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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2025

Blutiges Wichtelgeschenk

Der Kurator
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Nachdem mir "Der Gourmet" nach "Der Zögling" wirklich sehr gut gefallen hat, ist "Der Kurator" nun für meinen Geschmack wieder etwas schwächer.

Doch der Beginn ist absolut gelungen und man ist dadurch ...

Nachdem mir "Der Gourmet" nach "Der Zögling" wirklich sehr gut gefallen hat, ist "Der Kurator" nun für meinen Geschmack wieder etwas schwächer.

Doch der Beginn ist absolut gelungen und man ist dadurch sofort mitten im Geschehen. Es ist kurz vor Weihnachten. Bei einer Firmenweihnachtsfeier werden die Pakete des firmeninternen Wichtelspiels geöffnet. Dabei kommt es zu einer bösen Überraschung, denn in einem der Pakete ist nicht der erwartete Ring, sondern zwei abgeschnittene Finger und die kryptische Nachricht #BSC6.
Kurze Zeit später werden weitere abgetrennte Finger gefunden, doch nur eine dazugehörige Leiche. Washington Poe und Analytikerin Tilly Bradshaw werden vom SCAS Team unter Stephanie Flynn hinzugezogen. Doch auch die beiden sehen kein Muster in den Fällen und keine Übereinstimmungen bei den Opfern. Bis Washington Poe endlich eine kleine Spur findet, die zum mutmaßlichen Täter führen könnte....

Poe und Tilly sind mittlerweile ein sich perfekt ergänzendes Team. Sie vertrauen aufeinander und die Dynamik zwischen den beiden ist allgegenwärtig. Poe und Bradshaw sind sehr eigenwillige Charaktere. Sie sind das große Plus an dieser Reihe. Zwei Einzelgänger, die mit hohen analytischen Verstand arbeiten.

Die Sprache ist etwas rau. Die Dialoge sind aber auch oft witzig und der schwarze englische Humor liegt mir sehr. Tillys kaum soziale Kompetenz schmerzt manchmal beim Lesen, doch ihre Ehrlichkeit wirkt auch oftmals sehr erfrischend.
Die Handlung des Krimis ist sehr komplex und teilweise verstörend. M.W. Craven schreibt sehr detailgetreu und manchmal ausschweifend. Die Handlung wird hauptsächlich aus der Sicht von Washington Poe erzählt, lässt aber auch Einblicke aus der Perspektive der Opfer zu.

Die Landschaftsbeschreibungen von Cumbria, ein sehr karger und rauer Landstrich in Großbritannien, wird sehr bildhaft beschrieben. Die düstere Atmosphäre ist allgegenwärtig. Besonders bei der Überfahrt auf eine fast unbewohnte Insel war mir durchgehend kalt. Die raue See und der Wind...ich hatte alles klar vor meinen Augen.
Der Autor ist aber auch ein Meister im legen falscher Fährten. Am Ende überrascht er noch zusätzlich mit einem Twist, der mich sehr verblüfft zurückgelassen hat. Noch bin ich immer noch am Überlegen, ob er nicht etwas weit her geholt wirkt....

M.W. Craven spricht in diesem Band der Reihe ein sehr aktuelles Thema an, welches bisher an mir vorbei gegangen ist. Im Nachwort geht der Autor noch etwas mehr darauf ein und hat ein etwas flaues Gefühl bei mir hinterlassen.
"Der Kurator" kann auch unabhängig zu den anderen Bänden der Reihe gelesen werden. Ich habe mir aber trotzdem den fünften Band "Der Botaniker", der als erstes Buch der Reihe auf Deutsch veröffentlicht wurde (warum Droemer Knaur ?) aufgehoben und werde ihn definitiv erst nach Band vier lesen, der bereits im Februar erscheinen wird.


Fazit:
Ein spannender dritter Teil mit einem völlig verrückten Fall, der mich sehr gut unterhalten hat und etwas Gänsehautfeeling verbreitet. Ich werde die Reihe sicherlich weiter fortsetzen und freue mich schon auf den kommenden vierten Teil.

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Veröffentlicht am 06.12.2025

Kommt nicht an Happy Place heran

Safe Space
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Was war ich gespannt auf den neuen Thriller von Sarah Bestgen, nachdem mich ihr Debüt "Happy Place" absolut umgehauen hat!
Ganz besonders habe ich mich gefreut, dass ich wieder bei der Lesejury bei der ...

