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Veröffentlicht am 24.12.2020

ein grandioser Abschluss

Love is Wild – Uns gehört die Welt
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„Liebe kann kein Trauma heilen. Das passiert nur in Filmen und Büchern. Im wirklichen Leben funktioniert das nicht. Du musst dich selbst heilen.“
(Amory zu Curtis in Love is wild)

Worum geht’s?

Nach ...

„Liebe kann kein Trauma heilen. Das passiert nur in Filmen und Büchern. Im wirklichen Leben funktioniert das nicht. Du musst dich selbst heilen.“
(Amory zu Curtis in Love is wild)

Worum geht’s?

Nach dem Tod seiner Eltern beim Hurrikan ist Curtis ein wütender Mensch. Seine Gefühle hat er nicht mehr unter Kontrolle, regelmäßig explodiert er und verletzt sich oder andere. Nur mit seiner besten Freundin und Mitbewohnerin Amory ist es etwas anderes. Die lockere Sex-Beziehung ist alles, was er an Gefühlen geben kann, denkt er zumindest. Denn als Amory einen Partner findet und mit Richard offenbar glücklich wird, merkt Curtis, dass seine Gefühle weit über Gelegenheitssex und Freundschaft hinausgehen. Nur ist er kein Mann, den Amory an ihrer Seite haben sollte…

Love is wild ist Band 3 der „Love is“-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, die Protagonisten aus Band 1 und 2 sowie die alles verbindende Band „After hours“ kommen jedoch vor. Vorkenntnisse sind daher hilfreich.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist mit seinen vielseitigen Verzierungen und bunten Farben wieder sehr ansprechend und fröhlich. Die Gestaltung passt gut zu dem Handlungsort New Orleans und zu den Vorgängern, die Unterscheidung ist gering. Das Cover ist ein Hingucker und erregt Aufmerksamkeit. Die Geschichte wird wechselnd durch Amory und Curtis in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear. Der Schreibstil ist locker, angenehm lesbar und kann einen mitreißen. Das Buch enthält mehrere Intimszenen.

Meine Meinung

Alle guten Dinge sind drei. So sagt man es in der Regel. Nach einem mitreißenden Band 1, wo ich mir nur etwas mehr Tiefe gewünscht hätte, und einem sehr seichten Band 2, der mich nahezu gelangweilt hat, bin ich mit gemischten Gefühlen an Band 3 herangegangen. Auf Curtis und Amory habe ich mich mit am meisten gefreut, da Curtis in den Vorgängerbänden schon sehr interessant war. Und dann kam Love is wild. Und ich kann nur sagen: Es stimmt, alle guten Dinge sind wirklich drei.

Ich kann gar nicht sagen, was mich am meisten an diesem Buch begeistert hat. Im Fokus stehen Amory und Curtis, am Rande geht es noch um die Band After hours und ihre Entwicklung, aber auch um New Orleans. Eine bunte, vielseitige Mischung also. Amory und Curtis wohnen zusammen und haben auch zeitweise eine lockere Sexbeziehung gehabt. Denn Amory glaubt nicht daran, dass Curtis Beziehungsmaterial ist und Curtis glaubt sowieso nicht an Gefühle. Dass hier eigentlich mehr hinter liegt, das merkt der Leser recht schnell im Verlauf der Geschichte. Nun ist es aber so, dass Amory mit ihrem Unikollegen Richard zusammenkommt und entsprechend Curtis nur noch bester Freund und Mitbewohner ist und noch dazu Richard immer wieder sehen muss. Nicht nur seine bloße Anwesenheit reizt Curtis, nein, auch die Art, wie Richard mit Amory umgeht. Aber nicht nur das macht Curtis wütend, die ganze Welt nervt ihn. Als dann auch noch ein Brief kommt und die Stadt androht, ihm sein zerstörtes Elternhaus wegzunehmen, wenn er sich nicht darum kümmert, kochen die Gefühle über. Wie kann Curtis aus dieser Wutspirale ausbrechen?

Niemals hätte ich erwartet, dass Love is wild so ein komplexes und tiefgründiges Buch werden wird. Da bin ich ganz ehrlich. Curtis, der ständig wütend ist und sich zeitweise in den Alkohol flüchtet, ist ein überraschend komplizierter Charakter, den man von Anfang an auf eine komische Art ins Herz schließt und dann sehr mit ihm mitleidet. Nicht nur wegen Amory und dem ständigen Mitansehen dieser unwürdigen Beziehung von Amory und Richard, sondern auch wegen seiner inneren Kämpfe. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto mehr versteht man, dass Curtis von den Dämonen der Vergangenheit gejagt wird. Verlust, vielleicht auch eine Art von PTBS und viele Ängste machen ihn das Leben schwer, das würde der wütende Schlagzeuger aber niemals zugeben. Doch immer wieder verletzt er dadurch – gewollt und ungewollt – sein Umfeld, was auch dazu führt, dass Amory irgendwann nicht mehr kann. Curtis muss seine Probleme in den Griff kriegen, um sich ins Leben zurückzukämpfen. Und genau darum geht es in diesem Buch. Es geht um Heilung und Hoffnung. Für mich ist Love is wild nicht vordergründig eine Liebesgeschichte. Diese kommt zwar auch nicht zu kurz und hat einige Höhen und Tiefen, aber es geht vor allem um die Entwicklung von Curtis und diese hat die Autorin wirklich auf tolle Art eingefangen. Sie ist nicht gradlinig, nicht perfekt, nicht unrealistisch. Sie ist echt, sie ist laut und manchmal auch wild. Und vor allem ist sie bedrückend und beeindruckend. Zwar hat das Buch zwischendurch hier und da leichte Längen und es gibt sicher einige Punkte, wo das Buch etwas zu sehr ausufert, aber das hat mich nicht gestört. Ich war einfach zu sehr drin in dieser wunderbaren Welt.

