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Veröffentlicht am 23.08.2025

Abrutschen ins falsche Milieu

Heimat
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MEINUNG:

Karolin ist ein sogenanntes TradWife, also eine Frau, die sich bewusst für traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau entschieden hat. Jana fühlt sich von ihr magisch angezogen, weil ...

MEINUNG:

Karolin ist ein sogenanntes TradWife, also eine Frau, die sich bewusst für traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau entschieden hat. Jana fühlt sich von ihr magisch angezogen, weil sie Anschluss sucht, denn sie und ihr Partner sind erst frisch aus der Stadt in den Ort gezogen und Jana wirkt auch allein und isoliert, denn ihr Partner Noah und Vater ihrer Kinder wirkt irgendwie die ganze Zeit abwesend und ist auch mit gewissen Entscheidungen von Jana nicht einverstanden, z.B. dass sie gekündigt hat und ich war mir auch nicht sicher, ob er sich auf das dritte Kind gefreut hat, mit dem Jana nun schwanger ist. Die Beziehung der beiden wirkte schon recht am Ende, was mir für Jana wirklich leid getan hat. Der Kontakt zu Karolin und weiteren Frauen setzt bei Jana etwas in Gang, denn sie fühlt sich dort zugehörig und nimmt ganz schnell auch Dinge an, die von außen betrachtet in die falsche Richtung gehen. Das war sehr gut und nachvollziehbar beschrieben von der Autorin, wie man die rechte Szene abrutschen kann. Der Erzählton ist ruhig, aber passend zum intensiven Inhalt. Es gibt keinen klaren roten Faden bzw. eine feste Handlung. Es ist mehr eine Momentaufnahme, die dennoch etwas in kurzer Zeit in Janas Einstellung eklatant verändert und aufzeigt, wie schnell es gehen kann.

Beim Lesen erwischte ich mich schon bei einem oder anderen Gedanken, dass ich vielleicht auch Karolin Recht gab, z.B. bei der Kinderbetreuung und die Vereinbarkeit für eine Frau zwischen Job, Kindern, Familie und Haushalt, denn oft gibt es eben doch keine gerechte Verteilung der Aufgaben und die Care landet wieder bei der Frau, obwohl ich selbst keine Kinder habe.  Da es von unserer Politik dafür bisher nur unzureichende Lösungen gibt, bietet es natürlich Raum für (rechte) Parteien wieder für das traditionelle Rollenbild zu propagieren. Dabei habe ich mir immer die Frage gestellt, ob solche Gedanken denn schon der Anfang sind in die falsche Richtung, kann dies aber mit Nein für mich beantworten. Es gibt ein paar Dinge in der Geschichte, die bleiben irgendwie im Ungewissen und man sich selbst seinen Teil denken. Auch das Ende fand ich irgendwie recht offen, aber beunruhigend und nachvollziehbar.

FAZIT:

Heimat ist ein kurzes, ruhig erzähltes Buch, dass aber viel mit mir gemacht hat beim Lesen und einlädt auch im Nachgang darüber zu diskutieren. Es zeigt sehr gut und ganz klar auf, wie sich im privaten Umfeld politische Einstellungen in eine falsche Richtung entwickeln können und wie das für die Zukunft unserer Landes zur Gefahr wird. Gerade weil unsere politische Lage momentan genau so ist, sind solche Bücher umso wichtiger und hoffentlich werden hier die Augen geöffnet.

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Veröffentlicht am 23.08.2025

Intensiv mit kleineren Längen

Junikinder
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MEINUNG:

Ich bin auf Junikinder durch Zufall aufmerksam geworden, da ich die Geschichte recht ungewöhnlich fand und wissen wollte, wie der Autor hier rangehen wird.

Es geht um drei Frauen und einen Mann: ...

MEINUNG:

Ich bin auf Junikinder durch Zufall aufmerksam geworden, da ich die Geschichte recht ungewöhnlich fand und wissen wollte, wie der Autor hier rangehen wird.

