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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.08.2020

Echt cosy

Lady Arrington und die tödliche Melodie
3

Zum Inhalt:
Lady Mary Arrington hat eine Schreibblockade und gedenkt diese mit einer Kreuzfahrt auf dem Schiff zu überwinden, welches schon einmal Schauplatz eines Verbrechens gewesen ist. Und was soll ...

Zum Inhalt:
Lady Mary Arrington hat eine Schreibblockade und gedenkt diese mit einer Kreuzfahrt auf dem Schiff zu überwinden, welches schon einmal Schauplatz eines Verbrechens gewesen ist. Und was soll man sagen? Kaum ist Mary das seltsame Verhalten eines Pianisten aufgefallen, liegt dieser schon erstochen auf dem Klavier. Doch Mary ist nicht nur Krimi-Autorin, sondern auch Schnüffelnase und begibt sich schnurstracks gemeinsam mit dem Kapitän und anderen Besatzungsmitgliedern auf Tätersuche.

Mein Eindruck:
Wer bei Klappentext und Covergestaltung atemlose Spannung erwartet, ist selber schuld, wenn er von einem gemütlichen und typischen Cosy-Krimi enttäuscht wird. Hier sind die Figuren skurril und zum Teil zu überzeichnet, die Handlung eher unwahrscheinlich und die Auflösung… nun ja, dazu später.
Gardener hält sich in „Lady Arrington und die tödliche Melodie“ an das bewährte Rezept für diese Art von Roman: Sympathische Hauptfigur mit dem Herz auf dem rechten Fleck, mindestens ein sehr unsympathischer Gegenspieler, dazu eine bunte Schar von überspitzten Charakteren. Zugute halten muss man der Autorin dabei unbedingt, dass ihre Protagonistin nicht fehlerfrei agiert und wenigstens einige Nebenfiguren abseits des Holzschnitts gezeichnet sind.
Ihre Geschichte ist schlüssig aufgebaut, kleine Fingerzeige für die Leserschaft helfen bei der Lösung, der Herz-Schmerz-Anteil hält sich nicht nur in Grenzen, sondern gibt dem Krimi zusätzliche Würze. Leider gibt es jedoch zwei große Wermutstropfen: Zum einen eine Mitstreiterin, die so unglaubwürdig ist, dass es selbst für eine erdachte Geschichte über das Maß ist und zum anderen eine Auflösung, die sich haarsträubender Zufälle bedient und deshalb bei aller geschickter Herleitung nicht wirklich gefällt.

Mein Fazit:
Leichte Muse

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Charaktere
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 01.08.2020

Spannung mit Niveau

Der gefrorene Urknall
3

Zum Inhalt:
Nachdem Mike Peters und seine Zeitung „Magazine“ gemeinsam mit einem verborgenen Wissenschaftlerclub um die Griechin Klotho die Nachwirkungen eines großen Unfalls im CERN für die Welt abwenden ...

Zum Inhalt:
Nachdem Mike Peters und seine Zeitung „Magazine“ gemeinsam mit einem verborgenen Wissenschaftlerclub um die Griechin Klotho die Nachwirkungen eines großen Unfalls im CERN für die Welt abwenden konnte (und dabei die Bekanntschaft des sein Herz erwärmenden Polizisten Maurice machen konnte), steht er vor neuen Herausforderungen: Seine Zeitung wurde von einem Hedgefond übernommen und es wird immer deutlicher, dass dahinter ein Plan steckt: Zugriff auf die Quellen und damit auf Klotho. Zeitgleich entdeckt die Polizei eine Leiche, die im Zusammenhang mit großen Mengen reinsten Heroins zu sehen ist. Bald realisieren die Freunde, dass wieder einmal alles mit jedem in Zusammenhang steht.
Mein Eindruck:
„Der gefrorene Urknall“ ist die Quasi-Fortsetzung des Wissenschafts-Thrillers „Gefahr von der anderen Seite“ von Mike Gorden. Das Buch wäre eigenständig zu lesen, da viele Personen und ihre Verbindungen zueinander erklärt werden, trotzdem sollte man sich den Erstling nicht entgehen lassen, denn der Mehrwert durch den tieferen Einblick ist nicht zu verachten.
Gorden schafft es dabei auf eine ruhige, unaufgeregte Weise, seine wissenschaftlichen Teile auch für Laien zu erklären, so dass diese sich nicht völlig im luftleeren Raum befinden. Doch auch wer diese Abschnitte querliest, wird gut bedient, - die ausgedachte Thriller-Handlung mit Verschwörungstheorie ist absolut gelungen, die damit verbundenen Figuren gut erdacht, die Schauplätze vielfältig. Die dauernden Perspektivwechsel sind für einen mit der Umgebung vertrauten Leser ein Spaß, können aber für andere schwer zu verkraften sein.
Die einzigen Wermutstropfen sind ein paar Ungereimtheiten im Verhalten einiger Nebenfiguren, perfekt jedoch die Grauzonen, in die sich andere Personen begeben und die Leserschaft vor die Frage stellen, ob der Zweck wirklich jedes Mittel heiligt und in der Liebe und im Krieg alles erlaubt ist.