Was war ich gespannt auf den neuen Thriller von Sarah Bestgen, nachdem mich ihr Debüt "Happy Place" absolut umgehauen hat!
Ganz besonders habe ich mich gefreut, dass ich wieder bei der Lesejury bei der Leserunde mitlesen durfte. Das macht es umso interessanter, denn alle von uns haben wieder mitgerätselt und Ideen eingebracht.

Anna ist forensische Psychologin und tritt nach einem ausgezeichneten Studium ihre erste Stelle im Hochsicherheitsgefängnis Weyer an. Hier werden die ganz schweren Fälle behandelt, doch Anna hat sich mit Absicht für die Stelle in der JVA Weyer beworben. Sie möchte wissen, was mit ihrer Schwester Sina passiert ist, die vor sechs Jahren spurlos verschwand. In ihrer Wohnung wurde damals nur eine Menge Blut gefunden, welches auf ein Gewaltverbrechen zurückzuführen scheint. Gemeinsam mit Sina ist auch deren Freund Samu unauffindbar und dessen Freund Sonny, der jedoch zur Tatzeit angeblich in Haft ist. Die Polizei konnte trotz intensiver Ermittlungen den Fall nicht abschließen. Anna vermutet indessen den Täter oder einen Mitwisser in Weyer.

Die Einblicke in die psychologische Arbeit innerhalb eines Hochsicherheitsgefängnissen, in dem Serienmörder und Psychopaten einsitzen, ist spannend. Allerdings beginnt Anna Fehler zu machen und gerät zunehmend unter Druck. Sie kann immer öfter ihre professionelle Maske nicht mehr aufrecht erhalten. Mit ihrer Figur bin ich nicht ganz warm geworden und als forensische Psychologin handelte
sie oftmals zu unreflektiert. Anna gerät zunehmend unter Druck und macht Fehler. Das spielt jedoch jemand perfekt in den Plan, denn Anna ist längst selbst das Opfer in diesem Katz und Maus Spiel...

Neben dem Handlungsstrang in der Gegenwart, die wir aus Annas Sicht erleben, lesen wir noch aus Sinas Tagebuch und über Leon, dessen gewaltreiche und lieblose Kindheit wir begleiten. Dies ist oftmals harter Tobak!
Sarah Bestgen ist die charakterliche Darstellung ihrer Figuren wieder großartig gelungen. Jedoch habe ich mich bei einigen gefragt, welche genaue Rolle sie im Endeffekt eigentlich gespielt haben und wie manche Stränge zusammenpassen. Da gab es für mich einige Irritationen.

Wie schon in ihrem Thrillerdebüt versteht die Autorin es hervorragend falsche Fährten zu legen, mit Erwartungen zu spielen und die Leser zu verwirren. Auch in "Safe Space" gelingt ihr das ausgezeichnet.
Sarah Bestgen lässt in menschliche Abgründe blicken. Während des Lesens spürt man die unheilvolle Stimmung und die bedrückende Atmosphäre.

Trotzdem konnte mich "Safe Space" nicht so abholen, wie "Happy End". Ich empfand manche Handlungen überzogen oder unglaubwürdig. Es gab Wiederholungen und es fehlte mir in der Mitte etwas die Spannung. Nichts zu bemängeln gibt es bei den Kapitellängen und den Schreibstil der Autorin, den ich bereits kannte und sehr mag.
Was Sarah Bestgen wieder absolut beherrscht sind die überraschenden Wendungen und Plot Twists! Das Ende ist ein Knaller.

Fazit:
Für mich leider um einiges schwächer als "Happy End", aber vor allem die Charakterisierungen der Figuren und die intensive beklemmende Atmosphäre ist der Autorin wieder hervorragend gelungen. Wegen einiger Wiederholungen, kleinen Längen und überzogenen Handlungen gebe ich 3 1/2 Sterne und runde auf anderen Plattformen auf.

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Veröffentlicht am 03.12.2025

Cozy Hexenvibes

A Dark and Secret Magic
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Ich denke diesen Herbst ist dieses wunderschön gestaltete Buch an nur wenigen vorbei gegangen. Da ich Hexengeschichten liebe, ist es auch sehr schnell auf meinen Wunschzettel gelandet. Eine Geschichte ...

