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Veröffentlicht am 25.04.2022

Hätte es gerne lieber gemocht

Starlight Full Of Chances
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Mounia Jayawanth habe ich vor einem Jahr etwa doch sehr interessiert im neuen Lyx-Programm entdeckt, denn nicht nur, dass sie auch auf einen deutschen Standort setzt, sondern ihre Figuren sind auch wegen ...

Mounia Jayawanth habe ich vor einem Jahr etwa doch sehr interessiert im neuen Lyx-Programm entdeckt, denn nicht nur, dass sie auch auf einen deutschen Standort setzt, sondern ihre Figuren sind auch wegen ihres eigenen kulturellen Hintergrunds sehr divers gestaltet, was ich auch wichtig finde, denn es ist überall multikulturell und es ist so nur sinnig, das repräsentativ abzubilden. Dennoch habe ich mich mit dem ersten Band ihrer One-Night-Reihe etwas schwer getan. Die Erzählstimme war zwar herrlich frech und lustig, aber gerade inhaltlich und von den Charakteren her hat noch nicht alles gepasst. Da das aber oft meine Beobachtung bei ersten Bänden ist, bin ich an „Starlight Full of Chances“ sehr optimistisch rangegangen.

Zunächst widme ich bei dieser Rezension gerne dem absolut stärksten Teil dieses Bandes und das ist definitiv die Thematik der sexuellen Belästigung, die sehr intensiv und vor allem gut behandelt wurde. Es war absolut passend, dass mit Vicky eine sehr toughe Frau im Vordergrund stand, die vermeintlich über den Dingen steht und unerschütterbar scheint. Vor allem war natürlich auch wichtig, dass sie mit ihrer Sexualität, ihrer Körperlichkeit und ähnlichem völlig im Lot ist, weswegen sie gerne flirtet und gerne viel Sex hat, ohne gleich aber eine emotionale Beziehung eingehen zu müssen. Ausgerechnet sie erlebt in der Silvesternacht einen Fall von sexueller Belästigung, der zwar vermeintlich gut ausgeht, aber dennoch ist Vicky traumatisiert. Ich fand es gut, dass für die Geschichte nicht bis zum Äußersten gegangen wurde. Zum einen weil es thematisch echt harter Tobak ist und zum anderen weil so eindrucksvoll dargestellt wurde, wo das Unrecht bereits beginnt und wie die verschiedenen Denkarten zu diesem Thema sind. Das war alles wirklich akribisch, aufrüttelnd und einfach echt dargestellt, sowohl eben aus Opferperspektive als auch aus der Perspektive der Beistehenden. Davor ziehe ich definitiv den Hut.

Ansonsten zeigen sich aber wieder recht ähnliche Probleme mit den Personen und der Liebesgeschichte, was etwas schade ist, weil mir so in diesem Punkt die Weiterentwicklung fehlt. Bei der Ausarbeitung der Figuren ist zunächst einmal wieder offensichtlich, dass die Hintergrundgeschichten recht dünn ausgearbeitet sind. Es blitzen immer wieder Infos auf, aber dennoch hatte ich zwischendurch immer wieder neue Fragen zu ihnen im Kopf, die aber dann nicht beantwortet wurden, was sich unvollständig anfühlt. Zudem steht Vince deutlich hinter Vicky zurück. Sie ist nicht nur von ihrer Persönlichkeit her die dominante Figur, sie ist auch zwischen den Seiten. Vielleicht klingt dominant auch wieder zu negativ, denn ich fand es gut, dass sie besser greifbar war. Die Frage ist nur immer, muss das auf Kosten anderer gehen? Bei Vince kam auch hinzu, dass mit seiner Vergangenheit ein kleines Geheimnis verbunden war, das so lange wie möglich im Dunklen bleiben sollte. Folglich waren seine Gedankengänge oft verschleiert und das hat natürlich auch nicht geholfen, ihn wirklich zu verstehen.

