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Veröffentlicht am 30.11.2020

Klufti goes „Cold-Case“ – für alle Fans ein absolutes “must read”!

Funkenmord (Kluftinger-Krimis 11)
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“Wieder verlangte jemand ein Versprechen von ihm, in diesem komplizierten Fall. Er hatte es bereits dem sterbenden Harald Mendler gegeben – nun gab er es ihrer Mutter.”

Meine Meinung:
Der mittlerweile ...

“Wieder verlangte jemand ein Versprechen von ihm, in diesem komplizierten Fall. Er hatte es bereits dem sterbenden Harald Mendler gegeben – nun gab er es ihrer Mutter.”

Meine Meinung:
Der mittlerweile 11. Fall für Adalbert Ignatius Kluftinger knüpft unmittelbar an die Vorkommnisse des Vorgängerbandes („Kluftinger“ / 2018) an, den man m.E. zuvor gelesen haben sollte. Nach den dramatischen Ereignissen ist Klufti der festen Überzeugung, am Beginn seiner Karriere im Fall Karin Kruse 1985 einen fatalen Fehler begangen und mit Harald Mendler den falschen Täter hinter Gitter gebracht zu haben. Obwohl ihn sowohl seine Kollegen als auch die eigene Familie für etwas „deppert“ erklären, rollt Klufti diesen Cold Case vollkommen neu auf und entdeckt dabei erstaunliche Hinweise…

Wie gewohnt lebt auch dieses Buch wieder von seinem schrulligen Kult-Kommissar und den schrägen Charakteren, die ihn umgeben. Nachdem der Tod von Eugen Strobel im Vorgängerband ein großes Loch hinterlassen hat, spendieren die Autoren dem Klufti-Team gleich einen Neuzugang, die quirlige und pfiffige Luzia „Lucy” Beer, die die etwas angestaubte „Altherrentruppe“ ordentlich aufmischt und frischen Schwund in alte Ermittlungen bringt. Eine absolute Bereicherung, die Klüpfel / Kobr wunderbar gelungen ist!

Der eigentliche Fall plätschert über die ersten beiden Drittel eher so vor sich hin und bildet die Rahmenhandlung für allerlei Alltagskomik. So sucht Klufti z.B. für Dr. Langhammer einen neuen Hund im Tierheim aus (die grottenhässliche, auf einem Auge erblindete Promenadenmischung „Mao“ alias „Hindemith“), erlebt ein wahres Waschmaschinen-Desaster (und findet so übergangsweise zu einem ganz neuen Klamottenstil), wird auf dem Verkaufs-Abend zum Thermomixen bekehrt (natürlich mit bösem Erwachen am Ende) oder begibt sich in die Fänge der Deutschen Bahn und taucht gar ins heutige Schuluniversum ein („Mei, besser, sich mit der Polizei unterhalten als in der 7b Mathe unterrichten“). Das alles ist mal wieder Situationskomik vom Feinsten und Klufti ist dabei einfach immer wieder so herrlich weltfremd („„Der Typ sieht ein bisschen aus wie Hagrid, oder?“, flüsterte Maier Kluftinger zu, der keine Ahnung hatte, was er damit meinte.“). Besonders gut gefallen hat mir dabei Kluftis WhatsApp-Debut als „Analog Native“ und das „Kässpatzen-Triple“, das ihn in echte Nöte bringt.

Im letzten Drittel wird der „Cold Case“ dann tatsächlich noch zum „Warm Case“ - und dass auch noch mit einer Faustdicken Überraschung für Klufti! So ergibt sich doch noch ein echter Krimi, der uns Leser*innen ein wahrlich tragisches Finale beschert.

Ich habe mit diesem Buch mal wieder extrem viel Spaß und sehr unterhaltsame Lesestunden gehabt Vielen Dank, Volker Klüpfel und Michael Kobr!

FAZIT:
Erneut ein extrem humorvoller Fall für Adalbert Ignatius Kluftinger, der mich bestens unterhalten hat!

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Veröffentlicht am 17.11.2020

Vom Schwarzen Blitz und Weißen Witz - ein skurriler, aber doch ernst zu nehmender Krimi mit viel Mundart

Die Djurkovic und ihr Metzger
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„Es nützt eben die beste Technik nichts, wenn sie den Menschen nur noch dümmer werden lässt, unaufmerksamer für sein Umfeld, blinder.“ (S. 199)

Meine Meinung:
„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist bereits ...