Ich denke diesen Herbst ist dieses wunderschön gestaltete Buch an nur wenigen vorbei gegangen. Da ich Hexengeschichten liebe, ist es auch sehr schnell auf meinen Wunschzettel gelandet. Eine Geschichte perfekt für Halloween und zu diesem Zeitpunkt habe ich es auch gelesen. Die Rezension folgt leider erst heute.

Eines kann ich auf jeden Fall sagen: Das Buch ist DIE perfekte Herbstlektüre und vermittelt cosy und herbstliche Vibes mit magischen Elementen. Ein kleines Hexenhäuschen am Rande eines Waldes und Merlin, ein schwarzer Kater...alles, was man sich wünschen kann.🐈‍⬛

Dort wohnt Hecate, genannt Kate, die für ihre Schwestern und den Hexenzirkel das anstehende Halloweenfest veranstalten soll. Sie ist eine Heckenhexe seit Geburt, was sie zur Ausnahme im Hexenzirkel macht. Heckenhexen sind Heilerinnen und Beschützerinnen.
Normaler Weise müssen sich die jungen Frauen an ihrem 31. Geburtstag für eine Hexenkategorie entscheiden. Dies hat jedoch bereits Kates Mutter bei ihrer Geburt übernommen.
Nun steht zu Samhain Kates 31. Geburtstag an und sie wird von großen Zweifeln eingeholt. Warum hat ihre Mutter diese Entscheidung schon vorab bei ihrer Geburt getroffen?
Als sie unerwarteten Besuch von Matthew, einem Magier aus dem Zirkel "Tor des Pazifiks" bekommt, wird ihr Leben durcheinandergewirbelt. Als Heckenhexe muss sie ihn aufnehmen, sonst verstößt sie gegen die Regeln. Matthew wirkt verschlossen und geheimnisvoll, lehrt Kate jedoch, dass sie einiges Hinterfragen sollte, bevor das Ritual an ihrem Geburtstag vollzogen wird. Als sie ein geheimnisvolles Grimoire ihrer Mutter findet, dessen Inhalt mit blutiger, verbotener Magie versiegelt ist, beginnt das Chaos. Was wollte ihre Mutter verbergen und warum verwehrt die oberste Hexe des Zirkels ihr die Antworten?

Wir lesen ausschließlich aus der Sicht von Kate. Sie ist eine sympathische Figur, wirkt jedoch manchmal etwas unreif für ihre dreißig Jahre. Ihre Zweifel und ihre Unsicherheit, wem sie trauen kann, macht sie verletzlich. Das macht sie zu einer nahbaren Protagonistin. Auch der Verlust ihrer Mutter und dessen verstörendes Geheimnis nagen an Kate.
Spannend fand ich auch ihre magischen Kochkünste. Ein paar Rezepte findet man am Ende des Buches.

Matthew als männlichen Gegenpart mochte ich ebenfalls. Ihn umgibt eine kühle Distanz und etwas Geheimnisvolles. Die wachsende Romanze zwischen den beiden ist fein gezeichnet, trat für mich aber mit der Zeit zu sehr und zu schnell in den Vordergrund. Außerdem konnte ich das gewisse Prickeln zwischen den beiden nicht komplett fühlen.
Insgesamt waren die Charaktere auch etwas flach. Obwohl ich mit Kate mitgefiebert habe, konnte ich mir alle Figuren nur schwer vorstellen.

Der Countdown bis zur Halloweennacht, der auch Kates Geburtstag ist, bilden einen tollen Rahmen. Das Magiesystem und die kreative Hexenarten, sowie die Bräuche des Zirkels fand ich spannend beschrieben. Gerne hätte ich noch mehr davon erfahren. An manchen Stellen wird die Geschichte emotional und mitreißend.
Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und es wird magisch und fantastisch. Wallis Kinney überrascht mit unerwarteten Wendungen und schockierenden Offenbarungen.


Fazit:
Ein perfektes Buch für die Herbstzeit, stimmungsvoll und mit liebevoller Alltagsmagie. Kein Highlight, aber die Atmosphäre ist perfekt eingefangen und verleiht der Geschichte etwas Heimeliges. Hexenkunst und das Böse, in Form des dunklen Königs, welcher im Hintergrund lauert, ergeben den Kontrast dazu.

