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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.04.2021

Auf der Suche nach dem verlorenen Glück….

Die Erfindung der Sprache
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Adam ist ein besonderer Junge, der in einer besonderen Familie und auf einer besonderen Insel aufwächst.
Platteoog ist ein kleines, abgeschiedenes Inselidyll, von dem Oda eigentlich wegziehen will. Als ...

Adam ist ein besonderer Junge, der in einer besonderen Familie und auf einer besonderen Insel aufwächst.
Platteoog ist ein kleines, abgeschiedenes Inselidyll, von dem Oda eigentlich wegziehen will. Als dann aber Hubert auftaucht, um den Leuchtturm zu restaurieren, verlieben sich die beiden und bekommen bald Adam. Dieser beginnt erst mit zwei Jahren zu sprechen, dann aber gleich in Mehrwortsätzen. Nicht nur seine Großeltern kümmern sich liebevoll um ihn, auch die ganze Inselgemeinschaft nimmt Anteil an Adams Entwicklung.
Adam tut sich schwer mit sozialen Kontakten und unvorhergesehenen Ereignissen, hat dafür aber einen ganz besonderen Bezug zur Zahl Sieben. Zudem liest er schon bald Bücher über Themen, die so manchem Erwachsenen schwerfallen dürften. Diese autistischen Züge Adams werden in diesem Roman jedoch sehr liebenswert und unterhaltsam geschildert. Zum Vater Hubert, der ähnlich veranlagt scheint, hat Adam eine besondere Beziehung. Und die tschechische Großmutter Leska hat bei Problemen immer eine besondere Leckerei, die Abhilfe schaffen kann.
Als kurz nach Adams 13. Geburtstag der Vater Hubert allerdings von seiner Pilgerreise nach Santiago die Compostela nicht mehr zurückkehrt und spurlos verschwunden ist, bricht das Familienglück auseinander. Viele Jahre später, Adam ist inzwischen Dozent für Sprachwissenschaften, stößt er auf ein Buch mit dem Titel ,,Die Erfindung der Sprache“. Darin findet er Hinweise auf seinen Vater. Adam, der nichts mehr verabscheut als Ortswechsel und Überraschungen, begibt sich auf die Suche nach seinem verschwundenen Vater. Dieses Reiseabenteuer fordert viel Mut und Selbstüberwindung von Adam, führt ihn quer durch Deutschland, nach Prag, und bis in die entferntesten Winkel der Bretagne.
,,Die Erfindung der Sprache“ ist nicht nur ein großartiger Roman, der eine Familiengeschichte geschickt mit der Zeitgeschichte verknüpft, sondern auch sprachlich ein Genuss.

Veröffentlicht am 23.04.2021

Schwäbische Spezialitäten

Schwarzwälder Morde
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Justin Schmälzle – was für ein Name! Und was für eine amüsante und interessante Hauptfigur in diesem Schwarzwaldkrimi.
Kommissar Justin Schmälzle ist wie sein Name – eine Mischung aus allem Möglichen: ...


Justin Schmälzle – was für ein Name! Und was für eine amüsante und interessante Hauptfigur in diesem Schwarzwaldkrimi.
Kommissar Justin Schmälzle ist wie sein Name – eine Mischung aus allem Möglichen: dunkelhäutiger Badener mit haitianischen Wurzeln, tätig im tiefsten Schwabenland, mit dessen Dialekt er doch hin und wieder zu kämpfen hat. Im Polizeiposten Bad Wildbad ist gerade wenig los. Da kommt eine Moorleiche mit eingeschlagenem Schädel gerade recht. Auch wenn sich bald herausstellt, dass die Leiche schon mehrere Jahrzehnte im Moor lag, verbeißt Schmälzle sich in diesen Fall, da er dem Opfer Gerechtigkeit widerfahren lassen will. In immer wieder eingestreuten kurzen Kapiteln meldet sich das Opfer in der Ich-Perspektive zu Wort, sodass der Leser mit Spannung den nach und nach aufgezeigten historischen Zusammenhang miterlebt.
Parallel dazu gibt es einen Streitfall zwischen dem Besitzer einer lokalen Schnapsfabrik und den Planern einer benachbarten Ferienanlage. Offenbar wurden Grenzsteine verschoben, Reifen werden aufgeschlitzt, es geht um Grund und Boden - und natürlich um viel Geld. Als dem Investor der Ferienanlage ins Bein geschossen wird, der Besitzer der Schnapsfabrik aber ein wasserdichtes Alibi vorweisen kann, müssen Schmälzle und sein Kollege Scholz ermitteln. Tatkräftig unterstützt werden sie von ihrer Kollegin Leonie und der Reinigungskraft Frau Meichle, die jeden Tratsch und Klatsch im Ort kennt. Die ist ein echtes Original und ihr Auftritt jedes Mal ein Knaller – schwäbisch vom Feinsten! Der Fall kommt dennoch nur recht zäh voran, was auch leider etwas auf Kosten der Spannung und der Unterhaltung geht.
,,Schwarzwälder Morde“ ist ein amüsanter Krimi, in dem Historisches und Heutiges interessant miteinander verwoben werden. Allerdings lässt der Schluss für meinen Geschmack noch manches zu offen.