Damit wären wir auch gleich bei den Figuren zusammen, denn Vinces ständiges Wegstoßen von Vicky hat mich spätestens beim zweiten Mal richtig genervt und das ist für eine Liebesgeschichte sehr, sehr gefährlich. Wenn ich einmal das ganze Bild von Vince habe, verstehe ich ihn natürlich und will ihm diese Gefühle nicht absprechen, aber es war im ersten Drittel schon sehr ätzend. Zumal eben das Gefühl entstand, dass die beiden sich immer nur kurz sehen, er stößt sie weg und Funkstille. Das ist nicht unbedingt das Konstrukt, das mich mehr erhoffen lässt. Die beiden bekommen am Ende schon noch irgendwie die Kurve, aber einfach war das wieder nicht, zumal sie auch inhaltlich oft mit den Köpfen aneinander geknallt sind, was mir eigentlich schon den Eindruck verschaffte, so richtig funktioniert es zwischen ihnen nicht. Aber es gab eben ein Happy End. Eins, das beide glücklich gemacht hat, aber so einfach war es für mich als Leserin nicht.

Fazit: Mounia Jayawanth nimmt sich eines unfassbar wichtigen Themas an und leistet dabei vorzügliche Arbeit, weil viele Facetten toll abgebildet wurden. Von den Figuren und der Liebesgeschichte her ist es wieder etwas schade, weil das Gerüst hier nicht ganz so detailliert ist und das Miteinander war auch mehr Arbeit als natürliche Chemie. Etwas schade für den Gesamteindruck.

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Veröffentlicht am 25.04.2022

Überraschend gute Paarung

The Brooklyn Years - Wenn wir es wagen
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Seit der True Noth-Reihe von Sarina Bowen, die mich mit allen Fasern sehr berührt hat, bin ich immer ein wenig auf der Suche nach diesem besonderen Gefühl in ihren neuen Reihen. So richtig durchgängig ...

Seit der True Noth-Reihe von Sarina Bowen, die mich mit allen Fasern sehr berührt hat, bin ich immer ein wenig auf der Suche nach diesem besonderen Gefühl in ihren neuen Reihen. So richtig durchgängig finde ich es leider nie, aber dann gibt es doch so Einzelbände, wo wieder ein bestimmtes Wohlgefühl entsteht und das ist sicherlich auch bei dem fünften Band der Brooklyn-Years-Reihe, „Wenn wir es wagen“, der Fall, was für mich doch etwas überraschend kam, denn gerade die erwachsene Eishockey-Reihe ist bislang mein größtes Sorgenkind und die Geschichte rund um Castro und Heidi hatte mich im Vorfeld nicht heiß machen können.

Heidi war aber wirklich eine sehr, sehr positive Überraschung, denn ich mochte ihre Persönlichkeit und die ganzen Herausforderungen, denen sie sich stellen mussten. Der Beginn war noch etwas holprig, denn die Art und Weise, wie sie hinter Castro so offensiv her war, wirkte erst etwas verzweifelt, aber gerade nach der Szene, wo er es gentleman-like nicht ausnutzt, ist dann gleich so ein besonderer Funken entstanden. Denn sie kommt zwar aus wohlhabendem Hause, ihr könnte alles zu Füßen liegen, aber sie steht auf eigenen Beinen und ist sich für nichts zu schade. Wie sie einen kruden Job nach dem anderen ausfüllte und dabei dennoch stets darauf aus war, ihr Ding auf ihre Weise durchzuziehen, das war schon beeindruckend, aber auch ihre Gabe, allem einen eigenen Stempel aufzudrücken und direkt neue Ideen zu entwickeln, weil ihr nichts peinlich oder dergleichen war, das musste mich einfach begeistern, auch wenn ich privat von einer Figur wie ihr wohl eher überfordert wäre, aber in dieser fiktiven Welt war es einfach großartig, auch weil sie sich so deutlich von all den anderen Frauen abgesetzt hat, die bislang ihr Liebesglück in dieser Reihe gefunden haben.