Mein Fazit:
Gute Unterhaltung

Veröffentlicht am 01.11.2019

Eisig

Der zehnte Gast
3

Zum Inhalt:
Ruhige Tage in einem abgeschiedenen Hotel verbringen, - das ist der Plan, den zehn Gäste verfolgen, als sie im Mitchell’s Inn, geführt von James Harwood und seinem Sohn Bradley, einchecken. ...

Zum Inhalt:
Ruhige Tage in einem abgeschiedenen Hotel verbringen, - das ist der Plan, den zehn Gäste verfolgen, als sie im Mitchell’s Inn, geführt von James Harwood und seinem Sohn Bradley, einchecken. Aber dann kommt ein Schneesturm auf, der Strom fällt aus und eine Leiche liegt an der Treppe. Und die Tage werden alles andere als ruhig, denn diese Leiche soll nicht die einzige bleiben.

Mein Eindruck:
Im Stil von Agatha Christie nimmt Shari Lapena ihre Leser mit auf die Reise in die Catskill Mountains, eine Reise ohne Wiederkehr für einige ihrer Charaktere, aber eine interessante Reise für die Menschen, die sich auf der Couch beim Lesen bequem zurücklehnen können. Und eine angenehme Reise, denn ihr Buch kommt zwar nicht ohne Mord, aber ohne allzu brutale Begleitumstände aus. Statt auf spritzende Blutfontänen setzt die Autorin auf Charakterzeichnungen, statt auf Gemetzel auf Überlegungen und statt oberflächlichen Dialogen bekommen die Leser tiefen Einblick in Gedanken und Seele ihrer Figuren. Trotz der zu Beginn ein bisschen angsteinflößenden Anzahl von zwölf relativ gleichberechtigten Personen schafft es Lapena, dass man nicht nur den Überblick behält, sondern über Täter und Opfer sinniert. Denn genau die Gleichberechtigung lässt viele Theorien zu und führt bravourös selbst geübte Krimi-Leser in die Irre oder lässt sie zumindest zweifeln. Lapenas Schreibstil und das gelungene Setting in einem romantischen, abgeschiedenen Hotel im Schneesturm beschert den Lesern einige sehr vergnügliche Zeit. Einen weiteren Pluspunkt erhält sie für eine stringent ermittelnde Polizei, die ohne Schnickschnack zwar ein bisschen durch einen glücklichen Umstand, aber auch durch die gute Beobachtungsgabe seitens eines Hotelinsassen die verantwortliche Person findet. Einen weiteren für ein Bonmot zum Schluss.

Mein Fazit:
Ein nicht allzu brutaler Krimi zum Mitraten mit leicht schwarzem Humor. Brillant

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Idee
  • Geschichte
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 18.03.2017

Guter Beginn, dann jedoch zu absurd und unrealistisch

Kaltes Verlangen
3

Zum Inhalt:
Kim hat ein ganz besonderes Hobby: Stalking. Das neueste Objekt ihrer Begierde heißt Anna, duftet nach Vanille und ist mit dem Psychologen Max liiert. Da trifft es sich perfekt, dass Kim ein ...