„Es nützt eben die beste Technik nichts, wenn sie den Menschen nur noch dümmer werden lässt, unaufmerksamer für sein Umfeld, blinder.“ (S. 199)

Meine Meinung:
„Die Djurkovic und ihr Metzger“ ist bereits der achte (!) Band des österreichischen Bestsellerautors und Preisträgers Thomas Raab um seinen ungewöhnlichen Protagonisten, den Restaurator Willibald Adrian Metzger. Ich kannte die Reihe zuvor noch gar nicht und bin somit als kompletter „Metzger-Novize“ in diese Story abgetaucht. Der Beginn war für mich daher recht gewöhnungsbedürftig. Alles wirkt sehr schräg und skurril – sowohl die Story, als auch die Charaktere und der Schreibstil, im knarzigen, aufeinander abgestimmten Dreiklang. So musste ich mich an die wirklich außergewöhnlichen Figuren erstmal gewöhnen und die eigentliche Storyline unter den verschiedenen Schichten der Ereignisse freilegen. Ein früher Mord, an dem uns der Autor als Leser*innen teilhaben lässt, hat mir aber die Sicherheit beschert, dass es sich hier tatsächlich um einen waschechten Krimi handelt. Denn ansonsten liest sich das Buch anfänglich eher wie eine skurrile und auf ihre ganz eigene Art unterhaltsame Provinz-Posse.

Bis ehrliche Krimi-Spannung aufkommt, dauert es also eine ganze Weile. Dafür brillieren hier die Charaktere umso mehr: schräg, schräger, die Metzger-Meute. Viel Mundart („Bist du deppat, die Oide hot Eier. I hätt mi wohrscheinlich hamlich vertschüsst.“ - S. 105), zünftige Flucherei („Großer Fehler, ihr Bettbrunzer, ihr elendigen!“ - S. 104) und coole Sprüche („Is nix Vollbart, sondern peinlich gestutztes Dokument von größter Eitelkeit.“ - S. 23) sorgen hier für allerlei österreichischen Lokalkolorit und ganz viele Schmunzler beim Lesen. Zwischen den ganzen humorvoll-schrägen Sätzen findet sich von Zeit zu Zeit aber auch wahrlich Tiefgründiges: „Vielleicht entsteht Heimat nur dort, wo Menschen einander noch zuwinken, willkommen heißen.“ (S. 55). Respekt, Herr Raab!

Im letzten Drittel nehmen Spannung, Tempo und Action dann tatsächlich doch noch ordentlich zu und Thomas Raab beschert und durchaus einige Überraschungsmomente, erstaunliche Wendungen und ein waschechtes, atemraubendes Krimi-Finale.

Zu der außergewöhnlichen Story und den bunten Charakteren passt Raabs ebenso ungewöhnlicher wie abwechslungsreicher Schreibstil perfekt. Manchmal bedient er sich einer schon fast stakkatoartigen Abfolge kürzester Sätze, dann wieder präsentiert er uns Schachtelsätze, bei denen man am Ende fast schon deren Anfang wieder vergessen hat. Neben dem üblichen Fließtext finden sich hier stilistisch auch mysteriöse, eher dilettantisch erscheinende Funk-Protokolle (zwischen Adler, Taube, Habicht & Co – zur Observation von „Dachs“ und „Füchsin“), schnörkellose Bindestrich-Konservationen und sogar Passagen im Theater-Inszenierungs-Stil und drehbuchartig geschilderten Szenen. So macht das Lesen wirklich Spaß!

Ich bin mir sicher, dass dieses Buch für Fans und Kenner der Reihe eine wahre Offenbarung ist!

FAZIT:
Wer auf außergewöhnliche Krimis mit kantigen Charakteren und einem guten Schuss Humor steht, ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Ein fesselnder, aber ungewöhnlicher Thriller, der insbesondere von seinen kantigen Charakteren lebt

Wolfssommer
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Meine Meinung:
Haparanda, ein kleines verschlafenes Städtchen mit nicht mal 10.000 Einwohnern, direkt an der schwedisch-finnischen Grenze. Als ein verendeter Wolf aufgefunden wird, in dessen Magen sich ...