Castro ist in dem Sinne auch ein gutes Gegenstück, denn er hat einen großen Respekt vor Frauen, sucht aber lieber den emotionalen Abstand, weil er als Jugendlicher einen schweren Verlust erlebt hat, der ihn tief geprägt hat. Heidi fordert ihn diesem Zuge auch heraus, denn auch wenn die Anziehung mehr als deutlich da ist, sie kommen sich erst auf emotionaler Ebene näher, bevor es körperlich wird und das steht beiden Figuren sehr gut, auch weil ich finde, dass ihre Liebesgeschichte wirklich ansprechend aufgebaut wurde. Hier ging nichts zu schnell, alles war genau getimed und auch die entstehenden Konflikte für beide Seiten fand ich passend und hat ihnen noch einmal neue Facetten gegeben. Das zeigt dann auch deutlich, dass beides eben sehr sensible Figuren sind und gerade am Ende die gegenseitige intensive Empathie füreinander hat der Geschichte auch etwas sehr Tiefgründiges gegeben, was für die Reihe auch kein Standard ist. In dem Sinne hat ihr Happy End definitiv herausgestanden und das hat mich sehr, sehr positiv überrascht.

Fazit: Ich hätte nicht gedacht, dass die Liebesgeschichte von Castro und Heidi mich so begeistern würde, weil beide eher unscheinbar waren, aber beide auf ihre Art etwas Besonderes hatten, was dann auch ihre gemeinsame Geschichte begeisternd gemacht hat. Nach leicht holprigem Start wirklich ein sehr gelungenes Buch aus der Reihe!

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Veröffentlicht am 19.04.2022

Thematisch Eiskunstlaufen gesucht

Right Now (Keep Me Warm)
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Die Love NXT-Reihe von Anne Pätzold hat mich wirklich eiskalt erwischt und das im positiven Sinne, da ich nicht damit gerechnet hatte, mich von einer Liebesgeschichte rund um K-Pop so begeistern zu lassen. ...

Die Love NXT-Reihe von Anne Pätzold hat mich wirklich eiskalt erwischt und das im positiven Sinne, da ich nicht damit gerechnet hatte, mich von einer Liebesgeschichte rund um K-Pop so begeistern zu lassen. Deswegen war ich bei „Right Here“ dem Auftakt der On Ice-Reihe wirklich sehr gespannt und war dann doch eher enttäuscht. Denn ich hatte damals ausschnittsweise die Ankündigung zu der neuen Reihe im O-Ton mitbekommen und war sofort begeistert, dass es um Eiskunstlaufen gehen sollte. Jedoch war er bei „Right Here“ schon viel weniger thematischer Hintergrund, als ich gedacht hätte und das ist mit „Right Now“ sogar noch mal weniger geworden, was ich kaum für möglich gehalten hätte. Deswegen fällt mir die Bewertung auch extrem schwer, denn ich bin definitiv enttäuscht, weil in „Right Now“ es auch jede andere Sportart hätte sein können, die Aaron betreibt. Andererseits ist es natürlich beeindruckend, dass Anne Pätzold wiederum die Beschäftigung mit mentaler Gesundheit noch einmal getoppt hat. Das ist definitiv im Wert nicht zu unterschätzen, weswegen definitiv zwei Herzen in meiner Brust schlagen.

