Cover-Bild Eine fast perfekte Welt
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 208
  • Ersterscheinung: 24.01.2020
  • ISBN: 9783423282116
Milena Agus

Eine fast perfekte Welt

Roman
Monika Köpfer (Übersetzer)

Wie wird man glücklich in einer Welt, die nicht perfekt ist?

Als Ester noch in Genua lebte, sehnte sie sich nach Sardinien zurück. Nach der wilden, steinigen Landschaft und dem ursprünglichen Leben im Dorf. Nun ist sie zurück in ihrer Heimat, doch die Sehnsucht ist geblieben. Ihrer Tochter Felicita soll es da besser ergehen – und tatsächlich findet sie ihr Glück. Im bunten Hafenviertel von Cagliari fertigt sie Schmuck aus Weggeworfenen und zieht ihren Sohn Gregorio groß – dem das Leben seiner Mutter bald zu eng wird.

Poetisch und berührend erzählt Milena Agus von drei Generationen einer sardischen Familie und davon, dass wir alle Voraussetzungen für ein erfülltes Leben in uns tragen.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.01.2020

Perfekt ist Ansichtsache

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„Eine fast perfekte Welt“ ist ein melancholisch schöner und zum Nachdenken anregender Roman, über ein Gefühl und den Wunsch, es 'perfekt' haben zu wollen. Wie kommen wir dahin und was können wir dafür ...

„Eine fast perfekte Welt“ ist ein melancholisch schöner und zum Nachdenken anregender Roman, über ein Gefühl und den Wunsch, es 'perfekt' haben zu wollen. Wie kommen wir dahin und was können wir dafür tun?
Auf 205 Seiten, aufgeteilt in 50 kurze Kapitel, werden wir in eine sardische Familiengeschichte entführt, die drei Generationen umfasst. Sie beginnt mit dem Ende des zweiten Weltkrieges und endet in der Gegenwart.

Ester, die das Leben in ihrem kleinen Ort auf Sardinien unerträglich findet, wartet den ganzen Krieg auf die Rückkehr ihres Verlobten Raffaele und darauf, dass er sie endlich heiratet und sie aus der Misere ihres öden Lebens rettet. Nach der Hochzeit gehen sie gemeinsam nach Genua, später nach Mailand. Die Zuversicht oder die Hoffnung, dass das Leben auf dem Festland besser wird, wird schnell getrübt. Auch hier bekommt sie keinen Fuß auf den Boden und hadert mit sich und der Welt. An allen und allem hat sie etwas auszusetzen. Überzeugt, dass eine Rückkehr nach Sardinien – ihre Heimat - sie wieder aufleben lässt, bringt sie zum Entschluss, wieder zurückzukehren. Und wieder kann sie sich nicht einfinden, dass 'alte' Leben gibt ihr nichts, außer Grund zum Nörgeln.
(Da habe ich mich gefragt, wie man(n) mit einer Frau wie dieser zusammen sein kann....)

Lichtblick in der Geschichte ist für mich Felicita, die Tochter von Ester und Raffaele. Sie zeigt sich als genau das Gegenteil von Ester. Ich denke, sie wird in der Geschichte bewusst den Namen Felicita bekommen haben, denn ihr Name bedeutet „die Glückliche“. Sie ist aufgeweckt, gutmütig, feinfühlig, geduldig und mutig und schafft es, sich mit sämtlichen Umständen zu arrangieren, ihnen meistens sogar etwas Positives abzugewinnen. Als sie ungewollt schwanger wird, eine Hochzeit mit dem Kindsvater – einem aus guten, reichen Hause stammenden jungen Mann - aber nicht stattfindet, zieht sie alleine nach Cagliari und bekommt ein Zimmer bei einer alleinstehenden eigenbrödlerischen Frau namens Marianna. Zwischen beiden Frauen entwickelt sich im Laufe der Zeit eine vertrauensvolle Freundschaft.