Meine Meinung:
Haparanda, ein kleines verschlafenes Städtchen mit nicht mal 10.000 Einwohnern, direkt an der schwedisch-finnischen Grenze. Als ein verendeter Wolf aufgefunden wird, in dessen Magen sich Menschenfleisch findet, ist die lokale Polizei sofort in Aufruhr. Schnell wird klar, dass hier ein Drogendeal aus dem Ruder gelaufen sein muss und dass die Zahl der Leichen auf ein Großstadt-Niveau hochgeschnellt ist…

Autor Hans Rosenfeldt gehört zu den angesehensten Drehbuchautoren Schwedens und ist der Schöpfer der bislang erfolgreichsten skandinavischen Serie „Die Brücke“. Nach seiner mit Michael Hjorth entwickelten „Sebastian Bergmann“-Romanreihe legt er mit „Wolfssommer“ nun den Beginn einer neuen Thrillerreihe vor.

Der Start ist ein klassischer, packender Thrillerauftakt mit jeder Menge Blut und gleich mehreren Leichen, so dass man nach den ersten Seiten bereits richtig angefixt ist. Zu Beginn hatte ich noch meine Probleme, die ganzen Namen und Handlungsstränge auseinanderzuhalten und einzuordnen, doch bald war ich dann „mitten drin“ in dieser außergewöhnlichen Story. Haparanda ist ein kleiner Mikrokosmos für sich, den Rosenfeldt mit jeder Menge teils kantiger, teils schräger Charaktere belebt hat. Die Protagonistin Hannah Wester, 54, hebt sich erfreulich ab aus der inzwischen großen Masse skandinavischer Ermittler. Sie wirkt wie aus dem realen Leben gegriffen, wird von den Wechseljahren geplagt, hat eine recht zerrüttete Ehe, ein Verhältnis zu ihrem deutlich jüngeren Chef und musste schon mehr als einen schrecklichen Schicksalsschlag hinnehmen. Hannah ist eine Protagonistin, die mir über die gesamte Story hinweg nicht wirklich voll und ganz sympathisch geworden ist, aber eines ist sich mit Sicherheit: authentisch und glaubwürdig! Überhaupt muss ich sagen, dass mir kein einziger Charakter dieser Story wirklich richtig sympathisch geworden ist. Dennoch hat mich das – anders als bei anderen Büchern - diesmal nicht so sehr gestört. Denn auch wenn hier ein Sympathieträger fehlt, so wimmelt es doch von sehr faszinierenden Charakteren, sei es der Ex-Knacki Dennis (alias „UW“), der sich rührend um sein behindertes Kind kümmert, oder auch die abgebrühte Katja, die im Verlauf der Story für mehr als eine faustdicke Überraschung gut ist…

Obgleich in diesem Thriller relativ schnell feststeht, wer was getan hat, und es somit keine wirklichen „who dun it“-Ansätze gibt, weiß der Plot doch absolut zu fesseln, denn es scheint so, als hätte hier nahezu Jede und Jeder ein dunkles Geheimnis – oder auch gleich mehrere. Gleichzeitig merkt man schon sehr früh, dass die Storyline langsam, aber unaufhaltsam auf eine große Katastrophe hinführt – und so zittert man sich bis zum Finale, das dann doch einige Schockmomente bereithält. Eine wirklich fesselnde Story, die ihren ganz eigenen Sog und Charakter entwickelt.

Darüber hinaus hat Hans Rosenfeldt sehr geschickt einen bunten Strauß dunkler Andeutungen in seine Geschichte hineingeflochten, was zukünftig noch alles in Haparanda passieren wird („erst drei Jahre später wird sie es herausfinden“). Das beschert ordentlich Neugier und macht Lust auf weitere Bücher mit Hannah Wester!

Zur Hörbuchproduktion:
Die Hörbuchproduktion ist – wie vom Audioverlag gewohnt – absolut professionell. Die Einteilung in kurze Tracks kommt meinem Hörverhalten entgegen und die MP3-Qualität ist einwandfrei. Besonders loben möchte ich an dieser Stelle auch die Sprecherin. Vera Teltz liest in einem angenehmen Tempo und mit stets passender Betonung. Besonders gut gelingt es ihr dabei, die Gemütslage der Charaktere zu transportieren, Stimmungen und Stimmungsschwankungen hörbar zu machen. Last but not least hat sie eine Stimme, der man einfach nur zuhören mag – für mich die perfekte Besetzung für dieses Hörbuch!

