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Veröffentlicht am 10.04.2025

Wichtiger und ehrlicher Erfahrungsbericht

Strong Female Character
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MEINUNG:

Ich bin auf das Strong Female Character aufmerksam geworden, weil es in dem von mir geschätzten Pola Verlag erschienen ist und ich mich auch für Personen mit Neurodivergenz, wie z.B. Autismus ...

MEINUNG:

Ich bin auf das Strong Female Character aufmerksam geworden, weil es in dem von mir geschätzten Pola Verlag erschienen ist und ich mich auch für Personen mit Neurodivergenz, wie z.B. Autismus interessiere.

Ich habe Fern sofort ins Herz geschlossen. Ihre Geschichte ist sehr steinig und meinen Augen auch an vielen Stellen traumatisch. Strong Female Character ist meinen Augen ein Erfahrungsbericht. Als roten Faden habe ich so ein bisschen Ferns Leben in zeitlicher Abfolge gesehen. Es beginnt im Hier und Jetzt mit ihrer Diagnose und geht dann weiter über die verschiedenen Stationen im Leben, die (fast) jeder von uns durchläuft, aber die für Fern doppelt so schwierig sind. Es hat mich beim Lesen oft geschmerzt, was sie alles durch machen musste, nur weil man in jungen Jahren keine Diagnose für sie hatte. 

Mir gefielen auch die kulturellen Einblicke, in die katholische-schottische Erziehung und Prägung, mit der ich mich, obwohl die Autorin und ich fast gleich alt sind, nicht ganz identifizieren konnte. Es war aber die Erklärung für einiges im Verhalten der Eltern von Fern. Allerdings konnte ich ihnen nur schwer verzeihen, dass sie Fern auf Grund ihres vermeintlichen Fehlverhaltens auf die Straße gesetzt haben. Es hat mich vieles geschmerzt, von was Fern beschrieben hat, aber das tat mir besonders weh. Sie beschreibt die Beziehung zu ihren Eltern allerdings immer sehr ehrlich und beschönigt nichts. Trotz ihrer Unwissenheit um Ferns Autismus, hat vor allem die Mutter dennoch versucht hinter ihr zu stehen.

Spannend fand ich auch, wie Fern mit vor Augen führte, wie absurd manchmal unser soziales Gefüge ist, wie z.B. dass man aus Höflichkeit lügt, um niemanden zu verletzten oder Dinge in irgendwelchen Redewendungen und Sprüchen zu verpacken. Ich persönlich findet Ferns offene und schonungslose Direktheit würde manchmal auch nicht schaden, denn durch dieses ganze Höflichkeitskonstrukt, fällt es mir auch als neurotypische Person manchmal wirklich schwer, zu unterscheiden, ob es jemand wirklich mit einem gut meint oder ob das nur oberflächliche Höflichkeit ist. 

FAZIT:

Ferns Geschichte in Strong Female Character  zeigt, wie wichtig eine frühzeitige Diagnose und wie wichtig dafür Forschung an diesem Thema ist, um ein einigermaßen normales Leben führen zu können. Denn sie schreibt auch ganz ehrlich, dass einige Menschen mit Autismus auch ihr Leben lang in der Psychiatrie  bleiben müssen, dass sie dauerhaft von Suchtmitteln abhängig sein können und so ihrer Gesundheit und ihrem Leben schaden. Leider wird auch deutlich, dass unsere Gesellschaft für solche Personen wie Fern nicht vorbereitet ist und dass sie es immer schwer haben werden. Umso wichtiger, dass es mehr Lebensgeschichten wie die von Fern gibt. 

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Veröffentlicht am 06.04.2025

Zu viel Gewalt

Der Schotte - Gefährlicher Auftrag
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MEINUNG:

Meine Liebe zu Schottland und generell zu Spannungsliteratur habe mich sehr neugierig gemacht auf den Schotten. Der Schotte - Gefährlicher Auftrag ist der erste Band um den ehemaligen Polizisten ...

MEINUNG:

Meine Liebe zu Schottland und generell zu Spannungsliteratur habe mich sehr neugierig gemacht auf den Schotten. Der Schotte - Gefährlicher Auftrag ist der erste Band um den ehemaligen Polizisten Robert Hoon. Ich würde hier wieder mal empfehlen, die Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen, weil der Fall auch nicht abgeschlossen wird in diesem Teil.

