Cover-Bild Waldkind
15,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Fantasy
  • Seitenzahl: 640
  • Ersterscheinung: 21.12.2018
  • ISBN: 9783404209279
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Natalie Speer

Waldkind

Roman

Nehmt euch in Acht vor dem Deamhain.

Der verwunschene Wald lebt. Er begehrt. Er verführt.

Doch seine verschlungenen Pfade führen nicht in die Freiheit, sondern in den Tod ...


Eva und Cianna könnten unterschiedlicher nicht sein - die erste rebellisch und unerschrocken, die zweite eine Träumerin. Während Eva als Regierungsagentin Jagd auf gefährliche Fabelwesen im verwunschenen Wald Deamhain macht, führt Cianna das behütete Leben einer Bürgerstochter.

Doch dann findet Cianna am Rand des Deamhain ein verlorenes Kind, das eine besondere Verbindung zum Wald zu haben scheint. Sie ahnt nicht, dass der Deamhain das Kind nicht so einfach ziehen lassen wird. Und dass der Wald Eva und Cianna zu tödlichen Feindinnen macht.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.01.2019

Faszinierende Ideen und toll umgesetzt mit einer intensiven Atmosphäre

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Ich bin durch dieses wunderschöne Cover auf das Buch aufmerksam geworden und erlebt habe ich eine spannende, facettenreiche und überraschende Geschichte, die mich in eine gefährliche Welt geführt hat.

Athosia, ...

Ich bin durch dieses wunderschöne Cover auf das Buch aufmerksam geworden und erlebt habe ich eine spannende, facettenreiche und überraschende Geschichte, die mich in eine gefährliche Welt geführt hat.

Athosia, seit 500 Jahren in den festen Händen der Republik, die ihre Macht auf den wenigen Schultern der Obrigkeit und auf den Rücken der vielen "Gemeinen" und Sklaven stützen. Das Ausmerzen der Magie und der Krieg gegen die Albae liegen 5 Jahrhunderte zurück und doch haben die Verbindungen der beiden Völker Fähigkeiten hinterlassen, die nur allzugerne genutzt werden. Diese Magie ist allerdings nur den Bürgern gestattet, denn es herrscht eine strenge Regelung, die im Hintergrund Rebellion und Rache herauf beschwört.

Die beiden so ungleichen Protagonistinnen wechseln sich kapitelweise mit dem Erzählen ab und ich habe beide Perspektiven mit Spannung verfolgt.
Cianna war mir anfangs etwas zu naiv, was aber ihrer behüteten Erziehung geschuldet ist und die sie zu einer sehr sanften und blauäugigen Frau heranwachsen ließ. Es dauert etwas, bis sie sich aus diesem Kokon befreien kann, aber auch wenn es sich nur langsam entwickelt, geht ihre Veränderung ständig voran.
Eva dagegen steht mit beiden Beinen fest in der Realität. Als Agentin des Geheimdienstes von Athosia gehört sie zu denjenigen, die die wenig verbliebenen Albae jagen. Vor der Öffentlichkeit verborgenes Wissen zu schützen und den letzten Rest dieser fremden Rasse auszulöschen ist sie von einem rastlosen Hass getrieben, der ihr Herz völlig verhärtet hat.

Ihrer beider Schicksal verbindet sich in der alten Bastion im Deamhain, einem mittlerweile fast schon verwahrlosten Kastell mit einigen Jäger und Soldaten, die in dem verwunschenen Wald noch immer die Stellung halten. Dieser Wald ist als letztes noch durchdrungen von der kraftvollen Magie und die Beschreibungen sind, wie in der ganzen Geschichte, sehr eindrucksvoll und bildhaft mit vielen originellen und neuen Ideen.
Überhaupt wirkt das ganze Zusammenspiel sehr einfallsreich und es gibt zahlreiche Wendungen, die mich immer wieder überraschen konnten. Manche Stellen sind allerdings etwas langatmig und hätten ruhig auch etwas straffer ausfallen können. Das ist aber auch das einzige Manko, das mir aufgefallen ist.