Die Liebesgeschichte von Curtis und Amory ist nicht einfach. Bereits zum Beginn des Buches ist Amory mit Richard zusammen, der Leser erfährt aber, dass Curtis und Amory etwas Lockeres am Laufen hatten. Das gibt’s jetzt natürlich nicht. Dennoch sehnt sich Curtis nach Amorys Nähe – natürlich nur der körperlichen, redet er sich ein. Amory will für Curtis da sein, macht sich aber natürlich auch Sorgen um ihre frische Beziehung. Bereits nach wenigen Seiten merkt man als Leser aber, dass Richard und Amory ein schreckliches Paar sind. Oder vielmehr, dass Richard ein grausamer Mensch ist. Selten wollte ich in ein Buch klettern und jemandem so hart eine Ohrfeige verpassen wie Richard. Von Anfang an unsympathisch, empathielos, eingebildet und auf eine unangenehme Art und Weise zeigt er immer wieder, wie wenig er die wunderbare Amory eigentlich wertschätzt. Amory nimmt diese Rückschläge hin, zu sehr klammert sie sich an das Bild vom perfekten Freund, den sie mit nach Hause nehmen kann. Während ihr Herz eigentlich schon längst weiß, dass es für jemand anderen schlägt. Das sich so entwickelnde Hin und Her ist wirklich gut gelungen. Auch die starken Botschaften, die die Autorin im Buch immer wieder einbringt, sind großartig. Es geht darum, dass man sein darf, wer man sein will. Dass man sich selbst retten muss, um zu heilen. Dass man sich seinen Gefühlen stellen muss, um weiterzukommen. Aber es geht auch darum, für sich selbst einzustehen. Mit Curtis und Amory hat Kathinka Engel wunderbare Charaktere zum Mitleiden und Mitfiebern erschafft. Und anders als in den Vorgängerbänden haben sie und ihre Geschichten auch Tiefe.

Besonderes Highlight bei Band 1 war für mich die mitreißende, lebhafte Art, wie von New Orleans gesprochen wurde. Diese vermisste ich in Band 2 fast komplett. Entsprechend dankbar war ich dafür, dass es hier wieder aufkam. Der Lebensgeist und die Bedeutung der Musik für diese lebhafte, aber schicksalsgebeutelte Stadt wurden wunderbar eingefangen und für die Handlung hilfreich verwendet. So wird auch der verheerende Hurrikan, der die Stadt einst hart getroffen hat, in einfühlsamer Art eingebaut. Es sind Gänsehautmomente, die man nicht erwartet hätte und die der Autorin wunderbar gelungen sind. Ebenso wieder toll eingefangen hat die Autorin die Thematik um die Musik. Es gibt Fortschritte für die Band, unterhaltsame Konzerte und einige Entwicklungen, die zeigen, dass es bei der Love is-Reihe nicht nur um das bunte New Orleans oder tolle Liebesgeschichten geht, sondern um eine ganz besondere Lebensfreude, die ansteckend ist. Ich werde die Band und New Orleans, die ganzen tollen Nebencharaktere – Hugo! – sehr vermissen.

Mein Fazit

Love is wild ist der stärkste Band der Love is-Reihe und kann mit seinem Handlungsverlauf sehr überzeugen. Ein grandioser Abschluss einer lebhaften Reihe, die mitreißt und begeistern kann. Curtis Geschichte war ergreifend und beeindruckend, Amorys und seine Liebesgeschichte zum Mitschmachten. Trotz einiger überschaubarer Längen einfach nur ein absoluter Lesegenuss.


[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 24.12.2020

gute Grundidee, aber nicht so überzeugende Umsetzung

Things We Never Said - Geheime Berührungen
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„Wenn man eine Person liebt, sogar an Tagen, an denen man sie hasst, dann weiß man, es handelt sich um wahre Liebe.“
(Eine Arbeitskollegin zu Michael in Things we never said)

Worum geht’s?

Gerade frisch ...

„Wenn man eine Person liebt, sogar an Tagen, an denen man sie hasst, dann weiß man, es handelt sich um wahre Liebe.“
(Eine Arbeitskollegin zu Michael in Things we never said)

Worum geht’s?

Gerade frisch in einer Beziehung mit Gary trifft Dahlia auf Michael. Michael, der sie Sachen fühlen lässt, die sie noch nie gefühlt hat. Es gibt aber einen Haken: Michael und Gary sind beste Freunde und so entscheiden sich beide, ihre Gefühle zu ignorieren. Das geht aber nur eine bestimmte Zeit gut und endet in einer Katastrophe, die dazu führt, dass Dahlia Boston verlässt und nicht wieder zurückkommt. Zumindest solange, bis 11 Jahre später ein familiärer Notfall ihre Anwesenheit benötigt. Und als sie zurückkehrt, brechen auch alte Gefühle wieder hervor. Aber Michael und sie haben noch viel zu klären…

Things we never said ist Band 3 einer Reihe, kann jedoch unabhängig gelesen werden.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in verschiedenen Pastellfarben gehalten, sehr abstrakt und gibt keinen Hinweis auf den Inhalt des Buches wieder. Es ist ein schönes Cover, was aber weder zum Buch noch zur Handlung besonderen Bezug hat. Dennoch ist es ein Hingucker. Das Buch wird durch Dahlia in der Ich-Perspektive und durch Michael in der Erzählerperspektive erzählt. Es gibt zahlreiche Zeitsprünge und Rückblenden, die durch Kursivschrift hervorgehoben sind. Der Schreibstil ist angenehm und lässt sich gut lesen. Das Buch enthält explizite Szenen.

Meine Meinung

Things we never said ist ein Wolf im Schafspelz. Oder vielleicht auch ein Schaf im Wolfspelz. Selten hatte ich das Gefühl, dass ein Klappentext so am Buch vorbeigeht wie hier. Dieses Buch ist mein drittes Buch von der Autorin, allerdings nicht das dritte Buch dieser Reihe. Denn: Ich wusste nichts davon. Als ich erfuhr, dass es sich um einen dritten Teil handelt, war ich erst genervt. Allerdings lässt sich das Buch auch gut ohne Vorkenntnisse lesen. Am Ende hatte ich eher andere Probleme mit der Geschichte von Michael und Dahlia.

