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Nilchen

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.10.2025

Magie im Teebecher

Thea Magica, Band 1 - Das Geheimnis von Port Mint
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Wir lesen nicht oft das gleiche Buch – aber Thea Magica hat uns als Mutter-Tochter-Duo richtig zusammengebracht. Wir haben es uns mit kleinen Leseschichten abwechseln geteilt. Schon das allein sagt einiges: ...

Wir lesen nicht oft das gleiche Buch – aber Thea Magica hat uns als Mutter-Tochter-Duo richtig zusammengebracht. Wir haben es uns mit kleinen Leseschichten abwechseln geteilt. Schon das allein sagt einiges: Dieses Buch entfaltet beim Lesen einen solchen Zauber, dass man es kaum mehr aus der Hand legen möchte.
Die Geschichte um Robin, die plötzlich mit einer geheimnisvollen Gabe und einem Umzug in das Küstenstädtchen Port Mint konfrontiert wird, hat uns beide sofort gepackt. Vivien Verley erschafft eine Welt, die man beim Lesen fast schmecken kann – nach Salzluft, Geheimnissen und einer guten Tasse Tee. Die Idee, Magie über Tee zu wirken, ist sehr originell und doch so simple, dass überzeugt!
Robin ist eine dieser Figuren, die man gern begleiten möchte – mutig, sensibel, manchmal überfordert, aber nie aufgebend. Meine Tochter mochte besonders, dass Robin so ehrlich mit ihren Gefühlen ist, während ich beeindruckt war, wie sie trotz allem die Ruhe bewahrt. Man spürt, dass in ihr eine große Stärke wächst – leise, aber entschlossen.
Auch die Nebenfiguren sind wunderbar lebendig: Mailin mit ihrem Piratenmut, Cornelius mit seiner geheimnisvollen Ruhe – und dazwischen eine Freundschaft, die sich so echt anfühlt, dass wir beim Lesen mehrmals schmunzeln, mitfiebern und mitfühlen mussten.
Die Magie rund um das „Thea Magica“ ist dabei nicht nur Kulisse, sondern Herzstück des Buches. Vivien Verley spielt mit Ideen, die gleichzeitig fantastisch und nachvollziehbar sind: über Macht, Verantwortung und den Mut, man selbst zu bleiben – auch wenn andere das nicht verstehen.
Der Schreibstil ist leicht, atmosphärisch und bildreich. Man liest Seite um Seite, ohne es zu merken, und plötzlich ist man mittendrin in einer Welt, die so liebevoll ausgedacht ist, dass man sich fragt, ob irgendwo da draußen vielleicht wirklich Tee mit magischer Wirkung existiert. (Wir haben beim Lesen übrigens tatsächlich neue Sorten ausprobiert.)
Am Ende waren wir uns einig: Thea Magica ist ein Buch, das man gemeinsam erleben möchte. Es hat uns erbunden durch Neugier, Fantasie und Gespräche über Mut und Freundschaft.
Fazit:
Eine warmherzige, klug erzählte Geschichte voller Magie, Tee und echter Gefühle. Perfekt zum gemeinsamen Lesen, Träumen und Staunen – ob mit oder ohne Zauber im Becher.
Und nicht zu vergessen mit einem soooooo schönen Farbschnitt!!!!

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Veröffentlicht am 05.10.2025

Wie kann Führung menschlicher werden?

Empathische Führung
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Ich finde Lunia Hara ist unglaublich charismatisch – klar, klug, empathisch und dabei wunderbar authentisch. Daher habe ich natürlich gerne zu ihrem Buch gegriffen!
In Empathische Führung verbindet Lunia ...