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Veröffentlicht am 29.11.2025

Kein Feuer entfacht

Schwelbrand
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"Schwelbrand" ist der dritte Band um Ex-Polizistin Liv Hansen, die als Privatdetektivin in Kopenhagen arbeitet.
Als sie einen Anruf von einem möglichen Klienten erhält, der sich verfolgt fühlt, weiß sie ...

"Schwelbrand" ist der dritte Band um Ex-Polizistin Liv Hansen, die als Privatdetektivin in Kopenhagen arbeitet.
Als sie einen Anruf von einem möglichen Klienten erhält, der sich verfolgt fühlt, weiß sie noch nicht, wie dieser neue Auftrag ihr Leben verändern wird. Nachdem beim Anrufer auch noch eingebrochen wird, nimmt Liv den Auftrag an und installiert Sicherheitskameras in der Wohnung und im Garten. Doch noch während sie im Keller ihre Arbeit verrichtet, dringt jemand ins Haus und sperrt sie im Keller ein. Sie wird Zeugin, wie ihr Klient ermordet wird.
Natürlich lässt dieser Vorfall Liv keine Ruhe und sie fängt gemeinsam mit ihrem ehemaligen Boss bei der Polizei zu recherchieren an. Sie unterstützt ihn heimlich mit ihren Recherchen, denn Petter ist an Demenz erkrankt und möchte seine Krankheit so lange es geht verheimlichen.
Liv stößt bei ihren Recherchen auf einen Cold Case, bei dem ihr geliebter Großvater ermittelt hat. 1984 starb in der Freistadt Christiana ein junger Mann unter dubiosen Umständen. Der als drogenabhängig bekannte Mann war der Sohn des Generalstaatsanwaltes, was die Ermittlungen nicht wirklich erleichtert hat. Trotzdem fallen Liv immer wieder einige Ungereimtheiten auf. Als eine weitere Person aus dem damaligen Umkreis plötzlich verschwindet, die mit dem vor kurzem Ermordeten befreundet war, wird der Cold Case plötzlich immer brisanter....

Wie schon in den beiden Vorgänger der Reihe erzählt die Autorin wieder aus drei verschiedenen Perspektiven. Es sind die bereits altbekannten Charaktere von Hannah, die Liv ihre kleine Kellerwohnung vermietet hat, und Nima, der Nachbar mit der Autowerkstätte.
Abwechselnd erzählt Katrine Engberg vom Cold Case, den Liv bearbeitet, von Nima, der Probleme mit einem Drogenboss bekommt und von Hannah, bei der es eher wieder um private Erlebnisse geht.
Dazu kommen zwei Handlungsstränge, die in der Gegenwart und 1984 spielen.

Katrine Engberg hat die Örtlichkeiten sehr bildhaft beschrieben. Vor allem Christiana hatte ich gut vor Augen. Da ich erst im Mai in Kopenhagen war, sind mir auch einige Plätze bekannt vor gekommen. Die Freistadt Christiana, die für Hippies, Kiffer und Aussteiger bekannt ist, habe ich ebenfalls besucht. Ich war allerdings während des Tages dort und nicht bei den üblichen Veranstaltungen am Abend.

Die Handlung ist wieder sehr komplex. Mich hat es manchmal ziemlich gestört, dass sehr schnell zwischen den drei Protagonisten gewechselt wurde. Statt dadurch den Wunsch zu bekommen, schnell weiterzulesen, kam ich öfters aus dem Lesefluss. Die Geschichte empfand ich - trotz den komplexen Handlungssträngen - manchmal zu ausführlich.
Ich konnte das Buch auch jederzeit aus der Hand legen. Ich musste mich aber auch nicht zwingen weiterzulesen, sondern griff wieder gerne zum Kriminalroman. Trotzdem denke ich nicht, dass ich die Reihe - falls sie fortgesetzt wird - weiterverfolgen werde. Mich hat keiner der drei Bände so richtig überzeugen können.


Fazit:
Kann man lesen, muss man aber nicht.
Ich werde die Reihe nun mit diesem dritten Band abschließen und keine weiteren Krimis um Liv Jansen lesen.

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Veröffentlicht am 27.11.2025

Brauchtum und Familiengeheimnisse

Rauhnächte
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Der neue Spannungsroman von Ellen Sandberg aka Inge Löhnig hat mich trotz kleiner Kritikpunkte von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten.
Die Geschichte richtet sich nach dem Titel "Rauhnächte" ...

