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Veröffentlicht am 14.03.2018

Eine leidenschaftliche Geschichte über die Liebe zur Musik

Mister Franks fabelhaftes Talent für Harmonie
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Frank besitzt einen eigenen Plattenladen in dem es nur Vinyl zu kaufen gibt. Er liebt Musik mit Leib und Seele und hat die seltene Gabe, den Menschen genau den Song zu geben, den sie gerade brauchen. Neben ...

Frank besitzt einen eigenen Plattenladen in dem es nur Vinyl zu kaufen gibt. Er liebt Musik mit Leib und Seele und hat die seltene Gabe, den Menschen genau den Song zu geben, den sie gerade brauchen. Neben seinem eigenen Laden in der heruntergekommenen Unity Street gibt es noch eine Handvoll anderer Läden. Die Besitzer sind allesamt ein eingespieltes Team, dass sich gegen das Fort Development zusammengeschlossen hat, dass die Straße Grundstück für Grundstück aufkaufen will.
So richtig aus der Bahn geworfen wird er dann aber durch das Erscheinen einer zunächst mysteriösen Deutschen namens Ilse, die dem ersten Anschein nach nichts mit ihm Gemeinsam zu haben scheint.

Rachel Joyce hat einen flotten und leichten Schreibstil, der sich angenehm lesen lässt. Sie beschreibt die Protagonisten nicht übermäßig ausführlich, trotzdem hat man das Gefühl jeden zu kennen und jeder hat eine unverkennbare eigene Art. Das macht den ganzen Plot sehr sympathisch und amüsant, da hier Charaktere mit jeder Menge verschiedener Macken aufeinandertreffen.

Die Geschichte wird immer wieder von Rückblicken unterbrochen, in denen wir Peg, Franks Mutter, kennenlernen und dadurch auch einen Einblick in Franks Kindheit bekommen. Was hier im Vordergrund steht ist Franks Leidenschaft für Musik. Diese wird vom ersten Moment an sehr mitreisend beschrieben.
Neben der Musik ist das Aufeinandertreffen von Klassischem und Neuen ein zentrales Thema. Dabei kann es um Schallplatten, Wohngegenden und die Darstellung von Musik gehen.

Der Beginn der eigentlichen Handlung verläuft trotz alledem etwas schleppend. In der zweiten Hälfte kommt dann aber doch noch der ersehnte Schlag, der alles umwirft und so einiges Unerwartetes geschieht. Während der erste Teil der Geschichte von Franks Leidenschaft und dem angenehmen Schreistil getragen wird, kommt im zweiten Teil dann mehr und mehr Spannung dazu, so dass man das Buch schnell durch hat.

Alles in allem eine angenehme und unterhaltende Geschichte, die Lust auf Musik macht.

Veröffentlicht am 08.03.2018

Idaho

Idaho
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An einem wunderschönen Sommertag in Idaho 1995 passiert ein unglaubliches Verbrechen. Jenny bringt ihre kleine Tochter mit einer Axt um, während die Familie im Wald ist um Holz zu hacken. Ihre ältere Tochter ...

An einem wunderschönen Sommertag in Idaho 1995 passiert ein unglaubliches Verbrechen. Jenny bringt ihre kleine Tochter mit einer Axt um, während die Familie im Wald ist um Holz zu hacken. Ihre ältere Tochter verschwindet daraufhin spurlos. Nach ihrer Verurteilung beginnt ihr Mann Wade ein neues Leben mit einer neuen Frau – Ann. Im Laufe der Jahre fällt Wade der Demenz zum Opfer und vergisst nicht nur sein früheres Leben, sondern auch die Tragödie, die sich darin abspielte.

Durch Zeitsprünge erfahren wir sowohl was vor der schrecklichen Tat als auch danach geschieht. Sowohl das Ehepaar Jenny und Wade als auch ihre Kinder und Jennys Leben im Gefängnis werden genau beleuchtet. Diese helfen uns dann zusammen mit Ann, die Geschehnisse nach und nach zu entwirren und zu verstehen.

Emily Ruskovich hat einen wundervollen Schreibstil, einerseits klar und deutlich aber trotzdem undurchsichtig. Bis zum Schluss konnte ich die Geschichte nicht richtig einschätzen obwohl sie mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgerissen hat. Alles wird klar geschildert aber trotzdem wird man zunächst weder aus den Situationen noch aus den Personen schlau. Die Beschreibungen der Charaktere und deren Umwelt schafft aber eine unvergleichliche Atmosphäre, die die Sinne anregt.

Es hat sich für mich angefühlt wie der Beginn eines Horrorfilms, alles wirkt irgendwie unecht, viele Details haben zunächst keinen erkennbaren Zusammenhang und einiges wirkt einfach faul.

Durch die ständigen Sprünge und zunächst unzusammenhängenden Ereignisse die geschildert werden, handelt es sich in jedem Fall um eine Geschichte für die Konzentration erforderlich ist. Der Leser wird zum mitdenken angeregt und kann nur so aus der Geschichte schlau werden. Wer aber bereit ist sich darauf einzulassen hat einen spannenden und unvergleichlichen Roman vor sich.

Veröffentlicht am 02.03.2018

Die Tore der Welt

Die Tore der Welt
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Der zweite Teil der Kingsbridge-Saga steht dem ersten in nichts nach.

