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Evy_Heart

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.10.2017

Toll geschrieben!

Bet Me - Unverschämt verführerisch
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Manchmal habe ich Appetit auf Fastfood - lecker, fettreich, bequem zu kauen; kurz gegessen, kurz vergessen. In dieser Stimmung entdeckte ich "Bet me" im Netgalley-Katalog. Liebesromane reizen mich selten, ...


Manchmal habe ich Appetit auf Fastfood - lecker, fettreich, bequem zu kauen; kurz gegessen, kurz vergessen. In dieser Stimmung entdeckte ich "Bet me" im Netgalley-Katalog. Liebesromane reizen mich selten, weil sie zu klischeehaft sind. In diesem Fall interessierte mich die Wette und dass die Geschichte, Tinder sei Dank, sehr modern wirkt. Was ich nicht erwartet hatte: Dass ich diesem Buch wehmütig und mit Tränen in den Augen hinterherweinen würde. Denn es ist gut geschrieben. Sehr flüssig, die Handlung vorantreibend, trotz der Ich-Perspektiven nicht so ich-bezogen und mit selbstbewussten, selbst-ironischen Hauptfiguren. Umso deutlicher erscheint mir der erklärende, verkrampfte Stil anderer Werke, der mich in eisigen Gefilden zurücklässt.

Was passiert?

Lizzie ist stellvertretenden Kuratorin des MET und darf ihre eigene Ausstellung über die Rolle des Films in der Entwickung romantischer Narrative und dessen Wechselwirkungen mit konservativen Traditionen des Liebenswerbens, bezogen auf die Nachkriegszeit atmen zusammenstellen. Helfen soll ihr dabei Jake, der den Ruf hat, alles beschaffen zu können. Denn Lizzie möchte wertvolle und schwer auffindbare Filmrequisiten in der Ausstellung verwenden. Doch Lizzie hat ein weiteres Problem: Nach der Trennung von Freund Todd hat sie nur unbefriedigende Dates ohne Romantik. Als sie ihrer Schwester davon erzählen will, landet ihr Wut-Video versehntlich im Internet. Und plötzlich steht sie vor Frage: Soll sie tatsächlich streiken, bis ein Mann sie zu einem wirklich romantischen Date ausführt?

Die Figuren

Lizzie ist die Hauptfigur und aus ihrer Sicht wird der Text überwiegend geschildert. Sie ist schüchtern, etwas nativ, aber sexuell aufgeschlossen. Was die Figur auszeichnet, ist ihr Sinn für Romantik und alte Filme, vor allem den fiktiven Film "Bring me the stars". Lizzie ist so besessen, dass Jake und andere Männer nebensächlich sind. Bei einem Date landet sie früher oder später bei diesem Thema. Das macht sie sehr erfrischend.

Jake ist ein Mann, den seine Schwächen natürlich machen. Er kann sich nach einem One-Night-Stand nicht an Lizzie erinnern, was ihm unangenehm ist. Er ist charmant, geheimnisvoll und ein bisschen arrogant, aber wahrhaft. Er neckt Lizzie gern, aber es ist weder sein Ziel, sie zu erobern, noch von ihr "gerettet" zu werden. Ich fand ihn nett.

Themen

Romantik: Was bedeutet Romantik? Was ist Sicherheit? Lizzie strebt nach einem Ideal, aber was passiert, wenn es erreicht ist? Ihr Wunsch nach Romantik wird durch ihre Kindheit ausgelöst, aber was hat sie damals WIRKLICH vermisst? Leider behandelt der Roman das Thema nicht so tief, sondern funktioniert stärker auf der emotionalen Ebene. Aber er regt zum Denken an. Ein gutes Pendant dazu ist "Tote Dichter küsst man nicht" - das Thema ist ähnlich, die Prämisse das Gegenteil.

Das Versprechen: Erinnerte mich das Szenario anfangs an "Lysistrata", reflektiert es sich zunehmend selbst. Denn Lizzie fragt sich, ob sie ihre Vorgabe umsetzen soll. Sie will nicht enthaltsam sein, bis der "richtige" Mann kommt, entschließt sich aber, es das umzusetzen, nachdem sie merkt, dass sich viele Frauen von ihr unterstützt fühlen. Sie fordert Männer heruas, behält die Kontrolle. Und weiß nicht, wie sie das findet. Die Idee, das Thema weniger auf die Gesellschaft als auf den Einzelnen zu beziehen, finde ich gut. Trotzdem fehlten mir die Tiefe, die Konsequenzen. Ich hatte mir von der Wette mehr erwartet.