Schon für Lucy führte der Weg eher vom Eiskunstlaufen weg, aber es gab immerhin noch einige Szene auf dem Eis, die ein wenig in die Materie eingeführt haben, so dass ich gedanklich dort miteinsteigen konnte. Bei Aaron ist es aber deutlich mit einem Trauma verbunden, weswegen Eiskunstlaufen für ihn eher eine ferne Erinnerung ist. Grundsätzlich finde ich es spannend, einen schweren Sturz thematisch so zu verarbeiten, aber dann hätte ich mir dennoch einen anderen Schwerpunkt für die Geschichte gewünscht, denn gerade der Genesungsprozess kommt am Ende relativ kurz, so dass eben wieder wenig auf dem Eis stattfindet. Das hätte man definitiv ganz anders aufbauen können. Und dann kommt eben hinzu, dass Marleigh noch einmal einen Haufen eigener Traumata mitbringt. „Right Now“ ist insgesamt daher eine echt düstere Lektüre geworden, für die die Triggerwarnung sich mehr als gelohnt hat. Es gab auch leichte Momente, das will ich nicht leugnen, doch die Grundstimmung war sehr gesetzt, weil beide regelmäßig, dann oft abwechselnd von ihren Dämonen heimgesucht wurden. Gerade Marleigh war zum Mitleiden echt hart, denn man war mitten mit ihr in ihren Panikattacken und es war schon beklemmend, wie stark ihre Gefühle auf mich übergingen. Deswegen mache ich drei Kreuze, dass nach „Right Here“, wo die Eltern nicht gut weggekommen sind, es bei „Right Now“ wenigstens den Ausgleich mit unterstützenden Eltern gab, denn sonst wäre es wirklich viel zu düster geworden.

Auch wenn mir das Buch kaum mal Pausen zum geistigen Erholen gegeben hat, fand ich es schon beeindruckend, wie Aaron und Marleigh jeweils dargestellt wurden, weil es echt sehr authentisch wirkte. Im Grunde hatte es auch den Vorteil, dass eben beide auf ihre Weise betroffen waren, dass es nicht um ein Retter-Syndrom ging, sondern dass sie sich gegenseitig retten mussten. Da war auch von Vorteil, dass ich mich in vielem wiedererkennen konnte. Auch wenn ich mich jetzt ungerne mit Marleigh und Aaron auf eine Stufe stellen möchte, aber auch ich habe meine seelischen Tiefpunkte, wo es mir dennoch gelingt, für andere stark zu sein, weil es meinem Wesen entspricht, und dabei dann selbst zu heilen. Dementsprechend war dieser Ausgleich zwischen den beiden echt wohltuend. Wie immer wird dies natürlich dadurch gefördert, dass Pätzold erzählerisch schon in einer eigenen Liga unterwegs ist, weil selbst das tiefste seelische Loch noch von ihr durch ihre Erzählweise überzeugend umschifft werden kann. Dennoch konnte ich eben nie völlig abschütteln, dass ich mir die Geschichte anders vorgestellt hätte und zwar nicht nur ein bisschen, sondern vollkommen und finde es extrem enttäuschend, dass Pätzold gemäß „on ice“ nicht gehandelt hat.

Fazit: „Right Now“ ist wieder ein erzählerisch starkes Buch von Anne Pätzold, da die Frau einfach großartig schreiben kann. Trotz der emotional zehrenden Geschichte, für die man definitiv bereit sein muss, findet sie mit ihrer Art immer noch etwas Leichtes. Dennoch kann ich definitiv eine heftige Enttäuschung nicht abschütteln, denn wieder ging es kaum um Eiskunstlauf und ich habe mir von dieser Reihe einfach etwas anderes erwartet. Es war thematisch eher austauschbar, obwohl es das dank Eiskunstlauf niemals hätte sein müssen.

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Veröffentlicht am 10.04.2022

Muss sich noch einspielen

Whitestone Hospital - High Hopes
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Auf die neue Whitestone-Hospital-Reihe von Ava Reed habe ich mich wirklich sehr gefreut, denn zum einen bin ich eine riesige Anhängerin von Arztserien und zum anderen fand ich einfach, dass mir schon alleine ...

Auf die neue Whitestone-Hospital-Reihe von Ava Reed habe ich mich wirklich sehr gefreut, denn zum einen bin ich eine riesige Anhängerin von Arztserien und zum anderen fand ich einfach, dass mir schon alleine von der Grundidee her ein frischer Wind entgegenwehte. Das NA-Genre mag für mich zwar noch lange nicht ausgelutscht sein und dennoch darf man dabei auch niemals schlafen, weswegen ich es spannend finde, mal weg vom College zu kommen und sich stattdessen das Krankenhaus als Setting zu nehmen.

