Leserunde zu "Die Chemie des Verbrechens" von Sabine Weiss

Ich bin etwas irritiert, dass May erstmals auf Seite 78 feststellt, man müsse "unbedingt herausfinden, was für eine Probe überhaupt in die Gendatenbank eingespeist worden war. Woher genau die fragliche Täter-DNA stammte." Auch die Staatsanwaltschaft soll von der neuen Spur aus der Presse erfahren haben...

Das sehe ich genau so.

Sabine Weiss greift hier aktuelle Themen auf, die Ansiedlung der Wölfe ist ja sehr umstritten. Auch den Einstieg finde ich gut, leider hört man dann bis S 147 nichts mehr über dieses Thema.

Forensik ist ja nun nicht ganz neu, aber natürlich immer wieder interessant und wohl das Hauptthema des Buches. Die Idee der Eltern, selbst den Täter zu finden, sehr ich positiv, aber- in der deutschen Strafprozessordnung kenne ich mich nicht aus, der Roman spielt ja in Hamburg- aber aus österreichischer Sicht denke ich nicht, dass sie Staatsanwaltschaft nur aufgrund von Medienberichten einen Haftbefehl ausstellen würde, ohne eigene Ermittlungen, vor allem da ja nur Privatgutachten vorliegen. In so einem Fall würde das Gericht einen Sachverständigen bestellen, und normalerweise hält sich ein Richter an dessen Gutachten- sonst wird Nichtigkeitsbeschwerde und/oder Berufung eingebracht und das erstinstanzliche Urteil ev. gekippt..

Richtig ist, dass die DNA -Analyse alleine nur einer von den Beweisen ist, die berücksichtigt werden müssen. Allerdings- wieder auf Österreich bezogen- kann in Mordprozessen, wo ein Geschworenengericht ( also Laien) entscheiden, das schon der ausschlaggebende Beweis sein. Dazu kommt, dass Geschworene ihre Urteile nicht begründen müssen.

Ich würde gerne wissen, wie alt May ist, sie hat ja zwei Studien abgeschlossen. In Ö muss man dann eine dreijährige Ausbildung mit Anwaltsprüfung ablegen, um als Anwalt tätig sein zu können. Vielleicht könnt ihr ja sagen, wie das in Deutschland ausschaut.

Das Problemfeld Arbeit und Familie wird auch angeschnitten, hier fühle ich mit May, das ist für Frauen wirklich schwierig. Sie hat zwar Unterstützung, doch die Situation ist für die Familie nicht einfach, da das Geld fehlt. Hier werden sich sicherlich einige Leserinnen wiederfinden.

Die Schilderungen der Untersuchungshaft sind durchaus glaubhaft, ebenso die bornierten Eltern. Doch scheinen Alle in dieser Familie Geheimnisse zu haben, ich bin schon neugierig, was den Vater betrifft. Auch Beate, die immer hinter ihrer Schwester zurückgestanden hat, leidet sicher an den Geschehnissen aus der Vergangenheit. Die Eltern von Ute bewundere ich einerseits, wie sehr sie sich für die Aufklärung einsetzen, auch hier sitzt das Geld wohl nicht so locker.

Tarek scheint ein guter Mansch zu sein, aber für einen gestandenen Detektiv muss er ziemlich viel einstecken. Ich kenne selbst keinen Detektiv, frage mich aber, ob hier wirklich alle aus schwierigen Verhältnissen kommen müssen. Da hätte ich mir einen anderen Hintergrund gewünscht, aber das war ja erst Abschnitt 1, vielleicht ändere ich da meine Meinung.

Insgesamt finde ich das Buch gut und spannend geschrieben, es gibt viele Handlungsstränge, die uns noch beschäftigen werden.

Ich finde den ersten Leseabschnitt sehr spannend. May war mir bei der Leseprobe schon sehr sympathisch. Ruben finde ich allerdings furchtbar arrogant und ich bin gespannt, was May noch herausfinden wird. Anscheinend haben einige etwas zu verbergen. Nicht nur Rubens Vater, sondern auch Beate, die Schwester der Toten.
Ich frage mich auch, wie es kommt, dass Tarek und Ruben anscheinend gut befreundet sind. Sie kommen aus sehr unterschiedlichen Gesellschaftsschichten und trotzdem scheint sie einiges zu verbinden.
Ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut, dass May den Auftrag von Ruben bekommen hat und damit den arroganten Aurelius ausstechen konnte.

Ich glaube, ich habe irgendwo gelesen, dass sie Ende 30 ist.

Danke, das muss ich überlesen haben.

Wer ist dieser Junge, der übers Dach und das Rankgerüst nach unten klettert? Und wer ist dieses Mädchen, das ihn hierhergelockt hat? Ganz schön fies. Sind es Ruben und Ute? Man möchte es annehmen, aber ich denke nicht, dass dies so einfach ist. Mit der Clique wird Utes Tod dennoch zu tun haben, noch kennen wir die einzelnen Personen nicht.

Ruben Rickleffs ist jetzt 32, er war also damals, vor 18 Jahren, 14 Jahre alt. Er passt durchaus ins Schema, denn es waren Schüler, die sich hier gegen den noch unbekannten Kletterer verschworen haben.

