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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2022

Steht dem Vorgänger in nichts nach

Was ich nie gesagt habe
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Tom Monderaths Familiengeschichte hatte mich schon bei „Stay away from Gretchen“ gefesselt und ich kann direkt verraten – hier war hier genauso, obwohl ich anderes befürchtet hatte. Tom ist nun Vater, ...

Tom Monderaths Familiengeschichte hatte mich schon bei „Stay away from Gretchen“ gefesselt und ich kann direkt verraten – hier war hier genauso, obwohl ich anderes befürchtet hatte. Tom ist nun Vater, kümmert sich um seine kranke Mutter und hat beruflich einige Gänge zurückgeschaltet. Doch auch privat geht es turbulent weiter, denn ein Halbbrüder nimmt Kontakt zu Tom auf und setzt damit eine Ereigniskette in Gang, die ein gut gehütetes Familiengeheimnis offenbart.

Die Geschichte knüpft direkt an den Vorgänger an, berichtet von Toms Sorgen, dass seine an Demenz erkrankte Mutter immer mehr abbaut und erzählt hier die Geschichte des unnahbaren Vaters, mit dem Tom nie richtig warm geworden war. Warum die beiden ihre Schwierigkeiten hatten, ist nun deutlich geworden.
Ich war ein wenig skeptisch, ob eine Fortsetzung wirklich eine gute Idee ist, denn mir kam es nach dem ersten Teil vor, als sei manches zwar noch der Fantasie des Lesers überlassen, die Geschichte aber an sich beendet. Ich hatte die Befürchtung, dass ich nach meiner Begeisterung für Band eins von diesem hier vielleicht nicht so angetan sein würde, denn die Messlatte lag direkt sehr hoch. Trotz dieser Sorgen habe ich natürlich wissen wollen, wie es weitergeht und ich wurde auch nicht enttäuscht. Ich war wieder direkt mittendrin, freute mich mehr von den Protagonisten zu erfahren und die Hintergrundgeschichte ist auch hier wieder richtig gut. Natürlich werde ich nicht zu viel verraten, aber mich hat begeistert, dass die Autorin an einem bewährten Konzept mit zwei Zeitsträngen, die gekonnt verflochten sind, festgehalten hat. Beide Stränge haben mir gleichermaßen gut gefallen, sie haben mich wirklich gefesselt. Und überraschenderweise war das Buch mit der Grundfrage „woher komme ich eigentlich?“ noch tiefgründiger, als das Teil eins war. Historische Fakten beispielsweise rund um den Nationalsozialismus werden toll verarbeitet, vieles davon ist alles andere als leichte Kost. Toms Vater hatte ein hartes Leben im zweiten Weltkrieg und auch danach lief nicht alles rund. Fakten, wie Bombenangriffe auf Köln und Fiktion sind hier lehrreich und unterhaltsam zugleich. Die Charaktere sind schön ausgearbeitet und es gibt wieder einige Überraschungen und Wendungen. Die eine oder andere habe ich zwar genauso erwartet, aber es tat dem Lesevergnügen keinen Abbruch, denn der lebendige Schreibstil fesselt so sehr, dass man das Buch fast nicht mehr aus den Händen legen will.

Ich würde unbedingt empfehlen den Vorgänger zu lesen, denn man kann diesem Band sicher auch ohne Vorkenntnisse folgen, aber manches würde nicht in seiner ganzen Tragweite klarwerden. Zudem ist der Vorgänger zu gut, um ihn sich durch die Lappen gehen zu lassen.

Veröffentlicht am 30.05.2022

Schwieriges Thema kindgerecht umgesetzt

Jede*r kann die Welt verändern! - Ich bin Anne Frank
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Die Geschichte von Anne Frank sollte jeder kennen, warum also nicht schon Kindern davon berichten? Der Holocaust und Nationalsozialismus sind sicher keine leichten Themen, aber noch immer - und vielleicht ...

Die Geschichte von Anne Frank sollte jeder kennen, warum also nicht schon Kindern davon berichten? Der Holocaust und Nationalsozialismus sind sicher keine leichten Themen, aber noch immer - und vielleicht heute mehr als noch vor einigen Jahren - ist es wichtig #GegendasVergessen etwas zu tun.
Ich hatte schon gewisse Zweifel, ob ein Comic die Geschichte des jüdischen Mädchens gut erfassen und kindgerecht darstellen kann. Einer der Gründe, warum ich das Buch auch gekauft habe. Und mich hat die Umsetzung wirklich sehr positiv überrascht. Die Bilder/Illustrationen sind einfach wunderschön und die Geschichte so präsentiert, dass Kinder sie auch wirklich lesen können. Verständlich, aber auch auf das beschränkt, was Kinder verarbeiten können. Und das Beste: Annes positive, menschenfreundliche, mutige Grundhaltung wird sehr deutlich. Auch die Verfolgung durch die Nazis und das Leben im Versteck wird thematisiert, aber im Fokus steht ein beeindruckendes Kind, dass sich von nichts unterkriegen lässt.
Vielleicht würde ich das Buch eher ab zehn Jahren empfehlen (aber Kinder sind verschieden, daher kommt manches mit sieben vielleicht schon mit der Geschichte klar, während ein elfjähriges Kind vielleicht noch Probleme haben könnte), aber in jedem Fall sollte man es einmal gemeinsam lesen. Und vielleicht sollten es die Erwachsenen vorher schon einmal allein durchgeblättert haben, um sich auf Fragen vorzubereiten.
Ich kann mir gut vorstellen weitere Bücher der Reihe zu lesen.