Felicita bringt einen Sohn zur Welt, den sie Gregorio nennt. Gregorio ist aber ein problematisches, Kind, das sich schwertut, sich in der Gemeinschaft mit anderen Kindern zurechtzufinden. Er wird zum Außenseiter, den fast alle Kinder meiden. Das einzige, was ihn interessiert ist die Musik, insbesondere das Klavierspielen. Und durch die Musik findet er zudem eine besondere Beziehung zu seinem Großvater Raffaele, der einst nach der Gefangenschaft und die Befreiung durch die Amerikaner die Liebe zum Jazz entdeckt hat. Auch wenn Felicita ein einfaches Leben führt – sie verdient sich ihr Geld, indem sie aus Müll Haushaltsutensilien herstellt - unterstützt sie ihren Sohn und ermöglicht ihm, seinen Musiktraum zu erfüllen und lässt ihn nach New York (sein 'Gelobtes Land') ziehen.

Der Roman ist ein stiller und tiefsinniger, melancholischer Roman. Die Handlung ist nicht spektakulär, aber die Charaktere sind vielschichtig und gut gezeichnet. Ich konnte mich in jede Lage hinein versetzen, aber bewundert habe ich vor allem Felicita, die der Welt positiv gegenüber steht und sich nicht entmutigen lässt und es schafft, auf alle Leute zuzugehen, sie nimmt, wie sie sind. Ihre Herzlichkeit und ihr Optimismus sind auch Grund dafür, dass viele ihrer Mitmenschen von ihren verbohrten und festgetretenen Standpunkten heraustreten, über ihren Schatten springen und der Welt offener gegenüber treten.
Während nämlich die eher pessimistisch eingestellte Ester - egal wo sie ist - sich fragt, „Wie schafft man es bloß, an einem Ort wie diesem zu leben?“ (S. 55), ist Felicita optimistischer eingestellt und meint, „dass es keinen Ort auf der Welt gibt, wo man sich nicht wohlfühlen kann“ (S. 104).
Und diese Eigenschaft, die Felicita an den Tag legt ist für mich eine Aufforderung, mal den Blickwinkel auf die Welt anders zu richten, nicht immer nach was Besseren streben, sondern auch mal mit dem zufrieden sein, was ist.
Denn, wer immer sucht, kommt nie an!

Man sollte sich beim Lesen des Buches ruhig Zeit lassen und die Sätze, und die teils tiefsinnigen / bewegenden Dialoge wirken lassen. Die Geschichte hallt bei aller „Ruhe“ des Romans nach.

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Veröffentlicht am 26.01.2020

Ein poetisches Buch

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Ester sehnt sich an einem anderen Leben. Weg von ihrer Heimat. Aber als sie
tatsächlich mit ihrem Mann ihre Heimat verlässt, ist es dann doch nicht so wie sie
es sich vorgestellt hat. Der perfekte Ort ...

Ester sehnt sich an einem anderen Leben. Weg von ihrer Heimat. Aber als sie
tatsächlich mit ihrem Mann ihre Heimat verlässt, ist es dann doch nicht so wie sie
es sich vorgestellt hat. Der perfekte Ort ist immer dort wo Ester nicht ist.
Wenigstens ihre Tochter Felicita soll es mal besser haben.
Felicita ist von Grund auf positiv. Und sie ist immer am perfekten Ort.
Ein Roman der mehrer Generationen umspannt.
Und das liest sich gut. Milena Agus zeigt dem/der
Leser/in das auch wir das Beste aus unserem Leben heraus holen können.
Wenn wir nur wollen. Am Ende wird Alles gut.
Es hat mir sehr viel Spaß gemacht dieses Buch zu lesen. Das Cover finde ich
wunderschön. Eine typisch italienische Frau.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Sehr tiefsinnige Fragen...

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Das Cover spricht einen auf den ersten Moment an, es zeigt ein wunderschönes schwarz-weiss Bild mit einer sehr nachdenklich wirkenden Frau und der Titel sowie der Name der Autorin, des Verlags und die ...