Das Buch zu lesen war echt eine schwere Geburt. Nicht nur, dass die Autorin einen - wie ich finde - unnötig komplizierten Aufbau gewählt hat, der rote Faden des Buches glich zeitweise eher einer gestrichelten Linie. Im Fokus des Buches stehen Michael und Dahlia. Wieso Michael auch Erzählersicht berichtet, ist mir bis zum Schluss leider nicht klargeworden, es verwirrt aber auf jeden Fall. Beide treffen sich mit Anfang 20, Michael ist Polizist und Dahlia Studentin. Sie flirten, mehr wird aber nicht daraus, weil Dahlia vergeben ist. Wie sich später rausstellt, ausgerechnet an Michaels besten Freund. Es folgt ein Zeitsprung von 11 Jahren. Dahlia hat mittlerweile Boston verlassen, hatte kurzzeitig ein Alkoholproblem, kaum noch Kontakt zur Familie und wird von den Geistern der Vergangenheit gejagt, insbesondere vom Tod ihrer Schwester Dillon. Michael lebt noch in Boston, ist verheiratet, aber kurz vor der Scheidung. Als sich Dahlias Eltern trennen, entscheidet sie, trotz aller Bedenken nach Hause zurückzukehren, um für ihren Vater da zu sein. Hier geht es bereits los, dass sie endlich offenlegt, wieso sie die Familie verlassen hat und wieso sie und ihre Mutter keinen Kontakt haben. Und dann trifft sie unweigerlich natürlich auf Michael, der seine Wut ihr gegenüber nicht verdecken kann. In zahlreichen Rückblenden und durch Gespräche erfährt der Leser, dass Michael und Dahlia doch eine Zeitlang etwas miteinander hatten und dass Dillons Tod alles verändert hat – ihre Beziehung, die Familiendynamik, Dahlias Leben. Was genau passiert ist, bleibt sehr lange im Dunkeln. Das hat mich etwas genervt, weil es so wirkte, als würde die Autorin versuchen, eine Art Dauercliffhanger zu nutzen. Es gibt zahlreiche Sprünge, Rückblenden, Streitereien, Tiefschläge und Glücksmomente. Es ist eine Achterbahnfahrt – sowohl der Gefühle, als auch der Lesenerven. Dahlia und Michael haben eine gewisse Chemie, aber zwischen beiden liegt so viel verbrannte Erde, dass es teilweise echt gut wehtat, wie Michael mit Dahlia umgegangen ist. Gleichzeitig fasziniert diese fragile Verbindung der beiden den Leser. Nach einem schweren Einstieg hat mich das Buch dann irgendwann gepackt und ich mochte die Auf und Abs, das Anziehen und Abstoßen von Michael und Dahlia. Ein wenig Probleme beim Nachvollziehen der Beziehung hatte ich zwar dennoch, einfach weil eine Ewigkeit vergangen ist und die Rückblenden zwar den Zustand vor 11 Jahren gut beschreiben, vor allem aber das „Dazwischen“ sehr fehlt. Es sind quasi zwei Momentaufnahmen – das Damals und das Heute. Und beide passen nicht so ganz zusammen, vor allem der teilweise doch recht rohe Hass von Michael Dahlia gegenüber. Dennoch hat mich irgendetwas berührt und mitfiebern lassen.

Und zwar genau bis dahin, wo die Autorin Dahlia wieder zurückschickt. Sie verlässt Boston. Hier beginnt Teil 2 des Buches. Und Teil 2 war in meinen Augen nahezu eine Katastrophe. Es war, als würde ich plötzlich ein komplett anderes Buch lesen. Der Fokus liegt hier auf Hartwell, dem kleinen Ort, wo Dahlia wohnt. Es gibt viel Kleinstadtfeeling, Einblicke in Dahlias Freundschaften, eine kleine Krimigeschichte und am Ende jede Menge Aufregung. Die Liebesgeschichte spielt hier eine untergeordnete Rolle, scheint sich wenig bis gar nicht zu entwickeln und es wirkt beinahe so, als wäre man nur noch mit Nebensächlichkeiten beschäftigt. Was war das bitte für ein Abschnitt? Wofür brauchte man den? Was war der Sinn? Es ist ein purer Bruch mit einer doch recht schmerzhaften Geschichte, die nun zu einem banalen, seichten Smalltown-Romance-Krimi verkommt. Es wirkte so unglaublich losgelöst, unpassend und phasenweise auch übertrieben, dass ich echt enttäuscht war. Abgesehen davon, dass Michaels Entscheidung zwar süß sein sollte, aber ehrlich gesagt eher befremdlich wirkte, wirkte auch Dahlia plötzlich wie ausgetauscht. Es fehlte einfach ein riesiges Puzzleteil, um die Ereignisse und wenigen Entwicklungen in Teil 2 nachvollziehbar zu machen. Es war wirklich, als wären es einfach zwei Bücher zusammengezimmert und lose miteinander verbunden. Ganz ehrlich: Den kompletten zweiten Teil hätte es nicht – zumindest in dieser Form – gebraucht. Es bringt nur Längen, zahlreiche überflüssige Ereignisse mit sich und tut nur gering etwas für die Haupthandlung. Längen sind sowieso ein Thema gewesen, was in diesem Buch immer wieder auffällig war. Oftmals – nicht nur in Teil 2 – wirkten Szenen willkürlich zusammengebaut und dazwischen kam dann ganz viel Drumherum. Es wurde sich viel auf das Familiendrama bezogen und an der Familienverbindung gearbeitet, sodass die Liebesgeschichte immer mal wieder auf der Strecke blieb.

Leider ist es auch so, dass die Charaktere wenig greifbar für mich waren. Sie bleiben leider recht oberflächlich, man erfährt wenig über Gedanken und Gefühle, alles beschränkt sich auf das Wesentliche. Vielleicht liegt es auch an den verschiedenen Zeitebenen und der wirren Struktur, aber es gibt kaum Entwicklung – charakterlich, beziehungstechnisch und auch emotional. Das Buch hatte so viel Potenzial, eine interessante Grundgeschichte und einige schmerzhafte Themen, die eingebunden wurden, aber alles verkommt ein wenig und wirkt plan- und ziellos umgesetzt. Der Aufbau irritiert, die Sprünge sind nicht hilfreich und die wirklich entscheidenden Ereignisse und Entwicklungen werden irgendwie ausgeklammert. Phasenweise hat mich das Buch zwar schon berührt und auch Dahlias und Michales schmerzhafte Beziehung ließ mein Herz bluten, aber man hätte einfach mehr aus der Geschichte machen können – und vor allem diesen irrsinnigen zweiten Teil weglassen können. Denn der würde von mir allenfalls zwei Sterne kriegen. Für mich war das Buch in vielen Punkten zu widersprüchlich und zu wenig ausgearbeitet.