Ich finde Lunia Hara ist unglaublich charismatisch – klar, klug, empathisch und dabei wunderbar authentisch. Daher habe ich natürlich gerne zu ihrem Buch gegriffen!
In Empathische Führung verbindet Lunia Hara genau das, was ich an ihr so schätze: emotionale Intelligenz mit praktischer Klarheit. Sie schreibt über eine neue Art des Führens, die nicht auf Kontrolle, sondern auf Vertrauen basiert – auf Zuhören, auf Verständnis, auf der Fähigkeit, Menschen wirklich zu sehen. Eigentlich kein rocket science, aber noch mal gut auf den Punkt gebracht.
Besonders berührt hat mich, wie sie den Bogen spannt zwischen Arbeitswelt und Gesellschaft. Führung, so Lunia Hara, endet nicht an der Bürotür. Jede Entscheidung, die wir treffen, hat Auswirkungen – auf Systeme, auf Menschen, auf unser Zusammenleben. Diese Haltung zieht sich durch das ganze Buch: Verantwortung als etwas zu begreifen, das größer ist als die eigene Position. Sehe ich auch so.
Ich mochte auch, wie konkret sie wird. Zwischen inspirierenden Gedanken finden sich handfeste Tipps, die sofort umsetzbar sind – von ehrlicher Kommunikation über Feedback-Kultur bis hin zu Selbstreflexion. Denn: Wer sich selbst nicht versteht, kann andere nicht führen.
Das Buch liest sich leicht, ist aber alles andere als oberflächlich. Lunia Hara schreibt mit Wärme und Klarheit, ohne belehrend zu wirken. Stattdessen öffnet sie Perspektiven: Wie kann Führung menschlicher werden, ohne an Stärke zu verlieren? Wie schaffen wir Räume, in denen Menschen wachsen dürfen?
Das Vorwort von Verena Pausder, die ich ebenfalls sehr schätze, passt perfekt – zwei starke Stimmen, die zeigen, dass Zukunftsführung weiblich, mutig und empathisch gedacht werden darf.
Empathische Führung muss der Weg in die Zukunft sein, der Druck gut zu leisten steigt immer weiter, da braucht es Führungspersönlichkeiten mit Werten und safe spaces. Lesen, einsinken lassen und dann– in Meetings, in Gespräche, in den Alltag – den Inhalt mitnehmen und anwenden. Weil es erinnert: Führen heißt, Menschen bewegen. Und das gelingt nur mit Herz.

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Veröffentlicht am 30.09.2025

Ein Roman, der weh tut – und genau deshalb so wichtig ist“

Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104
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Dieser Roman hat mich erschüttert wie lange kein anderer. Schon die ersten Seiten haben mir den Boden unter den Füßen weggezogen: Ein kleiner Junge, namenlos, aufgesammelt in den Wirren des Kriegsendes, ...

Dieser Roman hat mich erschüttert wie lange kein anderer. Schon die ersten Seiten haben mir den Boden unter den Füßen weggezogen: Ein kleiner Junge, namenlos, aufgesammelt in den Wirren des Kriegsendes, ohne Erinnerung an Herkunft oder Familie – und statt Geborgenheit erwartet ihn ein katholisches Kinderheim voller Härte, Zwang und Gewalt.
Ich musste mehrmals innehalten beim Lesen, weil mir die Grausamkeit und Kälte, die Susanne Abel so eindringlich beschreibt, fast körperlich wehgetan haben. Das Nummernsystem, die Strafen, das Schweigen – all das hat mich nicht losgelassen. Doch mitten in dieser Hölle leuchtet Margret auf, das etwas ältere Mädchen, das den Jungen Hardy nennt und ihm ein Versprechen gibt: ihn nie wieder loszulassen.
Was mich tief bewegt hat, ist, wie Susanne Abel zeigt, dass man das eigene Leid nicht einfach abschütteln kann. Hardy und Margret versuchen, sich ein Leben aufzubauen, doch die Traumata bleiben, wirken nach, überschatten auch die nächsten Generationen. Besonders die Gegenwartsebene mit Emily hat mich berührt: das Mädchen, das endlich Fragen stellt, wo zuvor Schweigen war, das wagt hinzusehen, wo alle anderen verdrängen. Emily steht für mich als Hoffnungsfigur – eine, die den dunklen Kreislauf durchbrechen kann.
Oft war die Lektüre schwer auszuhalten. Ich habe Wut gespürt, Trauer, Ohnmacht – und dann wieder Hoffnung und tiefe Rührung, wenn kleine Momente von Nähe und Liebe aufblitzten. Es ist dieser Wechsel, der das Buch für mich so hart, aber auch so unvergesslich gemacht hat.
Susanne Abel hat hier keinen leichten Familienroman geschrieben, sondern ein Werk, das in die Tiefe geht, das aufrüttelt und nachhallt. Ich werde Hardy und Margret, aber vor allem Emily, noch lange in mir tragen.
Für mich ist „Du musst meine Hand fester halten, Nr. 104“ ein aufwühlendes, ergreifendes Buch, das Mut erfordert – aber genau deshalb gelesen werden muss.