Außer Cianna und Eva gibt es noch einige andere wichtige Figuren, die sehr unterschiedliche Beweggründe für ihr Handeln haben und jeder aus seinem Standpunkt heraus prägnant und nachvollziehbar vorgeht. Das Waldkind selbst, das eine schattenhafte Präsenz einnimmt und trotzdem im Mittelpunkt steht, hat einen faszinierenden Charakter und hat mir super gefallen.
Das Tempo ist sehr wechselhaft und auch wenn es, wie gesagt, manchmal etwas zu weitschweifig war, ist es wunderschön geschrieben und weckt eine düstere Stimmung, die immer wieder ein Wechselbad der Gefühle auslöst.
Auch wird die Spannung durch kleine Cliffhanger an den Kapitelenden immer wieder angeregt und durch die Ungewissheit, wie sich alles entwickeln wird, schubweise herausgefordert bis zum dramatischen Finale.

Insgesamt eine sehr ausgefeilte und berührende Geschichte, die mit viel Raffinesse verwoben wurde und eine Menge einfallsreicher Motive bereithält.

Veröffentlicht am 24.02.2019

Waldiger Roman mit spannenden Charakteren

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Waldkind von Natalie Speer

Eva und Cianna könnten grundverschiedener nicht sein. Die eine Jagd hinter gefährlichen Walddämonen her, die andere lebt in ihrer eigenen Welt, ist eine Träumerin. Doch als ...

Waldkind von Natalie Speer

Eva und Cianna könnten grundverschiedener nicht sein. Die eine Jagd hinter gefährlichen Walddämonen her, die andere lebt in ihrer eigenen Welt, ist eine Träumerin. Doch als Cianna am Rand des Deamhain ein geheimnisvolles Waldkind findet, wird ihre Werlt komplett auf den Kopf gestellt. Sie ahnt nicht, dass der Wald Eva zu ihrer größten Feindin macht.

Gut, zugegeben. Bei diesem Buch war ich wirklich ein Coveropfer (und das meine ich nicht im schlechten Sinne, sondern durchaus positiv!). Das Waldgrün sticht aus dem Covereinheitsbrei hervor und lockt die Blicke potentieller Leser an – und das, was der Umschlag verspricht, wird definitiv im Inneren des Buches gehalten. Abenteuer, Wald, und Geheimnisse.
Der Roman spielt in derselben Welt wie der Debütroman der Autorin, ist jedoch autark und kann sehr gut ohne Vorkenntnisse gelesen werden. Ein zweimal taucht ein kleiner augenzwinkernder Verweis auf „Frostseelen“ auf, über den Kenner des Buches schmunzeln können.
Die ersten Seiten verschlingen den Leser. Ich konnte wunderbar eintauchen in die Welt und Cianna wie Eva, die beide ihre eigenen Handlungsstränge besitzen, waren für mich greifbar und spannend, sodass ich mich darauf freute, ihren Spuren weiter zu folgen. Der rasante Beginn ließ die ersten Seiten förmlich vorüber fliegen und ich wusste nicht so recht, wie ich im zweiten Abschnitt gelandet war.
Für mich entwickelte sich Cianna am meisten im Verlauf der Handlung. Wie eingangs erwähnt, ist sie eine Träumerin und zu Beginn recht vorsichtig. Sie muss die Welt erst noch entdecken, muss kosten von ihrem Leid und ihrer Süße. Eva hat diese Entwicklung schon hinter sich, als die Handlung des Romans beginnt. Für sie gibt es auch einige unschöne Wahrheiten, aber im Endeffekt kämpft sie mental mit dem Pfad, den sie schon längst eingeschlagen hat. Ich fand es spannend, zwei völlig unterschiedlichen Entwicklungslinien folgen zu können. Doch der mysteriöseste Charakter war für mich das Waldkind. Ich fand es unheimlich spannend, wie es mit seiner Umwelt agierte und dabei weder richtig noch falsch, gut oder böse kannte – sondern einfach nur das eigene Bestreben. Diese Figur hat Speer wirklich ziemlich gut gezeichnet – genauso wie sie die Welt wirklich gut dargestellt hat. Als ich endlich in den Wald – in dem Deamhain – eintauchte, begegneten mir die grüne Hölle, Schlingpflanzen und knorrige Wipfel. Speers Talent, eine Szenerie zu beschreiben, setzte sie hier wirklich sehr gekonnt ein (gut, manchmal auch ein bisschen zu gekonnt. An der ein oder anderen Stelle wäre weniger wohl mehr gewesen, einfach um den Plot an sich ein bisschen voranzutreiben). Doch die Ideen, die die Autorin eingebracht hat, waren wirklich in der Zusammenstellung erfrischend und cool. Zudem bombardierte mich die Handlungen nicht mit Fakten, sondern deckte Karte um Karte auf, bis es schließlich ein stimmiges Gesamtbild ergab, das mir einen Aha-Effekt versetzte.
Wirklich gut gefiel mir auch der Schluss. Das Spannungslevel, in der Mitte ein wenig abgefallen, schnellte zum furiosen Finale noch einmal in die Höhe und ließ mich förmlich an den Seiten kleben. Die Zusammenführung der losen Fäden ist der Autorin wirklich gut gelungen.