Schon auf den ersten Seiten habe ich gemerkt, dass ich mit Robert Hoon nicht warm werde, denn er ist ein ehemaliger Polizist, der ein Alkohol- und ein Gewaltproblem hat. Ich lese viele Krimis und Thriller und mir ist bewusst, dass es hier gerne mal härter zugeht und das auch die handelnden Personen in Notwehr mal zu Gewalt greifen, für Robert aber ist ein normales Mittel an Informationen zu kommen. Er ist von sich absolut überzeugt. Leider wird die Gewalt vom Autor in keinerlei Weise kritisch eingeordnet. Ich war überrascht, dass solcherlei Bücher noch geschrieben werden. Robert Hoon ist für mich ehrlich gesagt ein bisschen aus der Zeit gefallen. Erinnerte mich ein bisschen an Stirb Langsam oder Bud Spender Filme. 

Positiv sind natürlich Hoons Absichten seinem Freund zu helfen dessen verschwundene Tochter zu finden. Außerdem kommt man hier wirklich sehr schnell durch die Seiten. Ich habe die Hälfte des Buches innerhalb von 2 Stunden gelesen, weil ebenso wie Robert auch der Erzählstil einfach ist. Ich habe mich auch ein wenig berieseln lassen. Gedanken sind immer wieder weg geschwiffen, vor allem, wenn Hoon mal wieder Leute bedroht und gewalttätig wird. Er verwendet auch gerne Spitznamen für die jeweiligen Beteiligten, so dass es für mich oft nicht immer ganz klar war, wer das nun genau war, aber es ist auch nicht erheblich für die Handlung alle handelnden Personen zu kennen. Es gibt nur eine handvoll, die man sich merken muss. Ich fand auch den Spannungsbogen mäßig. Action war auf jeden Fall gegeben, aber nicht so viel Ermittlung. 

FAZIT:

Der Schotte - Gefährlicher Auftrag konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Die Handlung war in Ordnung, aber ich bin mit Robert Hoon nicht wirklich warm geworden. Für seine Gewalttätigkeit habe ich leider nicht so viel übrig und lese so etwas auch nicht gern. Wer Filme wie Stirb Langsam mag, dem ist das Buch/ die Reihe zu empfehlen - viel Action, wenig Handlung.

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Veröffentlicht am 29.03.2025

Leider fehlender rotes Faden

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben
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MEINUNG:

Ich mochte von Anika Decker richtig gerne Wir von der anderen Seite und schätze auch ihre viele Drehbücher, die ich uns wirklich gute Filme geschaffen haben, wenn von Til Schweiger als Darsteller ...

MEINUNG:

Ich mochte von Anika Decker richtig gerne Wir von der anderen Seite und schätze auch ihre viele Drehbücher, die ich uns wirklich gute Filme geschaffen haben, wenn von Til Schweiger als Darsteller mal absieht. Ich habe daher riesig auf Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben.

Die Autorin macht hier zu viel Themen und Perspektiven auf und verliert den roten Faden, dadurch fiel es mir irgendwann schwer beim Lesen bei der Stange zu bleiben. Ich habe das Buch auch immer mal wieder weg gelegt und bin dann ohne Probleme wieder rein gekommen. Es hat mich ein bisschen an eine leichte Daily Soap erinnert, denn das Buch hat auch knapp 500 Seiten und es passieren auch eine Menge Dinge, vor allem auch auf zwischenmenschlichen Ebene. Alles in allem finde ich vieles ein bisschen überspitzt und drüber, was für einen Film sicher mehr Sinn macht als in einem Roman. Für meinen Geschmack geht es sonst schnell ins Lächerliche. Vor allem am Ende ist mir das aufgefallen. Leider steht auch nicht die Liebesgeschichte zwischen Nina und David wirklich im Mittelpunkt wie es der Titel suggeriert, sondern viele, viele andere Themen wie Ninas Familienkonstellationen und Themen aus der Vergangenheit. Da Nina bei einer TV-Produktionsfirma arbeitet und da kommt zu einem Compliance-Fall. Es war interessant hier hinter die Kulissen zu schauen und ernüchternd, wie wenig man gegen sexuelle Übergriffe in der Branche ankommt. 

