren, zumal nicht nur Ruben große Stücke auf Tarek hält, auch sein Vater scheint von ihm viel zu halten.

O ja, das hat mich auch gefreut. Der Herr Anwalt (Großkotz) mit seiner Entourage zieht den Kürzeren - sehr gut.