Auch wenn die Vorfreude auf „High Hopes“ (wie doppeldeutig der Titel ) wirklich groß war, ist mein Fazit zum ersten Band noch etwas zwiespältig. Ich habe auf jeden Fall gemerkt, dass Ava sehr viel Liebe und Akribie in die medizinischen Fakten gelegt hat, wovor ich den Hut ziehe, denn in so einem komplizierten Fach ist es wahrlich nicht einfach, die Authentizität zu wahren und sie hat sich auf das Risiko eingelassen. Jedoch fand ich stellenweise, dass kein richtiger Erzählfluss aufgekommen ist, weil sich die Autorin eben ein wenig an den Krankheitsbildern abgearbeitet hat. Gerade die ersten Tage am Krankenhaus, wo Laura dann ihre verschiedenen Patient*innen durchging und immer ausführlich erklärt wurde, was gerade vorliegt, ohne dass es aber für die Handlung entscheidend war. Ich bin zwar bei vielen Krankheitsbildern inzwischen sehr gewandt, dennoch glaube ich nicht, dass mir diese Häufung so störend aufgefallen ist, weil es mir so ‚bekannt‘ vorkam, sondern weil es eben zu sehr aneinandergereiht war. Natürlich braucht diese Reihe medizinisches Kontextwissen, sonst wäre das Krankenhaus als Setting absurd. Aber es darf nicht dazu kommen, dass die Krankheitsbilder etwas angeberisch wirken, während dafür die Handlung zu kurz kam. Zum Glück ist dieser Kritikpunkt nicht für den gesamten ersten Band zu nennen, denn ab dem zweiten Drittel ist eine deutliche Besserung zu sehen, wo medizinisches Fachwissen, tatsächliches Geschehen und persönliche Weiterentwicklung sich wirklich überzeugend ergänzen. Das zeigt also, dass es geht, weswegen ich auch schwer hoffe, dass es im Folgeband schon völlig getilgt sein wird.

Bei den Charakteren muss ich auch ein wenig kritisieren, wobei ich glaube, dass meine stellenweise Unzufriedenheit hier eben aus dem vorangegangenen Punkt resultiert, wenn sich das Geschehen teilweise zu sehr am medizinischen Fachwissen aufhält, weil dann eben weniger Zeit für die Charaktere an sich vorhanden ist. Zudem muss man natürlich sagen, dass es eine insgesamt vierbändige Reihe ist, für die noch viele Charaktere wichtig werden, weswegen dann auch hier und da schon Infos gestreut werden, die aber ebenfalls Erzählzeit vom eigentlichen Paar wegnehmen. Diese fehlende Erzählzeit ist mir besonders stark bei Nash aufgefallen, denn es war ohne Frage ein Ungleichgewicht in der Perspektive festzustellen. Laura bekommt mehr Raum zum Wachsen, sie hat die längeren Kapitel, sie hat mehr Kapitel und so lässt sich das beliebig fortsetzen, deswegen habe ich hinterher mit Erschrecken festgestellt, wie wenig ich eigentlich über Nash sagen kann. Über seine Familie und seine Vergangenheit ist kaum etwas durchgedrungen und wir erleben ihn eigentlich nur im Jetzt, was mir doch etwas wenig ist, denn ich will verstehen, warum Figuren sind wie sie sind. Über Laura kann ich deutlich mehr sagen, aber ich fand sie dafür teilweise nicht richtig stimmig. Die ersten Kapitel mit ihr haben mir einen sehr chaotischen Eindruck verschafft und sie wirkte da auch sehr kindlich und unreif irgendwie. Die spätere Laura lässt das nur noch in ihren Anfangstagen aufblitzen, ansonsten macht sie wirklich einen großen Wandel durch. Die spätere Laura gefällt mir da definitiv besser, denn der anfänglichen Laura hätte ich nur ungerne ein Leben anvertraut.

