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Es ist diese Mischung aus Schmerz und Hoffnung, die MondSilberZauber für mich so besonders macht. Während Band 1 vor allem das Staunen, die Verliebtheit und das Eintauchen in eine neue Welt eingefangen ...
Es ist diese Mischung aus Schmerz und Hoffnung, die MondSilberZauber für mich so besonders macht. Während Band 1 vor allem das Staunen, die Verliebtheit und das Eintauchen in eine neue Welt eingefangen hat, beginnt Teil 2 mit einem Bruch, einem leeren Raum, in dem vorher noch Liebe war. Calum ist fort. Nicht gestorben, aber verschwunden. Und mit ihm ist für Emma ein Stück Sicherheit gegangen.
Ich habe selten so sehr mit einer Figur mitgelitten wie mit Emma in den ersten Kapiteln dieses Buches. Die Art, wie sie ihre Verzweiflung erlebt: leise, erschöpft, innerlich zerrissen, war für mich erschreckend echt. Und gerade deshalb war es so bewegend, mit ihr gemeinsam aufzustehen, den nächsten Schritt zu machen, weiterzugehen, obwohl eigentlich alles in ihr nur schreien will: „Nicht ohne ihn!“
Die Magie in MondSilberZauber liegt für mich weniger in Zaubersprüchen oder Kämpfen, sondern in der inneren Stärke. Emma wächst, weil sie muss. Weil ihre Liebe nicht genügt, um alles einfach wieder gut zu machen. Weil Calum in einer Welt gefangen ist, in die sie nicht gehört und trotzdem tut sie alles, um ihn zurückzuholen. Dieser Konflikt zwischen Mut und Ohnmacht zieht sich durch das ganze Buch. Und genau das hat mich nicht mehr losgelassen.
Die neuen Figuren, die wir in diesem Band kennenlernen, bringen frischen Wind in die Geschichte. Allen voran Raven und Amia. Sie sind nicht bloß Nebenfiguren, sondern echte Persönlichkeiten mit ihren eigenen Kämpfen und Wunden. Ich mochte, wie selbstverständlich sie Emma zur Seite stehen und wie sich nach und nach ein neues Netz aus Vertrauen und Freundschaft spinnt. Auch das gehört zu den Dingen, die Marah Woolf so gut kann: Welten erschaffen, in denen sich nicht nur Liebesbeziehungen, sondern auch Freundschaften anfühlen wie Familie.
Calum … bleibt für mich ein bisschen ein Rätsel in diesem Band. Er wirkt gebrochener, schwerer zu greifen. Aber gerade das macht ihn glaubwürdig. Seine Welt steht genauso kopf wie Emmas und er muss seinen Platz erst wiederfinden. Dass er sich Emma gegenüber nicht sofort öffnet, sondern sich zurückzieht, war manchmal frustrierend, aber auch nachvollziehbar. Denn Liebe ist nicht immer einfach. Und sie heilt nicht alles sofort.
Was mich besonders berührt hat: Die Welt der Shellycoats wird weiter entfaltet und mit ihr auch eine leise, kluge Kritik an unserer Realität. Wie wir mit der Natur umgehen, wie Gleichgewicht verloren geht, wie Macht korrumpieren kann. All das steckt zwischen den Zeilen, ohne belehrend zu wirken. Stattdessen fühlt es sich an, als würde die Geschichte sanft erinnern: Schau hin. Hör zu. Schütze das, was dir wichtig ist.
Der Schreibstil? Wieder ein Sog. Poetisch, aber nicht überladen. Emotional, aber nie kitschig. Ich konnte nicht aufhören zu lesen. Marah schreibt so, dass man sich in Emmas Gedanken verliert, dass man alles fühlt, was sie fühlt. Und genau deshalb hat mich dieses Buch wieder komplett mitgenommen.