Mein Fazit

Things we never said bringt viel Potenzial mit, kann aber dank eines komplizierten Aufbaus mein Herz wenig erreichen. Der zweite Teil des Buches hat mich total verloren und auch zwischenzeitlich haben einige Längen es mir immer wieder schwer gemacht. Teil 1 schmerzt emotional aber zumindest ein wenig. Ein zähes Buch, was so viel besser hätte sein können, mit einer guten Grundidee, die irgendwie wirr umgesetzt wurde.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 23.12.2020

nett für Zwischendurch, es fehlt die Tiefe

War of Hearts
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„An irgendeinem Punkt in unserer gemeinsamen Geschichte war irgendetwas so gewaltig schief gelaufen, dass wir alles zerstört hatten.“
(Nate in War of hearts)

Worum geht’s?

Nate ist in einer Welt aus ...

„An irgendeinem Punkt in unserer gemeinsamen Geschichte war irgendetwas so gewaltig schief gelaufen, dass wir alles zerstört hatten.“
(Nate in War of hearts)

Worum geht’s?

Nate ist in einer Welt aus Gewalt und Tod aufgewachsen. Als Sohn eines der bekanntesten Auftragskillers soll er eines Tages das Geschäft übernehmen. Als sein Vater von ihm verlangt, Selene zu töten, schickt Nate sie fort. Zu sehr liebt er das Mädchen. Zehn Jahre später kreuzen sich ihre Wege wieder. Dieses Mal ist es Selene, die Nate töten soll. Denn in der Zwischenzeit ist viel passiert und Selene hat einen Hass auf Nates Vater, den sie nur durch eine Sache stillen kann: Rache.

War of hearts ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das in schwarz gehaltene Cover ist mit zurückhaltenden Dekoelementen sehr ansprechend gestaltet. Mit dem wie ein Einschussloch aussehendem Herz und den gesprungene Glas und Kratzern gibt es einige Informationen über das Genre wieder. Der goldfolierte Titel ist ein besonderer Hingucker. Die Geschichte wird sowohl durch Nate als auch Selene in der Ich-Perspektive erzählt. Der Schreibstil ist recht flüssig und unkompliziert. Im Buch enthalten sind sowohl Gewaltszenen als auch Erotikszenen.

Meine Meinung

War of hearts ist nach langer Zeit mal wieder ein Buch aus dem dunkleren Seiten des Romance-Genre. Romantic Thrill mag ich oft sehr, da es meist nicht so sexlastig wie Dark Romance ist, aber dennoch den Reiz der dunklen Seite sehr gut einfängt. Der Klappentext klang sehr ansprechend und ich mochte die Idee vom Aufeinandertreffen zweier Auftragskiller, die noch eine Rechnung offen, aber zugleich auch gemeinsame Geschichte hatten.

Im Fokus der Geschichte stehen Selene und Nate. Beide waren in jungen Jahren ineinander verliebt, bis Nates Vater verlangte, dass Nate seine Freundin umbringt. Doch das hat Nate nicht fertiggebracht und sie fortgeschickt. Er hat ihr auf schlimme Weise das Herz gebrochen, ohne dass sie ahnen konnte, dass er ihr eigentlich das Leben gerettet hat. Als Selene zurückkam, wollte Nates Vater es selbst in die Hand nehmen – aber scheiterte. Und so kommt es dazu, dass Selene 10 Jahre später mit einer Waffe vor Nate steht. Sie hat den Auftrag erhalten, ihn umzulegen, weil er mit einer verheirateten Frau eine Affäre hat. Nate erkennt Selene kaum wieder, denn die Zwischenzeit hat sie zu einer harten, selbstbewussten und verdammt gefährlichen Frau gemacht. Und dennoch brechen bei beiden längst verdrängte Gefühle wieder an die Oberfläche. Als Nate die ganze Geschichte um Selenes Lebenswandel erfährt, bricht ein Krieg los, an dessen Ende nur eins stehen kann: Der Tod seines Vaters.

Ich muss ehrlich sagen: Ich habe mir von dem Buch etwas mehr erhofft. Nicht, weil es unspannend war oder mich die Geschichte nicht angesprochen hat. Dem ist nicht so. Von Anfang an fand ich die Grundidee wirklich gut, mir hat das Thema um die Auftragsmorde gut gefallen und auch das Auseinandersetzen von Selene mit ihrem Job und den Schattenseiten war gut gelungen. Auch die Liebesgeschichte zwischen Nate und Selene ist nicht schlecht gelungen. Sie ist heißblütig und auch falschen Annahmen geprägt, bis sich ihr Geist zur Rache eint. War of hearts lässt sich sehr schnell lesen, man fühlt sich von Anfang an angekommen in der Geschichte und auch der Spannungsbogen ist wirklich ansprechend. Doch gleichzeitig struggelt das Buch an vielen Punkten und vor allem einer ist dabei leider sehr gewichtig: Die Tiefe. Und das führt dazu, dass einige Facetten der Story nicht so angekommen oder auch generell das Grundgerüst schon eher auf wackligen Beinen steht.

