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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.10.2025

Aufwühlender Familienroman

Die Verlorene
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„Die Verlorene“ ist mein erstes Buch von Miriam Georg, aber ganz sicher nicht das letzte. Ihr lebendiger und flüssiger Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut.
Die Autorin erzählt diese bewegende Geschichte ...

„Die Verlorene“ ist mein erstes Buch von Miriam Georg, aber ganz sicher nicht das letzte. Ihr lebendiger und flüssiger Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut.
Die Autorin erzählt diese bewegende Geschichte auf zwei Zeitebenen und aus verschiedenen Perspektiven.
Im Jahr 2019 begleiten wir Laura ins ehemalige Schlesien auf der Suche nach Informationen über ihre Großmutter und deren Familie. Ich habe diese Kapitel sehr gerne und mit Interesse gelesen, aber noch viel mehr haben mir die Rückblicke in die Vergangenheit in Schlesien gefallen. Änne lebte mit ihren Eltern und Geschwistern auf einem Gutshof. Zwar war Schlesien von Kriegshandlungen verschont, doch die Auswirkungen des Krieges waren auch dort zu spüren. Miriam Georg erzählt sehr bildhaft, glaubwürdig und lebendig von dem Leben der Familie auf dem Gutshof von 1943 bis 1946. Von ihren Ängsten, Sorgen, vom Verlust, aber auch von ihrer Willensstärke und ihrem Mut. Im Laufe der Kriegsjahre veränderte sich die Stimmung, der Hass der Fremdarbeiter auf die Deutschen, so wie auch die Angst vor der Ankunft der Russen wuchs.
Durch die detaillierten und bildhaften Beschreibungen konnte ich mir Menschen, Hof und Gegend sehr gut vorstellen. In der Vergangenheit genauso wie in der Gegenwart.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und leider war Änne nicht die sympathischste Protagonistin. Auch wenn sie sich großen Herausforderungen stellen musste und später viel Kraft zeigte, hat sie doch Dinge getan, die mich fassungslos gemacht haben.
Von Anfang an hat mich „Die Verlorene“ begeistert und schnell in einen Lesesog gezogen. Ich habe mit den Frauen mitgefiebert und -gelitten, vor allem auf den letzten gut hundert Seiten. Von Kapitel zu Kapitel steigerte sich die Spannung. Im Lauf der Geschichte habe ich viel spekuliert, dann viele Gedanken wieder verworfen und war überrascht, wie viele Wendungen die Geschichte gegen Ende nahm.

Fazit: Die Verlorene“ ist ein aufwühlender und spannender Familienroman auf zwei Zeitebenen, eine Zeitreise in die Vergangenheit unserer Großeltern. Absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 01.08.2025

Spannend und atmosphärisch

Schattengrünes Tal
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Gesendet mit der mobilen Mail App

Lisa arbeitet für einige Stunden in der Woche im familiengeführten, inzwischen schon ziemlich heruntergekommenen Hotel „Zum alten Forsthaus“ in der Buchhaltung. Sie würde ...

Gesendet mit der mobilen Mail App

Lisa arbeitet für einige Stunden in der Woche im familiengeführten, inzwischen schon ziemlich heruntergekommenen Hotel „Zum alten Forsthaus“ in der Buchhaltung. Sie würde es gerne übernehmen und sanieren, doch ihr sturer Vater Carl wartet immer noch, dass sein Sohn Felix, der keinerlei Interesse an dem Hotel hat, zurück kehrt und die Führung übernimmt.
Als sich eines Tages die hilflos und verloren wirkende Daniela im Hotel einquartiert, löst das eine Kette unvorhergesehener und teilweise dramatischer Ereignisse aus.

Kristina Hauff erzählt diese Geschichte aus den Perspektiven von Lisa, Simon, Margret und Carl aus. Durch die wechselnden Perspektiven wird Spannung aufgebaut und Dynamik erzeugt. Wir lernen nach und nach die unterschiedlichen Charaktere und deren Sichtweise kennen. Nur Daniela wird von außen betrachtet, wodurch verschiedene Facetten von ihr sichtbar werden. Ihre Wirkung auf andere Menschen hat mich allerdings manchmal erstaunt und alles konnte ich auch nicht komplett nachvollziehen (z.B. ihre Rolle im Chor).

Die Geschichte beginnt langsam, doch nach und nach entsteht eine bedrückende Atmosphäre und schon bald beginnt man zu ahnen, dass Daniela nicht so hilfsbedürftig ist, wie sie vorgibt zu sein. Der bildhafte und flüssige Schreibstil trug dazu bei, dass ich in einen Lesesog gezogen wurde, dem ich mich nur schlecht entziehen konnte, so dass ich das Buch nur ungern zur Seite gelegt habe.