Es geht um drei Frauen und einen Mann: Julia Bergman, ihre ältere Schwester Liv und der Frau, die von Livs Mann Hendrik ein Kind bekommt, welches auf der Neonatologie, wo Julia arbeitet, landet. Obwohl es aus mehreren Sichten geschrieben ist, war für mich Julia doch ein bisschen der Hauptcharakter. Gleich zu Anfang breitet sich der zentrale Konflikt aus, in dem Julia sich plötzlich um das neugeborene Kind von ihrem Schwager Hendrik kümmern muss. Allerdings ist ihre Schwester Liv nicht die Mutter. Damit beginnt eine sehr schwierige Zeit für Julia, denn sie darf ihrer Schwester auf Grund der Schweigepflicht nichts sagen und Hendrik setzt sie auch noch unter Druck bzgl. des möglichen Sorgerechtverlusts für Julias Sohn. Für mich war es wirklich hart, weil ich mich immer gefragt habe, wie wird diese Geschichte ausgehen und habe mir gewünscht, dass die Story ans Licht kommt ohne das Julia ihre Job verliert. Natürlich wollte ich auch, dass jemand wie Hendrik dafür seine gerechte Strafe bekommt. Der Autor hat dies in meinen Augen am Ende gut ausgelöst. Ich habe selten ein Buch von einem Mann gelesen, welches so gut in Frauen hinein fühlt und auch ganz klar hier den Mann als "Täter" deklariert. Spannend ist auch der tiefe Einblick in die Arbeit auf der Frühgeborenenstation und wie wichtig diese Arbeit von Julia ist.

Die Teile in der Vergangenheit waren mir manchmal ein bisschen zu langatmig, vor allem im zweiten Drittel des Buches, dennoch geben sie einen tiefen Einblick in das Verhältnis der beiden Schwestern und wie sich deren jeweilige Leben entwickelt haben. Danach versteht man die beiden Frauen, warum sie in der Gegenwart genau so handeln und denken. Dadurch wird auch das Schwesternverhältnis deutlicher, denn es war in der Vergangenheit deutlich besser als heute. Liv erscheint als die Schwester mit dem perfekten Leben mit dem perfekten Mann. Julia dagegen ist alleinerziehend, berufstätig im Schichtbetrieb und muss sich noch dem Terror von ihrem Ex-Partner aussetzen. Es wird auch deutlich, dann in Julia eine gewisse Ambivalenz herrscht, denn sie weiß nun, dass Livs Leben nicht so perfekt ist und die Solidarität der beiden wird auf die Probe gestellt.



FAZIT:

Junikinder ist ein spannender, intensiver Pageturner ohne dabei ein Thriller zu sein. Der Roman gibt einen tiefen Einblick und arbeitet die Wichtigkeit auf die Arbeit auf der Frühgeborenenstation (Neonatologie). Die Geschichte von drei Frauen, vor allem von zwei Schwestern,  die unfreiwillig durch einen Mann miteinander verbunden sind, hat mich von Anfang für sich eingenommen und ich bin so froh, dass der Autor hier ein für mich gutes Ende gefunden hat.

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Veröffentlicht am 22.08.2025

Highlight

Junge Frau mit Katze
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MEINUNG:

Mit großer Spannung habe ich den neuen Roman von Daniela Dröscher erwartet, nach Die Lügen meiner Mutter, welches mich auch so sehr begeistert hat. Ich kann mich immer noch erinnern, wie ich ...

MEINUNG:

Mit großer Spannung habe ich den neuen Roman von Daniela Dröscher erwartet, nach Die Lügen meiner Mutter, welches mich auch so sehr begeistert hat. Ich kann mich immer noch erinnern, wie ich es auf einem Langstreckenflug fast komplett gelesen habe.

Junge Frau mit Katze schließt ein bisschen an Die Lügen meiner Mutter an, aber es kann auch unabhängig davon gelesen werden. Einige Dinge über Elas Mutter und die komplizierte Familiengeschichte erschließen sich meiner Meinung nach aber besser, wenn das andere Buch vorher gelesen hat. Doch dieses Mal geht es um Ela selbst und dem Teufelskreis an Krankheiten, in dem sie fest steckt.