Spannung

Bevor die Wette als Hauptkonflikt auftritt, gibt es eine "Vorgeschichte", eine Einleitung, in der wir Lizzie und ihre misslungenen Dates sehen und ihre Gefechte mit Jake. Dadurch wirkt es nicht, als ob es nur um die beiden Figuren geht und die Frage, wann sie zusammen kommen. Stattdessen lernt man Lizzie als Figur kennen und merkt, wie stark ihr Wunsch nach Romantik ist. Das ist sehr gut gelöst.

Ansonsten ist der Aufbau ähnlich wie in anderen romantischen Geschichten: Man mag sich, nähert sich an, will sich, bekommt sich nicht, grübelt, verletzt usw. Es gibt ein paar Elemente, die auflockern, aber getragen wird der Text von seinen Figuren. Mich erinnerte das stark an eine Screwball-Komödie.

Schreibstil

Ich weiß nicht, woran es liegt, aber der Text ließ sich für mich sehr leicht lesen. Vielleicht ist es die Chemie der Figuren, vielleicht der gute Schreibstil und die gute Übersetzung. Der Text fließt sehr gut!

In meiner Version waren ein paar Tippfehler und Stolpersteine in der Übersetzung. Letzteres ist jedoch Geschmackssache.

Fazit

"Bet it" wirkte gekonnt geschrieben und besticht mit guten Figuren. Das Grundthema wird nicht besonders tief behandelt, aber die Idee ist kreaitv. Ich hatte viel Spaß damit!

Veröffentlicht am 10.09.2017

Potential verpufft.

Marthas Widerstand
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"Cell 7" habe ich über eine Aktion der "Lesejury" bekommen und selten hat mich eine Leserunde so beeindruckt. Gedanken flossen, Energien kochten über und ich konnte plötzlich schwer unterscheiden, was ...

"Cell 7" habe ich über eine Aktion der "Lesejury" bekommen und selten hat mich eine Leserunde so beeindruckt. Gedanken flossen, Energien kochten über und ich konnte plötzlich schwer unterscheiden, was meine Meinung war und welche die Meinung der Gruppe. Klar war aber: Die Themen machen betroffen. Wenn in einem manipulierbaren (?) Televoting über Leben oder Tod abgestimmt wird, macht das Angst.

Klar war mir am Ende auch: Ich weiß nicht, ob ich weiterlese würde.

Worum geht es?

Martha, ein Teenager aus den Kratzern, hat den Wohltäter Jackson Paige umgebracht und sitzt im Gefängnis. Binnen der nächsten sieben Tage entscheiden die zahlenden Zuschauer über Leben und Tod. Jeden Tag wird Martha in eine kleinere Zelle verlegt und sie bekommt Besuch von ihrer psychologischen Betreuerin Eve. Eve, die eine besondere Beziehung zum System hat, vermutet, dass Martha unschuldig ist und forscht nach. Parallel sieht der Leser "Death is Justice", eine Fernsehshow, die von charismatischen Moderatoren moderiert wird und in der die Fälle ausgebreitet werden. Ziel ist es, die Zuschauer zum Wählen zu animieren.

"Cell 7" ist der erste Band einer Trilogie.

Die Figuren

Martha Honeydew: Wenn "Cell 7" ein Musikstück wäre, dann wäre Martha das Grundthema. Mit ihr beginnt und endet die Geschichte. Und sie stellt das Gegengewicht zum kalten, ideologischen "Death is Justice" dar. Martha ist anfangs abgeklärt, wird sich später aber bewusst, in welcher Gefahr sie sich befindet. Ich wusste bis zum Schluss nicht, ob sie davon ausgeht, dass sie freikommt oder dass sie stirbt, um etwas zu bewegen. Ich fand ihre Entwicklung besonders in der zweiten Hälfte gut, weil ich merkte, wie wichtig ihr ihre Familie ist und dass sie an ihrer Aufgabe zweifelt. Allerdings wirkt Martha nicht so nahbar, was vor allem am beobachtenden Schreibstil iiegt. Letztendlich ist sie ein Instrument, um dem Thema ein Gesicht zu geben.

