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Veröffentlicht am 14.11.2025

Aufbaujahre voller Scherben in Hamburg – berührend!

In den Scherben das Licht
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Das zerstörte Hamburg in der Nachkriegszeit, vom Oktober 1946 bis zum Jahreswechsel 1955/56 angefüllt mit historischen Hintergrundinformationen, bildet den Rahmen für drei Hauptfiguren. Ihre Handlungen ...

Das zerstörte Hamburg in der Nachkriegszeit, vom Oktober 1946 bis zum Jahreswechsel 1955/56 angefüllt mit historischen Hintergrundinformationen, bildet den Rahmen für drei Hauptfiguren. Ihre Handlungen und Reflektionen sind von teils schweren Vorkommnissen in ihrer Vergangenheit getragen und teils zunächst ums Überleben kreisen. Wie sich das Chaos inmitten der Trümmer langsam lichtet, ist überzeugend und atmosphärisch beschrieben. Um die sehr mitmenschliche, mütterliche Figur der Volksschauspielerin Friede Wahrlich in ihrem zerbombten Zuhause kreisen junge, aus ihrer Familie gerissene Menschen, auf der Suche nach Verschollenen. In Zusammenhang mit deren frühen harten Schicksalen weben sich Vermisstensuchmeldungen im Nordwestdeutschen Rundfunk, der Suchdienst vom Roten Kreuz, Hungerkarten, Lebensmittelmarken – typische Aktionen der Hoffnung auf Familienzusammenführung und des kargen Überlebens. Historische Fakten wie z.B. das Todeslager Osaritschi bei den Nürnberger Prozessen, Währungsreform, die Aktion Pinguin - KINDER SUCHEN IHRE ELTERN. der Fliegende Hamburger, Ghettos und Provenienzforschung oder Adenauers Reise nach Moskau zwecks Befreiung der restlichen Gefangenen 10 Jahre nach Kriegsende fließen zeitlich passend mit ein. Die charakterliche Zeichnung der sympathischen Hauptfiguren Friede, Gisela und Gert wird ergänzt durch eine Reihe diverser Nebenfiguren in teils schillernder, geistvoller, sehr hilfsbereiter, aber auch in teils missgünstiger, boshafter, eifersüchtiger Darstellung. Gefühle wie Scham, Verdrängung und Verrat existieren neben Vertrauen, Liebe und starkem Zusammenhalt.
Ein warmherziger Roman mit Lokalkolorit!

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Veröffentlicht am 13.11.2025

Die Zerbrechlichkeit des Lebens – zum Nachdenken

Jetzt gerade ist alles gut
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Der Erzähler beginnt mit einer lebensbedrohlichen Situation, die zum Sinnieren anregt über das Leben und das Überleben. Es folgen in loser und bunter Aufreihung zunächst unscheinbare Situationen z.B. in ...

Der Erzähler beginnt mit einer lebensbedrohlichen Situation, die zum Sinnieren anregt über das Leben und das Überleben. Es folgen in loser und bunter Aufreihung zunächst unscheinbare Situationen z.B. in der Natur, mit Familie, Freunden und neuen Mitmenschen, die für den Erzählenden aus der Nebensächlichkeit heraus in seinem Leben zu tieferen, verändernden Momenten mutieren. Eher wirkt diese zu lose Mischung aus kleinen, für den Erzähler kostbaren Augenblicken flach und oberflächlich. Diese Momentaufnahmen ohne fortlaufende Handlung werden schließlich am Ende mit dem anfänglich einschneidenden Erlebnis geschickt verknüpft.
Ein vermeintlich unscheinbarer Anlass mit schnell sehr gefährlicher Wirkung einer Sepsis – ein überzeugender Vorfall und Grund genug, eine wichtige Mahnung an die Kunst des aufmerksamen, lebenswerten Miteinanders zu statuieren, aber sprachlich nicht voll überzeugend!

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Veröffentlicht am 12.11.2025

Erfolgreich gegen Rechtsextremismus im herbstlichen Südschweden

Dann ruhest auch du (Ein Fall für Maya Topelius 3)
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Sehr Persönliches und Berufliches ist angenehm miteinander verwoben in diesem dritten Band der Trilogie mit der sympathischen Kriminalinspektorin Maya Topelius. Das spannende Szenarium spielt im nebligen, ...