Kritik? Natürlich gibt es auch Kritik. Das Buch hätte für meinen Geschmack ein bisschen geraffter sein könnten. Manchmal erlag ich dem Gefühl, dass sich die Handlung ein bisschen hinter den (zugegeben schönen) Beschreibungen versteckt.
Und das muss sie nicht! Natalie Speer hat einen wunderbar-gefährlichen Wald geschaffen, in den ich mich für meinen Teil nur bis an die Zähne bewaffnet wagen würde. Ihre Detailverliebtheit bremste das Buch ein bisschen. Deshalb vergebe ich 4,5 Sterne.

Veröffentlicht am 23.02.2019

Magischer Wald trifft auf Gesellschaftsschichten

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Eva ist unterwegs, vom Altmeister geschickt, auf geheimer Mission, um die letzten Alben zu töten.
Cianna lebt ein behütetes Leben und entdeckt am Waldrand ein einsames, nicht sprechendes Kind.

Der Schreibstil ...

Eva ist unterwegs, vom Altmeister geschickt, auf geheimer Mission, um die letzten Alben zu töten.
Cianna lebt ein behütetes Leben und entdeckt am Waldrand ein einsames, nicht sprechendes Kind.

Der Schreibstil ist voller Beschreibungen der Umgebung. Gerade der Wald ist unglaublich detailliert und magisch beschrieben. Die Perspektiven wechseln mit den Kapiteln zwischen den beiden Mädels hin und her. So bekommt der Leser die Möglichkeit, sie schnell kennen zulernen, die Motive zu verstehen und es wird immer wieder Spannung aufgebaut.

Abseits des Waldes gibt es Magie in dieser Welt, die vor allem Heiler und Brenner hervorbringt. Nicht alle haben die Möglichkeit ihre Kräfte auszubilden. Denn das Schichtsystem ist undurchdringlich. Sklaven, die frühzeitig ihre Zunge verlieren, Gemeine und Bürger. Das die Bürger alle Zügel in der Hand haben zu glauben ist wohl klar...

Zu Beginn des Buches gibt es eine Karte. Inzwischen habe ich diese zu schätzen gelernt, um mich schnell (gerade bei unterschiedlichen Perspektiven) orientieren zu können. Leider ist diese etwas ungenau und klein ausgefallen.
Ein weiteres Manko sind für mich die letzten hundert Seiten, die Motive verwischten für mich und ich konnte mich nicht mehr in die Charaktere hineinversetzen. Alles Geschah etwas schnell.

Insgesamt trifft hier ein magischer Wald auf Gesellschaftsschichten, die jeweils richtig gut ausgearbeitet sind. So bewerte ich mit 4 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 18.02.2019

Ein faszinierender Wald und zwei grundverschiedene Hauptcharaktere

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Eva, eine Agentin für den Geheimdienst des Landes, wird ausgeschickt auf eine bedeutende Mission: sie soll abtrünnige Agenten ausfindig machen und den Alben nachjagen. Denn die Alben sind mächtige, uralte ...