Eve Stanton ist ein guter Puffer. Sie ist ruhig und klug, aber ein bisschen schüchtern. Das hat mir sehr gefallen. Ich denke, es fällt Eve schwer, die Intiative zu ergreifen. Durch ihre Arbeit lebt sie in einer sicheren Blase, in der sie das System weniger unterstützt, sondern die Gefangenen im System. Ihr Sohn Max ist eine große Unterstützung für sie. Gemeinsam mit Ex-Richter Cicero versucht sie die Menschen davon zu überzeugen, dass das System schlecht ist.

Kristina ist die opportunistische Moderatorin von "Death is Justice" und die Verkörperung des Systems für den Leser. Kristina wirkte auf mich nicht, als hätte sie das System umfassend hinterfragt, aber sie ist davon überzeugt. Das merkt man u.a. daran, dass Cicero sie mit seinen Argumenten in die Enge treiben kann, aber lange Zeit niemand die Livesendung unterbricht. Stellenweise wirkte sie wie eine Marionette. Sie erinnerte mich an die Moderatoren aus "Die Tribute von Panem", war aber weniger knallig. Die Obrigkeit tritt im Buch fast nicht in Erscheinung, nur der Sendechef wird interviewt, was leider untergeht. Daher löst ihre manipulierende Art Wut aus. Ich fand das interessant, aber weniger spannend. Kristina setzt Techniken ein, die ich aus dem heutigen Fernsehen gut kenne und die heute manchmal deutlicher eingesetzt werden.

Issac ist ein Junge, der ebenfalls ein Teenager ist und gut mit Martha wirkt. Seine Herkunft und Funktion bleibt lange im Dunkeln.

Jackson Paige und das "Volk" werden nur schwammig geschildert. Obwohl der Tod Paiges die Handlung auslöst, erfährt man nur wenig. Er war ein Mensch, der sich aus den Kratzern nach oben gearbeitet hat und in der Öffentlichkeit als großer, großer Wohltäter bekannt ist. Scheinbar gab es auch eine andere Seite. Jackson wirkte auf mich wie ein Phantom. Ähnlich wie die Menschen, die in der Fernsehsendung anrufen. Es wird nicht klar, ob sie aus Sensationslust anrufen, oder weil sie wirklich glauben, dass jemand für den Tod einer berühmten Persönlichkeit bestraft werden muss. Aber vielleicht soll das so sein - vielleicht ist es nicht wichtig, was das Volk will, sondern es unterwirft sich dem System. Und vielleicht wird die Rolle Paiges im zweiten Band aufgeklärt.

Tod ist Gerechtigkeit?

Das Prinzip wurde eingeführt, weil es trotz ausführlicher Beweisaufnahme zu Fehlurteilen kam. Mit der Sendung kann man die Menschen beruhigen, denn es wurde "demonkratisch" abgestimmt. Da jeder Anruf Geld kostet, sind die Bewohner der verarmter Kratzer benachteiligt, während die Menschen in den reichen Stadtteilen die Wahl manipulieren können.

Das Buch wirft interessante Fragen auf: Wie kann man Fehlurteile verhindern? Was ist Gerechtigkeit? Kann man das objektiv beurteilen oder ist das subjektiv? Wo beginnt und endet Notwehr? Sollte Gleiches mit Gleichem vergolten werden?

Der Text zeigt spannende Beispiele, geht aber (noch) nicht tief genug. Ich vermute, dass das in den anderen Büchern ausgebreitet wird, aber mich hat das frustiert.

Der Schreibstil

Der Stil im Buch ist kühl. Das liegt einerseits daran, dass Marthas Sicht personal ist und relativ beobachtend. Es gibt nur wenige Stellen, in denen die Autorin mit Motiven arbeitet (der Baum!), ansonsten wirkt der Stil karg. Ich habe mich nach eniger Zeit daran gewöhnt. Außerdem werden Gedankenströme Marthas eingeflochten.

Verstärkt wird das durch Auszüge aus "Death is Justice", die in Drehbuchform geschildert werden. (Schon Goethe, Schiller und Lessing wussten: Man sieht sich immer zweimal im Leben...). Die Autorin "beschenkt" uns mit Bewegungsabläufen, Kursivschriften und Logoanimationen. Vielleicht zeigt das, dass auch die Show nur ein durchgeplantes Schauspiel ist, das zur Beeinflussung des Publikums dient. Da ich keine Beschreibungen mag, nervte mich das. Und es hat von den Dialogen abgelenkt.

Der Text ist gut und flüssig lesbar, wirkt aber trocken. Vielleicht wollte die Autorin die kühlen Zellenwände und die Stimmung unterstreichen, dass der Einzelne im System einsam und abgetrennt von der "Masse" ist. Vielleicht wollte sie die dystopische Atmosphäre verstärken.