FAZIT:
Ein fesselnder Plot voller Geheimnisse und ein vielversprechender Auftakt für eine außergewöhnliche Thriller-Reihe.

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Veröffentlicht am 03.11.2020

Ein wunderbarer Führer durch 100 ganz besondere Werke der Weltliteratur

Wonderlands
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„Viele der erdachten Wunderwelten in der Literatur sind warme, gemütliche Orte, an die sich der Leser aus der kalten Realität seiner Alltagsexistenz flüchten kann.“ (S. 143)

Meine Meinung:
In diesem wunderbaren ...

„Viele der erdachten Wunderwelten in der Literatur sind warme, gemütliche Orte, an die sich der Leser aus der kalten Realität seiner Alltagsexistenz flüchten kann.“ (S. 143)

Meine Meinung:
In diesem wunderbaren Band hat Laura Miller 100 kurze Essays zu bedeutenden Werken der Weltliteratur gesammelt und veröffentlicht. Die Buchrückseite verspricht „Das ultimative Vergnügen für jeden Bücherwurm“ - und dieses Versprechen wird voll und ganz gehalten! Allein schon der Blick in das Inhaltsverzeichnis hat mich träumen lassen. Hier finden sich so viele meiner Lieblingsschriftsteller und Lieblingswerke, von der weitentfernten Vergangenheit (Homers „Odyssee“ und Malorys „König Arthus“), über moderne Klassiker (Stevensons „Die Schatzinsel“ und Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“) bis hin zu Meisterwerken der modernen Literatur (Terry Pratchetts „Scheibenwelt-Reihe“ oder auch Cornelia Funkes „Tintenherz“). Alle in diesem Buch beschriebenen Werke spielen in Ländern, die rein der Fantasie entspringen. Die hier vorgestellten und portraitierten Werke sind dabei in chronologisch aufsteigender Reihenfolge, vom „Gilgamesch-Epos“ (um 1750 v. Chr.) bis zu Salman Rushdies „Zwei Jahre,…“ (2015), in die fünf großen Blöcke „Alte Mythen & Legenden“, „Wissenschaft & Romantik“, „Das goldene Zeitalter der Fantasy“, „Neue Weltordnung“ und „Computerzeitalter“ klassifiziert und erstrecken sich damit durch alle Jahrhunderte und über viele Kulturen hinweg.

Bereits in der Einleitung der Herausgeberin Laura Miller merkt man jedem Satz an, wie sehr ihr Herz für die Welt der Literatur schlägt, und teilweise erkenne ich mich hier auch selbst wieder. Die Essays, die von über 40 Autorinnen und Autoren stammen, sind jeweils zwischen zwei und sechs Seiten lang. Sie umfassen kurze, sehr treffende Inhaltsbeschreibungen nebst Analysen dazu sowie Fotos / Bilder der Autor*innen. Teils finden sich passende historische Fotos oder auch Abdrücke von Original-Illustrationen (z.B. die zauberhaften „Herbstelfen“ aus „Peter Pan“ – S. 126 / 127), die man so sonst wohl kaum zu sehen bekommt. Dazu oft noch Anekdoten oder interessante Randinformationen, z.B. dass Terry Pratchett nachgesagt wurde, Autor der am häufigsten geklauten Bücher in GB zu sein, oder dass es durchaus vorkam, dass zu Buch-Signierstunden von George R. R. Martin niemand erschienen ist (das wird wohl nie wieder passieren…). Die vielen Bilder und Illustrationen, teils doppelseitig und immer in anspruchsvoller Qualität, lassen dieses Buch sogar wie einen Kunstband wirken. So gibt es hier neben Werken „Alter Meister“, wie z.B. Rembrandt („Die Entführung von Europa“), auch Abbildungen alter Originalhandschriften oder besondere „Leckerbissen“ wie etwa Pauline Baynes´ Karte von Narnia (1972) oder auch ein Foto von der ersten vollständigen Aufführung von Richard Wagners „Ring der Nibelungen“ aus dem Jahr 1876.