Eva, eine Agentin für den Geheimdienst des Landes, wird ausgeschickt auf eine bedeutende Mission: sie soll abtrünnige Agenten ausfindig machen und den Alben nachjagen. Denn die Alben sind mächtige, uralte Wesen, von denen das gemeine Volk nur aus Legenden gehört hat, die jedoch einmal die Welt mit Hilfe ihrer Macht unterworfen hatten.
Cianna, eine Bürgerin hingegen, weiß nichts von den Alben. Am Rande des Deamhain, einem großen und gefährlichen Wald, lebt sie ahnungslos mit ihrer Mutter. Bis eines Tages ein Kind in Ciannas Leben auftaucht und sie in Dinge verstrickt wird, von denen sie keine Ahnung hatte.
Und plötzlich sind die Wege dieser beiden so unterschiedlichen Frauen miteinander verwoben.

Eva und Cianna fand ich beide toll beschrieben. Sie hatten beide Alleinstellungsmerkmale, machten eine spürbare Charakterentwicklung durch und waren insgesamt so gut dargestellt, dass sie Ecken und Kanten hatten und immer mehr an Tiefe gewannen.
Dies trifft jedoch leider nicht auf die Nebencharaktere zu. Es gab einfach zu viele und ich merkte schnell, dass mir einzelne Nebencharaktere immer gleichgültiger wurden. Zu vielen von ihnen konnte ich einfach keine Bindung aufbauen, etliche waren ein wenig zu viel des Guten und andere wurden dann wieder zu wenig beachtet.
Der Deamhain gefiel mir an dieser Geschichte wirklich am besten. Er war toll beschrieben und wirkte durch die detailreiche Schilderung und die innovativen Ideen der Autorin sehr lebendig. Gerne würde ich noch mehr Geschichten über diesen faszinierenden und grausamen Wald lesen, denn es wurden noch längst nicht alle Fragen beantwortet und das Potential für weitere Geschichten ist wirklich sehr groß.
Der Plot war sehr spannend gehalten und vor allem ab der Mitte war so viel Fahrt in die Geschichte gekommen, dass ich das Buch in einem Rutsch durchlesen musste.
Leider waren etliche Plottwists sehr vorhersehbar und überraschten mich eher weniger, nur vereinzelt konnte mich die Geschichte überraschen.
Das Ende konnte mich leider nicht ganz zufriedenstellen. Für meinen Geschmack wurde es viel zu schnell abgehandelt und passte somit nicht zu dem Rest der sehr detailreichen Geschichte. Auch blieben mir als Leser ein paar Fragen zu viel offen und ich bin mir bei ein paar Sachen nicht sicher, ob sie zufriedenstellend genug erklärt wurden.
Ich würde das Buch nicht als Romantasy betiteln, dafür war der Fantasyteil zu überwiegend und ausgearbeitet. Für meinen Geschmack aber wurde der Fokus ein wenig zu sehr auf Liebe und Beziehungen der Charaktere gelegt. Auf viele der Liebesszenen hätte ich von daher eher verzichten können, trafen diese teils eher kitschigen Passagen einfach nicht meinen Geschmack.
Die Kapitel sind abwechselnd aus Evas und Ciannas Sicht geschrieben, was dem Leser einen tollen Einblick in die unterschiedlichen Welten der beiden gewährt.
Der Schreibstil gefiel mir gut. Die vielen detailreichen Schilderungen der Umwelt der Charaktere ergaben ein stimmungsvolles Bild. Vor allem der Deamhain ist sehr gut beschrieben. Doch das Worldbuilding klappte nicht immer so gut. Vor allem die Orte außerhalb des Deamhains blieben etwas blass.
Und auch wenn der Erzählton in vielen Passagen sehr erwachsen war und die grausame Ader des Deamhains oder die brutalen Machenschaften der Menschen unterstrich, so rutschte er manches Mal doch in eine kitschige Richtung ab, mit der ich nicht viel anfangen konnte.
„Waldkind“ spielt in derselben Welt wie auch „Frostseelen“, der Debütroman der Autorin. Die Bücher können jedoch unabhängig voneinander gelesen werden, da sie verschiedene Charaktere beinhalten. Ich persönlich habe Frostseelen bisher noch nicht gelesen, werde dies jedoch nach dieser Lektüre nachholen.