Das fängt bereits damit an, dass Selene irgendwann zur Auftragskillerin geworden ist. Wann bleibt offen, wieso wird am Rande ein wenig thematisiert. Aber die Wahrheit ist: Die Erklärung ist nur bedingt nachvollziehbar für mich gewesen, vor allem, da sie es seit mittlerweile 10 Jahren macht und eigentlich selbst sagt, sie wollte ihre Rache dem Schicksal hintenanstellen. Es war nicht so ganz stimmig. Und so geht es leider weiter. An allen Ecken und Kanten bleiben Fragezeichen hängen, die man im weiteren Verlauf gern beantwortet kriegen würde, es aber irgendwie nicht so kommt. Die zentrale Frage ist und bleibt dabei: Warum wollte Nates Vater Selene eigentlich loswerden? Und wieso will er es jetzt, eine Ewigkeit später, weiterhin? Und nicht nur das, wieso will er so gesehen jegliche DNA von Selene auslöschen? Ich hatte wirklich gedacht, dass hier noch eine gute Aufklärung kommt, aber leider bleibt die Autorin dieser schuldig. So verkommt die Geschichte zwar inhaltlich zu einer spannende Partie, aber die Tiefe fehlt komplett. So wirken viele Punkte auch willkürlich, etwa Nates Karriere als TV-Moderator, sein Alkoholproblem, die Geschichte um Selenes Familie und ihr Geheimnis, was am Ende nur dazu führt, dass von 0 auf 100 beide Charaktere zusammen die Rache planen. In einem recht schnellen Finale wird das Buch dann unspektakulär beendet und mit einem – wie ich finde – etwas überzogenen Epilog der weitere Weg von Nate und Selene angesprochen. Am Ende ist es also so, dass mich das Buch zwar begeistern konnte und die Geschichte auch fesselnd war, aber wenig hängengeblieben ist. Man hätte deutlich mehr daraus machen können und es ist schade, dass die Autorin so oberflächlich geblieben ist. Es führt in vielen Momenten einfach dazu, dass die Entscheidungen der Protagonisten willkürlich wirken oder es so wirkt, als hätte die Autorin die Geschichte nicht komplett zuende gedacht. Denn gerade diese Punkte wie die Frage nach dem Warum von Selene und Nates Vater sind für die Geschichte essentiell. Immerhin wird nicht jeder nach so einer Geschichte direkt zum Auftragskiller und das bloße „sie wollte die Aufmerksamkeit des Vaters gewinnen“ ist keine solide Erklärung.

Zu den Charakteren kann ich leider wenig sagen. Sie sind sehr oberflächlich ausgearbeitet und spielen ihre Rolle zwar gut, aber bringen eben auch kaum Tiefe mit. Das wirkt sich auch auf die Liebesgeschichte aus, die sich zwar ganz interessant lesen lässt, aber eben im Herzen auch kaum ankommt. Die wenigen Intimszenen im Buch sind gut geschrieben und geben dem Buch ein wenig Feuer, aber auf der emotionalen Basis wird wenig getan.

Mein Fazit

War of hearts ist ein Buch mit viel Potenzial und einer interessanten Idee, wurde für mich aber im Großen und Ganzen nicht so überzeugend umgesetzt. Es fehlt die Tiefe und damit auch an vielen Punkten die Erklärbarkeit. Dennoch ist das Buch spannend und kann einen durchaus mitreißen. Als Abwechslung vom Romance-Genre ist diese etwas dunklere Geschichte definitiv ein gutes Buch für Zwischendurch.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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Veröffentlicht am 23.12.2020

zuckersüß und seicht

When We Hope
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„Es waren Träumereien, denen wir uns hingaben. Wünsche, denen wir nachhingen.“
(Ella in When we hope)

Worum geht’s?

Nachdem sich am Ende von Band 2 die Ereignisse wieder überschlagen haben, stehen sowohl ...

„Es waren Träumereien, denen wir uns hingaben. Wünsche, denen wir nachhingen.“
(Ella in When we hope)

Worum geht’s?

Nachdem sich am Ende von Band 2 die Ereignisse wieder überschlagen haben, stehen sowohl Ella als auch Jae vor großen Problemen. Während Jae um seine Karriere bangen muss, bricht für Ella ihr Familienleben zusammen. Und jetzt, wo beide sich mehr bräuchten denn je, liegen tausende Kilometer zwischen ihnen. Ist ihre Liebe stark genug, auch diese Hürden zu nehmen oder werden beide endgültig daran zerbrechen?

When we hope ist Band 3 der dreiteiligen NXT-Reihe. Es werden Vorkenntnisse aus Band 1 und Band 2 benötigt. Das Buch schließt die Reihe ab.

Schreibstil / Gestaltung

Wie bereits bei Band 1 und 2 wird auch dieses Mal auf verschiedene Pastellfarben gesetzt, dieses Mal hauptsächlich auf Rosa und Orange im Farbverlauf. Das Cover wirkt verspielt und verträumt, was sehr gut zur Reihe passt. Das Buch wird wieder ausschließlich aus Ellas Sicht in der Ich-Perspektive erzählt. Die Geschichte verläuft linear mit einigen Zeitsprüngen. Der Schreibstil ist locker-leicht, wirkt jugendlich und passt gut zur Geschichte. Das Buch enthält keine explizite Sprache, jedoch angedeutete Intimszenen.

Meine Meinung

Das große Finale! Es ist soweit, diese süße Reihe findet ihren Abschluss und natürlich war mir klar, dass ich das Buch lesen muss. Auch wenn ich von When we fall etwas enttäuscht war und es für mich eher wie ein unnötiger Lückenfüller gewirkt hat, hat die Love NXT Reihe weiterhin einen träumerischen Charme auf mich und kann mich in den Bann ziehen. Aber wie wird die Geschichte von Ella und Jae enden?

Nachdem am Ende von Band 2 ja wieder einige Ereignisse alles durcheinander gewirbelt haben, sind Jae und Ella am Boden zerstört. Ella macht sich wahnsinnige Sorgen um ihre Schwester, aber auch um Jae. Denn Jaes Gespräch mit dem Label verlief nicht so gut und so ist die Ansage, dass die Band eine Zwangspause einlegt. Wird es das Ende von NXT sein? Unklar. Aber auf jeden Fall leiden beide sehr -auch darunter, dass sie nicht füreinander da sein können, weil ein ganzer Ozean sie trennt. Während Ella versucht, Mel davon zu überzeugen, es ruhiger angehen zu lassen, sortiert Jae seine Gedanken mit der Band. Doch es scheint nicht vorwärts zu gehen und so entscheidet Ella spontan, dass sie zu Jae nach Seoul fliegt. Doch was als gute Idee anfängt, endet in einer der größten Katastrophen, die man sich erahnen konnte. Und auf einmal steht in Jaes Leben alles Kopf. Haben er und Ella überhaupt eine Chance, eine halbwegs normale Beziehung zu führen oder sind die Opfer, die Jae dafür bringen muss, zu groß?