Lange gehegte Geheimnisse werden aufgedeckt, Ungesagtes ausgesprochen und das eigene Leben und Tun hinterfragt.

Wie nebenbei werden auch wichtige Themen, wie die Natur und ihre Veränderung durch den Klimawandel angesprochen, was mir gut gefallen hat.

Das Ende war mir dann allerdings zu abrupt, da fehlte mir was.

Fazit: Ein fesselnder Roman über zwischenmenschliche Beziehungen, Lebenslügen, Familienbande und Manipulation.

Veröffentlicht am 23.05.2025

Fesselnd und gut konstruiert

Der dunkle Sommer
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Verwinkelte Gassen, flirrende Hitze, ein Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben ist. In Botigalli gibt es Häuser für nur einen Euro. Ein verlockendes Angebot - und eine Falle. Denn wer hier einzieht, kauft ...

Verwinkelte Gassen, flirrende Hitze, ein Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben ist. In Botigalli gibt es Häuser für nur einen Euro. Ein verlockendes Angebot - und eine Falle. Denn wer hier einzieht, kauft mehr als nur Mauern. Er kauft die Geheimnisse, die darin wohnen. Auch die dunklen.


Meine Meinung: Vera Buck erzählt diese Geschichte aus drei verschiedenen Perspektiven. Da ist zum einen Tilda. Die Halbitalienerin aus Deutschland ist Architektin und will ein traumatisches Erlebnis, an dem sie sich schuldig fühlt, verarbeiten und kauft deshalb in dem verlassenen Geisterdorf Botigalli im Hinterland Sardiniens ein Haus für nur einen Euro, um es selbst zu restaurieren und dort einzuziehen - trotz versprenkelter dunkler Flecken und Einschusslöchern in den Wänden.
Zum anderen ist da Enzo. Der Journalist will ein Buch über Botigalli und die Entführungen, mit denen das Dorf in der Vergangenheit in Zusammenhang gebracht wurde, schreiben. Dazu interviewt er regelmäßig, doch relativ erfolglos den letzten Einwohner, den alten gebrechlichen Silvio.
Von der 17jährigen Franka , die mit ihrer Familie und ihren Freunden in Botigalli lebt, erfahren wir nach und nach in Rückblicken in das Jahr 1982, was sich Schreckliches in dem Dorf zugetragen und dazu geführt hat, dass es nun seit über 40 Jahren verwaist ist.
Der Schreibstil von Vera Buck ist lebendig, bildhaft und mitreißend und ich habe das Buch nur sehr ungern zwischendurch zur Seite gelegt, auch wenn sich die Spannung nur langsam aufbaut. Die Idee dieser Geschichte hat mir richtig gut gefallen, ich hätte mir aber bei den Kapiteln in der Gegenwart - schon allein wegen des tollen und geheimnisvollen Settings - noch mehr Spannung und Grusel gewünscht und auch mehr über das Haus, das Dorf und den Wald gelesen. Frankas Geschichte fand ich sehr gut aufgebaut und auch spannend. Nach und nach verknüpfen sich die drei Erzählstränge geschickt miteinander und es gibt noch einige Überraschungen. Enzos Handlungen gegen Ende des Buches fand ich leider wenig glaubwürdig und überzeugend.
Trotz kleiner Kritikpunkte habe ich „Der dunkle Sommer“ sehr gerne und auch in kürzester Zeit gelesen.

Veröffentlicht am 22.04.2025

Spannend und unterhaltsam

Elbnächte. Die Lichter über St. Pauli
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Inhalt: Hamburg 1913:
Für die junge und aus gutbürgerlichem Haus stammende Louise, ändert sich von einem Tag auf den anderen alles. Ihr Mann Viktor, dem sie völlig vertraute, ist ein Betrüger und lässt ...

Inhalt: Hamburg 1913:
Für die junge und aus gutbürgerlichem Haus stammende Louise, ändert sich von einem Tag auf den anderen alles. Ihr Mann Viktor, dem sie völlig vertraute, ist ein Betrüger und lässt sie völlig mittellos zurück. Bei der Suche nach einer günstigen Unterkunft trifft sie Ella, eine ehemalige Prostituierte, und die beiden freunden sich an. Als ein Mord in ihrer Nähe geschieht, lernen sie Paul kennen. Der Ex-Polizist hat nach einem gewalttätigen Angriff einer brutalen Straßenkinderbande einen Arm verloren und schwört vor allem dem Anführer der Bande Rache.
Diese drei unterschiedlichen jungen Menschen sind auf der Suche nach der Wahrheit und einem Neuanfang …