Ich vergebe 4 Sterne.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Atmosphärischer Ausflug in einen verwunschenen Wald - leider mit Längen

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Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Der Deamhain ist ein verwunschener Wald voller Gefahren, fremdartiger Tiere und Pflanzen – und Magie. Eva, eine toughe Geheimagentin, und Cianna, eine naive Bürgerstochter, ...

Spoilerfreie Rezension!


Inhalt

Der Deamhain ist ein verwunschener Wald voller Gefahren, fremdartiger Tiere und Pflanzen – und Magie. Eva, eine toughe Geheimagentin, und Cianna, eine naive Bürgerstochter, verschlägt es beide aus verschiedenen Gründen in die unberechenbaren Tiefen des Waldes. Ein gefährliches Abenteuer, das beide Leben für immer verändern wird, beginnt…

Übersicht

Einzelband oder Reihe: Band #2 einer sehr lose verbundenen Reihe um die erfundene Welt Athosia
Verlag: Bastei Lübbe
Seitenzahl: 640
Erzählweise: Figuraler Erzähler, Präsens
Perspektive: aus weiblicher Sicht geschrieben (Eva und Cianna)
Kapitellänge: meist mittel bis lang
Tiere im Buch: - Tiere werden als Nahrungsquelle genutzt, sie werden getötet, teilweise schwer verletzt und leiden Qualen. Für sensible Tierfreund_innen ist das Buch daher nicht immer leicht zu verdauen.

Warum dieses Buch?

Nachdem ich das erste Buch der Autorin, „Frostseelen“, absolut geliebt habe und schon ewig das Erscheinen eines neuen Werkes herbeigesehnt habe, führte an diesem Fantasy-Roman natürlich kein Weg vorbei!

Meine Meinung

Einstieg (+/-)

Es hat wieder etwas gedauert, bis ich in die Geschichte gefunden habe – aber das war ja auch bei „Frostseelen“ so. Auch dieses Mal brauchte ich wieder einige Zeit, bis ich ganz in die fremde Welt eintauchen konnte.

„‘Halte dich stets vom Finderwald fern / er frisst Kinder und Schafe so gern.‘“ Seite 106

Schreibstil (+)

Das lag bestimmt auch am Schreibstil. Natalie Speer schreibt flüssig und angenehm, ihre Sprache kann als anspruchsvollerer „Fantasy-Schreibstil“ beschrieben werden. Ganz wunderbar fand ich die gelungenen, teilweise sogar poetischen Vergleiche und Metaphern. Die Beschreibungen sind zudem sehr anschaulich, meist unheimlich atmosphärisch und detailliert. Zeitweise ging es mir hier wieder etwas zu sehr ins Detail, dadurch verliert die Geschichte leider an Tempo. Ein paar Kürzungen hätten das Buch noch besser gemacht.

„Dabei ist der Deamhain wie geschaffen für Albträume. Seine Baumwipfel neigen sich bedrohlich über unsere Hügel. Sie sind so hoch, dass einem beim Anblick schwindelig wird, und ihre Äste greifen wie knorrige Knochenfinger nach dem Wind. Nachts schreien Eulen und andere Tiere in den Tiefen des Waldes wie kleine Kinder.“ Seite 34

Inhalt, Themen, Botschaften & Ende (+)

Einmal mehr entführt uns die Autorin nach Athosia, eine fremde Welt, die ihren ganz eigenen Gesetzen folgt. Es geht wieder um Magie, aber auch um den Kampf dagegen, um Unterdrückung, Sklaverei, Reichtum auf dem Rücken der Armen, Krieg, um Freundschaft, Familie, alte Wunden, gefährliche Abenteuer und geheime Missionen. Das Worldbuilding überzeugt ebenso wie der sorgsam konstruierte, gelungene Plot, der mit einigen Wendungen aufwarten kann. Es macht Spaß, in die geheimnisvollen, wunderschönen, aber auch ebenso gefährlichen Tiefen des Waldes einzutauchen und diese zu erkunden. Dabei wird es zuweilen sehr brutal, actionreich und düster - die Autorin zögert zudem nicht, auch liebgewonnene Figuren sterben zu lassen. Da in Athosia aber gerade Krieg herrscht, verleiht das dem Buch nur mehr Glaubwürdigkeit.