Nach Band 2 waren meine Erwartungen an When we hope nicht so hoch. Das sage ich direkt vorweg. Ich habe einfach schon festgestellt, dass die Autorin auf eine sehr locker-leichte Geschichte setzt. So ist auch When we hope genauso süß – zuckersüß – und zum Träumen wie Band 1 und Band 2. In jeder Hinsicht reiht sich dieses Buch perfekt in die Reihe ein. Keine große Überraschung, auch wenn ich mich gewünscht hätte, hier ein wenig mehr Wumms zu haben. Zumindest ein wenig mehr bietet When we hope aber als sine Vorgänger. Denn mittlerweile haben sich Ella und Jae zwar auf einer soliden Basis zusammengefunden, aber Jaes Problematik mit seinem Label bleibt bestehen – und eskaliert in diesem Buch nahezu. Also zumindest für die Verhältnisse des Buches. Denn bei einer so seichten, niedlichen Geschichte passieren hier natürlich auch keine gigantischen Katastrophen. Aber das Label weist Jae auf jeden Fall in seine Schranken. Das ist leider dramaturgisch auch schon das Highlight der Geschichte. Der Rest? Das, was man bereits kennt. Ellas Leben, Ellas Familie, Ellas Unileben. Neu dabei ist immerhin ihre beste Freundin Erin, die aus Neuseeland zurück ist, aber ehrlich gesagt auch keinen Handlungsmehrwert bereithält. Ganz im Gegenteil: Es wirkt so, als würde die Autorin sich mehr denn je auf das Drumherum konzentrieren. Erst ab dem zwieten Drittel des Buches nimmt ein wenig an Energie auf. Denn hier entscheidet sich Ella, zu Jae nach Seoul zu fliegen.

Was folgt? Tolle Einblicke, die ich mir viel früher gewünscht hätte. Facettenreich und wortgewandt beschreibt Anne Pätzold die Schönheit des fernen Landes und der koreanischen Kultur. Gemeinsam mit Jae erkundet Ella Seoul ein wenig und verbringt schöne Tage mit ihm – die dann final in einer Katastrophe enden und dazu führen, dass Jae und Ella sich neu arrangieren müssen. Jae wird in diesem Buch mehrfach gebeutelt und das führt dazu, dass er sich fragt, inwiefern er noch Mitglied der Band sein will und sein kann. Leider muss ich aber sagen: Auch hier gilt wieder, dass es zu wenig ist. Dadurch, dass er kein Erzähler ist, bleiben viele seiner Gedanken verborgen und eine ganz weitreichende Möglichkeit der Perspektive geht verloren. Vielleicht habe ich mich hierüber auch ein wenig geärgert, denn hier lag so viel Potenzial. Immerhin nutzt die Autorin dieses Mal aber auch die Möglichkeit, ein wenig mehr in das Thema K-Pop, Vertragsdruck und koreanische Entertainmentindustrie einzusteigen. Das habe ich mir immer gewünscht und zumindest jetzt ein wenig bekommen. Gerade diese in Europa noch nicht so bekannte Industrie bringt nämlich viele Thematiken mit, über die man diskutieren kann. Das ständige Vorschreiben von der Rolle, die ihre Künstler zu spielen haben. Es ist nicht nur ein Künstlervertrag, es ist ein Arbeitsvertrag mit einer lebenslangen Verpflichtung. Springt man nicht, ist man weg vom Fenster. Sicher hätte es dem Buch in seiner Leichtigkeit einige Probleme bereitet, wenn man diese Punkte noch mehr beleuchtet hätte, aber manchmal kann das Leben nicht nur zuckerwatterosa sein. In meinen Augen hat sich die Autorin es hier vielleicht etwas zu leicht gemacht. Vielleicht falle ich aber auch ein wenig aus der Zielgruppe, weil ich eben nicht nur süß und niedlich, sondern auch etwas Handfestes möchte.

Ich hatte auf jeden Fall auch das Gefühl, dass die Autorin zu bemüht war, eine angenehme Wohlfühlgeschichte zu schreiben und daher solche kritischen Möglichkeiten eher liegen gelassen hat. When we hope ist dies in jeder Hinsicht. Eine Wohlfühlgeschichte. Sie konnte mir das ein oder andere Lächeln abringen, sie war toll zu lesen und entspannt einen. Es gibt kaum Höhen, nur wenige Tiefschläge, jede Menge entspanntes Drumherum, nur dezentes Drama und auch der Spannungsbogen verläuft gewohnt niedrig. Und trotzdem ist da eine Magie, die einem das Buch nicht weglegen lässt. Die Leichtigkeit? Einfach das süße Gefühl, was man beim Lesen hat? Der angenehme Schreibstil? Ich weiß es wirklich nicht. Aber auch am Ende habe ich dieses Wohlgefühl, obwohl ich mir mehr gewünscht hätte. Was ich auf jeden Fall sagen kann: Das Buch hat seine Längen, genauso wie Band 1 und Band 2. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass man die Geschichte auf 2 Bände verteilen könnte und sie nicht darunter leiden würde. Es ist und bleibt viel Drumherum, was sich vielleicht sympathisch lesen lässt, aber eben auch nicht handlungsfördernd daherkommt.

Es tut mir im Herzen weh, es zu sagen, aber auch in Band 3 vermag mich die Liebesgeschichte weiterhin nicht so wirklich überzeugen. Auch wenn Ella und Jae dieses Mal ein wenig Zeit miteinander haben und die beiden wirklich wahnsinnig süß zusammen sind, haben sie für mich nie den Sprung zu etwas Ernstem machen können. Sie könnten Freunde sein, sie könnten auch ineinander verknallt sein. Aber Liebe? Weiterhin für mich schwer greifbar. Dabei geht es nicht nur um die Fernbeziehung zwischen den Kontinenten und den Zeitzonen, nicht nur um die Geheimniskrämerei. Es geht einfach darum, dass die Autorin für mich zu wenig dafür getan hat, dass man die beiden als richtiges Liebespaar sehen kann. Es passt zu Buch, zu dieser niedlichen, süßen Wohlfühlgeschichte. Die beiden zusammen sind goldig, zuckersüß, sie machen Spaß und man schmunzelt mit ihnen und über sie. Aber so eine richtige emotionale Connection? Fehlt mir leider weiterhin. Vielleicht liegt es auch daran, dass vor allem Ella weiterhin eher wie ein Teenager wirkt und das Buch daher starke Young Adult Vibes versprüht. Jae wirkt in diesem Band erwachsener und abgeklärter, aber da er wenig vorkommt und selbst keine Kapitel hat, bleibt leider nur Ella in Erinnerung. Eine solide Beziehungsgrundlage ist für mich aber leider notwendig, um eine derart komplexe Geschichte – Fernbeziehung, Starbeziehung, große Probleme durch das Management – aufzubauen. Falls man aber einfach eine richtig süße Geschichte ohne viel Nachdenken möchte, wird man hier gut bedient sein. Das Buch setzt zu sehr auf die süße, niedliche und unschuldige Art, die beide miteinander verbindet. Das funktioniert zwar durchaus, aber zugleich fehlt eben die Tiefe, die Beziehungsdynamik der beiden und ein Mehrwert. Denn irgendwie hat sich gefühlt nichts weiterentwickelt außer die rebellische Haltung der Band gegen ihr Management.