Nina war mir alles in allem viel zu schwach, obwohl ich ein Herz für sie hatte. Mich hat vor allem ihre Familie genervt mit ihrem Verhalten als sie herausbekommen, dass sie etwas mit einem jüngeren Mann hat und es wird auch nicht locker gelassen. Etwas was Ninas private Angelegenheit ist, wird plötzlich zur Familiensache gemacht, zu dem jede/r ihre Meinung sagt und am Ende noch sauer auf Nina ist. Ich wäre das schon ausgeflippt und hätte vor allem auch ihre erwachsenen Kinder in die Schrank gewiesen. Es fördert auch Ninas eh schon vorhandene Zweifel und Komplexe, die sie gegenüber David und ihrer Liaison hat, was ich wirklich schade fand. Die Sachen zwischen den beiden verliert sich dann zu sehr in der anderen Themen, die noch aufgemacht werden.

Dann ist da noch Ninas Schwester Lena. Man erfährt sehr viel, wie die beiden aufgewachsen sind und wie schwer es für alle war als der geliebte Vater so früh verstirbt. Das hat sich auch ein wenig negativ auf die Beziehung zwischen ihrer Mutter, Lena und Nina ausgewirkt. Lena hätte ich auch nicht unbedingt gebraucht, aber sie hat einen guten Kontrast zu Nina geboten. Nina, die nun frei ist nach der Scheidung und recht unkonventionell wirkt und dagegen Lena, die unbedingt ein schön, geordnetes Leben haben möchte, welches am besten in der Upper Class stattfindet. Sie hat es auch geschafft. Es fehlt dann nur noch, dass zu den Influencer Müttern dazu gehört. Zunächst fand ich Lena schwierig und anstrengend, konnte sie aber besser verstehen und mochte ihre Entwicklung, die ich bei Nina allerdings ein wenig vermisst habe.

FAZIT:

Zwei vernünftige Erwachsene, die sich mal nackt gesehen haben habe ich mit Spannung erwartet, aber es lässt mich ein wenig enttäuscht zurück, obwohl ich den leichten, humorvollen Erzählstil von Anika Decker so gerne mag. Es fehlt mir leider ein rotes Faden. Ich habe hier doch eher eine Liebesgeschichte erwartet, aber die Autorin verliert in sehr vielen anderen Themen, die auch interessant waren, aber leider ist der Fokus verloren gegangen, der mich beim Lesen bei der Stange halten sollte.

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Veröffentlicht am 28.03.2025

Über Liebe und Beziehungen

Zehn Bilder einer Liebe
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MEINUNG:

Seit Nachts bin ich großes Fan von Mercedes Lauenstein und es war absolut klar für mich, dass auch vom Zuschauen und Winken lesen möchte.

Der Roman, wenn man ihn überhaupt als solches bezeichnen ...


MEINUNG:

Seit Nachts bin ich großes Fan von Mercedes Lauenstein und es war absolut klar für mich, dass auch vom Zuschauen und Winken lesen möchte.

Der Roman, wenn man ihn überhaupt als solches bezeichnen kann verfolgt keine stringente Handlung. Der Text ist ein Gedankenstrom der Ich-Erzählerin, die derzeit über Moore promoviert. Es gibt auch immer wieder ein kleine interessante Einschübe über Moore, die ich selbst sehr spannend finde. Viel interessanter fand ich allerdings den Part, dass ihr Freund Miro dauerhaft krank ist und keiner weiß, was er wirklich hat. Es laß sich ein bisschen so, wie die vielen Personen, die nach einer Covid-Erkrankungen Nachwirkungen bzw. Krankheiten haben, solche die auch oft als unsichtbar bezeichnet werden. Diese Krankheiten schränken von beiden das ganze Leben ein. Verabredungen müssen oft abgesagt werden. Die Leute sind deswegen sauer, was ich nicht verstehen konnte. Auch für die Ich-Erzählerin ist es schwierig. Ich mochte ihre Beziehung, wie sie miteinander umgehen, auch wenn ich mich manchmal fragte, wie sie sich jeder eine Wohnung in München leisten können. Ich mag Mercedes Lauensteins feinen und klugen Blick auf die kleinen alltäglichen Dinge, sie sehr feinsinnig aufnimmt. Die Textstellen sind oft sehr kurz, so dass ich das Buch innerhalb von 2 Stunden gelesen habe. Trotzdem bleibt hier bei mir nicht so viel hängen, wie bei Nachts.

FAZIT:

Zuschauen und Winken ist ein reiner, fragmentarischer Gedankenfluss der Ich-Erzählerin. So richtig, weiß ich allerdings nach dem Beenden nicht, was ich davon mitnehmen soll. Ich freue mich trotz allem auf das nächste Buch von der Autorin.