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Veröffentlicht am 27.09.2025

Zwischen Sehnsucht und Schärfe

Moscow Mule
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Ich gestehe: Eigentlich kam ich über den Drink zum Buch. Ein Moscow Mule gehört für mich zu den besten Cocktails überhaupt – frisch, scharf, ein bisschen wild. Genau so fühlt sich auch dieser Roman an. ...

Ich gestehe: Eigentlich kam ich über den Drink zum Buch. Ein Moscow Mule gehört für mich zu den besten Cocktails überhaupt – frisch, scharf, ein bisschen wild. Genau so fühlt sich auch dieser Roman an. Und so wie der Drink zu meinem Lieblingsgetränk wurde, so hat Maya Rosas Debüt Moscow Mule direkt einen festen Platz in meinem Bücherregal gefunden.
Wir folgen Karina und Tonya, zwei Studentinnen im Moskau der frühen 2000er Jahre. Sie teilen nicht nur das Leben im Wohnheim, das ständige Geldproblem und den schwarzen Humor, der sie über Wasser hält – sondern vor allem einen großen Traum: Europa. Ein neues Leben, raus aus den engen Strukturen, raus aus der Korruption, raus aus der bleiernen Schwere eines Systems, in dem Zukunft oft wie ein leeres Wort klingt.
Maya Rosa zeichnet dieses Setting mit einer Wucht, die mich sofort hineingezogen hat. Man riecht die abgestandene Luft der Wohnheime, spürt die Kälte der Moskauer Straßen, hört die lauten Widersprüche dieser Stadt: Luxusautos und Kaviar für wenige, Nudeln aus dem Wasserkocher für viele. Die Figuren sind keine Heldinnen aus Hochglanzprosa, sondern junge Frauen voller Sehnsucht, Fehler, Schlagfertigkeit und Zorn. Gerade Karina, mit ihrer unbändigen Energie, wirkt wie eine Naturgewalt, während Tonya eher leiser, nachdenklicher bleibt.
Was dieses Debüt so stark macht, ist der Tonfall: direkt, schnörkellos, gleichzeitig poetisch und mit einem Witz, der manchmal so unerwartet daherkommt, dass man laut lachen muss. Doch unter dieser Leichtigkeit lauern immer die Schwere und der Ernst der Lage: Korruption, Perspektivlosigkeit, politische Repression. Maya Rosa verknüpft das Persönliche mit dem Politischen, ohne belehrend zu wirken. Man liest von Freundschaft, Freiheit, Identität – und begreift gleichzeitig viel über die gesellschaftliche Wirklichkeit Russlands dieser Zeit.
Besonders berührt hat mich, wie klar hier gezeigt wird, dass Träume nicht nur Flügel geben, sondern auch Mauern errichten können. Der Wunsch nach einem anderen Leben wird für Karina so stark, dass selbst die engste Freundschaft Risse bekommt. Diese Ambivalenz – zwischen Nähe und Distanz, Hoffnung und Ernüchterung – macht den Roman so wahrhaftig.
„Moscow Mule“ ist ein Debüt, das in Erinnerung bleibt: sprachlich packend, inhaltlich relevant und emotional zutiefst bewegend. Wie der Drink, nach dem es benannt ist, vereint es Leichtigkeit und Schärfe, Süße und Bitterkeit. Für mich war es ein absolutes Highlight, und ich vergebe ohne Zögern fünf Sterne. Ich freue mich jetzt schon auf das, was Maya Rosa als Nächstes schreiben wird.