Veröffentlicht am 30.05.2022

Ein bisschen wie eine Daily Soap...

Fast ein Idyll
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Bekannte Persönlichkeiten werden in kurzen Episoden dargestellt – oft ein wenig anders, als man das erwarten würde. Es sind neben eher die halben Wahrheiten, die hier einer interessanten Mischung an Personen ...

Bekannte Persönlichkeiten werden in kurzen Episoden dargestellt – oft ein wenig anders, als man das erwarten würde. Es sind neben eher die halben Wahrheiten, die hier einer interessanten Mischung an Personen angedichtet werden.
Kurzgeschichten sind immer so eine Sache bei mir. Manche Autoren haben es drauf, andere finde ich einfach nur nichtssagend und langweilig. Die Autorin hier hat mich weitgehend überzeugt, nicht mit jeder einzelnen Geschichte, aber doch mit der Mehrzahl. Dabei war ich zwar nicht völlig aus dem Häuschen, aber ich habe täglich ein, zwei Geschichten gelesen – ganz nach Laune mal mittendrin eine, weil es im eine interessante bekannte Persönlichkeit ging, oder auch mal der Reihe nach. Bis auf die Briefe an Cassandra ist ein wildes Umherhüpfen im Buch auch wirklich kein Problem. Und die meisten Geschichten haben einen guten Spannungsbogen, eine interessante Geschichte – vor allem, wenn man die Biografie der bekannten Persönlichkeit(en) zumindest in Grundzügen kennt. Ein Großteil der Figuren ist allgemein bekannt würde ich sagen, ob Kennedy, Freud, Kleopatra, Schmeling, Austen. Andere sind schon eher was für Leute mit Spezialkenntnissen, dennoch haben ihre Geschichten auch in Teilen überzeugt.
Die Geschichten sind wirklich recht kurz und lassen sich gut lesen. Nicht immer ist die Auflösung der Geschichte eine Überraschung, aber man wird schon unterhalten. Auch wenn sehr deutlich wird, dass die Situationen so mit Sicherheit nicht stattgefunden haben – das tut der Sache keinen Abbruch. Was mir allerdings weniger positiv aufgefallen ist: Es sind Geschichten für den Moment, sie bleiben einfach nicht im Gedächtnis. Oder zumindest nur sehr wenige, die tatsächlich eine Message haben. Und ob ich mich daran noch in ein paar Wochen erinnern werde – sehr fraglich.
Mit etwas Abstand frage ich mich nach dem tieferen Sinn – nur wirklich finden kann ich ihn nicht. Irgendwie erinnerte mich das an eine Daily Soap – nett beim Konsum, aber schnell vergessen im Anschluss und ohne größeren Mehrwert. Für den Strand oder Urlaub auf Balkonien sind die Geschichten sicher eine nette Sache, wer sich Tiefe verspricht, wird sie wohl eher nicht finden.

Veröffentlicht am 10.05.2022

Solider Fall, aber Kluftinger hat es mal wieder in sich...

Affenhitze (Kluftinger-Krimis 12)
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Eine Sensation wurde im Allgäu entdeckt. Der erste aufrechtgehende Menschenaffe stammt wohl aus der Gegend und Paläontologen sind fleißig am Arbeiten. Nun soll das gefundene Artefakt "Udo" präsentiert ...

Eine Sensation wurde im Allgäu entdeckt. Der erste aufrechtgehende Menschenaffe stammt wohl aus der Gegend und Paläontologen sind fleißig am Arbeiten. Nun soll das gefundene Artefakt "Udo" präsentiert werden, selbst der MP ist anwesend. Kluftinger rechnet mit nichts Bösem, doch dann wird eine echte, frische Leiche gefunden. Der MP zieht schnell von dannen, während Kluftinger und sein Team die Ermittlungen aufnehmen. Und es gibt zahlreiche Verdächtige, denn das Opfer ist der Entdecker von Affe Udo, der sich schon einige Feinde gemacht hat, beispielsweise sind sich die Wissenschaftler untereinander nicht grün. Zudem gibt noch zahlreiche andere "Interessen", die durch die Arbeit der Paläontologen beeinträchtigt werden. Erschwert wird es zudem durch eine extreme Hitzewelle.