Sehr Persönliches und Berufliches ist angenehm miteinander verwoben in diesem dritten Band der Trilogie mit der sympathischen Kriminalinspektorin Maya Topelius. Das spannende Szenarium spielt im nebligen, verregneten, aber auch sonnigen Oktober auf der Insel Öland, rund um die Schlossruine von Borgholm und Kalmar mit Umland. Zusammen mit ihrem eingespielten Teamkollegen Pär stößt sie nicht nur auf die urige Außenseiter-Figur Johan, sondern völlig unerwartet über eine damals vermisste Mitschülerin auf ein europaweites Netzwerk von gefährlichen Rechtsradikalen. Diese sorgen mit drei Morden für spannende, gut nachvollziehbare Aufklärungsarbeit in neun strapaziösen Tagen. Dabei wird die eingespielte, vertrauensvolle Zusammenarbeit dieses Duos aus Stockholm stark strapaziert. Die Passagen rund um die vier Freundinnen, auch besonders um Clara, wirken ab und an langatmig.

Insgesamt ein spannender, überzeugender Plot. 4*

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Veröffentlicht am 11.11.2025

Überzeugende, authentisch wirkende Akteure in Deutschland ab 1931

Lebensbande
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Auf zwei Erzählebenen erfährt man viel über das Schicksal von Magdalene, kurz Lene de Jong, geb. Gertens und Nora Neuer geb. Losen, inspiriert von wahren Ereignissen und historischen Fakten ab 1931. Während ...

Auf zwei Erzählebenen erfährt man viel über das Schicksal von Magdalene, kurz Lene de Jong, geb. Gertens und Nora Neuer geb. Losen, inspiriert von wahren Ereignissen und historischen Fakten ab 1931. Während sich Nora als Rentnerin ab 1991 in Kühlenborn an der Ostsee rückbesinnt auf ihr mit Schuldgefühlen und Lügen beladenes Leben als gelernte Krankenschwester, starten Lenas Beiträge mit ihrem 17. Lebensjahr zusammen mit dem ebenso verliebten Holländer Joop de Jong in der Nähe von Kranenburg am Niederrhein. Sie sind Cousinen, die sich vereint um Lenes behinderten Sohn Leo als Reichsausschusskind lt. Sprachgebrauch der NSDAP bemühen. Hier wiederholen sich leider teilweise Passagen aus der jeweiligen Sicht beider Frauen im Ablauf von Leos Rettung vor der sicheren Vernichtung als unwertes Leben. An Nora ab Danzig gekoppelt findet sich das Schicksal von Lieselotte Plass, kurz Lotte. Viele zeitgeschichtliche Spannungsmomente wie z.B. Kriegsgefangenschaft in Russland oder auch heimliche Grenzgänge rund um den 2. Weltkrieg spielen hier eine gewichtige, auch tragische Rolle. Die Feldpost und der Suchdienst des Roten Kreuzes lassen Hoffnungen wie Erschütterungen lebendig werden. Die Beschreibung des mitmenschlichen, oft lebensgefährlichen Einsatzes der hier Beteiligten überzeugt durch einfühlsamen Schreibstil. In treffender Wortwahl wird deutsche Zeitgeschichte um den 2. Weltkrieg an dem Schicksal dreier Frauen mit belastenden Nachwirkungen bis ins Jahr 1993 dokumentiert.

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Veröffentlicht am 10.11.2025

Aufgewachsen in Irland, erfolgreich in Deutschland

Before I met Supergirl
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Irland – das verregnetes Land in seiner politischen Zerrissenheit und Härte, aber auch mit seinen religiösen Wurzeln wird lebendig porträtiert entlang den vielen Reflexionen des Autors Rea Garvey. Seine ...

Irland – das verregnetes Land in seiner politischen Zerrissenheit und Härte, aber auch mit seinen religiösen Wurzeln wird lebendig porträtiert entlang den vielen Reflexionen des Autors Rea Garvey. Seine Rückbesinnung wandert entlang seiner Schulzeit, angefangen im beschaulichen Abbeyleix, weiter mit Templeton, dann Tralee mit seinen Schlägereien und Job im Pub bis nach Dublin zum Studium mit viel Partytime. Neben den vielen Veränderungen wie Familienzuwachs und Karriere des Vaters entpuppt sich Rea eher als Außenseiter, gefangen zwischen Stolz und Selbstzweifel inmitten einer hilfsbereiten, verständnisvollen Familie. Sein Weg zur Musik mit seiner Indie-Band über fünf Jahre und seiner anschließenden Solo-Karriere erscheint mühsam, teils frustrierend. Interessant ist die Auswahl an sechs verschiedenen Ogham-Überschriften als roter Faden durch Reas Leben, für besonders wichtige Werte wie Family, Pride, Trust, Faith, Friends, Love stehend. Prolog und Danksagung sind leider nicht mit übersetzt worden. Das Supergirl aus dem neugierig machenden Romantitel wird nicht tangiert.
Mal zum Schmunzeln, mal toxisch und desillusionierend ehrlich – so kommt dieses Musikerleben Reas daher.

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