Charaktere, die kaum tiefgründiger und authentischer sein könnten, eingebettet in eine zeitliche Ebene, in der uns jeder Aspekt ausführlich ...

Der zweite Teil der Kingsbridge-Saga steht dem ersten in nichts nach.

Charaktere, die kaum tiefgründiger und authentischer sein könnten, eingebettet in eine zeitliche Ebene, in der uns jeder Aspekt ausführlich beschrieben wird. Wir wachsen zusammen mit den Protagonisten, die zu Beginn noch in den Kinderschuhen stecken, auf und erleben, was es heißt in Zeiten des Mittelalters erwachsen zu werden und nach seinen persönlichen Zielen zu streben. Der Schauplatz ist auch hier wieder Kingsbridge, das seit dem Wirken von Prior Philipp eine angesehene Priorei ist.

Mit seinem eindringlichen und ausführlichen Schreibstil beschreibt uns Ken Follett hier die neue Ära die in Kingsbridge anbricht, das Aufstreben der kleinen Leute, jedoch gebeutelt vom Wüten der Pest und der Mächtigen. Die Rolle der Frauen, ihr Streben nach Respekt und Gleichberechtigung, das Auflehnen gegen alte Bräuche, Verrat und Treue sind nur einige der vielen Themen, die diese Geschichte mitbestimmen. Ken Follett schafft es wie kein Zweiter die Worte so zu Papier zu bringen, dass sie einem Bilder im Kopf heraufbeschwören, als wäre man beim Geschehen live und in Farbe dabei.

Eine wunderbare und würdige Fortsetzung von „Die Säulen der Erde“, die Lust auf mehr von Ken Folletts Werten macht.

Veröffentlicht am 26.02.2018

Das Mädchen mit den blauen Augen

Das Mädchen mit den blauen Augen
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Im Jahr 1980 stürzt ein Flugzeug über Frankreich ab und alle Passagiere bis auf ein dreimonatiges Baby sterben. Doch an Bord waren zwei Babys in diesem Alter. Um wen handelt es sich also? In einer Zeit, ...

Im Jahr 1980 stürzt ein Flugzeug über Frankreich ab und alle Passagiere bis auf ein dreimonatiges Baby sterben. Doch an Bord waren zwei Babys in diesem Alter. Um wen handelt es sich also? In einer Zeit, in der DNA Tests noch nicht an der Tagesordnung sind, stellt diese Tatsache die Hinterbliebenen vor ein großes Problem und ein Streit um das Sorgerecht des Kindes bricht los. Ein Detektiv wird engagiert, der Licht ins Dunkle bringen soll. Zum 18. Geburtstag des Mädchens will er ihr seine Ergebnisse präsentieren.

Ein Fall voller Rätsel, Fragen und verdrehter Tatsachen. Denn die Familien beider Babys wollen daran glauben, dass ausgerechnet ihr Schützling überlebt hat.

Während der Spurensuche bekleckert sich niemand mit Ruhm, jeder wird zur Schachfigur. Das Mädchen wächst währenddessen mit dem Zweifel an ihrer eigenen Identität auf, was ihr Leben logischerweise bestimmt und schwierig gestaltet.

Obwohl die Ängste und Konflikte der Protagonisten ausführlich beschrieben werden, fehlt es mir doch an Tiefe und Charakter. Die Verteilung, wer nun der Böse und wer der Gute ist, ist offensichtlich und nicht sehr einfallsreich gestaltet.

Wie man es sich von Thrillern erhofft, kommt es zu Wendungen und Enthüllungen, die gleichermaßen spannend und unvorhersehbar sind. Bis zum Schluss ist man hin- und hergerissen um welches der beiden Mädchen es sich nun handeln soll. Der flüssige Schreibstil trägt außerdem dazu bei, dass Seite für Seite dahinfließt bis man plötzlich des Rätsel Lösung gegenübersteht.

Veröffentlicht am 22.02.2018

Die letzte Etappe auf der Reise durch Neapel

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Nach langem Warten habe ich endlich den letzten Band der neapolitanischen Saga lesen dürfen und er hat mich gleichzeitig traurig und fröhlich gemacht.

Traurig, weil es der letzte Teil einer wunderschönen ...

Nach langem Warten habe ich endlich den letzten Band der neapolitanischen Saga lesen dürfen und er hat mich gleichzeitig traurig und fröhlich gemacht.

Traurig, weil es der letzte Teil einer wunderschönen Buchreihe ist und die Reise durch Neapel und die Freundschaft von Elena und Lila nun zu Ende geht.

Fröhlich, weil es sich mal wieder um eine wunderschöne Geschichte handelt, flüssig und rasant geschrieben, jede Seite zum Verschlingen. Elena Ferrantes Schreibstil ist wie kein zweiter, ich würde ihn als typisch italienisch beschreiben. Schnelle Dialoge, viel Temperament.

Elena und Lila sind in die Jahre gekommen, aber ihre Freundschaft erlebt wie in jungen Jahren ihre Höhen und Tiefen. Schicksalsschläge rauben ihnen den Atem aber ihre Bindung bleibt bestehen.

Bevor das Buch erschienen ist habe ich mich oft nach dem Ende gefragt und ich finde es äußerst gelungen, nichts Vorhersehbares, keine Klischees und eine schöne Abrundung. Obwohl ich auch die anderen Bücher dieser Reihe geliebt habe, hat mir dieses doch am besten gefallen.