Veröffentlicht am 13.04.2021

Spannend, witzig, unterhaltsam

Lockvogel
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Die Schauspielschülerin Antonia ist am Ende. Nicht nur, dass ihr Freund Felix sie von heute auf morgen verlassen hat, er hat zusätzlich auch noch all ihre Ersparnisse bzw. die ihrer Oma, mitgenommen. Von ...

Die Schauspielschülerin Antonia ist am Ende. Nicht nur, dass ihr Freund Felix sie von heute auf morgen verlassen hat, er hat zusätzlich auch noch all ihre Ersparnisse bzw. die ihrer Oma, mitgenommen. Von diesem Geld sollte nicht nur Toni ihr Auskommen haben, sie muss damit auch die Monatsraten für die Seniorenresidenz ihrer Oma bezahlen. Jetzt hat Toni praktisch nichts mehr, außer Frust, einen Haufen unbezahlter Rechnungen und die Seniorenresidenz, die die fehlenden Monatszahlungen einfordert. Und so engagiert Toni den etwas abgehalfterten Privatdetektiv Edgar Behm, um Felix und das verschwundene Geld aufspüren. Doch Brehm will den Auftrag eigentlich gar nicht annehmen, außerdem - wie soll Toni ihn überhaupt bezahlen? Als Toni mitbekommt, dass Sybille Steiner, die Ehefrau des Starregisseurs Alex Steiner, Brehm anheuern will, hat Toni die glorreiche Idee, dem Privatdetektiv ihre Dienste anzubieten.
Einem anonymen Tagebuch zufolge soll der Regisseur vor Jahren gegenüber einer jungen Schauspielerin übergriffig geworden sein. Zudem ist gerade auf einer von Steiners luxuriösen Partys ein Kellner zu Tode gekommen. Privatdetektiv Brehm soll nun für Frau Steiner möglichst schnell Ermittlungen anstellen. Doch Brehm ist gesundheitlich, aber auch psychisch nicht so auf der Höhe, dass er tatsächlich ermitteln könnte. Da nimmt er zunächst eher widerwillig das Angebot von Toni an. Immerhin ist sie jung, engagiert und dazu auch noch eine talentierte Schauspielerin. Toni bietet sich Steiner als Lockvogel an und taucht ein in die gefährliche Filmbranche, die von Macht, schönem Schein, Sex, Neid und Gier geprägt ist.
Interessant ist vor allem das Zusammenspiel der beiden ungleichen Detektive, das zu Beginn noch eher holprig verläuft, dann aber zunehmend an Respekt, Vertrauen und Zuneigung gewinnt. Tonis Auftritte als Detektivin sind auch nicht immer von Erfolg gekrönt, zudem lässt ihre Menschenkenntnis sie des Öfteren im Stich. Brehm, der zu Beginn ziemlich deprimiert und lustlos daherkommt, wird dagegen durch Toni wachgerüttelt und findet wieder etwas besser ins Leben zurück.
Der Krimi bietet so manch überraschende Wendung, ist spannend, amüsant und unterhaltsam. Lediglich das Ende fällt für meinen Geschmack ein bisschen zu versöhnlich aus. Dennoch hofft man auf einen Folgeband mit dem sympathischen und originellen Ermittlerduo.

Veröffentlicht am 12.04.2021

Starker Beginn, wird dann schwächer

Der gekaufte Tod
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Der ehemalige Polizist August Snow kehrt nach einem Jahr im Ausland mit zwölf Millionen Dollar Schadenersatz zurück nach Detroit. Mexicantown, das heruntergekommene Viertel seiner Kindheit, will er mit ...