Zum Inhalt:
Kim hat ein ganz besonderes Hobby: Stalking. Das neueste Objekt ihrer Begierde heißt Anna, duftet nach Vanille und ist mit dem Psychologen Max liiert. Da trifft es sich perfekt, dass Kim ein Trauma hat, welches sich zur Behandlung durch Max anbietet. Die folgende Annäherung gerät fast zu gut und stellt Kims Leben mehr auf den Kopf, als sie in ihren kühnsten Träumen vermutet hätte.

Mein Eindruck:
Nach einem sehr guten Beginn, welcher zur gelungenen Abwechslung die Tätersicht des Stalkings zum Thema hat, nutzt die Autorin ihr erzählerisches Können und den guten Schreibstil leider mehr und mehr dazu, ein immer unglaubwürdigeres und abstruses Szenario zu entwerfen. Die Hauptcharaktere zeichnen sich allesamt durch psychische Störungen aus und auch die Nebenfiguren agieren - gelinde gesagt - unorthodox. Das ist noch gut unter "künstlerische Freiheit" einzuordnen. Als wirklich störend empfand ich jedoch die Handlungen und Begebenheiten, die bei allem Wohlwollen, welches fiktiven und abenteuerlichen Texten entgegenzubringen ist, nicht stimmig waren: Figuren verhalten sich komplett wider ihre Natur, entwickeln übermenschliche Fähigkeiten oder dilettieren in ihrem Beruf. Das nahm viel vom bis zur Mitte vorhandenen Lese-Vergnügen.

Mein Fazit:
Guter Beginn, schöner, eingängiger Stil, leider am Schluss für eine absurde Story verschenkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Handlung
  • Spannung
Veröffentlicht am 17.03.2025

Voller Klischees

Geheimnisvolles La Rochelle
2

Zum Inhalt:
Ein Mitglied einer reichen Cognac-Dynastie wird tot aufgefunden. Da die Dame unsympathisch in jeder Hinsicht war, fehlt es nicht an Verdächtigen und Motiven. Als jedoch ein zweites Opfer aus ...

Zum Inhalt:
Ein Mitglied einer reichen Cognac-Dynastie wird tot aufgefunden. Da die Dame unsympathisch in jeder Hinsicht war, fehlt es nicht an Verdächtigen und Motiven. Als jedoch ein zweites Opfer aus einer konkurrierenden Firma mit dem gleichen Revolver ermordet wird, muss das Ermittlerteam völlig neue Wege beschreiten.

Mein Eindruck:
Zuerst das Positive: Die Liebe zur Landschaft, den Menschen und dem Essen kann man auf jeder Seite des Buches spüren und bekommt sehr schnell Lust, Urlaub in diesem Fleckchen Frankreichs in Betracht zu ziehen. Man fühlt das Meer auf der Haut und die Austern auf dem Gaumen.
Leider soll es sich jedoch bei diesem Buch nicht um einen Reiseführer, sondern um einen Kriminalroman handeln und da klingelt praktisch ebenfalls auf jeder Seite die große Glocke mit dem Klischeealarm. Da haben wir einen Kommissar, brillant in seinem Job, sportlich, Bilderbuchfamilie, integer, gutaussehend, der perfekte Team-Player, der vor dem (natürlich leicht dämlichen) Vorgesetzten schützt. Und da haben wir das Umfeld: Mittelschicht, alle gut gelaunt, viele Freunde, wissen gutes (und teures Essen) zu schätzen, sind künstlerisch bewandert und kommen mit allen möglichen Menschen mit unterschiedlichstem Hintergrund (egal ob sexuell oder Migration) perfekt klar. Und dann die Gegenseite: reich, spießig, intrigant, boshaft, homophob, manipulativ und dumm, damit die Leserschaft direkt weiß, wo die Sympathien zu liegen haben. Dazu ein Frauenbild, was sich tatsächlich nur ein Mann ausdenken kann, so negativ ist es abseits der Muttertiere.

Dass es zusätzlich in jedem Kapitel neue Figuren mit neuen Motiven gab, kann man gut und spannend finden, man kann es aber auch für ein großes Durcheinander halten. So bekommt man keinerlei Möglichkeit, selber auf Motiv und Täter zu kommen, nein, diese purzeln einem praktisch zufällig vor die Füße. Das ist überhaupt kein großes Kino, sondern unbefriedigend.

Mein Fazit:
Als Werbung für Frankreich perfekt, als Krimi nicht

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  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung