Ein Psychothriller, bei dem "Psycho" nicht nur eine Marketing-Strategie ist
GrenznebelNoah und Gabriel haben keine leichte Kindheit. Gewalttätige Eltern machen den beiden das Leben schwer, bis es eines Tages eskaliert und die beiden Jungen dort herausgeholt werden. Nach langem Warten werden ...
Noah und Gabriel haben keine leichte Kindheit. Gewalttätige Eltern machen den beiden das Leben schwer, bis es eines Tages eskaliert und die beiden Jungen dort herausgeholt werden. Nach langem Warten werden Noah und sein älterer Bruder endlich adoptiert und sie könnten ein neues, unbeschwertes Leben führen. Doch Noahs Psyche verwehrt im dieses. Der beste Freund von Gabriel stirbt, Noah wird dafür verantwortlich gemacht und in die Psychiatrie eingewiesen. Zehn Jahre später holt sein Bruder ihn nach Hause. Doch wird nun endlich alles gut für Noah?
Fangen bei dem Cover an: Es gefällt mir unheimlich gut, denn es bringt sofort die Stimmung der Geschichte rüber. Auch den Titel finde ich sehr passen. „Grenznebel“ drückt für mich aus, dass die Grenze zwischen der richtigen Welt und der des Verstandes nicht immer ganz klar ist.
Der Schreibstil von Senta Herrmann ist sehr anschaulich. Ich war oft selbst mit den Charakteren im Raum oder unterwegs, weil ich mir alles gut vorstellen konnte. Was ich am Schreibstil etwas gestört hat, ist die Beschreibung der Charaktere. Statt die Namen zu nennen (z.B. „Noah“), wird oft ein Adjektiv benutzt, um dem Leser zu beschreiben, wer gerade spricht/handelt (z.B. „Der Jüngere“). Das hat es für mich vor allem am Anfang schwer gemacht, nachzuvollziehen, um wen es gerade geht. Ich glaube, dass ich deswegen auch keine richtige Verbindung zu den Charakteren aufbauen konnte.
Die Charaktere selbst waren sehr gut ausgearbeitet.
Noah und seine Psychosen waren sehr nachvollziehbar. Er schwankt zwischen seinem erwachsenen-Ich, welches gerne als solchen auch von den anderen angesehen werden würde und dem verängstigten-Ich, welches sehr auf die Leute in seiner Umgebung angewiesen ist. Er hat klare und nebelige Momente, Zweifel und Hoffnung, Angst und Mut. „Psychothriller“ war hier definitiv nicht nur eine Marketing-Strategie, sondern die ganze Zeit präsent!
Auch Gabriel und die anderen Menschen in Noahs engstem Umfeld waren sehr greifbar. Gabriel hat selbst mit der schlimmen Vergangenheit der Geschwister zu kämpfen und steht seinem trotzdem immer bei, selbst wenn er dafür seine eigenen Probleme in den Hintergrund rücken muss. Bei allem Familienmitgliedern und Freunden war sehr nachvollziehbar, wie sie gerade warum handeln.
Die Geschichte selbst war von Anfang an spannend. Es wurde aus verschiedenen Perspektiven erzählt, was gute Einblicke in die Gedanken der Charaktere gewährt hat. Auch bekommt man immer mal wieder Einblicke in die Vergangenheit der beiden Brüder, was ein schönes Gesamtbild ergab. Die Auflösung war schlüssig und hat mich wirklich überrascht. Eine Frage ist bei mir leider offengeblieben, aber da es nicht um einen Hauptaspekt der Geschichte ging, kann ich darüber hinwegsehen.
Alles in allem ein guter Psychothriller, der durchweg Spannung bietet. Ich möchte mich nochmal bei Senta Herrmann für das Rezensionsexemplar bedanken und freue mich auf ihre nächsten Werke!