Wie auch schon im letzten Band werden gesellschaftliche Probleme und Fragen thematisiert, die auch in der realen Welt von Bedeutung sind. Auch mit Gesellschaftskritik wird nicht sparsam umgegangen. Das Ende ist dann offener als erwartet, so dass einem nach dem Schluss des Buches noch einige Fragen im Kopf herumspuken. Insgesamt war ich mich dem vielleicht etwas zu schnell abgehandelten Abschluss aber dennoch zufrieden, da alle wichtigen Handlungsstränge zu einem ansprechenden Ende geführt werden.

Protagonistinnen und Figuren (+/-)

Eine der großen Stärken des Buches ist auch dieses Mal wieder die Charakterzeichnung. Vor allem die beiden Hauptfiguren sind liebevoll ausgearbeitete, runde und komplexe Protagonistinnen, die mit ihrer Persönlichkeit und auch der Entwicklung, die sie durchmachen, überzeugen. Die beiden Frauen zeichnen sich am Beginn der Geschichte vor allem durch ihre Gegensätzlichkeit aus: Während Cianna eine verwöhnte, naive, sensible junge Frau ist, kann Eva als toughe, starke Geheimagentin beschrieben werden, die auch ohne mit der Wimper zu zucken über Leichen geht, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Trotz dem Herzblut, das ohne Zweifel in die Konzeption der beiden gesteckt wurde, konnten sie mir beide leider nicht so ans Herz wachsen wie Thea in „Frostseelen“ – woran das genau lag, das weiß ich nicht.

Auch die Nebenfiguren sind, soweit möglich, tiefgründig gezeichnet und wirken mit ihren Schwächen und Stärken lebendig und echt. Manche bleiben allerdings das ganze Buch über geheimnisvoll – dabei hätte ich sie gerne noch besser kennengelernt und ihre Beweggründe erfahren (Beispiel: Luka).

„‘Es gibt Vögel, die noch nie jemand gesehen hat, doch ihre Rufe klingen angeblich wie Kinderweinen. Wir nennen sie Bansei. Der, der ihr Weinen in der Abenddämmerung hört, erlebt die nächste nicht mehr.‘“ Seite 130

Spannung & Atmosphäre (+/-)

Nun kommen wir zu meinem einzigen richtigen Kritikpunkt, der mir leider auch die Lektüre teilweise ein wenig vermiest hat. Zuerst zum Positiven: Die Atmosphäre im Buch ist wieder großartig gelungen: Der Deamhain wird vor dem inneren Auge lebendig, man hört es im Unterholz rascheln, riecht förmlich seinen Duft und spürt den Wind auf der Haut. Man bekommt den Eindruck, dass der Wald ein Organismus ist, dass er lebt und pulsiert, und fühlt sich, als wäre man selbst mit Cianna und Eva dort. Teilweise wird es zudem richtig unheimlich, immer wieder habe ich eine Gänsehaut bekommen.

Trotz der tollen Atmosphäre fehlte mir leider über weite Strecken die Spannung. Obwohl es durchaus atemlos spannende Momente und unerwartete Wendungen im Roman gibt, kann der Spannungsbogen leider nicht durchgehend gehalten werden, sondern bricht immer wieder ein. Dadurch entstehen Längen, bei denen ich mich zwingen musste, die Seiten nicht nur zu überfliegen. So mitreißend wie „Frostseelen“ war das „Waldkind“ daher für mich leider nicht, was mich ein bisschen enttäuscht hat. Dennoch hoffe ich natürlich, dass die Autorin ein weiteres Werk in dieser faszinierenden Welt ansiedelt und das dann wieder mehr meinen Geschmack trifft.