Diese Mängel bezogen auf die Einzelfiguren helfen natürlich auch nicht unbedingt, dass ich von den beiden als Paar völlig begeistert sein kann. Ich fand sie wirklich süß zusammen und ich hatte auch den Eindruck, dass die wirklich innigen Momente echte Chemie erzeugt haben, die sich auf mich übertragen haben, aber die Liebesgeschichte war auch recht einfach gestrickt. Es gab keinen langsamen Aufbau, die Gefühle waren auf einmal da, dann wurde es wieder langsamer in der Gangart, dann wieder auf der Überholspur. So wurde den beiden als Paar nicht alles ermöglicht, was sie verdient gehabt hätten.

Fazit: Nein, „High Hopes“ hat mich wahrlich noch nicht völlig hoffnungsfroh gemacht, aber eben auch keinesfalls hoffnungslos, denn die Grundidee ist grandios und ich glaube, dass sich einfach noch alles einspielen muss. Die Gewichtung der einzelnen Elemente stimmte einfach noch nicht, worunter vor allem Nash als Einzelperson und die beiden als Paar etwas leiden müssen. Aber es trieft aus allen Poren vor Potenzial, so dass ich der Reihe freudig entgegenblicke.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Faszination und Flaute gleichermaßen

Blue Seoul Nights
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Als von Kara Atkin die San Teresa-Trilogie erschienen ist, hatte ich zunächst doch etwas Probleme bei dem ersten Band, aber ich habe geahnt, dass es sich lohnen würde, am Ball zu bleiben und das hat sich ...

Als von Kara Atkin die San Teresa-Trilogie erschienen ist, hatte ich zunächst doch etwas Probleme bei dem ersten Band, aber ich habe geahnt, dass es sich lohnen würde, am Ball zu bleiben und das hat sich mit den beiden nachfolgenden Büchern mehr als bewahrheitet, denn beide haben mich mit ihren Paarungen wirklich sehr berührt. Deswegen war ich sehr gespannt, als ihre neue Dilogie angekündigt worden ist. Als ich gelesen haben, dass diese in Südkorea, genauer in Seoul, spielen wird, war ich schon nicht mehr so überrascht, wie ich es noch bei Anne Pätzold war, die ebenfalls deutlich über den Tellerrand hinausgeschaut hat. Deswegen hat es mich sogar im Gegenteil fasziniert, mit Atkin ebenfalls in dieses für mich doch immer noch kulturelle Neuland einzutauchen, da es eben auch eine andere Perspektive ist. Zudem spielt die Dilogie eben vollständig vor Ort, was auch noch einmal ganz andere Möglichkeiten bietet. Während sich Pätzold vor allem auch um K-Pop gekümmert hat, habe ich es hier sehr genossen, auch viel mehr über die Ortschaften, die Konventionen etc. zu erfahren.

Bleibe ich doch beim richtigen Eintauchen in den Inhalt gleich bei der Darstellung von Seoul. Ich habe nicht nachrecherchiert, ob Atkin selbst schon vor Ort war, aber so wie sie mich in eine andere Welt entführt hat, kann das gar nicht anders sein. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass es ihr ganz hervorragend gelungen ist, mich mit auf eine ferne Urlaubsreise zu nehmen und mir mit fiktiven Umständen etwas vertraut zu machen, was ich bis dato gar nicht kannte. Das Schöne ist auch, dass wir komplett in der Perspektive von Jade bleiben, so dass wir stets mit ihr die Neue bleiben und daher immer fleißig weiter das neue Land erkunden können. Aber nicht nur die Landschaft, die Gestaltung der Stadt und Ähnliches nimmt Raum ein, sondern auch die Sprache, wo immer mal wieder kleinere Hinweise eingestreut werden. Das war wirklich sehr spannend und alleine deswegen bin ich schon auf „Golden Seoul Days“ gespannt und was mich dort wohl alles noch erwarten wird.