Das Cover spricht einen auf den ersten Moment an, es zeigt ein wunderschönes schwarz-weiss Bild mit einer sehr nachdenklich wirkenden Frau und der Titel sowie der Name der Autorin, des Verlags und die Genrenbezeichnung sind wunderbar in das Cover eingefügt. Sehr ansprechend gemacht und ein Cover, was heraus sticht.
Ester ist eine Suchenden, sie sucht immer, sie treibt die Sehnsucht nach Perfektion, die sie aber irgendwie nie erreichen kann. Sie möchte immer das haben, was sie gerade nicht hat und das überschattet ihr Leben. Sie scheint nie zufrieden zu sein, auch schafft es ihr Verlobten Raffaele nicht, sie zu bestärken.
Ähnlich geht es auch Esters Tochter Felicita, sie hat diese Art der Sehnsucht ihrer Mutter übernommen, aber sie versucht immer das Positive in allem zu sehen, auch wenn das Leben noch so schwer ist. Die Art von Felicita macht das ganze Buch besser und man mag sie vom ersten Moment an.
Mit Ester, Raffaele und Felicita zeichnet Milena Agus drei Menschen, die es in ihrem Leben nicht einfach haben, aber mit denen man sich sehr gut identifizieren kann.
Im Grunde geht es in dem Buch um die Suche nach einem besseren Leben, das sich eben ausserhalb des kleinen Dorfes und ausserhalb des begrenzten Lebens abspielt und man kann sagen, dass es immer wieder neue Herausforderungen im Leben gibt.
Der Roman ist sehr flüssig geschrieben und liest sich gut, Milena Agus schreibt sehr empathisch, was das Buch sehr nah an den Charakteren gestaltet. Milena Agus ist selber in Genua geboren und man merkt auch im Buch, dass sie sich mit ihrem Buch auf bekannten Gebiet bewegt, weil sie beschreibt alles sehr bildhaft und so kann man sich die Gegend, in der der Roman angelegt ist, sehr gut vorstellen.
Trotzdem sollte man in dem Buch keinen grosse Spannung erwarten, es plätschert eher so vor sich hin, manchmal hat man auch mit dem Lesen etwas Schwierigkeiten, weil manche Sätze etwas sehr abgehackt wirken, das kommt aber erst im Laufe der Buches, was auch ein Problem mit der Übersetzung sein könnte, aber trotzdem fühlt man sich in dem Buch sehr wohl und man erfährt viel über das Leben und was Glück bedeuten kann, es ist eben eher ein nachdenkliches Buch, was vor allem Sinnfragen stellt und daran sollte man sich einlassen können.

Fazit:
"Eine fast perfekte Welle" ist eher ein leises Buch mit sehr nachdenklichen Ansätzen, dass man liest und eher darüber nachsinnt und eben nicht die grosse Familiengeschichte, die man vielleicht vom Klappentext her erwartet. Man erwartet von dem Buch auch etwas anders, aber es ist ein sehr feinsinniges Buch mit vielen Sinnfragen, also etwas anderes, was man vom Klappentext her erwartet, aber trotzdem absolut lesenswert.

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Veröffentlicht am 07.04.2020

Drei Generationen auf der Suche nach ihrem Ort und Glück auf dieser Welt

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Ester, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat; ihre Tochter Felicita („Wie felicità, aber ohne Akzent.“ - „Also fehlt nur noch der Akzent zum Glück.“ S. 104) und deren Sohn Gregorio sind die Hauptpersonen ...

Ester, die den Zweiten Weltkrieg miterlebt hat; ihre Tochter Felicita („Wie felicità, aber ohne Akzent.“ - „Also fehlt nur noch der Akzent zum Glück.“ S. 104) und deren Sohn Gregorio sind die Hauptpersonen der Geschichte; die Handlung spielt größtenteils auf Sardinien, aber auch auf dem Festland Italiens und in New York, Amerika.