Ein paar Worte möchte ich noch zum Ende des Buches sagen. Kurzzeitig dachte ich, dass die Autorin hier mal einen ungewöhnlichen Weg gehen würde, doch schnell war klar, dass das Wohlfühlgefühl des Buches nicht zerstört werden soll. Das war in Ordnung für dich, das Ende ist durchaus stimmig und es ist zugleich auch kein perfektes von 0 auf 100 Ende, sondern ein solider Kompromiss zwischen Wünschen und vertraglichen Verpflichtungen. Eigentlich hat man aber schon ein wenig Gefühl, in den drei Bänden nicht so sehr vorwärtsgekommen zu sein. Und trotzdem schafft das Buch es irgendwie, mich zufrieden mit einem Schmunzeln zu entlassen. Das ist schon eine Kunst.

Mein Fazit

When we hope ist ein würdiges, starkes Ende für eine sehr süße, seichte Reihe. So angenehm wie seine Vorgänger, mit der gleichen wunderbaren Wohlfühlatmosphäre, aber inhaltlich stärker und mit mehr Einsichten in Jaes Leben konnte es mich am meisten überzeugen. Leider verrennt sich die Autorin immer noch in viel Drumherum und hätte mehr für die Liebesgeschichte tun können, da diese für mich weiterhin mehr Schwärmerei als Liebe bleibt, aber Jae und Ella zusammen sind so süß, dass man sich daran nicht so sehr stört. Eine perfekte Reihe zum Schmachten, zum Träumen und zum Entführen lassen.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

Veröffentlicht am 22.12.2020

allenfalls nett für Zwischendurch

Girl At Heart
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„Siehst du das denn nicht? Du bist nicht du.“
(Eric zu Charlie in Girl at heart)

Worum geht’s?

Charlie ist der typische Kumpeltyp. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Eric ist sie der Superstar des Highschool-Baseball-Teams. ...

„Siehst du das denn nicht? Du bist nicht du.“
(Eric zu Charlie in Girl at heart)

Worum geht’s?

Charlie ist der typische Kumpeltyp. Gemeinsam mit ihrem besten Freund Eric ist sie der Superstar des Highschool-Baseball-Teams. Aber Charlie fliegt total unter dem Radar. Sie hat wenige Freunde, alles nur Jungs und kennt sich mit Mädchenthemen nicht aus. Und außerdem ist sie in ihren besten Freund Eric verliebt – doch der sieht sie gar nicht als Mädchen. Kurzum entschiedet Charlie daher, mehr Charlotte sein zu wollen. Doch wie wird ihr Umfeld auf ihre Veränderung reagieren?

Girl at heart ist ein Einzelband und in sich geschlossen.

Schreibstil / Gestaltung

Das Cover ist in dunkelblau gehalten und mit Elementen verziert, die an Highschool erinnern und somit automatisch einen gewissen Bezug herstellen, da das Setting im Buch auch eine Highschool ist. Das Buch wird ausschließlich von Charlie in der Ich-Perspektive erzählt. Die Handlung verläuft linear. Der Schreibstil ist locker-leicht, die Sprache jugendlich. Das Buch enthält weder Intimszenen noch explizite Sprache.

Meine Meinung

Girl at heart ist eines dieser Bücher, auf das man sich freut, aber zugleich unruhig ist. Ich habe von Kelly Oram noch nichts gelesen, sie wird aber immer wieder sehr hoch angesehen und davon gesprochen, wie wunderbar ihre Bücher sind. Auf das Buch habe ich mich vor allem deswegen gefreut, weil es mich von der Story her ein wenig an bekannte Filme wie „Eine wie keine“ oder „Duff“ erinnert, die ich sehr geliebt habe. Und ich hatte gehofft, hier ähnlich begeistert zu sein. Dem war aber leider nicht so.

Im Fokus der Geschichte steht Charlie. Sie ist im letzten Schuljahr an der Highschool, extrem begabt im Baseballspielen und hat ein paar sehr gute Freunde an ihrer Seite. Doch als diese ohne sie planen, zum Abschlussball zu gehen und sogar darüber lachen, dass sie sich daran überhaupt stört, platzt ihr regelrecht der Kragen. Charlie merkt, dass sie immer nur der Kumpeltyp ist. Dass sie gar nicht als Mädchen gesehen wird und sich auch nicht so fühlt. Dazu kommt, dass sie Gefühle für ihren besten Freund Eric hat, der aber eben quasi der Anführer der „Charlie ist einer von uns“-Fraktion ist. Vorschnell entscheidet sich Charlie, aus dem Baseballteam auszusteigen, da sie in dem Sport am College sowieso keine Zukunft hat. Und so tritt Jace, Kapitän des Teams, auf den Plan und versucht, Charlies Sorgen und Gedanken nachzuvollziehen. Und ihr zu helfen. Gemeinsam mit seiner Zwillingsschwester Leila, beliebte Cheerleaderin an der Highschool, stellt er Charlies Leben auf den Kopf. Und später auch ihr Herz.