„‘Was meint er damit: Der Deamhain ist heute ruhig?‘, fragt einer der beiden Neuen mit beklommener Miene.
‚Dass die Chancen gut stehen, dass keiner von uns bis zur Waldbastion gefressen wird.‘“ Seite 104

Feministischer Blickwinkel (♥)

Hier hat die Autorin ein großes Lob verdient! Wir treffen hier auf die verschiedensten Frauen- und Männerfiguren, Männer dürfen weinen, Frauen dürfen tough und kämpferisch sein. Auch das Liebesleben der Protagonistinnen ist sehr unterschiedlich und keine der Frauen wird jemals dafür verurteilt. Zudem haben viele davon wichtige Führungspositionen inne, es gibt viele Soldatinnen und die Misogynie, die es leider zuweilen auch in Athosia gibt, beeindruckt Eva beispielsweise überhaupt nicht. Im Gegenteil, sie lässt sich nichts sagen und vertraut ihrem eigenen Urteil.

Ein weiterer Punkt, den ich positiv hervorheben möchte, ist die Tatsache, dass es in diesem Fantasy-Roman Diversität und gleichgeschlechtliche Liebe gibt – und zwar ganz ohne Klischees. Zudem wird daraus keine große Sache gemacht, viel eher wirkt es vollkommen normal (was es ja auch ist). Fantasy-Romane sind oft sehr sexistisch und konservativ – Natalie Speer geht hier jedoch einen ganz anderen Weg und kämpft damit für Toleranz. Dafür hat sie ein großes Lob verdient!

Mein Fazit

„Waldkind“ konnte mich leider nicht ganz so begeistern wie „Frostseelen“. Das lag sicher nicht am anschaulichen, schönen Schreibstil (der mir nur manchmal zu sehr ins Detail ging) und auch nicht an den liebevoll ausgearbeiteten Protagonistinnen und Figuren (die mir aus irgendeinem Grund trotzdem nicht ans Herz wachsen wollten). Auch die Konstruktion der faszinierenden Welt, der sorgsam erstellte Plot, die großartige, unheimliche Atmosphäre (der Wald wirkt wie ein lebendiges, pulsierendes Wesen!) und die gesellschaftskritischen, tiefgründigen Themen haben mir sehr gut gefallen. Leider fehlten mir dieses Mal aber immer wieder Tempo und Spannung, sodass mich diese Geschichte leider nicht so mitreißen konnte, wie ich mir das gewünscht hätte. Ich musste mich stellenweise zwingen, die Seite nicht nur zu überfliegen. Ein großes Lob hat die Autorin ohne Zweifel für ihre moderne Darstellung starker, tougher Frauen- und sensibler Männerfiguren und die selbstverständlichen Beschreibungen von gleichgeschlechtlicher Liebe ganz ohne Klischees verdient. Sie kämpft mit „Waldkind“ für mehr Toleranz (auch im Fantasy-Genre) und das ist großartig!

Sollte es einen Folgeband geben, werde ich den mit Sicherheit auch wieder lesen. Denn: Ich bin noch nicht bereit, Athosia für immer hinter mir zu lassen. An dieser Stelle seien euch übrigens die "Frostseelen" noch einmal wärmstens ans Herz gelegt! ♥

Empfehlung: Ein Fantasy-Roman für Fans von detaillieren Beschreibungen, einem gelungenen, atmosphärischen Schreibstil und einer eher düsteren Handlung.

Bewertung

Idee, Themen, Botschaft: 5 Sterne
Worldbuilding: 5 Sterne ♥
Einstieg: 3 Sterne
Schreibstil: 4,5 Sterne
Protagonistinnen: 4 Sterne
(Neben)Figuren: 4 Sterne
Atmosphäre: 5 Sterne ♥
Spannung: 2 Sterne
Ende: 3,5 Sterne
Emotionale Involviertheit: 3,5 Sterne
Feministischer Blickwinkel: ♥ !

Insgesamt:

❀❀❀,5 Lilien

Dieses Buch bekommt von mir gute dreieinhalb Lilien!