Komplexer, atmosphärischer, mystischer Einstieg in die Triologie
Der Weg des ewigen WintersWas passiert, wenn der Sänger Niilo Sevänen der Melodic-Death-Metal-Gruppe Insomnium beschließt, seiner zweiten Leidenschaft, dem Schreiben, zu frönen? Das durfte ich vorab für Lesejury lesen und mich ...
Was passiert, wenn der Sänger Niilo Sevänen der Melodic-Death-Metal-Gruppe Insomnium beschließt, seiner zweiten Leidenschaft, dem Schreiben, zu frönen? Das durfte ich vorab für Lesejury lesen und mich selbst überzeugen. In der Recherche zu dem Buch konnte man nachlesen, dass die Reihe auf dem 40-minütigen Song Winter Gates basiert. Zu diesem Song gibt es eine Kurzgeschichte, welche während der Pandemie nun um aktuell drei Bände erweitert wurde.
Der erste Band ist Der Weg des ewigen Winters und genau das ist er: ein erstes Eintauchen in die Welt sowie das Kennenlernen der Charaktere. Die Charaktere starten an zwei verschiedenen Orten. Ein Handlungsstrang wird von Theophanu getragen, was vielleicht zu einer Irritation führen kann, da die historischen Eckdaten in das fantastische Setting übertragen werden. Ich persönlich bin nicht so firm mit den historischen Zahlen und fand die Geschichte um Theophanu und ihren „Gast“ sehr spannend. Vor allem, weil das im Grunde die Ruheparts im Buch waren. In diesem Teil erfährt man etwas über die Anfangszeit des Winters und begleitet die Kaiserin auf der Suche nach ihrem Sohn. Im ersten Buch ist es noch der Nebenstrang, der angeteasert, aber nicht zu Ende erzählt wurde – fast wie ein langgezogener Cliffhanger.
Kommen wir zur Hauptgeschichte
Halla und ihr Pflegeonkel Orpheus müssen aus Konstantinopel fliehen. Warum, das erschließt sich nicht ganz – nur, dass seltsame Gestalten versuchen, das Kind zu fangen und jeden töten, der ihnen in die Quere kommt.
Auf der Flucht bekommen sie undurchsichtige Verbündete und werden immer wieder mit Figuren aus der Fantasy/Mythologie konfrontiert. Die Flucht durch die verschneite Mittelmeerregion ist spannend, atmosphärisch, und ich flog nur so durch die Seiten.
Ich muss sagen: Das war etwas, was ich an dem Buch absolut schätzte – die düstere, mystische Atmosphäre und ein Spannungsbogen, der nie nachließ. Auch die Winterwelt wurde eher als menschenfeindlich denn als angenehm, still und freundlich beschrieben. Ich war noch nie in Finnland, aber ich stelle mir die Winter dort genauso vor.
Auch dieser Teil teasert viele Punkte an. Manche Schnittpunkte zur Nebengeschichte erscheinen im ersten Band, aber viele Fragen bleiben noch offen.
Es ist mutig, und ich vermute fast, hier wird auf literarischer Ebene ein 40-minütiges Lied komponiert. Denn das ist etwas, was ich die gesamte Zeit über gefühlt habe: Die jetzt noch losen Stränge verfolgen einen Plan – und vor allem einen, der sicher in den nächsten Bänden erklärt wird.
Fazit
Ein Roman, der sich grob an historischen Eckpfeilern orientiert, aber vor allem von den fantastischen Elementen lebt. Die Geschichten und die Flucht sind durchgängig spannend. Viele Fragen werden im ersten Band noch nicht vollständig erklärt, was bei mir eher zum Hinfiebern auf den nächsten Band führt – und das finde ich wirklich genial. Vor allem die Atmosphäre: Es ist wirklich oft sehr kalt