Der ehemalige Polizist August Snow kehrt nach einem Jahr im Ausland mit zwölf Millionen Dollar Schadenersatz zurück nach Detroit. Mexicantown, das heruntergekommene Viertel seiner Kindheit, will er mit dem Geld wieder bewohnbar und attraktiver machen, und so hat er ein paar Häuser in der Straße seines Elternhauses gekauft und herrichten lassen. Die Millionen stammen aus einem Prozess gegen den korrupten Polizeiapparat der Stadt, weshalb sehr viele seiner früheren Kollegen äußerst schlecht auf Snow zu sprechen sind.
Kurz nach seiner Rückkehr bittet ihn die schwerreiche und mächtige Unternehmerin Eleanore Paget, verdächtige Vorkommnisse in ihrer Bank aufzuklären, doch Snow lehnt ab. Als Eleanore Paget kurze Zeit später tot aufgefunden wird, deutet alles auf Selbstmord hin. Doch August Snow hat große Zweifel und ein schlechtes Gewissen, dass er Paget nicht unterstützt hat. So begibt er sich auf die Suche nach dem Mörder. Snow, der Sohn eines schwarzen Polizisten und einer mexikanisch-amerikanischen Malerin war, verkörpert einen multikulturellen Helden in der harten Realität Detroits. Unterstützt wird August Snow von einigen alten und neu gewonnenen Freunden, doch er stößt bei seinen Ermittlungen offenbar in Wespennest und bringt dadurch sich und seine Vertrauten in tödliche Gefahr.
Zu Beginn gefiel mir die schnoddrige und witzige Art, wie August Snow sich durchs Leben schlägt, wie er einen jungen Drogendealer wieder auf die richtige Spur bringt oder sich mit den älteren Ladies aus seiner Nachbarschaft anfreundet. Doch im zweiten Teil wurde es für meinen Geschmack zu amerikanisch-heldenhaft, mit sehr viel Action, Schießereien und Toten. Dadurch geraten der eigentliche Fall und seine Lösung fast schon in den Hintergrund, auch das Ende wirkt somit nicht ganz so überzeugend. Eigentlich schade, da August Snow ein vielversprechender Protagonist ist und auch Detroit mit all seinen Schattenseiten eine sehr interessante Kulisse abgibt.

Veröffentlicht am 07.04.2021

Überladen

Blütengrab
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1993 - In einem abgelegenen Waldstück bei Wussnitz im Osten Deutschlands wird eine Mädchenleiche gefunden – aufgebahrt auf einem Bett aus Blütenzweigen. Ihr ganzer Körper ist mit eingeritzten germanischen ...


1993 - In einem abgelegenen Waldstück bei Wussnitz im Osten Deutschlands wird eine Mädchenleiche gefunden – aufgebahrt auf einem Bett aus Blütenzweigen. Ihr ganzer Körper ist mit eingeritzten germanischen Runen übersät. Der jungen Kommissarin Ulrike Bandow, die aus dem kleinen Ort kommt, in dem jeder jeden kennt, wird ein neuer Kollege zur Seite gestellt. Und dieser neue Kollege, Ingo Larssen, kommt ausgerechnet aus dem Westen. Seine Gründe, von Kiel in die ostdeutsche Provinz zu ziehen, bleiben zunächst im Dunkeln. Allerdings wird bald klar, dass Larssen nicht den typischen Besser-.Wessi verkörpern muss, sondern besondere Gründe für seinen Neubeginn im Osten hat. Die ehrgeizige und manchmal etwas voreilige Ulrike Bandow und der erfahrene und eher zurückhaltende Larssen müssen sich erst etwas aneinander gewöhnen, erkennen jedoch bald, dass sie sich gegenseitig gut ergänzen und wachsen im Laufe des Falls zu einem gut eingespielten Team zusammen. Das ungleiche Ermittlerpaar mit seinen jeweiligen privaten Verstrickungen ist meiner Meinung nach auch das Interessanteste an diesem Krimi. Ulrike Bandow kümmert sich um ihren 18-jährigen Bruder Marc, seit die Mutter nach der Wende in den Westen gegangen ist. Marc sucht sein Heil jedoch lieber bei den lokalen Neonazis. Bandow plagt außerdem eine alte Schuld ihrer ehemaligen Freundin Christa gegenüber, die jeglichen Kontakt mit ihr ablehnt. Larsson dagegen ist auf der Suche nach seiner untergetauchten Tochter, die sich offenbar der RAF angeschlossen hat.
Der Fall selbst wirkt reichlich überladen, mit Mädchenhandel und Pädophilenmilieu bis hinauf in höchste politische Kreise, Stasi-Vergangenheit, Neonazi-Szene, völkische Lebensweise, RAF usw. Hier wäre eindeutig weniger mehr gewesen!
Am Ende gibt es spannungsgeladene Action, allerdings werden so einige private Konflikte auch recht schnell ad acta gelegt.
Auch wenn mich der eigentliche Fall nicht so ganz überzeugen konnte, würde ich dem Ermittlerduo Bandow und Larsson auf jeden Fall eine zweite Chance geben!