„Wie schafft man es bloß, an einem solchen Ort zu leben?“ ist eine Frage, die mehrfach in diesem Buch aufgeworfen wird...und spiegelt die empfundene Unzufriedenheit der jeweiligen Person wider - jeder sehnt sich an einen anderen Ort, nach einem anderen Leben. Verbitterung auf Sardinien; Unzufriedenheit auf dem Festland und die Sehnsucht zurück nach Sardinien; Flucht von der Insel und Aufbruch nach Amerika, welches aber auch nicht das pure Glück bereithält...

„[...] da nie jemand das gelobte Land findet, wäre es da nicht besser, einfach unterwegs anzuhalten, sobald man an einem Ort angelangt ist, wo es einem gut geht?“ S. 202
Ein pragmatischer Vorschlag in einem Text, der sehr oft melancholisch wirkt durch die stets unerfüllte Sehnsucht, ja die erfolglose Suche nach dem perfekten Ort; dem perfekten Leben der jeweiligen Generation. Die Personen -die pessimistische Ester, die pragmatische Felicita und der Außenseiter Gregorio- sind sehr verschieden und bringen einen allesamt dazu, sich selbst noch mal zu reflektieren: kann ich mich selbst nicht eigentlich wahnsinnig glücklich schätzen mit dem, was ich habe?!
Der sehr berührende, manchmal poetische Schreibstil gefiel mir sehr - ein Buch, das auf mich beim Lesen manchmal eine (zu) schwermütige Stimmung übertrug... wer keine spektakuläre Handlung benötigt, sondern bewegende Worte; sollte sich hieran versuchen!

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Das gelobte Land gibt es nicht

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In Milena Agus´ neuem Roman geht es um mehrere Generationen einer sardischen Familie und ihre Freunde und Bekannten. Im Mittelpunkt steht Ester mit ihrem Ehemann Raffaele, später Tochter Felicia mit ihrem ...

In Milena Agus´ neuem Roman geht es um mehrere Generationen einer sardischen Familie und ihre Freunde und Bekannten. Im Mittelpunkt steht Ester mit ihrem Ehemann Raffaele, später Tochter Felicia mit ihrem Dauerverlobten Sisternes und noch später deren Sohn Gregorio. Sie alle sind auf der Suche nach dem gelobten Land, einem Leben in einer perfekten Welt und müssen einsehen, dass eine bloße Ortsveränderung nicht reicht, um glücklich zu werden, weil es das gelobte Land vielleicht gar nicht gibt. Marianna, Felicitas Vermieterin in Cagliari, formuliert schließlich die Erkenntnis: „Die Menschen haben im Grunde nur die Wahl, von einem Ort, wo es ihnen schlecht geht, an einen anderen Ort zu wechseln, wo es ihnen genauso schlecht geht.“ (S. 109). Die Autorin vermittelt jedoch die Überzeugung, dass jeder die Möglichkeit für ein glückliches Leben in sich trägt. Allerdings ist der Weg dorthin schwierig. Die Frauen der Geschichte machen besonders negative Erfahrungen in ihren Beziehungen, lieben und werden nicht wiedergeliebt. Männer verlieren die geliebte Partnerin und finden sich danach nur mühsam im Leben zurecht. Es sind zum Teil sehr traurige Schicksale, die die Autorin in diesem Roman erzählt. Es gibt dennoch einen hoffnungsvollen Ausblick.
Die Suche nach dem gelobten Land ist jedoch nicht das einzige Thema dieses schmalen Bändchens. Die Autorin spricht auch aktuelle Themen an, wie zum Beispiel die Zerstörung der Natur, vor allem der sardischen Küstenregionen, zugunsten der touristischen Erschließung, die Vernichtung von Existenzen durch die Agrarreform oder die Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des christlichen Glaubens, Kommunisten oder den ewig Gestrigen, die immer noch Mussolini nachtrauern. Mehrfach beschäftigen sich Figuren mit der Frage, ob es sich lohnt, Gutes zu tun, oder ob ein guter Mensch lediglich ein naiver Schwächling ist.
Abschließend kann ich sagen, dass diese knappe Erzählung viel Material zum Nachdenken bietet und mir gut gefallen hat.