Der neue Spannungsroman von Ellen Sandberg aka Inge Löhnig hat mich trotz kleiner Kritikpunkte von der ersten bis zur letzten Seite sehr gut unterhalten.
Die Geschichte richtet sich nach dem Titel "Rauhnächte" und beschreibt genau diese Zeitspanne im Roman. Die Story beginnt am Heiligen Abend und endet mit den 6. Januar, dem Dreikönigstag.

Ich war sofort mitten im Geschehen, als Pia durch einen zufällig belauschten Streit erfährt, dass sie adoptiert worden ist. Für sie bricht eine Welt zusammen, obwohl sie sich schon immer nicht richtig zugehörig und wie ein Außenseiter in der Familie gefühlt hat. Um mehr über ihren unbekannten Vater zu erfahren, hofft sie im ehemaligen Heimatort ihrer früh verstorbenen Mutter Antworten zu finden. Doch in Wasserburg am Inn stößt sie gegen eine Mauer des Schweigens. Jeder weiß wer sie ist, doch ihr wird mit großem Misstrauen begegnet. Was wissen die Wasserburger, was Pia nicht weiß? Warum fühlt sie sich auch in ihrem ehemaligen Geburtstort ausgestoßen? Und was hat die Geschichte ihrer Vorfahrin, die als Hexe verbrannt wurde, mit ihrer Familie zu tun?

In einem zweiten Handlungsstrang erfahren wir mehr über Pias Mutter Sonja und ihrer Vergangenheit. Puzzlestück um Puzzlestück wird zusammengefügt, bis am Endes Pia erfährt, was wirklich damals geschehen ist.
Die durchgehend düstere Atmosphäre ist allgegenwärtig. Ellen Sandberg ist es hervorragend gelungen, die Nachforschungen zu Sonjas Tod mit der Mystik der Rauhnächte zu verweben. Brauchtum und alte Sagen lassen die Nächte, in denen das Tor zur Anderswelt offen steht, lebendig werden.
Die unterschwellige Spannung war zu jeder Zeit spürbar und hat mich das Buch kaum aus der Hand legen lassen.
Die Wechsel zwischen den beiden Handlungssträngen und Zeitebenen sind so gesetzt, dass man immer neugierig ist, wie es weitergehen könnte und sich vornimmt noch eine Seite und noch eine zu lesen...

Kommen wir nun zum Kritikpunkt:
Etwas ungewöhnlich war für mich die erst 22-jährige Protagonistin Pia, deren Alter man auch während des Lesens spüren konnte. Oftmals hatte man das Gefühl eine noch jüngere Protagonistin vor sich zu haben, die sehr unreif wirkt.
In den letzten Kapiteln wächst Pia dann plötzlich über sich hinaus. Diese Entwicklung ging mir einfach zu schnell. Man erkennt, dass die Autorin ihr ehemaliges Jugendbuch in einen Erwachsenenroman umgeschrieben hat, wobei die Figur der Pia für mich etwas gelitten hat. Gerade weil die Geschichte für Erwachsene neu erzählt wurde, hätte man Pias Charakter von Beginn an etwas mehr Entwicklung geben können.

Im Nachwort erzählt die Autorin noch, dass sie die Geschichte bereits vor zehn Jahren als Jugendroman geschrieben und veröffentlicht hat. "Rauhnächte" ist jedoch keine Überarbeitung, sondern eine vollständige Neuerzählung mit einem anderen Fokus.
Impulsgeber für Pias Geschichte war die Sage "Das Fuxerl"von Ilona Picha-Höbert, die die Autorin fasziniert hat und dessen Rechte der Penguin Verlag gekauft hat. Diese ist auch hinten im Buch abgedruckt.

Großes Lob an den Verlag für das tolle Cover! Der Fuchs (der hervorragend zur Geschichte passt) und die ästhetischen Farbtöne haben mich verzaubert! Ein absoluter Hingucker! (Und das in Zeiten von Farbschnitten)

Fazit:
Eine sehr spannende und stimmungsvolle Geschichte um ein düsteres Familiengeheimnis, welches besonders durch den atmosphärischen Teil rund um die Rauhnächte und die weibliche Ahnenlinie überzeugt.

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