Ich muss sagen, dass ich echt einige Zeit gebraucht habe, in das Buch reinzukommen. Von Anfang an sind die Charaktere alle sehr stereotypisch aufgebaut. Die Freunde von Charlie reißen einen Witz nach dem anderen, einige davon durchaus im Bereich des sexistischen und verletzenden. Auch Baseball wird immer mal wieder thematisiert, durch das Team, durch die Jungs, durch Spiele, die Charlie besucht, und natürlich durch Charlies Vater. Langsam entwickelt sich die Geschichte, bis Charlies großer Moment – oder eher der große Knall – kommt. Ab hier wird die Geschichte etwas lebhafter und man hat auch das Gefühl, dass mehr passiert. Aber leider gilt auch hier: Sehr viele Klischees, sehr viele Stereotypen, alles vielleicht auch ein wenig zu perfekt. Jace und Leila helfen Charlie, sind sofort von 0 auf 100 dabei (wobei das bei Jace greifbarer ist als bei Leila) und auch Charlie lernt schnell, sich wohler zu fühlen. Umstyling, neuer Kleiderschrank, teilweise neue Freunde inklusive. Es geht alles sehr schnell, gefühlt vergehen im Buch nur wenige Tage und trotzdem fallen alle Puzzleteile an ihre Stelle. Das wirkte für mich teilweise unglaubwürdig, gleichzeitig ist es ein Jugendbuch, wo ich grundsätzlich sage, dass alles ein wenig perfekter sein darf. Trotzdem wirkte es so oft gestellt, sehr konstruiert und blass.

Gleichzeitig habe ich aber das Gefühl, die Charaktere sehr wenig kennengelernt zu haben. Charlie als Hauptcharakter wird noch einigermaßen beleuchtet, auch wenn hier bis fast zum Schluss die Gedankengänge etwas nebulös bleiben. Erst später, wenn es darum geht, sich mit ihren Freunden auszusprechen, kommt ein wenig Tiefe in die Geschichte. Diese geht auch über das übliche „ich wollte, dass du mich siehst“ hinaus, was mir gut gefallen hat. Es geht darum, was Charlie wollte, für sich selbst. Doch gleichzeitig gibt es immer wieder Momente auf dem Weg dahin, wo man das Gefühl hat, sie macht es nur für andere. Der Umgang ihres Teams, vor allem aber ihrer Freunde mit ihr, war phasenweise echt fast schon anstrengend. Die Jungs sind um die 18, benehmen sich aber oft wie 12. Man möchte sie allesamt schütteln, um sie zu fragen, wieso sie teilweise eigentlich so einen Quatsch von sich geben. Und gleichzeitig fragt man sich manchmal, wie Charlie eigentlich mit ihnen befreundet sein kann. Denn gefühlt verbindet sie nur Baseball miteinander.

Baseball ist ein zentrales Thema in der Geschichte. Nicht nur, weil hierdurch erklärt wird, wieso die Jungs Charlie nicht als Mädchen sehen, sondern auch, weil die Autorin höher greift und die Ungleichbehandlung im Profisport anspricht. Immer wieder wird eingeführt, dass Charlie extrem gut ist, jedoch als Mädchen nach der Highschool kaum eine Chance haben wird. Zwar torpediert die Autorin sich gegen Ende in meinen Augen ein wenig selbst, da sie versucht, ein nettes Ende zu kreieren, aber abholen konnte es mich leider nur eingeschränkt. Ebenso gab es leider im Buch immer wieder Phasen, wo ich nicht mitgekommen bin. Denn da wird auch mal ein paar Seiten über Spielzüge geredet, von denen ich keine Ahnung habe, die aber auch nicht erklärt werden. Für die Botschaft des Buches ist dies allerdings auch kein Problem.

Interessant fand ich, was die Autorin aus der Liebesgeschichte gemacht hat. Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich überrascht wurde. Ich habe es so erwartet und ganz ehrlich, es hätte mich bei all den Umständen auch gewundert, wenn es anders gekommen wäre. Mittelfristig muss Charlie sich nämlich fragen, ob sie Gefühle für Eric oder für Jace oder für beide hat. Kurzzeitig war zu befürchten, dass es ein kompliziertes Hin und Her wird, aber die Autorin löst es gradlinig und nachvollziehbar. Eric und Jace sind als Love Interests aber auch sehr gegensätzlich geraten. Während Jace wirklich der perfekteste aller Good Guys ist (hallo, er trägt sogar die Shoppingtüten, organisiert ein Picknick und hält Charlie die Tür auf!), ist Eric so einer, den ich sofort abschießen würde und das nicht nur, weil er Charlie öfter mal bewusst und unbewusst verletzt, sondern auch, weil er schon ziemlich unsympathisch rüberkommt. Jedenfalls konnte ich mit der Entwicklung der Liebesgeschichte ganz gut leben.

Zu den Charakteren muss ich sagen, dass ich mir gewünscht hätte, dass sie mehr ausgearbeitet worden wären. Wer sind sie, was macht sie aus, was sind ihre Gedanken? Sie sind alles nur stereotypische Platzhalter, ultimativ austauschbar und in den wenigsten Fällen handlungsfördernd. Die perfekte, liebe Cheerleaderin, der perfekte tolle Mannschaftskapitän, die mutmaßlich witzigen Teammitglieder, die biestige Kontrahentin um das Herz des Jungen, der liebevolle, etwas überenergetische Vater, der strenge, aber rücksichtsvolle Coach – sie sind alle da. Wie ein in vielen Medien ausgezeichnetes Abziehbildchen amerikanischer Highschools. Man kann gut damit leben in diesem Buch, es führte für mich aber eben auch dazu, dass ich wenig Verbindung zu den Charakteren gespürt habe. So verpuffte für mich das – in meinen Augen viel zu perfekte – Ende leider auch etwas, da ich mich mit den Charakteren nicht wirklich freuen konnte. Es war ein süßes, ein schönes, ein zufriedenstellendes Ende, was ich einfach wohlwollend zur Kenntnis genommen habe. Mein Herz konnte es – wie leider eigentlich fast das ganze Buch – aber nicht erreichen.

Mein Fazit

Insgesamt ist Girl at Heart ein Buch, was man durchaus gut zwischendurch lesen kann. Es hat keine sonderlich komplizierte Geschichte, wenig Dramatik und bindet viele Klischees und Stereotypen ein. Die vorhersehbare Geschichte kann in einigen Punkten aber dennoch überzeugen, auch wenn es an Tiefe fehlt. Für einen entspannten Leseabend ist das Buch auf jeden Fall geeignet.

[Diese Rezension basiert auf einem Rezensionsexemplar, das mir freundlicherweise vom Verlag überlassen wurde. Meine Meinung ist hiervon nicht beeinflusst.]

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