Ich bin irgendwann mittendrin in die Reihe eingestiegen und habe wirklich Gefallen an Klufti und Co gefunden – nur irgendwie hat es mich hier nicht so mitgerissen. Das Gezeter hat mich einfach nicht mehr so zum Schmunzeln gebracht und auch der Fall als solcher war an sich gut, aber eben auch nicht mehr. Aber zurück zum Persönlichen: der Zwist zwischen Klufti und seinem Hausarzt Langhammer ist einfach nicht mehr unterhaltsam. Und das Klufti jetzt so ganz langsam nicht mehr ganz hinter dem Mond lebt und Facebook für sich entdeckt ist neu, aber nicht unbedingt sehr überzeugend, gerade für einen Interims-Polizeipräsidenten ist sein Auftreten wohl nichts, was unbemerkt bzw. unkommentiert bleiben würde. Aber nun gut, seine trottelige Art wird ja auch hingenommen...Und auch wenn das bisschen negativ klingt, so hatte ich schon den einen oder anderen Schmunzler, manchmal musste ich auch wirklich lachen. Dennoch - irgendwie wirkt es ein bisschen arg ausgelutscht. Gefallen hingegen hat mir wieder das Lokalkolorit.

Nun zum Fall. Der hatte echt Potenzial, welches auch weitgehend genutzt wurde. Lange tappte ich im Dunklen und ich war wirklich sehr neugierig, was nun wirklich hinter allem stecken könnte. War es etwas Fachliches? Ging es um wirtschaftliche Gründe oder sonst was? Natürlich werde ich nichts verraten, aber ich fand es letztlich gut aufgelöst, wenn auch Klufti mehr oder weniger über die Lösung stolperte - aber so kennt man ihn ja.

Man kann hier problemlos in die Reihe einsteigen und einfach einmal austesten, wie man mit Klufti zurechtkommt.

Veröffentlicht am 01.05.2022

Unrealistisches Ende, viele blasse Charaktere

Das verschlossene Zimmer
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Maries Mutter verließ sie, als sie ein kleines Kind war. Seitdem lebt Marie mit ihrem Vater, einem angesehenen und kompetenten Arzt allein in Krakau. Es ist das Jahr 1939, eine schwierige Zeit, auch in ...

Maries Mutter verließ sie, als sie ein kleines Kind war. Seitdem lebt Marie mit ihrem Vater, einem angesehenen und kompetenten Arzt allein in Krakau. Es ist das Jahr 1939, eine schwierige Zeit, auch in Polen und genau hier beginnt die mittlerweile zum Teenager gereifte Marie nach ihrer Mutter zu suchen. Im verschlossenen Zimmer ihres Vaters. Sie findet auch etwas, Erinnerungen setzen ein, doch richtig greifbar ist nichts. Ihr Vater bleibt verschlossen wie eh und je.

Ein Kind, dass seine Mutter sucht. Das funktioniert eigentlich immer für mich, ob in der Gegenwart oder in anderen Zeiten. 1939 bietet dabei natürlich ein besonderes Setting und schnell war klar, dass ich das Buch lesen möchte. Marie erschien mir als nettes Mädchen, mein Mitgefühl war schnell geweckt und auch das Interesse, was wohl wirklich mit der Mutter geschehen ist.

Der Plot hatte Potential und über eine ganze Weile fand ich das Buch auch wirklich in Ordnung bis gut. Der Schreibstil war okay, wenn auch nicht berauschend, immerhin zwei/drei Charaktere haben mich gefesselt und ich fand es gut gemacht, wie in Polen der Antisemitismus und vor allem die Angst vor einem weiteren Krieg dargestellt wurde. Es kommt jedoch ein Aber – okay, es sind mehrere „Aber“! Das Ende fand ich sowas von enttäuschend und schlecht gemacht. Zwischendurch dachte ich „wäre ja ein Ding, wenn die Mutter…“ (um nicht zu Spoilern dazu nicht mehr) und dann vergaß ich diesen „abwegigen“ Gedanken, weil viel zu abstrus für meinen Geschmack. Und dann kam es exakt so und nicht anders. Eine herbe Enttäuschung, die mir das gesamte Buch ein wenig madig gemacht hat, dabei gefiel es mir in weiten Teilen gut. Ein weiteres „Aber“ sind die teils sehr blassen und einseitig dargestellten Charaktere, und zwischendurch gab es mal da, mal dort einen Durchhänger (meist als es um fast schon mittelalterliche Ansichten ging), aber in Summe hatte das Buch schon Potenzial. Ich dachte lange, dass da noch eine gute Geschichte kommen wird, doch als sich dieses für mich unglaubwürdige Ende immer deutlicher abzeichnete, war quasi der Ofen ganz aus.

Das Buch hatte Potenzial und Möglichkeiten, leider wurden sie fast alle verschenkt durch unglaubwürdige Wendungen. Da ich zwischendurch aber doch immer mal wieder Gefallen an Teilen der Geschichte fand gibt es immerhin noch zwei Sterne.