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Veröffentlicht am 27.03.2025

Der Gott des Waldes

Der Gott des Waldes
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MEINUNG:

Nach Long Bright River habe ich mit großer Vorfreude festgestellt, dass es mit Der Gott des Waldes neuen und vor allem umfangreichen, neuen Lesestoff von Liz Moore gab. Besonders gut gefällt ...

MEINUNG:

Nach Long Bright River habe ich mit großer Vorfreude festgestellt, dass es mit Der Gott des Waldes neuen und vor allem umfangreichen, neuen Lesestoff von Liz Moore gab. Besonders gut gefällt mir auch das Cover, auf dem es so viel zu entdecken gibt.

Mich hat das Buch sofort in seinen Bann gezogen, weil ich sofort Zugang zu der Ausarbeitung der Charaktere gefunden habe. Ich mag es sehr, dass hier erstmal sehr viel erzählt wird, so dass man es sehr guten Eindruck von den Charakteren bekommt und davon gibt es eine ganze Menge. Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, zum einen von Alice van Laar (Barbaras Mutter) , der Ermittlerin Judyta, der Camp-Freundin von Barbara, Tracy und der Ferienbetreuerin Louise und noch ein paar mehr. Alle Personen stellen gleichzeitig auch unterschiedliche gesellschaftliche Schichten dar. Ich mochte wie fein und unterschwellig die Autorin hier auch gesellschaftliche Kritik mit verwoben hat, denn es wird schnell klar, dass reiche Familie wie die Van Laars und ihre Freunde sich mit Geld eine Menge kaufen können, auch Verschwiegenheit. Spannend ist vor allem Barbara kennenzulernen, auch wenn nicht direkt, denn schließlich verschwindet sie gleich am Anfang des Romans. Die Autorin führt uns geschickt durch die verschiedenen Jahre und Jahrzehnt, in denen man vor allem Alice kennenlernt. Eine große Tragödie ist auch das Verschwinden von Barbaras Bruder Bear, welches für Alice eine absolute Katastrophe war. Es ist nicht unerheblich Alices Geschichte zu kennen, um zu verstehen, in welcher Familie Barbara groß werden muss. 

Dreh- und Angelpunkt der örtlichen Handlung ist das Camp Van-Laar-Naturreservat der gleichnamigen Familie Van Laar. Jeder, der etwas auf sich hält schickt seine Kinder in den Sommerferien dorthin. Ich bin großer Fan von New England und das Buch befriedigt dieses Fernweh sehr, denn die Kulisse wird von der Autorin immer wieder beschrieben. Es war als würde ich selbst durch die Wälder und die Umgebung der Adirondacks Mountains streifen. Ebenso gut schafft die Autorin uns durch die verschiedenen Zeitstränge und Erzählperspektiven zu lotsen, war ihr mühelos gelingt, sodass ich zu keiner Zeit den Eindruck hatte, ich würde den Faden verlieren. Die Kapitel geben auch immer Hinweis darauf, wo man sich befindet. Für mich, die gerne Thriller und Krimis liest, war es gar nicht mal der Fall bzw. die Fragen, was ist mit Bear und Barbara passiert, sondern eher die Charaktere und deren Entwicklung, vor allem die weiblichen. Meine Lieblingspersonen waren definitiv Louise, Judyta und T.J. Hewitt, die Camp Leiterin, weil es diese Charaktere nicht einfach haben. Louise ist auf den Job angewiesen. Für T.J. Hewitt ist das Camp ihr ganzes Leben und Judyta ist eine der ersten weiblichen Ermittlerinnen und sie muss durchsetzen gegen die männlichen Kollegen. Die drei sind mir besonders ans Herz gewachsen, da sie ihren Platz in der Welt verteidigt haben und das trotz aller Umstände, dass sie nicht zur weißen Oberschicht gehörten.

FAZIT:

Der Gott des Waldes ist für mich eines der besten Bücher, die je und in diesem Jahr gelesen. Es ist nicht nur spannend und ein Pageturner, sondern überzeugt mich auch mit seiner gesellschaftskritischen Aspekten, sondern auch mit seinen unfassbar tief, ausgearbeiteten Charakteren, bei denen ich danach das Gefühl hatte, sie persönlich zu kennen. Ich verneige mich vor der Autorin, wie man so ein komplexes Konstrukt mit Personen und Ereignissen zu Papier bringen kann und am Ende noch alles schlüssig ist.Ich hätte trotz der Dicke des Buches noch ewig weiterlesen können.

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