Spannung

Die Frage "Wird Martha überleben?" treibt das Buch voran und das war gut. Aber die Handlung wird durch den Schreibstil abgebremst und es fiel mir schwer, zwischen der Sendung und der abenteuerlichen Suche nach der Wahrheit zu wechseln. Emotional nahm mich das Buch selten mit.

Ein Wort zum Cover

Ich finde das Titelbild außergewöhnlich, weil das Gesicht den gesamten Raum einnimmt. Die Figur wirkt computeranimiert und sie blickt den Leser an. Das Cover wirkt nur wenig verspielt und nicht dystopisch. Martha als Hauptfigur steht im Mittelpunkt. Das Cover ist einzigartig, die Geschichte ist es nicht. Daher finde ich es nicht ganz stimmig.


Fazit

Für mich war das Buch eine Enttäuschung. Die Idee ist toll, aber die ständige Medienkritik war nicht gut. Ich fand den Text stellenweise schön, aber die Helden zu naiv und vieles zu einfach. Ich habe einige dystopische Filme gesehen und verglichen damit hat das Buch nichts, was ich nicht bereits irgendwo gesehen hätte. Wahrscheinlich wäre "Marthas Widerstand" als Film sehr unterhaltsam!

Andererseits: Das Buch ist ab 14 Jahren freigegeben und die jugendlichen Protagonisten wirken als Identifikationsfigur gut. Manchmal ist man als Teenager (und als Erwachsener...) naiv. Und vielleicht muss man jugendliche Leser nicht mit besonders grausamen Stellen ärgern.

Trotzdem: Als Buch fand ich es nicht wirklich schlecht, aber nicht gut.

PS: "Auge um Auge Productions" - Wer hat diesen Semi-Anglizismus zu verantworten?!

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Veröffentlicht am 13.03.2017

In Cases of Chases and Lincs

Chasing Home – Mit dir allein
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"Chasing Home" hat mir eines gezeigt: Es gibt eine Grenze. Es gibt bei Romantikbüchern eine Grenze, an der Leser sagen "Ich will mehr!" Der Text funktioniert als romantische 0815-Geschichte klasse. Aber ...

"Chasing Home" hat mir eines gezeigt: Es gibt eine Grenze. Es gibt bei Romantikbüchern eine Grenze, an der Leser sagen "Ich will mehr!" Der Text funktioniert als romantische 0815-Geschichte klasse. Aber er bleibt in gewohnten Gefilden und sorgt bei manch erfahrenem Leser für Langeweile.

Der Roman ist gut komponiert: Ein knalliger Hauptcharakter trifft auf einen Mann, der ihm Grenzen setzt und verunsichert. Das Seme-Uke-Prinzip, das man aus vielen Mangas kennt. Das Schema wird ein bisschen hinterfragt, aber nur am Anfang und Ende wird die Hauptfigur deutlich - den Rest des Romanes läuft der herausgeforderte und hoch-verknallte Linc dem enttäuschten Chase hinterher.

Die Autorin weiß die Zwischenteile mit netten und in sich geschlossenen Szenen zu füllen. Das Landleben wird amüsant beschrieben und ich habe manches gelernt.

Herzstück ist aber der umgang mit dem Tod. Die Autorin hat die Gedanken und Gefühle der Figuren gut erklärt und ich hatte nicht das Gefühl, dass etwas vergessen wurde: Während Linc trauert, ist Chase eifersüchtig auf Lincs Status als biologischer Sohn und Erbe. Wenngleich Chase' Gedanken durch die personale Perpektive Lincs nicht so schön tief waren, war das Thema super aufbereitet. Hier sehe ich viel Potential.

Sprachlich war der Text nich schwer, einfach zu lesen und fast ohne Stolpersteine. Manchmal waren Sätze etwas sperrig und eine Politur mit feinem Sandpapier hätte geholfen, aber deutliche Fehler gab's nicht.

"Chasing Home" ist ein Roman, der die Regeln des Genres zu gut beherrscht; er hat Witz, eine einfache Figurenkonstellation, Nebencharaktere und genügend Wattebällchen für feucht-fröhiche Stunden. Und es gibt einige gute Sexszenen. Aber noch hebt er sich nicht genügend ab.

Der Text eignet sich Für Einsteiger ins Genre und für Leute, die Häppchen für zwischendurch mögen. Wer Innovatives lesen möchte, sollte 2 Jahre warten

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