Blutiges Wichtelgeschenk
Der KuratorNachdem mir "Der Gourmet" nach "Der Zögling" wirklich sehr gut gefallen hat, ist "Der Kurator" nun für meinen Geschmack wieder etwas schwächer.
Doch der Beginn ist absolut gelungen und man ist dadurch ...
Nachdem mir "Der Gourmet" nach "Der Zögling" wirklich sehr gut gefallen hat, ist "Der Kurator" nun für meinen Geschmack wieder etwas schwächer.
Doch der Beginn ist absolut gelungen und man ist dadurch sofort mitten im Geschehen. Es ist kurz vor Weihnachten. Bei einer Firmenweihnachtsfeier werden die Pakete des firmeninternen Wichtelspiels geöffnet. Dabei kommt es zu einer bösen Überraschung, denn in einem der Pakete ist nicht der erwartete Ring, sondern zwei abgeschnittene Finger und die kryptische Nachricht #BSC6.
Kurze Zeit später werden weitere abgetrennte Finger gefunden, doch nur eine dazugehörige Leiche. Washington Poe und Analytikerin Tilly Bradshaw werden vom SCAS Team unter Stephanie Flynn hinzugezogen. Doch auch die beiden sehen kein Muster in den Fällen und keine Übereinstimmungen bei den Opfern. Bis Washington Poe endlich eine kleine Spur findet, die zum mutmaßlichen Täter führen könnte....
Poe und Tilly sind mittlerweile ein sich perfekt ergänzendes Team. Sie vertrauen aufeinander und die Dynamik zwischen den beiden ist allgegenwärtig. Poe und Bradshaw sind sehr eigenwillige Charaktere. Sie sind das große Plus an dieser Reihe. Zwei Einzelgänger, die mit hohen analytischen Verstand arbeiten.
Die Sprache ist etwas rau. Die Dialoge sind aber auch oft witzig und der schwarze englische Humor liegt mir sehr. Tillys kaum soziale Kompetenz schmerzt manchmal beim Lesen, doch ihre Ehrlichkeit wirkt auch oftmals sehr erfrischend.
Die Handlung des Krimis ist sehr komplex und teilweise verstörend. M.W. Craven schreibt sehr detailgetreu und manchmal ausschweifend. Die Handlung wird hauptsächlich aus der Sicht von Washington Poe erzählt, lässt aber auch Einblicke aus der Perspektive der Opfer zu.
Die Landschaftsbeschreibungen von Cumbria, ein sehr karger und rauer Landstrich in Großbritannien, wird sehr bildhaft beschrieben. Die düstere Atmosphäre ist allgegenwärtig. Besonders bei der Überfahrt auf eine fast unbewohnte Insel war mir durchgehend kalt. Die raue See und der Wind...ich hatte alles klar vor meinen Augen.
Der Autor ist aber auch ein Meister im legen falscher Fährten. Am Ende überrascht er noch zusätzlich mit einem Twist, der mich sehr verblüfft zurückgelassen hat. Noch bin ich immer noch am Überlegen, ob er nicht etwas weit her geholt wirkt....
M.W. Craven spricht in diesem Band der Reihe ein sehr aktuelles Thema an, welches bisher an mir vorbei gegangen ist. Im Nachwort geht der Autor noch etwas mehr darauf ein und hat ein etwas flaues Gefühl bei mir hinterlassen.
"Der Kurator" kann auch unabhängig zu den anderen Bänden der Reihe gelesen werden. Ich habe mir aber trotzdem den fünften Band "Der Botaniker", der als erstes Buch der Reihe auf Deutsch veröffentlicht wurde (warum Droemer Knaur ?) aufgehoben und werde ihn definitiv erst nach Band vier lesen, der bereits im Februar erscheinen wird.
Fazit:
Ein spannender dritter Teil mit einem völlig verrückten Fall, der mich sehr gut unterhalten hat und etwas Gänsehautfeeling verbreitet. Ich werde die Reihe sicherlich weiter fortsetzen und freue mich schon auf den kommenden vierten Teil.