An diesem Buch sieht man einmal, wie schwer es ist, wenn chronisch oder länger krank. Vor allem, wie das nicht so richtig in unsere Gesellschaft passt, in der man eigentlich funktionieren muss, allen voran um seine Existenz zu sichern und um auch Teil ein sozialen Lebens zu sein. Bei Ela kommt erschwerend hinzu, dass man für sie keine genaue Diagnose hat und sie von einem zum anderen Arzt tingelt und niemand ihr so richtig hilft, getreu nach dem Motto - 3 Ärzte und 5 Meinungen. Eigentlich ist Elas Leidensweg in keinster Weise komisch, aber ich musste dann doch manchmal schmunzeln über die ganzen absurden Situationen, in die sie geschlittert ist und die sie auch selbst irgendwie meistern konnte. Es hat sich manchmal so abgehört, also sie selbst innerlich darüber lachen würde, da es zum Weinen nicht mehr reichte. Elas Leiden zwingt sie in ihrer Wohnung zu bleiben, die sich mit der titelgebenden Katze teilt. Ich war froh, dass sie auch noch Freunde und ein gewisses Umfeld hat, die sie zum Teil unterstützen. Ihre Freundin Leo konnte ich allerdings auch sehr gut verstehen, dass der irgendwann der Kragen geplatzt ist, da sie auch noch einen psychisch kranken Mann hat. Mir gefiel die Aussage im Buch, dass "gesunde" Menschen oft gerne unterstützen, aber das es leider auch immer Grenzen gibt, vor allem was die Belastbarkeit angeht und die Kompatibilität mit deinen eigenen Verpflichtungen.

FAZIT:

Jung Frau mit Katze hat mich sofort in seinen Bann gezogen und ich habe innerhalb von zwei Tagen ausgelesen. Es ist im Gegensatz zu Die Lügen meiner Mutter fokussierter auf eine Person, Ela, und eine Problemstellung, ihre Erkrankungen. Es wurde sehr gut gezeigt, wie es in dieser Gesellschaft krank zu sein, keine eindeutigen Diagnosen zu bekommen und damit irgendwie versuchen am "normalen" Leben teilzunehmen. Ich mochte außerdem das kleine Augenzwinkern dabei und natürlich liebte ich die Katze in dem Buch.

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Veröffentlicht am 22.08.2025

Schöne Liebesgeschichte

Neun Tage Wunder
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MEINUNG:

Die Romane von Kristina Moninger lese ich schon immer sehr gerne, wie z.B. Was wir sehen, wenn wir lieben Ich mag ihre gefühlvollen und gleichzeitig humorvollen Geschichten, die mich oft für ...

MEINUNG:

Die Romane von Kristina Moninger lese ich schon immer sehr gerne, wie z.B. Was wir sehen, wenn wir lieben Ich mag ihre gefühlvollen und gleichzeitig humorvollen Geschichten, die mich oft für sich einnehmen können und mich auch selbst zum Nachdenken anregen. 

Bei dieser Geschichte war ich schon von Anfang an skeptisch, wie das Ganze ausgehen wird, weil irgendwie ist es eine Dreiecksgeschichte zwischen Anni, Ben und Lukas. In der Gegenwart ist Anni mit Ben zusammen, aber es gab neun magische Tage mit Lukas. Es ist klar, dass zwischen Anni und Lukas etwas vorgefallen ist und Anni sich damit bis heute schwer tut. Eigentlich führt sie 10 Jahre später ein glückliches Leben mit Ben in Glücksstadt, doch plötzlich taucht Lukas als Autor wieder in Hamburg auf und trifft dort auch auf Ben, der ebenfalls Autor ist und natürlich kreuzen sich die Wege der beiden und Lukas erzählt ihm die Geschichte zwischen ihm und Anni. In meinen Augen hat die Autorin, dass wieder ziemlich clever aufgebaut, so dass es das größtmögliche Konfliktpotential ist gibt.

Die Kapitel wechseln zwischen Annis und Bens Perspektive und natürlich werden die neun Tage zwischen Anni und Lukas geschildert. Diese Kapitel mochte ich wirklich sehr gern und war auch oft hin und her gerissen, zwischen welchen beiden Personen es nun die größere Love Story gibt. Lukas weiß nicht, warum Anni ihn verlassen hat. Der Grund, der später raus kommt ist nachvollziehbar, aber natürlich wieder doof, dass man dafür 10 Jahre benötigt. Annis emotionale Qual ist auch enorm hoch, denn ihre ganze Vergangenheit inkl. Kindheit in München darf gegenüber ihrem jetzigen Umfeld nicht erwähnt werden, auch nicht gegenüber Ben. Stellenweise fand ich das ein bisschen anstrengend, aber darauf fußt nun mal das ganze Konzept der Story. Kristina Moninger schafft es aber, dass sich alle Personen reinfühlen kann und diese auch verstehen kann. Die Botschaft des Buches ist ein bisschen, dass es eben Lieben und Beziehungen im Leben gibt, die kurz sind und die auch enden und dass diese trotzdem nicht weniger Wert sind als die bestehende und lange Beziehungen. Vor allem gibt es auch einfach nachvollziehbare, authentische Gründe, warum Beziehungen enden. Das hat mir gut gefallen, denn oft gehen die Bücher oft in die genau andere Richtung.