Wenn wir jetzt zur eigentlichen Geschichte kommen, dann ergibt sich ein etwas ambivalenteres Bild und meine bedingungslose Euphorie ist nicht mehr ganz so ausgeprägt. Insgesamt ist es wieder ein toll zu lesendes Buch, aber die Passagen, wo ich gedanklich wegdriftete und wo ich wirklich eins mit der Geschichte war, das hat sich zu sehr abgewechselt, denn eigentlich will ich durchgängig gefesselt bleiben. Ein Hauptgrund für diesen Eindruck ist sicherlich, dass die Geschichte teilweise zu ereignislos ist. Ereignislos ist nicht automatisch schlecht, weil ich es auch oft genug großartig finden, wenn wirklich emotional in die Tiefe gegangen wird, aber speziell hier bei „Blue Seoul Nights“ hat es mich regelrecht dazu gedrängt, mehr zu erleben. Ich bin zwar wahrlich keine Partymaus, aber die Szene recht am Anfang, als Jade zum ersten Mal aus ist und Hyun-Joon kennenlernt, die war voller Leben. Aber auch die Gemeinschaft der Figuren mit Lauren, David und Co, das hat einfach Lust auf mehr gemacht. Aber je näher Jade Hyun-Joon kommt, desto mehr beschränkt sich diese Geschichte nur noch auf die beiden und alles andere wurde zunehmend ausgeblendet. Jades Erkundungstouren haben wir dann eher nur noch aus Erzählungen denn aus Live-Erlebnissen mitbekommen. Stattdessen waren wir dann in vielen Gedankenspiralen drin, die sich immer wieder wiederholten, ohne dass wir aber entscheidend vorangekommen wären. Deswegen hatte ich an einigen Stellen leider das Bedürfnis, das Geschehen einmal vorzuspulen.

Dennoch bin ich natürlich am Ball geblieben, zumal dann eben mit Suizidalität ein wichtiges Thema angegangen wird, das solche Gedankenspiralen auch braucht, um ihm gerecht zu werden. Man konnte Jades inneren Kampf schon gut nachvollziehen, aber vielleicht konnte ich auch nicht alles mit ihr so mitgehen, weil sie oft inkonsequent wirkte. Wie sie ihren besten Freund Chris stellenweise behandelt hat, das konnte ich nicht einfach mit Trauer für okay erklären lassen. Schließlich haben stellenweise aber auch die Zeitsprünge nicht geholfen, weil Chris gerade noch Geldprobleme hat und im nächsten Moment ist Jade mit zwei Jobs beschäftigt und läuft wie eine lebende Leiche durch die Gegend. Deswegen häufen sich bei mir die Hinweise, dass eher handwerklich diesmal nicht alles gestimmt hat, während die Geschichte eigentlich an sich alles hatte, was man braucht. Erst zum Ende hin würde ich auch dort Kritikpunkte finden, denn Hyun-Joon wurde in eine Ecke gedrängt, die ich glaube ich unfair gegenüber ist und Jade wiederum sprach mehrfach davon, sie sei süchtig nach ihm, um es dann okay zu finden, jahrelang von ihm getrennt zu sein. Hier sollte natürlich auf einen Cliffhanger hingearbeitet werden, aber das war zu gekünstelt. Leider.

Fazit: „Blue Seoul Nights“ ist grundsätzlich ein unterhaltsames Buch, das überzeugend in eine für mich fremde Welt einführt und mich heimisch fühlen lässt. Jedoch ist das Buch handwerklich nicht konsequent genug gestaltet, was sich irgendwann auch auf die Figuren auswirkt. Richtige starke Passagen sind so auch mal mit Flaute abgewechselt, aber dennoch freue ich mich auf den Abschlussband.

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