Mit diesem wirklich außergewöhnlichen Buch lassen sich alte literarische Liebschaften wieder auffrischen und zuvor persönlich unbekannte Buchschätze der Weltliteratur neu entdecken, wie z.B. Jorge Luis Borges´ Kurzgeschichte „Tlön, Uqbar, Orbis Tertius“ oder auch Mervyn Peakes „Gormenghast“.

FAZIT:
Eine liebevolle, fundierte und unterhaltsame Vorstellung der Schätze der Weltliteratur - Ich bin restlos begeistert von diesem wunderbaren Buch!

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Veröffentlicht am 30.10.2020

99 intelligente Fragen mit unterhaltsamen, teils überraschenden und tiefgründigen Denkansätzen

99 harmlose Fragen für überraschende Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern
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„errare humanum est - sed in errare perseverare diabolicum”

Meine Meinung:
Ich glaube, wir können uns guten Gewissens als echte Fans von Ralph Caspers und „Wissen macht Ah!“ bezeichnen. Entsprechend neugierig ...

„errare humanum est - sed in errare perseverare diabolicum”

Meine Meinung:
Ich glaube, wir können uns guten Gewissens als echte Fans von Ralph Caspers und „Wissen macht Ah!“ bezeichnen. Entsprechend neugierig war ich auf seine „99 harmlosen Fragen“, auch wenn ich mir zuvor – ehrlich gesagt – noch nicht wirklich etwas darunter vorstellen konnte und ich mir nicht sicher war, was mich hier erwartet…

Auf diesem Hörbuch, das er selbst (ganz wunderbar und absolut unterhaltsam!) spricht, präsentiert er uns 99 ganz unterschiedliche Fragen, von der ersten („Wie würdest du dich vorstellen?“) bis zur 99. („Wenn du zu allen Menschen auf der Welt sprechen könntest…“). Mit dabei sind ganz bekannte und zunächst trivial klingende Fragen, wie etwa „Hund oder Katze“ (Nr. 6) oder „Ketchup? Mayo? Oder Senf?“ (Nr. 39), aber eben auch ganz viele Fragen, auf die ich selbst nicht so spontan kommen würde, wie etwa „Wie lang dauert „jetzt““? (Nr. 12) oder auch „Welchen Geruch verbindest du mit deiner Schule?“ (Nr. 47).

Zu allen Fragen liefert Ralph Caspers gleich – oft erstaunliche – Fakten und interessante und vielfach überraschende Denkansätze. So habe ich durch dieses Hörbuch wirklich Einiges dazulernen können, etwa über die neuesten Erkenntnisse der Gedächtnisforschung oder auch die (für mich) verblüffende Tatsache, dass die letzte ägyptische Pharaonin Kleopatra (bis 30 v. Chr.) tatsächlich uns zeitlich näher war, als dem Bau der Pyramiden von Gizeh (bis ca. 2.500 v. Chr.)!

Alle 99 Fragen sind, so profan sie auf den ersten Blick auch erscheinen mögen, immer intelligent gewählt und gestellt und bieten viel Potenzial zum Reflektieren und Diskutieren, wie es Ralph Caspers in seiner Einleitung ja selbst versprochen hat. Das hat mir bislang richtig gut gefallen! Bei vielen Fragen wird Caspers regelrecht philosophisch und man könnte dann problemlos einen ganzen Abend darüber diskutieren. Zu den meisten – nein, eigentlich allen – Fragen könnte man noch viel tiefer ins Detail gehen, aber es geht hier ja halt darum, dass Denkanstöße und Diskussionsstoff gegeben werden sollen. Und das gelingt äußerst gut! So ist die Länge der einzelnen Tracks mit jeweils ca. 2 Minuten überraschend kurz, auch wenn man manchmal das Gefühl hat, viel mehr erfahren zu haben, als man in dieser kurzen Zeit eigentlich unterbringen könnte…

Auch wenn Ralph Caspers diese 99 Fragen für „Unterhaltungen zwischen Eltern und Kindern“ zusammengestellt hat, kann man die meisten davon doch ganz hervorragend für jeglichen Anlass nehmen, um mit Anderen ins Gespräch zu kommen. Zum Beispiel für Partys, auf denen man niemand kennt.

FAZIT:
Ein verbales „Schweizer Taschenmesser“, um tiefgründige und überraschende Unterhaltungen zu beginnen.

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