FAZIT:

Neun Tage Wunder ist mal wieder eine wundervolle Liebesgeschichte in doppelter Hinsicht. Ich mochte wieder einmal den sensiblen Schreibstil der Autorin, die mich schon mit einigen Büchern überzeugen konnte. Freue mich über weitere Bücher!

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Veröffentlicht am 27.07.2025

Bildgewaltig

Die Rettung
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MEINUNG:

Ich liebe die Romane von Charlotte McConaghy. Ich habe sowohl Zugvögel als auch Wo die Wölfe sind sehr gern gelesen. Wie kaum eine andere Autorin schafft sie es eine spannende Geschichte mit ...

MEINUNG:

Ich liebe die Romane von Charlotte McConaghy. Ich habe sowohl Zugvögel als auch Wo die Wölfe sind sehr gern gelesen. Wie kaum eine andere Autorin schafft sie es eine spannende Geschichte mit vielen menschlichen Abgründen in eine Natur zu setzen, über die wir noch so viel lernen können. Ich habe unfassbar auf Die Rettung gefreut.

Die Geschichte spielt auf der fiktiven Insel Shearwater, einer Insel zwischen Australien und der Antarktis. Es gibt eine Anlehnung eine reale Inseln, nach der ich selbstverständlich gleich recherchiert habe. Ich war sofort verliebt in diese Umgebung, da es viele Robben und Penguine gab. Der Autorin gelingt es wieder mal große Bilder im Kopf zu erschaffen. Man ist quasi wieder mitten drin und geht mit Familie Salt über die Insel, die auch ihre Gefahren birgt. Dominik Salt wohnt dort mit seinen drei Kindern seit 8 Jahren, was ich irgendwie kaum vorstellbar fand, denn irgendwie müssen sie ja zu Schule, so mein Gedanke. Es funktioniert aber alles gut, dennoch wird es Zeit, dass die Familie zurück kehrt. Eine Rückkehr, die ich mir auch so schwer vorgestellt habe, wenn ein solches Leben gewohnt ist. Über der Familie liegt eine große Glocke an Ungesagten und eine große Trauer, denn ihre Mutter, Dominiks Frau ist bei der Geburt des jüngsten Sohnes, Orly, gestorben und vor allem Dominik fällt das Loslassen schwer. Ihr Geist ist ständig anwesend. Die Autorin spart, wie in ihren anderen Romanen, an großen und intensiven Gefühlen nicht, was ich sehr mag. 

Ich mochte, dass wir aus der Sicht von allen Protagonisten lesen können. Im Mittelpunkt steht dennoch Rowan, die angespülte Frau, um die sich die Salts kümmern und die auf der Suche nach ihrem Mann ist. Es ist relativ schnell klar, dass es ein Geheimnis gibt, welches die Salts um Rowans Mann bewahren wollen. Schichte für Schicht kommt man der Wahrheit näher. Vor allem aber sorgt Rowan dafür, dass sich alle Salts ihr endlich mal ein wenig öffnen, weil es ist wirklich so viel passiert und was der Familie fehlt ist die Kommunikation zu Dominik. Trotz aller menschlichen Beziehungen stand für mich trotzdem die Insel im Mittelpunkt und ihre Beispielhaftigkeit, was durch die globale Erwärmung passiert. 

FAZIT:

Die Rettung ist mal wieder ein Roman, den ich so schnell nicht vergessen werde bzw. die Bilder, die die Autorin in meinem Kopf hinterlassen hat. Die Bücher sind schwer einzuordnen. Man bekommt hier einen Genre Mix aus Nature Writing, Suspense und Familiengeschichte. Jetzt heißt es leider wieder warten.

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