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Veröffentlicht am 27.09.2025

Aufstehen, abklopfen und weiter!

Crushing
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Stellt euch vor, ihr habt zehn Jahre lang Beziehungen hinter euch, die euch mehr Kraft geraubt als gegeben haben – und plötzlich beschließt ihr: So, jetzt reicht’s. Ich bin raus aus diesem Spiel. Genau ...

Stellt euch vor, ihr habt zehn Jahre lang Beziehungen hinter euch, die euch mehr Kraft geraubt als gegeben haben – und plötzlich beschließt ihr: So, jetzt reicht’s. Ich bin raus aus diesem Spiel. Genau da setzt „Crushing“ an. Genevieve Novak nimmt uns mit in das Leben von Marnie, einer Frau Ende zwanzig, die beschließt, Single nicht als Makel, sondern als Chance zu sehen. Hauptperson statt Nebendarstellerin.
Die Protagonistin Marnie ist Ende zwanzig und – wie sie selbst sagt – keine Singlefrau, sondern die Hauptperson. Allein dieser Gedanke hat mir schon gefallen, weil er so viel Empowerment und Trotz in sich trägt. Nach einer endlosen Reihe gescheiterter Beziehungen beschließt sie, dass Schluss ist mit dem Drama. Keine Kompromisse mehr, keine Anpassung, kein „Plan B“-Gefühl. Und natürlich, wie könnte es anders sein, läuft ihr genau dann jemand über den Weg, der alles durcheinanderwirbelt: Isaac. Traumtyp, Seelenverwandter – nur leider nicht zu haben.
Was mich an dem Roman sofort begeistert hat, war dieser Tonfall, der gleichzeitig ironisch und verletzlich ist. Marnie macht sich nichts vor: Sie hat Jahre damit verbracht, so zu sein, wie ihre Partner sie gern gehabt hätten. Chamäleonartig, anpassungsfähig, aber im Kern unzufrieden. Ich habe mich oft wiedergefunden in ihren Gedanken, diesem Mix aus Selbstkritik, Sehnsucht und der leisen Wut darüber, warum das Leben nicht so läuft, wie man es sich immer ausgemalt hat.
Novak versteht es, die großen Themen – Selbstliebe, Selbstfürsorge, Co-Abhängigkeit, Einsamkeit, Freundschaft – in einen lockeren, humorvollen Erzählstil zu packen. Ich habe beim Lesen oft laut gelacht, manchmal die Stirn gerunzelt und an anderen Stellen innegehalten, weil die Worte so sehr ins Herz getroffen haben. Besonders gelungen finde ich, dass nicht nur Marnie lebendig und glaubwürdig wirkt, sondern auch die Menschen um sie herum: Nicola, die Schwester, die sich im Muttersein fast verliert, Claud, die in ihrer Beziehung mehr gibt, als sie zurückbekommt, und natürlich Isaac, der als Figur genau den richtigen Grad an „zu schön, um wahr zu sein“ hat, ohne dabei unglaubwürdig zu wirken.
Ein kleiner Kritikpunkt für mich war der hohe Alkoholkonsum, der hier schon sehr beiläufig und fast wie ein Lifestyle-Accessoire dargestellt wird. Das hätte für meinen Geschmack nicht so verherrlicht werden müssen, weil es das Gesamtbild ein wenig trübt. Aber das ist Jammern auf hohem Niveau, denn die Geschichte funktioniert auch ohne diesen Aspekt.
Am Ende ist „Crushing“ für mich ein Roman über Aufbruch und Selbstbestimmung. Er zeigt, dass es okay ist, gescheitert zu sein, dass man sich neu erfinden darf und dass die wichtigste Beziehung, die man im Leben führt, immer die zu sich selbst ist. Aufstehen, abklopfen und weiter!
Fazit: Es macht Mut, bringt zum Lachen und regt zum Nachdenken an. Für alle, die keine Lust mehr auf die Rolle der perfekten Partnerin haben und stattdessen endlich die Hauptfigur in ihrem eigenen Leben spielen wollen.

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