Meine Meinung: „Die Lichter über St. Pauli“ ist der 1.Teil der 2-teiligen Elbnächte Reihe von Henrike Engel, die bereits die „Hafenärztin-Reihe“ geschrieben hat. Am 30. Oktober erscheint „Schatten über St. Pauli“.
In wechselnden Kapiteln lernen wir zunächst die drei Protagonist*innen kennen und erfahren einiges aus ihrem bisherigen Leben, bevor sie aufeinandertreffen. Ihre Herkunft und Bildung unterscheidet sich sehr voneinander, doch alle drei Charaktere - aber vor allem die stets gut gelaunte und lebensfrohe Ella mit ihrer Mopsdame Principessa - sind mir im Lauf der Geschichte ans Herz gewachsen und so konnte ich gut mit ihnen mitfühlen und habe mich über ihre Weiterentwicklung gefreut.
Der Schreibstil von Henrike Engel ist lebendig und bildhaft und lässt sich wie gewohnt schnell und flüssig lesen. Die Handlung ist kurzweilig und beinhaltet neben spannenden Passagen auch immer wieder humorvolle und auch leicht makabere Abschnitte, die man vielleicht nicht ganz so ernst nehmen sollte. Diese Mischung hat mir besonders gut gefallen.
Auch die Schauplätze im historischen Hamburg werden so anschaulich beschrieben, dass ich alles gut vor Augen hatte und die „alte Zeit“ für mich wieder lebendig wurde.
Das Buch ist in sich abgeschlossen und kommt glücklicherweise ohne Cliffhanger aus, auch wenn es noch einige offene Fragen gibt, die hoffentlich in der Fortsetzung beantwortet werden.

Fazit: Ein sehr unterhaltsamer und fesselnder Roman mit sympathischen und gut gezeichneten Charakteren, den ich gerne weiterempfehle.

Veröffentlicht am 31.03.2025

Warmherzige Geschichte mit wunderschönen Illustrationen

Die Windmacherin
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Inhalt: Kurz nach dem Krieg werden viele Kinder zur Erholung aufs Land geschickt. So auch der 11-jährigeTobias. Doch statt wie erhofft bei einer liebevollen Familie auf einem Bauernhof mit vielen Tieren ...

Inhalt: Kurz nach dem Krieg werden viele Kinder zur Erholung aufs Land geschickt. So auch der 11-jährigeTobias. Doch statt wie erhofft bei einer liebevollen Familie auf einem Bauernhof mit vielen Tieren und Kindern wohnen zu können, wird er bei der mürrischen und wortkargen Lothe untergebracht, die ihn nur ungern aufnimmt. Sie lebt allein in einem kleinen Häuschen direkt an den steil abfallenden Klippen.
Dort entdeckt der neugierige Tobias in einem verschlossenen Zimmer fantasievolle Kinderzeichnungen und kommt nach und nach Lothes trauriger Vergangenheit und dem Geheimnis der Windmacherin auf die Spur.

„Die Windmacherin“ ist bereits der 3. Teil der wunderschönen Jahreszeiten Reihe von Maja Lunde (Autorin) und Lisa Aisato (Illustratorin).
Die Geschichte wird aus der Sicht des 11-jährigen Tobias erzählt und ich konnte mich sehr gut in ihn hineinversetzen. Der Erzählstil von Maja Lunde ist so warmherzig und schön zu lesen, dass ich bewusst langsam gelesen habe, um das Buch länger genießen zu können. Dazu kommen die außergewöhnlichen und wundervollen Illustrationen, die die Charaktere, sowie die kleine Insel zum Leben erwecken und das Buch zu etwas ganz Besonderem machen.
Nach dem ersten Durchblättern des Buches hatte ich wegen einiger Illustrationen eine Fantasygeschichte erwartet, doch so ist es nicht. Obwohl die Geschichte sehr berührend und mit viel Wärme erzählt wird, wird sie stets von einer etwas melancholischen, traurigen Stimmung begleitet. Der erst kurz zuvor beendete Krieg und ein dramatisches Erlebnis sind noch tief in Tobias’ Seele verwurzelt und machen ihm zu schaffen. Ebenso merkt er schnell, dass auch Lothe ein trauriges, noch nicht verarbeitetes Geheimnis hat. Trotzdem ist es eine Geschichte, belastet, sondern eher Hoffnung macht, denn man ahnt, dass sich alles zum Guten wenden wird. Auch das Ende hat mir richtig gut gefallen.

Fazit: „Die Windmacherin“ ist für mich das Highlight dieser Reihe und es wird einen ganz besonderen Platz im Bücherregal bekommen!