Dennoch glaube ich nicht, dass Ruben etwas mit Utes Tod zu tun hatte, auch wenn er ein überheblicher Fiesling ist. Sein Vater allerdings übertrifft ihn in Sachen Arroganz um Längen. Lediglich die Mutter scheint auf dem Boden geblieben zu sein. Ach ja, die Holzkiste mit den Erinnerungsstücken – was verbirgt Ferdinand Rickleffs hier?

In der Vergangenheit wühlen – das will weder Ferdinand, Rubens Vater, noch Beate, Utes Schwester. Was hat sie zu verbergen, das über die Mädchen-Geheimnisse hinausgeht?

Beates Eltern leiden ihr Leben lang unter dem gewaltsamen Tod ihres Kindes, was absolut nachvollziehbar ist. In ihrer Not schalten sie die Medienmeute ein, die Mitgefühl heucheln, um an brisante Infos zu kommen.

Schön, wie May ihrer Tochter anhand eines einfachen Experiments erklärt, wie DNA sichtbar gemacht wird und auch die Erklärung dazu ist so, dass auch ich, als absoluter Laie auf dem Gebiet, es kapiere. Es ist sozusagen der Einstieg in diese Thematik, die mit den gerissenen Schafen und Schnucken fortgesetzt wird. Und der Schäfer Grammen hat wohl was zu verbergen. Warum sonst lässt er niemanden an seinen verletzten Arm ran? Hier hat jeder seine Geheimnisse.

Tarek. „Der Robin Hood der Reeperbahn“ gefällt mir schon, auch wenn ich mich trotzdem noch nicht so recht für ihn erwärmen kann. Wie kommt er zu Ruben? Und auch zu Ferdinand? Beide scheinen sie viel von ihm zu halten.

Bleiben noch die Kommissare Hattentrop und Jo Mückenhaupt. Momentan haben wir nur die Info, dass sie damals versagt haben. Und nun warnen sie Utes Eltern, dass der in U-Haft sitzende Ruben schnell wieder draußen sein könnte.

Nun ja – dieser Schal, von dem diese DNA nach so langer Zeit genommen wurde und (angeblich) mit der von Ruben übereinstimmt, ist mit vielen Fragezeichnen behaftet. Welches Institut hat dieses Ergebnis geliefert? Warum beauftragt der Haftrichter oder wer auch immer dafür zuständig ist nicht ein vom Gericht bestelltes Institut, um das Ergebnis zu überprüfen? Schließlich geht es um die Existenz des Inhaftierten, der vielleicht zu unrecht einsitzt, weil die Beweise für seine Schuld unzureichend sind? Arbeitet ein Richter wirklich so schluderig? Mays (aus meiner Sicht berechtigter) Einwand jedenfalls wurde nicht stattgegeben. Wird wohl der Dramaturgie des Buches geschuldet sein, denn wir wollen es ja spannend bis zuletzt.

Momentan sieht es so aus, als ob diese Wolfs-Geschichte nichts mit Rubens Fall zu tun hätte. Außer dem Thema DNA, um das sich alles rankt. Ich warte aber schon darauf, dass Grammen mit seinem verletzen Arm noch große Probleme bekommt, kann mir aber so gar nicht vorstellen, wie er hier reinpasst. Mal sehen...

Genau so sehe ich das auch (als Laie auf dem Gebiet, aus deutscher Sicht). Da könnte ja jeder kommen, irgendeinen Wisch vorlegen und schon wird einer eingesperrt.

May hat es mit ihrem Ehemann gut getroffen, was aber heutzutage für jeden Vater selbstverständlich sein müsste, denn es sind ja auch seine Kinder. Meist sehe ich in meinem Umfeld schon, dass die Väter mittlerweile sehr engagiert sind, wenn es um die Kinderbetreuung geht.

Das würd mich auch brennend interessieren, zumal nicht nur Ruben große Stücke auf Tarek hält, auch sein Vater scheint von ihm viel zu halten.

O ja, das hat mich auch gefreut. Der Herr Anwalt (Großkotz) mit seiner Entourage zieht den Kürzeren - sehr gut.

Ich bin auch sehr gut in den ersten Abschnitt gestartet.

Die Vielfalt des Buches gefällt mir sehr! Neben dem eigentlichen Fall, haben wir ja auch noch das Problem mit Sofie. Ich hoffe, dass ihr nicht schlimmes passiert ist.

Die aktuellen Themen mit dem Wolf empfand ich auch sehr interessant, aber ich meine mal gelesen zu haben, dass die DNA von Wölfen und Hunden nahezu identisch ist?

Allgemein finde ich das Thema der DNA-Analyse und der Forensik sehr spannend.

May empfinde ich als sehr sympathisch, warum sie aber so abwertend gegenüber Tarek ist, verstehe ich nicht ganz.

Mit der Familie Rickleffs stimmt etwas nicht... Ruben und sein Vater scheinen etwas zu verheimlichen, was eventuell die ganze Familiensituation auf den Kopf stellt.

Andererseits ist mir die Familie der Toten Ute auch nicht wirklich sympathisch. Mir kommt es so vor, als wäre auch hier noch lange nicht alles geklärt.